Dow Jones Prognose Dow Jones: Die Bären sind zurück

News: Aktuelle Analyse des Dow Jones Index

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Dow Jones
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Den Bullen gehen die Argumente aus, die Bären gehen in die Offensive. Dass der Dow Jones am Mittwoch nach der US-Notenbanksitzung zunächst über 500 Punkte zulegte, am Ende aber fast nichts mehr blieb, ist nur eines von mehreren Warnsignalen. Es wird brenzlig.

Der April war ein höchst unerfreulicher Monat für den Dow Jones. Und dass er zum Monatsultimo am Dienstag kräftig Boden verlor und das bullische Lager dadurch mit dem Versuch scheiterte, den Flurschaden im letzten Moment zu begrenzen, tut ein Übriges dazu, dass so mancher Investor darüber nachdenken dürfte, ob die uralte Regel „sell in may and go away“ diesmal ein guter Rat sein könnte.

Dow Jones Index: Wochenchart vom 30.04.2024, Kurs 37.903,29 Punkte, Kürzel: INDU | Online Broker LYNX
Dow Jones Index: Wochenchart vom 30.04.2024, Kurs 37.903,29 Punkte, Kürzel: INDU | Quelle: TWS

Auffällig ist dabei, dass der Index bereits in der vergangenen Woche an der 20-Tage-Linie nach unten abgewiesen wurde, in dieser Woche passierte genau das erneut. Dieser kurzfristige gleitende Durchschnitt der letzten 20 Börsentage dient kurzfristigen Tradern oft als Leitstrahl. Sind sie bullisch, kaufen sie, wenn der Kurs auf die Linie zurücksetzt und die Linie zugleich steigt. Sind sie bärisch, wird an einer fallenden 20-Tage-Linie verkauft bzw. werden Short-Trades installiert oder aufgestockt. Das macht deutlich:

Hier geht es nicht nur um reine Gewinnmitnahmen, eine nicht unwesentliche Anzahl an Tradern agiert bereits aktiv auf der Short-Seite. Und dass der Versuch, die herben Abschläge des Dienstags mit dem Rückenwind der gestrigen US-Notenbank-Entscheidung aufzuholen, so humorlos abverkauft wurde, unterstreicht das zusätzlich. Jetzt steht das April-Verlaufstief bei 37.611 Punkten im Rampenlicht. Würde es unterboten, wäre das nächste Kursziel das alte Rekordhoch von Anfang 2022 bei knapp 37.000 Punkten, darunter ginge es dann um die momentan bei 36.404 Punkten verlaufende 200-Tage-Linie. Wie wahrscheinlich wäre das?

Den aktuellen Kurs und Chart des Dow Jones sowie Kursinformationen und alle Aktien des Index finden Sie hier.

Expertenmeinung: Sollte das April-Tief bei 37.611 Punkten auf Schlusskursbasis deutlicher unterboten werden, wäre ein zügiges, weiteres Abrutschen des Dow Jones auf jeden Fall ein deutlich wahrscheinlicheres Szenario als ein nachhaltiger Aufwärtsimpuls. Alleine, weil das bärische Lager aktuell so ziemlich alle Argumente auf seiner Seite hat.

Erst am Dienstag kamen aus dem US-Finanzministerium besorgte Töne in Bezug auf die ausufernde Staatsverschuldung, zugleich denkt man dort mittlerweile laut über neue Strafzölle gegen bestimmte Importe aus China nach … was bei Investoren Gedanken an einen Handelskrieg lostreten dürfte, den jetzt wirklich niemand gebrauchen kann.

Die bisher eingelaufenen Quartalsbilanzen boten mehr Enttäuschungen, als Optimisten erwartet haben dürften. Und bis Ende März dürfte die Zahl der Optimisten angesichts der bis dahin währenden Hausse der US-Indizes massiv überwogen haben.

Die zuletzt vorgelegten Daten zum US-Wachstum lagen unter den Erwartungen, die zur Inflation im ersten Quartal aber darüber. Die Hoffnung, dass baldige, umfassende Zinssenkungen die Unternehmensgewinne und mit ihnen den Dow Jones einfach immer höher treiben, verliert nicht nur durch solche Daten, sondern durch die recht klare Absage der US-Notenbank an ein solches Szenario an Boden.

So erklärte US-Notenbankchef Powell am Mittwochabend, dass die bisherigen Inflationsdaten in diesem Jahr die Zuversicht, in Kürze das Inflationsziel um zwei Prozent zu erreichen, nicht gesteigert hätten und man bei der Notenbank nicht plant, die Leitzinsen zu senken, bevor man in Bezug auf das Erreichen der Inflations-Zielzone nicht zuversichtlicher sein könne als jetzt.

Damit haben wir ein Umfeld, das Bullen nervös und Bären mutig machen kann … achten Sie daher auf dieses April-Verlaufstief. Wenn es fällt, kann es beim Dow Jones schnell noch ein gutes Stück ungemütlicher werden.

Quellen:
Statement der US-Notenbank, 01.05.2024: https://www.federalreserve.gov/monetarypolicy/files/monetary20240501a1.pdf

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Vorherige Analysen des Dow Jones Index

Nach dem gestrigen Anstieg um 400 Punkte ist es jetzt nur noch ein Katzensprung bis zur „magischen“, runden Marke von 40.000 Punkten. Und es scheint, als habe die US-Notenbank gestern den dafür nötigen Rückenwind geliefert. Aber man sollte lieber genauer hinschauen.

Ein Blick auf den Chart des US-Index-Flaggschiffs Dow Jones auf Wochenbasis zeigt, dass der Index schon seit Wochen mit der oberen Begrenzung eines vor anderthalb Jahren etablierten Aufwärtstrendkanals ringt und sich jetzt anschickt, diesen „Deckel“ zu sprengen.

Dow Jones: Chart vom 20.03.2024, Kurs 39.512,13 Punkte, Kürzel: INDU | Quelle: TWS | Online Broker LYNX
Dow Jones: Wochenchart vom 20.03.2024, Kurs 39.512,13 Punkte, Kürzel: INDU | Quelle: TWS

Man sieht auch, dass die Markttechnik, hier der RSI, so heiß gelaufen ist wie zuletzt unmittelbar vor dem Corona-Crash Anfang 2020. Man könnte das indes kleinreden, indem man behauptet, dass der Dow Jones auch damals, Anfang 2020, weiter gestiegen wäre, wäre Corona nicht dazwischengekommen. Das Gegenteil beweisen lässt sich in der Tat nicht.

Der Chart auf Tagesbasis zeigt einen Index, der charttechnisch seit dem Anstieg über das alte Rekordhoch im Dezember ziemlich unstrukturiert wirkt, aber bislang immer höhere Zwischenhochs und Zwischentiefs ausbildet. Da es zuletzt einige Wochen seitwärts ging, hat ihn der gestrige Anstieg auf das neue Rekordhoch noch nicht markttechnisch überhitzt.

Dow Jones: Tages-Chart vom 20.03.2024, Kurs 39.512,13 Punkte, Kürzel: INDU | Quelle: TWS | Online Broker LYNX
Dow Jones: Tageschart vom 20.03.2024, Kurs 39.512,13 Punkte, Kürzel: INDU | Quelle: TWS

So gesehen ist es recht wahrscheinlich, dass die Käuferseite diese so verlockende, runde Marke von 40.000 Punkten jetzt in Angriff nimmt, immerhin liegt dieser Level gerade einmal noch 1,23 Prozentpunkte entfernt. Und es wäre eher die Regel, dass der Dow diese Linie ein Stück überbietet, statt genau dort abzudrehen, weil diese 40.000er-Marke die Euphorie noch anheizt. Denn sie wirkt wie ein Beweis dafür, dass nichts die ewige Hausse stoppen kann und besorgte Blicke auf unerfreuliche Fakten Zeitverschwendung sind.

Allerdings gibt es eben sehr wohl unerfreuliche Fakten, die zu dieser Super-Hausse so gar nicht passen. Und immer dann, wenn so etwas der Fall ist, steigt das Risiko eines schlagartigen Abrisses, denn die Profis wissen sehr wohl, dass die Leiter, auf welcher die euphorischen Trader gerade empor klettern, keine Sprossen hat. Die gestrigen Aussagen der US-Notenbank gehören in diese Kategorie.

Expertenmeinung: Dass man diese weniger guten Nachrichten einfach „wegkaufte“, um den vielen, die weder das Wissen haben noch die Zeit aufbringen wollen, ein bisschen genauer hinzusehen, zu suggerieren, dass auch die US-Notenbank die Hausse mit guten Nachrichten befeuert, ist durchaus nicht selten. Dass das eine Zeitlang funktioniert, auch nicht. Dass das auf Dauer gutgeht, wäre indes neu. Was war es, das man besser seitens der Aussagen der Notenbank nicht übersehen sollte?

Zweifellos bullisch interpretierbar war, dass die „Fed“ die Wachstumsprognose für das laufende Jahr deutlich von 1,4 auf 2,1 Prozent anhob. Aber damit hatte es sich dann auch schon. Denn dass man weiterhin nur drei kleine Zinssenkungsschritte für 2024 erwartet, ist keine Veränderung zur Enttäuschung der vorherigen Sitzung.

Und daraus, dass die Inflationsprognose in der Kernrate für 2024 von 2,4 auf 2,6 Prozent angehoben wurde, begründete sich wohl auch die größere Zurückhaltung mit Blick auf die kommenden Jahre. Denn für Ende 2025 sieht die „Fed“ jetzt einen Leitzins um 3,9 Prozent, da hatte man bei der letzten Projektion im Dezember noch 3,6 Prozent angepeilt. Das heißt: Auch 2025 würde es, wenn die Lage so bleibt, nur drei kleine Zinsschritte geben und angesichts der Zinsprojektion von 3,1 Prozent für 2026 da dann sogar nur zwei.

Schnell und weit sinkende Zinsen als Grundlage für noch mehr Wachstum, das dann schnell und stark steigende Unternehmensgewinne hervorbringt, die wiederum verhindern, dass die Hausse des Dow Jones unter der bereits jetzt untypisch hohen Bewertung eines KGV von 27,5 zusammenbricht, avisierte die US-Notenbank also nicht.

So bullisch der Ausbruch nach oben also aus rein charttechnischer Sicht ist: Die Schere zwischen Kursen und Faktenlage ist dadurch noch größer geworden, als sie ohnehin war. Gerade jetzt, wo sich viele gelassen zurücklehnen und nicht mehr genau hinsehen, das Gegenteil zu tun, wäre also unbedingt angebracht.

Es läuft beim Dow Jones. Im Dezember stieg er ziemlich mühelos über das alte 2022er-Rekordhoch, konsolidierte eine Zeit lang und steigt jetzt einfach weiter. Die 40.000er-Marke naht – und trotzdem wirkt diese Aufwärtsbewegung nicht recht überzeugend. Wo klemmt es?

Der Kursanstieg wirkt, auch, wenn er relativ stetig daherkommt, zögerlich. Das allerdings ist nicht per se negativ, kann sogar stabilisierend wirken. Denn man sagt zu Recht, dass Euphorie der Tod jeder Hausse sei. Eine Übertreibung provoziert Gewinnmitnahmen und die arten halt schnell auch mal in einen größeren Abstieg aus. Bei diesem eher behutsam wirkenden Anstieg scheint es, als könne dahingehend nicht viel anbrennen. Das Problem in diesem Fall ist aber, dass diese Zögerlichkeit womöglich weniger auf Vorsicht basiert, sondern darauf, dass die Hausse eigentlich auf einem Fundament aus Treibsand steht.

Expertenmeinung: Zum einen, weil das US-Index-Flaggschiff schon ungewöhnlich teuer bewertet ist. Nimmt man den Schnitt der Kurs/Gewinn-Verhältnisse aller im Index gelisteten 30 Aktien auf Basis der in den vergangenen zwölf Monaten gemeldeten Gewinne, kommt man momentan auf 25,75. Genau ein Jahr zuvor lag dieses KGV noch bei 22,46. Das wäre dann kein Problem, wenn es gute Gründe gäbe anzunehmen, dass die Gewinne dieser 30 Unternehmen insgesamt 2024 deutlich steigen würden. Aber dazu passt das Umfeld nicht.

Die bereits seit Herbst fleißig in die Kurse „eingepreisten“ Zinssenkungen der US-Notenbank, im März beginnend und dann mit fünf bis sechs 0,25 Prozent-Schritten bis Jahresende, kommen später und werden deutlich weniger sein. Falls sich die Inflation überhaupt in nächster Zeit so präsentiert, dass die „Fed“ es riskieren kann, mehr zu machen als ein, zwei kosmetische Schritte. Die unerwartet starken Arbeitsmarktdaten für Januar und die nicht minder unerwartet hohen Steigerungen der Verbraucher- und Erzeugerpreise lassen das zumindest offen scheinen. Und das ist nur ein Faktor.

Dow Jones: Wochen-Chart vom 16.02.2024, Kurs 38.627,99 Punkte, Kürzel: INDU | Quelle: TWS | Online Broker LYNX
Dow Jones: Wochenchart vom 16.02.2024, Kurs 38.627,99 Punkte, Kürzel: INDU | Quelle: TWS | Online Broker LYNX

Der andere findet sich in der Chart- und Markttechnik. Wir sehen im Chart auf Wochenbasis, dass der Dow an die obere Begrenzung eines im Herbst 2022 etablierten Aufwärtstrendkanals gestoßen ist, und das bei einem auf Wochenebene überkauften RSI-Indikator. Und auch, wenn der RSI auf Tagesbasis nicht überkauft ist: Dort zeigt er eine auffallend lang anhaltende negative Divergenz, d.h. neue Index-Hochs werden nicht durch neue Hochs im Indikator bestätigt.

Fundamental teuer mit unsicherer konjunktureller Perspektive, chart- und markttechnisch langsam heiß gelaufen … in diesem Fall dürfte diese unstete, unentschlossen wirkende Aufwärtsbewegung weniger ein Spiegel der Vorsicht sein als das Fehlen eines stabilen Unterbaus, daher:

Dow Jones: Wochen-Chart vom 16.02.2024, Kurs 38.627,99 Punkte, Kürzel: INDU | Quelle: TWS | Online Broker LYNX
Dow Jones: Wochenchart vom 16.02.2024, Kurs 38.627,99 Punkte, Kürzel: INDU | Quelle: TWS | Online Broker LYNX

Solange die Aufwärtsbewegung intakt bleibt, könnte man mit der Welle mitschwimmen. Aber spätestens dann, wenn der Dow Jones wieder unter das alte Rekordhoch von 36.953 Punkten rutschen sollte, würde sich damit auch Spielraum in Richtung der unteren Begrenzung des 2022er-Aufwärtstrendkanls auftun. Und wenn man sich ansieht, wo die derzeit verläuft (ca. bei 33.450 Punkten) wir klar, dass man wohl kaum etwas falsch machen würde, wenn man Long-Trades mit konsequenten Stoppkursen absichert.

Vor einem Monat hatte das US-Index-Flaggschiff Dow Jones das im Januar 2022 markierte Rekordhoch bei 36.953 Punkten bezwungen. Aktuell liegt er gerade einmal gut 1,7 Prozent darüber. Das könnte man als „Atempause“ ansehen. Aber es kann auch zum Problem werden.

Ungewöhnlich ist es nicht, dass der Dow Jones eine wichtige Charthürde nimmt und dann erst einmal recht wenig passiert. Der altehrwürdige Dow ist nicht unbedingt ein Ausbund an Dynamik, gezockt wird eher an der Nasdaq. Wenn man sich aber frühere Beispiele ansieht, in denen neue Hochs erreicht wurden und der Index danach erst einmal seitwärts lief, löste sich das keineswegs immer in einen neuen Rallye-Impuls auf. Wie kann es diesmal laufen?

Dow Jones: Wochenchart vom 12.01.2024, Kurs 37.592,98 Punkte, Kürzel: INDU | Quelle: TWS | Online Broker LYNX
Dow Jones: Wochenchart vom 12.01.2024, Kurs 37.592,98 Punkte, Kürzel: INDU | Quelle: TWS

Zumindest wäre ein Test dieses alten Hochs denkbar … eventuell auch ein leichtes Unterschreiten. In dieser Region, also um 37.000 Punkte und knapp darunter, würde sich zeigen, ob die Käufer nur auf einen kleinen Rücksetzer gewartet hatten, um einen Tick günstiger in den Markt zu kommen und/oder das aktuell aktive bullische Lager imstande ist, den Index vor einer Bullenfalle zu bewahren. In einem bullischen Umfeld würde man ein solches Szenario, in dem der Index eine Zeitlang seitwärts konsolidiert, dann den neuen Boden testet und von dort aus zu neuen Rekorden davonzieht, als die eindeutig wahrscheinlichere Variante einstufen. Das Problem im aktuellen Fall ist indes:

Wir haben kein allzu bullisches Umfeld, das wollen nur viele, die seit Ende Oktober eingestiegen sind, so sehen. Die Frage ist, ob das diejenigen, die in einen Rücksetzer hinein kaufen müssten, auch so sehen und die Käufe dann stark genug wären, um den Druck der Bären aufzufangen, denen eine Bullenfalle natürlich perfekt in den Plan passen würde.

Expertenmeinung: Dass die drei US-Banken, die am Freitag als „First Mover“ ihre Ergebnisse des vierten Quartals vorlegten, trotz grundsätzlich guter Zahlen ebenso verkauft wurden wie die im Dow Jones gelistete UnitedHealth-Aktie deutet an, dass viele Marktteilnehmer überzogene Erwartungen zu Lage und Perspektive hegen könnten. Dass die äußerst vorsichtigen Aussagen von Mitgliedern der US-Notenbank ignoriert werden und viele weiter mit einem Beginn der Leitzinssenkungen im März rechnen, ist eine weitere Quelle für böse Überraschungen. Und die könnte der Dow Jones bzw. die US-Finanzmärkte nicht ohne weiteres verdauen, denn:

Hier ebenso wie am US-Anleihemarkt hat man den Sieg über die Inflation, mehrere Zinssenkungen und daraufhin steigende Unternehmensgewinne bereits vorweggenommen. Nach Berechnungen des „Wall Street Journal“ liegt das Kurs/Gewinn-Verhältnis des Dow Jones als Ergebnis des Schnitts der in ihm gelisteten 20 Aktien aktuell bei 26,73. Vor genau einem Jahr lag es noch bei 22,04, d.h. der Index ist jetzt über 20 Prozent teurer, auf Basis der Vorwegnahme eines optimalen Umfelds, das in der Realität weitaus weniger optimal daherkommen dürfte. So hoch liegt das Kurs/Gewinn-Verhältnis außerhalb von dem Bild verzerrenden Rezessionsphasen selten und wäre nur gerechtfertigt, wenn die Unternehmensgewinne stetig und dynamisch weiter zulegen.

Wenn der Kreis derer, die sich der Fragilität des Dow Jones auf Rekordniveau bewusst sind und die dies gezielt ausnutzen wollen, groß ist, kann das dazu führen, dass diese wochenlange Seitwärtsbewegung als Bullenfalle endet. Zumal der Index seinen markttechnisch überkauften Zustand auf Tagesbasis nur wenig abgebaut hat und auf Wochenbasis immer noch überkauft ist. Aber:

Was all diejenigen planen und tun werden, die sich momentan bedeckt halten, weiß man ja nie vorher. Womöglich ist das Lager potenzieller Käufer, die weiter an einem sogenannten „Goldilocks-Szenario“, in dem alles perfekt zu Gunsten der Bullen läuft, größer und die Bären bleiben in ihrer Deckung.

Erst, wenn der Dow Jones diese entscheidende Unterstützung in Form des alten Rekordhochs bei 36.952,70 Punkten nicht nur leicht, sondern für mehrere Tage und um mehr als ein Prozent unterboten hat, ohne dass die Käufer sich rühren, dann ist höchstwahrscheinlich wirklich etwas angebrannt. Ein Szenario, das so nicht kommen muss. Aber es ist denkbar genug, um hier mit einem offenen Auge zu schlafen.

Dow Jones: Tageschart vom 12.01.2024, Kurs 37.592,98 Punkte, Kürzel: INDU | Quelle: TWS | Online Broker LYNX
Dow Jones: Tageschart vom 12.01.2024, Kurs 37.592,98 Punkte, Kürzel: INDU | Quelle: TWS

Der Dow Jones überbot gestern nach der US-Notenbankentscheidung das bisherige Rekordhoch vom 5. Januar 2022. Aber das Erreichen dieses von den Bullen anvisierten Ziels wirft neue Fragen auf: Wird das Ziel zur Etappe auf dem Weg zu neuen Hochs – oder nicht?

Noch vor sechs Wochen hätte wohl kaum jemand damit gerechnet, dass die Anfang 2022 erreichte Höchstmarke des Dow Jones bei 36.952,65 Punkten noch in diesem Jahr erreicht und überboten würde. Und manch einer dürfte das sogar für 2024 bezweifelt haben. Jetzt ist diese Marke sogar überboten worden. Und nicht zufällig war die US-Notenbankentscheidung sowie die darauffolgende „Fed“-Pressekonferenz das Vehikel der Bullen. Denn die neuen Projektionen der Entscheidungsträger klangen äußerst bullisch:

Für 2024 erwartet die „Fed“ jetzt eine Kerninflation bei 2,4 Prozent, im September lag die Erwartung noch bei 2,6 Prozent. Zwar rechnet man nicht mit starkem Wachstum, nahm die 2024er-Prognose sogar leicht von 1,5 auf 1,4 Prozent zurück. Aber für viele steht vor neuem, starkem Wachstum erst einmal eine Serie weitreichender Zinssenkungen. Und mit einer Leitzins-Projektion von 4,4 bis 4,9 Prozent für Ende 2024 offeriert die US-Notenbank jetzt genau diesen Pfad. Denn damit werden, ausgehend von der aktuellen Leitzins-Range von 5,25 bis 5,50 Prozent drei, eventuell sogar vier Zinssenkungen um je ein Viertelprozent avisiert.

Dass die Kurse daraufhin massiv zulegten, lässt den Eindruck entstehen, dass die US-Notenbank damit ein grandios bullisches Szenario präsentiert und dadurch den Weg der Aktienmärkte nach oben komplett freigegeben hat. Dass das US-Index-Flaggschiff in einem Zug sogar an der alten Bestmarke vorbeizog, wirkt, als wäre jetzt nur noch der Himmel das Limit. Aber ist das wirklich so?

Expertenmeinung: Kurz nach der Entscheidung sagte einer der Teilnehmer der Gesprächsrunde des Börsensenders CNBC, dass er mit Blick auf den Umstand, dass sinkende Zinsen das Wachstum erst einmal ausbremsen, weil die Verbraucher dann auf noch niedrigere Zinsen und niedrigere Preise warten, ein wenig unruhig sei, weil der Markt diesen Aspekt derzeit komplett ignoriert.

Und ja, das ist eben der Punkt. Das und der Umstand, dass bis zu vier Zinssenkungen zwar nach viel klingen. Aber davon mal abgesehen, dass ein US-Leitzins bei 4,4 bis 4,9 Prozent in Relation zum derzeitigen Level und dem einstigen Ausgangspunkt von 0,00 bis 0,25 Prozent nahezu gar nichts ist und die Verbraucher wohl noch nicht in die Konsumtempel bringen würde, ist das Problem:

Dow Jones: Tageschart vom 13.12.2023, Kurs 37.090,24 Punkte, Kürzel: INDU | Quelle: TWS | Online Broker LYNX
Dow Jones: Tageschart vom 13.12.2023, Kurs 37.090,24 Punkte, Kürzel: INDU | Quelle: TWS

Eigentlich bekamen die bullischen Trader damit nur das, was sie zuvor im Zuge in dieser Super-Rallye seit Ende Oktober bereits eingepreist hatten, ohne die vorgenannte Schattenseite einer beginnenden Zinssenkungsphase zu beachten. Warum also war die Reaktion auf die Entscheidung der „Fed“, die Leitzinsen vielleicht kommendes Jahr bis zu viermal nach unten zu nehmen, derart intensiv?

Da dürfte die morgen anstehende, große Abrechnung an der Terminbörse eine große und womöglich sogar entscheidende Rolle gespielt haben. Denn starke Trends, wie wir das in den letzten Wochen ja gesehen haben, pflegen sich unmittelbar vor und an einer solchen Abrechnung sehr oft noch zu intensivieren. Aber ebenso, wie der US-Anleihemarkt jetzt die Rendite für US-Staatsanleihen mit zehn Jahren Laufzeit vom Hoch bei knapp fünf Prozent am Mittwochabend auf vier Prozent drückte und das ganze, aus aktueller Sicht maximale Zinssenkungspotenzial des kommenden Jahres bereits eingepreist hat, bevor die erste Senkung auch nur avisiert wurde, hat man jetzt ein Wachstum der US-Unternehmensgewinne im Aktienmarkt eingepreist. Und das eben ohne zu berücksichtigen, dass die US-Notenbank selbst mit ihrer eher mageren Wachstumsprognose von 1,4 Prozent für 2024 klar macht: Bei sinkenden Zinsen geht es erst einmal nur langsam voran.

Können oder wollen die Trader das nicht realisieren? Das ist eine Frage, die die gestrige Rallye eben wegen dieses Sonderfaktors der morgen anstehenden Terminmarkt-Abrechnung nicht beantwortet hat. Erfahrene Trader konnten eine solche Bewegung erahnen und wissen genau: Sich einer solchen Rallye massiv entgegenzustellen, bevor die Abrechnung über die Bühne ist, ist sinnlos. Aber kommende Woche ist dieses zusätzliche Zugpferd ausgespannt.

Ob die Bullen den Karren dann noch voran bekommen oder doch deutlich mehr Anleger das Erreichen der alten Rekordmarke als Ziel und nicht als Etappe sehen, als dies am Mittwoch den Anschein hatte, wird sich erst dann entscheiden. Es wäre daher äußerst ratsam, den Blick in dieser luftigen Höhe auch nach unten zu richten, zumal der Dow Jones auf Basis des RSI-Indikators auf Tagesbasis das letzte Mal vor knapp fünf Jahren derart überkauft war. Was hieße: Jetzt über Gewinnmitnahmen Long nachzudenken und Stop Loss-Absicherungen enger zu ziehen, dürfte kein Fehler sein!

Dow Jones: Wochenchart vom 13.12.2023, Kurs 37.090,24 Punkte, Kürzel: INDU | Quelle: TWS | Online Broker LYNX
Dow Jones: Wochenchart vom 13.12.2023, Kurs 37.090,24 Punkte, Kürzel: INDU | Quelle: TWS

Es ist die gewaltigste Rallye des Jahres, die den Dow Jones jetzt auf ein neues Jahreshoch getragen hat. Es fehlen nur noch knapp zwei Prozent bis zum Rekordhoch von 36.952,65 Punkten. Die Bullen sind wie im Rausch – und genau das macht die Sache recht riskant.

Gerade erst am Freitag hielt US-Notenbankchef Powell eine Rede im Rahmen einer Diskussionsrunde, von der man sich das klare Signal erwartete, dass die „Fed“ die Zinsen fortan nach unten schrauben wird … und das schon bald. Der Anleihemarkt nimmt dieses Szenario längst vorweg, der Aktienmarkt kauft schon mal vor, in Erwartung, dass sinkende Zinsen das Wachstum massiv und umgehend befeuern werden. Doch die Sache hat nicht nur einen Haken, sondern gleich mehrere.

Zum einen sagte Powell nichts, was darauf hindeuten würde, dass die Aktienmarkt-Bullen bekommen, was sie bereits einpreisen. Im Gegenteil erklärte der Notenbankchef, dass es verfrüht sei zu unterstellen, dass bereits eine ausreichend restriktive Haltung erreicht sei und auch, darüber zu spekulieren, wann die Geldpolitik möglicherweise gelockert werden könnte. Dass der Dow Jones ebenso wie die anderen US-Indizes daraufhin nur kurz und wenig „zurückzuckten“ und dann einfach weiter zulegten, macht klar: Man glaubt, es besser zu wissen. Und man glaubt damit ebenso, die eherne Trader-Regel „never fight the Fed“, sich also nie gegen die Geldpolitik der Notenbank zu positionieren, ignorieren zu können. Das alleine ist gewagt.

Aber das ist nicht der einzige Risikofaktor. Denn zum anderen müsste man einkalkulieren (tut es aber nicht), dass der Beginn von Zinssenkungen auf Basis einer wieder in den Zielbereich gedrückten Inflation normalerweise dazu führt, dass Unternehmen mit ihren Investitionen und Verbraucher mit ihren Anschaffungen abwarten, bis die Zinsen und Preise noch billiger, idealerweise am Tief sind. Was hieße, dass der unterstellte Anstieg von Wachstum und Unternehmensgewinnen eine unbestimmte Zeit auf sich warten lassen dürfte. Aber auch damit sind die Risiken dieser Rallye noch nicht „durch“, denn:

Expertenmeinung: Davon mal abgesehen, dass bislang nur sehr wenige Mitglieder des US-Notenbank-Entscheidungsgremiums FOMC laut über eine baldige Lockerung der Geldpolitik auch nur nachdenken, hätte man ein „taubenhaftes“ Szenario der „Fed“ ja angesichts dieses immensen Anstiegs des US-Flaggschiff-Index ja bereits eingepreist. Und die im Zuge der Inflations- und Zinsanhebungsphase ja bei vielen Blue Chips gar nicht gedrückten Gewinne ebenso. Das aktuelle Kurs/Gewinn-Verhältnis der Dow Jones-Aktien liegt bei 26. Und das ist im historischen Kontext hoch, vor einem Jahr lag es noch bei 21,4, vor zehn Jahren bei 15,2.

Wäre die Rallye noch „jung“, könnte das die Bullen vermutlich nicht aufhalten. Aber wenn wir uns in den Charts ansehen, dass der ansonsten ja nicht umwerfend volatile Index seit Ende Oktober um gut 12 Prozent gestiegen ist, auf Tagesbasis extrem überkauft und auf Wochenbasis seitens des RSI-Indikators so hoch steht wie seit zwei Jahren nicht, wird klar:

Dow Jones: Tageschart vom 01.12.2023, Kurs 36.245,50 Punkte, Kürzel: INDU | Quelle: TWS | Online Broker LYNX
Dow Jones: Tageschart vom 01.12.2023, Kurs 36.245,50 Punkte, Kürzel: INDU | Quelle: TWS

Auf dem derzeitigen Level ist das Eis äußerst dünn. Es wäre gut vorstellbar, dass der Dow Jones das bisherige Rekordhoch zügig ansteuert und auch leicht übertrifft. Aber da zweifellos nicht alle Marktteilnehmer gerade im Kaufrausch weder nach links noch nach rechts sehen, könnte das dann der Moment sein, in dem, ggf. über eine Bullenfalle, die Rückkehr einer deutlich weniger rosigen Realität beginnt.

Dow Jones: Wochenchart vom 01.12.2023, Kurs 36.245,50 Punkte, Kürzel: INDU | Quelle: TWS | Online Broker LYNX
Dow Jones: Wochenchart vom 01.12.2023, Kurs 36.245,50 Punkte, Kürzel: INDU | Quelle: TWS

Quellenangaben: Kurs/Gewinn-Verhältnisse (p/e-ratio) US-Indizes: https://www.wsj.com/market-data/stocks/peyields