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Ein Aktienkurs passt sich den Quartalsergebnissen an
In der Regel spiegelt der Kurs einer Aktie letztendlich den Trend oder den erwarteten Trend des Gewinns des zugrunde liegenden Unternehmens wider. Mit anderen Worten: Aktien von Unternehmen, die ihre Gewinne stetig steigern, steigen im Laufe der Zeit tendenziell stärker als Aktien von Unternehmen mit unregelmäßigen Gewinnen oder Verlusten. Aus diesem Grund achten so viele Anleger auf Quartalsergebnisse.
Jedes Quartal geben Unternehmen ihre neuesten Ergebnisse bekannt. Manchmal entsprechen diese Informationen vollständig den Erwartungen, und die Marktteilnehmer zucken nur mit den Schultern: Der Aktienkurs bewegt sich in so einem Fall kaum.
Es kann aber auch vorkommen, und das ist nicht selten der Fall, dass die Quartalsergebnisse eine Überraschung bereithalten. Solch eine Überraschung kann den Aktienkurs dann maßgeblich beeinflussen.
Manchmal sind die gemeldeten Ergebnisse viel besser als erwartet – eine positive Gewinnüberraschung – und die Aktie reagiert, indem sie innerhalb kürzester Zeit stark zulegt. Der Kurs der Aktie befindet sich danach wieder im Einklang mit der aktuellen besseren Bilanz des Unternehmens. Wenn ein Unternehmen jedoch Ergebnisse veröffentlicht, die weitaus schlechter sind als erwartet – eine negative Gewinnüberraschung -, kann dies zu einem starken, plötzlichen Kursrückgang der Aktie führen. Anleger stoßen dann ihre Aktien ab.
Jedes Szenario kann eine potenziell profitable Handelsmöglichkeit bieten. Eine Optionshandelsstrategie, die sich eignen könnte, ist der Long Straddle. Nehmen wir diese Strategie etwas genauer unter die Lupe.
Die Mechanik des Long Straddle
Ein Long Straddle beinhaltet den Kauf einer Call Option und einer Put Option mit demselben Basispreis (auf Englisch dem Strike) und demselben Verfallsdatum. Beide Optionen befinden sich in der Regel „am Geld“, d.h. der Basispreis der Optionen ist so nah wie möglich am aktuellen Aktienkurs.
Weitere Details zur Funktionsweise eines Long Straddles finden Sie in unserem Artikel Optionsstrategie Long Straddle: Die Verlockung unendlicher Gewinne bei begrenztem Risiko.
Um Quartalsergebnisse mit einem Long Straddle zu handeln, müssen Sie zunächst herausfinden, wann diese Quartalsergebnisse für eine bestimmte Aktie bekannt gegeben werden. Diese Information finden sie online.
Sie können die Historie der Aktie selbst analysieren, um festzustellen, ob es sich in der Regel um eine volatile bzw. schwankungsreiche Aktie handelt und ob sie in der Vergangenheit stark auf Gewinnmeldungen reagiert hat. Je volatiler die Aktie ist und je intensiver sie auf Quartalsergebnisse reagiert, desto besser.
Angenommen, Sie haben eine geeignete Aktie gefunden, dann besteht der nächste Schritt darin, den Termin der nächsten Quartalsergebnisse zu notieren, und einen Long Straddle aufzusetzen, bevor diese Quartalsergebnisse bekannt gegeben werden.
Quartalsergebnisse handeln – Das sollten Sie bei der Auswahl der Optionen beachten
Der richtige Zeitpunkt für eine Long Straddle Position
Beim Aufsetzen einer Long Straddle Position müssen Sie zuerst festlegen, wann genau die Position eröffnet werden sollte.
Einige Anleger werden vier bis sechs Wochen vor einer Gewinnmitteilung einen Long Straddle eingehen, mit der Annahme, dass es bereits vor der Ankündigung der Quartalsergebnisse zu Preisbewegungen kommen könnte. Andere werden etwa zwei Wochen bis zu wenige Tage vor der Ankündigung warten.
In jedem Fall sollten Sie generell versuchen, vor der Woche der Bekanntgabe der Quartalsergebnisse den Long Straddle einzurichten. Dies liegt daran, dass der Preis der Optionen in der Regel in den Wochen vor der Bekanntgabe der Quartalsergebnisse steigt, da die implizite Volatilität der Aktie ebenfalls steigt. Die Unsicherheit in Bezug auf die Quartalsergebnisse nimmt zu, die Volatilität steigt an, und die Optionen verteuern sich. Infolgedessen sind Optionen häufig zwei bis sechs Wochen vor den Quartalsergebnissen günstiger als in den letzten Tagen vor der Bekanntgabe.
Der richtige Basispreis
Bei der Auswahl, welche Optionen gekauft werden sollen, müssen einige Entscheidungen getroffen werden. Die erste Frage ist: Welcher Basispreis (manchmal auch Ausübungspreis genannt) sollte gewählt werden? In der Regel sollten Sie einen Straddle kaufen, der „am Geld“ ist.
Wenn also der Kurs der zugrunde liegenden Aktie 25 € beträgt, würden Sie den Call mit Basispreis 25 € und den Put mit Basispreis 25 € kaufen. Wenn die Aktie stattdessen zu 27,50 € gehandelt würde und es keine Option mit Basispreis 27,50 € gibt, würden Sie den Straddle zum Beispiel entweder mit Basispreis 25 € oder mit Basispreis 30 € in Betracht ziehen. Sie würden dabei den 25er-Straddle vorziehen, wenn Sie eine bullische Meinung, und den 30er-Straddle vorziehen, wenn Sie eine bärische Meinung über die Aktie hätten.
Eine andere Alternative wäre die Eröffnung eines sogenannten Strangles durch den Kauf der Call Option mit Basispreis 30 € und den Kauf der Put Option mit Basispreis 25 €. Wie ein Straddle beinhaltet ein Strangle den gleichzeitigen Kauf einer Call Option und einer Put Option. Der Unterschied besteht lediglich darin, dass Sie mit einem Strangle einen Call und einen Put mit unterschiedlichen Basispreisen kaufen.
Mehr dazu erfahren Sie in unserem Artikel: Long Strangle: Geld verdienen mit starken Kursbewegungen.
Das richtige Verfallsdatum
Die nächste Entscheidung, die Sie treffen müssen, betrifft das Verfallsdatum, das gehandelt werden soll. In der Regel stehen unterschiedliche Verfallsdaten zur Verfügung. Das Ziel ist es, dem Long Straddle genügend Zeit zu lassen, um sich gewinnbringend zu entfalten. Die Aktie muss sich stark genug bewegen, damit der Straddle einen Gewinn abwirft.
Das Ziel beim Kauf eines Straddles vor der Bekanntgabe von Quartalsergebnissen besteht darin, dass die Aktie stark und schnell auf die Ankündigung reagiert, sodass der Anleger einen schnellen Gewinn erwirtschaften kann. Das zweitbeste Szenario ist, dass die Aktie nach den Quartalsergebnissen einen starken Trend einschlägt. Dies würde jedoch bedeuten, dass Sie eine längere Laufzeit für den Straddle wählen müssen, damit Ihr Plan aufgeht.
Kurzfristige Optionen sind billiger, da sie weniger Zeitwert enthalten als längerfristige Optionen. Sie werden jedoch auch viel schneller diesen Zeitwert verlieren (die Menge an Zeitprämie, die jeden Tag allein aufgrund des Zeitablaufs verloren geht). In der Regel sollten Sie keinen Straddle kaufen, dessen Optionen eine Laufzeit von weniger als 30 Tagen aufweisen, da sonst der Zeitwertverfall zu hoch wäre: Ihr Straddle würde sich rasant verbilligen.
Ebenso ist es sinnvoll, der Aktie mindestens zwei oder drei Wochen nach Bekanntgabe der Quartalsergebnisse Zeit zu geben, damit sie sich bewegen kann, ohne in die kritischen letzten 30 Tage vor dem Verfallsdatum zu geraten.
Weitere Informationen zum Thema Zeitwertverfall finden Sie in unserem Artikel: Der Zeitwertverfall – Wie man mit dem Zeitwert von Optionen Geld verdient.
Nehmen wir zum Beispiel an, Sie planen, 14 Tage vor den Quartalsergebnissen einen Straddle zu kaufen. Nehmen wir auch an, Sie planen, Ihrem Trade weitere 14 Tage nach der Bekanntgabe der Quartalsergebnisse Zeit zu geben. Nehmen wir zum Schluss an, dass Sie den Straddle schließen möchten, sobald weniger als 30 Tage bis zum Verfallsdatum verbleiben. In Summe brauchen Sie für Ihre Strategie 58 Tage. In diesem Fall sollten Sie also nach Optionen suchen, deren Verfallsdatum mindestens 58 Tage in der Zukunft liegt.
Tradebeispiel für den Handel von Quartalsergebnissen
Betrachten wir ein Beispiel aus der Praxis. Die Aktie von Beyond Meat (US Ticker: BYND) hat am 5. Mai 2020 nach Handelsschluss Quartalsergebnisse bekanntgeben. Am 20. April 2020 hätte ein Anleger möglicherweise in Betracht gezogen, einen Long Straddle oder einen Long Strangle zu kaufen, um zu profitieren, wenn die Aktie ein Monat später auf die Quartalsergebnisse stark reagieren würde.
Am 20. April wurde die BYND Aktie zu 79,13 $ gehandelt. Ein Anleger hätte einen Call und einen Put mit Basispreis 80 $ und Laufzeit 19. Juni 2020 kaufen können. Die Gesamtkosten für den Long Straddle hätten ca. 2.281 $ betragen. Dieser Betrag wäre auch das maximale Verlustrisiko für diesen Trade gewesen. Die Wahrscheinlichkeit, den maximalen Verlust zu erleiden, ist jedoch gleich Null, da der Plan war, diesen Trade kurz nach der Bekanntgabe der Quartalsergebnisse und damit lange vor Ablauf der Juni-Optionen zu beenden.
Am 6. Mai 2020, also am Handelstag nach der Bekanntgabe der Quartalsergebnisse, schloss BYND bei 126,21$. Ein Plus von 26 % im Vergleich zum Vortag. Die Quartalsergebnisse kamen also gut an! Am 6. Mai war der eingegangene Straddle ca. 4.858 $ wert.
In diesem Beispiel hätte der Anleger seinen Trade einen Tag nach den Quartalsergebnissen beenden und einen Gewinn von 113 % verbuchen können. Der Trade dauerte nur 2 Wochen.
Er hätte sich aber auch entscheiden können, dem Trade eine weitere Woche Zeit zu geben, um den Aufwärtstrend der Aktie zu „reiten“. Am 13. Mai 2020 hätte er dementsprechend den Straddle für 5.629 $ verkaufen können. Ein Gewinn von +147 %.
Chart von Beyond Meat (BYND) über 3 Monate (Tageskerzen)
Ein Einstieg in einen Long Straddle am 20. April 2020 hätte an dem Tag nach Bekanntgabe der Quartalsergebnisse (am 6. Mai 2020) dem risikofreudigen Anleger einen Gewinn von +113 % beschert.
Fazit: Optionen als einzigartige Chancen für den Handel von Quartalsergebnissen sehen
In der Regel analysiert ein Investor oder Anleger die Gewinnaussichten eines bestimmten Unternehmens und kauft auf der Grundlage dieser Analyse entweder die Aktie (wenn er glaubt, dass die Gewinne steigen werden) oder hält sich zurück (wenn er glaubt, die Gewinne werden enttäuschen).
Beim Optionshandel kann ein Anleger mit der Bekanntgabe von Quartalsergebnissen Profite erzielen, ohne auf die richtige Kursrichtung setzen zu müssen.
Wenn Sie einen Anlass dazu haben, Überraschungen bei Quartalsergebnissen zu erwarten, und wenn Sie eine Aktie gefunden haben, die in der Vergangenheit stark auf Quartalsergebnisse reagiert hat, können Sie einen Long Straddle oder Strangle eingehen. Beide Strategien profitieren von starken Kursbewegungen.
Wenn die Aktie tatsächlich eine starke Kursbewegung in die eine oder andere Richtung aufweist, ist ein beträchtlicher Gewinn möglich. Wenn der Trade solide positioniert ist, d.h. wenn bis zum Ablauf genügend Zeit verbleibt, und wenn er zeitnah nach den Quartalsergebnissen geschlossen wird, ist das Risiko dieses Trades überschaubar. Diese Strategie zeigt, wie Sie Optionen nutzen können, um einzigartige Chancen an der Börse zu ergreifen.
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