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In diesem Artikel schauen wir uns die Besonderheiten beim OTC Handel an und worauf es zu achten gilt.
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Was ist der Over-The-Counter (OTC) Handel?
Die meisten bekannten Wertpapiere (Aktien, Anleihen, Optionen und Futures) werden an regulierten Börsen gehandelt. In Europa sind dies beispielsweise die Xetra und die Eurex und in den USA die New York Stock Exchange (NYSE) und die Chicago Mercantile Exchange (CME). Für diese Wertpapiere gelten strenge Vorschriften und sie unterliegen der Überwachung einer Börsenaufsicht. In den USA ist dies die Securities and Exchange Commission (SEC).
Wertpapiere können jedoch auch ohne eine regulierte Börse gehandelt werden. Dieser außerbörsliche Handel wird in den USA als OTC Handel oder OTC Markt (OTC Market) bezeichnet, einem Marktplatz, der in etwa dem deutschen Freiverkehr (Open Market) entspricht.
Neben Devisen und Derivaten werden auch tausende Aktien außerbörslich gehandelt. Abgewickelt werden die Transaktionen über zwei so genannte Listing Services, die OTC Markets Group und das Over the Counter Bulletin Board (OTCBB). Dabei handelt es sich um technische Dienstleister, die es den Marktteilnehmern ermöglichen, Kauf- und Verkaufsorders in ihre Plattformen einzugeben. Auf diese Weise können Anleger und Investoren ohne Vermittler (Market Maker) untereinander handeln. Bei den meisten OTC-Aktien handelt es sich um kleinere Unternehmen, die die strengen Aufnahmekriterien der regulierten Börsen nicht oder noch nicht erfüllen.
OTC Markets Group
Fast alle außerbörslichen Transaktionen am US-Aktienmarkt werden heute von der OTC Market Group abgewickelt. Das Unternehmen bietet drei Marktsegmente mit unterschiedlichen Kriterien an: OTCQX, OTCQB und OTC Pink. Auf diese Weise soll die Qualität der Finanz- und Geschäftsinformationen eines Unternehmens transparent gemacht werden.
OTC Pink
OTC Pink (auch „Pink Sheets“) ist das am einfachsten zugängliche Handelssegment der OTC Markets Group. Da bei diesen Aktien Informationen und Transaktionen früher auf rosafarbenen Zetteln festgehalten wurden, entstand der Name „Pink Sheets“. Fast jede Aktie kann hier notiert werden. Es gibt keinerlei Finanzstandards oder Berichtspflichten und die Aktien müssen auch nicht bei der US-Wertpapierbehörde SEC registriert werden. Vielfach gibt es nur spärliche oder gar keine öffentlichen Informationen zum Geschäftsverlauf.
OTCQB
Der OTCQB-Markt besteht aus Aktien, die stets mindestens ein Gebot von 0,01 USD im Orderbuch haben. Jedes Unternehmen bestätigt durch die jährliche OTCQB-Zertifizierung, die vom CEO oder CFO des Unternehmens unterzeichnet wird, dass alle bereitgestellten Unternehmensinformationen aktuell sind. Außerdem müssen die gelisteten Unternehmen Informationen wie das Unternehmensprofil, Informationen über die Geschäftsführung, die Hauptaktionäre sowie die Wirtschaftsprüfer zur Verfügung stellen und diese Daten hinreichend aktualisieren. Für die Aufnahme in dieses Segment zahlen Unternehmen eine jährliche Gebühr in Höhe von 12.000 USD.
OTCQX
Das OTC-Segment mit den höchsten Anforderungen ist der OTCQX-Bereich. Über die OTCQB-Kriterien hinaus müssen die Unternehmen für eine Zulassung auch regelmäßig Finanzinformationen an die OTC Markets Group übermitteln. Das Unternehmen darf zudem nicht insolvent sein und muss operativ tätig sein. Allerdings erfolgt auch in diesem Segment keine offizielle Registrierung bei der SEC.
OTCBB: Das Over the Counter Bulletin Board
Der Listing Service des Over the Counter Bulletin Board (OTCBB) gilt mittlerweile als überholt und wird von den Unternehmen nicht mehr wirklich genutzt. Dennoch werden Anlegern dort weiterhin Informationen der US-amerikanischen FINRA (Financial Industry Regulatory Authority) zur Verfügung gestellt. Unternehmen, die am OTCBB notiert sind, müssen den Aktionären gemäß den Vorschriften der SEC eine vollständige Berichterstattung anbieten. Es gibt keine weiteren Kriterien für eine Notierung am OTCBB, es handelt sich allerdings häufig um Penny Stocks. Das OTCBB dürfte in den kommenden Jahren gegenüber der OTC Markets Group weiter an Bedeutung verlieren.
OTC Market: Bekannte Aktien am OTC Markt
An den OTC-Märkten werden zwar in erster Linie kleine, unbekannte Aktien gehandelt, aber es gibt auch Ausnahmen. So können an der OTCQX zum Beispiel auch Aktien bekannter Unternehmen wie Nestle, Bayer, Allianz, BASF und Danone gekauft und verkauft werden. Diese Unternehmen haben ihr Hauptlisting an einer anderen Börse und wollen das mühsame und teure Verfahren einer US-Börsennotierung umgehen. Über so genannte American Depositary Receipts (oder ADRs) können die Unternehmen am OTC-Markt ein zusätzliches Zweitlisting in den USA erreichen.
American Depositary Receipts (ADRs) sind Zertifikate bzw. Hinterlegungsscheine, die an der Börse stellvertretend für eine Aktie gehandelt und von amerikanischen Banken ausgegeben werden. Diese Institute haben die zugrundeliegenden Aktien in Verwahrung und geben ADRs aus, um beispielsweise bestimmte ausländische Aktien in den Börsenhandel einzubeziehen.
Die Aktiennotiz dieser Papiere muss dadurch nicht dem kompletten, aufwändigen Zulassungsverfahren unterzogen werden, das ansonsten für eine Börsennotierung an regulierten US-Börsen vorausgesetzt wird. Dividenden werden abzüglich der jeweiligen Steuern in USD ausgeschüttet. Ein ADR kann entweder genau eine Aktie repräsentieren oder wird in einem anderen Verhältnis wie z.B. 3:1 oder 10:1 zur „Originalaktie“ ausgegeben.
Vorteile und Chancen des OTC Handels
- Der außerbörsliche Handel erleichtert den Unternehmen den Zugang zur Börse, denn es gibt kaum Zulassungsanforderungen, die erfüllt werden müssen. Außerdem ist eine klassische Börsennotierung an einer regulierten Börse sehr kostspielig. Dank des außerbörslichen OTC-Handels können sich junge Unternehmen sehr viel unkomplizierter Kapital beschaffen. Für Anleger und Trader ergeben sich interessante Investment-Möglichkeiten, denn OTC-Aktien sind in der Regel günstiger bewertet und weisen gleichzeitig höhere Kursschwankungen auf.
- Durch den außerbörslichen Handel können Anleger auch in kleinere Startups investieren, die sich später möglicherweise zu großen Unternehmen entwickeln. Den hohen Chancen stehen hier allerdings auch hohe Risiken gegenüber.
- Die OTC-Märkte bieten verlängerte Handelszeiten, so dass Anleger auch außerhalb der offiziellen Börsenöffnungszeiten handeln können. Über ADRs besteht oft die Möglichkeit, in Unternehmen zu investieren, zu denen Anleger ansonsten keinen Zugang hätten wie z.B. chinesische Aktien. Ausländische ADRs können in den USA auch dann gehandelt werden, wenn die jeweilige Heimatbörse (z.B. in Asien) bereits geschlossen ist.
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Nachteile und Risiken des OTC-Handels
- Bei vielen Aktien mangelt es an Liquidität. Bei besonders illiquiden OTC-Aktien gibt es mitunter sehr selten Kursstellungen und der Spread, d.h. der Abstand von Geld- und Briefkurs kann auch mal im zweistelligen Prozentbereich liegen. Falls es gar keine Kauforders anderer Marktteilnehmer gibt, besteht die Gefahr, dass Positionen (vorübergehend) nicht oder nur zu einem sehr schlechten Kurs verkäuflich sind.
- Der Markt ist sehr intransparent, da die gelisteten Unternehmen kaum Informationen preisgeben müssen. Im Zweifel wird nur das veröffentlicht, was sich sehen lassen kann, während weniger positive Daten verschwiegen werden. Anleger können daher die tatsächliche finanzielle Lage eines Unternehmens oft nicht richtig einschätzen.
- Anleger und Trader kaufen oft die sprichwörtliche “Katze im Sack”, denn sämtliche Informationen werden nicht geprüft und sind daher auch nicht verlässlich. Manche Unternehmen sind bereits insolvent oder es handelt sich nur um eine „leere Firmenhülle“ ohne operative Tätigkeit.
- Aufgrund der geringen Regulierung kommt es im OTC-Markt häufig zu Betrugsfällen. Hierbei werden Aktien relativ wertloser Unternehmen künstlich nach oben getrieben und anschließend als sensationelle „Geheimtipps“ in schillernden Farben bei Anlegern promotet. Man spricht von sogenanntem „Pump and Dump“ Betrug. Anleger sollten sich eines klar machen: Wenn sich eine Story zu gut anhört um wahr zu sein, dann ist sie es meist auch nicht…
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