Binnen drei Wochen wechselte die Stimmung beim TecDAX von „alles aus“ zu „alles wieder drin“. Wichtige Unterstützungen hielten oder wurden zurückerobert, jetzt wirkt es, als wäre alles wieder wie zuvor. Alles bis auf die Rahmenbedingungen. Und genau das birgt Gefahren.
Vor genau drei Wochen sah es so aus, als würde der TecDAX völlig haltlos in sich zusammenbrechen. Doch dann hielt die 2020er-Aufwärtstrendlinie (siehe nachfolgenden Chart auf Wochenbasis), Verluste wurden aufgeholt. Die eines Tages, dann die einer Woche. Und die Kurse stiegen weiter, bis zuletzt. Der TecDAX schaffte es zurück über seine 200-Tage-Linie, zurück in den August-2024er-Aufwärtstrend und zum Wochenschluss auch über das Zwischenhoch vom Dezember.

Jetzt stünde eigentlich nur noch die Nackenlinie des im Februar und März ausgebildeten Topps bei 3.676 Punkten als Hürde an, bevor der Weg, zumindest aus charttechnischer Sicht, bis an das bisherige Jahres-Verlaufshoch bei 3.905 Punkten frei wäre. Und, wer weiß, auch darüber hinaus?
Expertenmeinung: Wären Chart- und Markttechnik die einzigen Vorgaben, an denen sich die Marktteilnehmer orientieren müssten, würde man in Bezug auf solche Hoffnungen den Daumen heben. Immerhin haben die Bullen einen Crash abgefangen, wichtige Chartmarken zurückerobert … warum also jetzt aufhören, wo es so gut läuft?
Wären die Marktteilnehmer durch die Bank entweder ausschließlich charttechnisch agierende Trader, computergesteuerte Handelsprogramme oder Leute, die sich nicht auskennen und einfach machen, was die kurzfristige Tendenz ihnen vorgibt, so könnte die Hausse in der Tat einfach so weitergehen. Dass aber keineswegs alle Marktteilnehmer so denken bzw. agieren, zeigt sich alleine daran, dass es im März und April eben nicht weiter aufwärts, sondern drastisch und schnell abwärts ging. Auch befeuert dadurch, dass wichtige Unterstützungen fielen, sicher. Aber die fielen ja nicht einfach so, sondern dadurch, dass Akteure ausgestiegen sind, weil die externen Faktoren ihnen das nahelegten. Und genau diese externen Faktoren, die Rahmenbedingungen, tauchen in der bisherigen Argumentation zugunsten einer dauerhaft weitergehenden Hausse nicht auf. Nur:
Das werden sie aber, ob über kurz oder über lang. Und das Problem derer, die derzeit massiv Long gehen ist: Wir stehen, wenn man es rational sieht, vor den gleichen Problemen, die den TecDAX bis vor drei Wochen in einen Abwärtsstrudel gerissen haben. Weder gibt es bislang ernsthafte Gespräche zu den US-Einfuhrzöllen mit der EU, noch zeichnet sich eine Lösung im Ukraine-Konflikt ab. Das Menetekel einer irrlichternden US-Wirtschafts- und Außenpolitik hängt weiterhin über der gesamten Weltwirtschaft. Und auch, wenn man derzeit, durch die Rallye weniger vorsichtig, Andeutungen und leeren Versprechungen aus Washington gerne glauben mag: Solange daraus keine harten, für die deutschen Unternehmen positiven Fakten werden, ist der Weg nach oben steinig und instabil.
Vor allem, da der TecDAX jetzt einen Level erreicht hat, der auf dem Niveau des Handelsendes des 2. April liegt, also im Bereich des Schlusskurses des Tages, an dem wenige Stunden später Trumps Zoll-Welle gegen fast die gesamte Welt verkündet wurde. Wir sind also auf einem Level angekommen, der galt, als habe es all diese Zölle, ob derzeit teilweise reduziert oder nicht, nicht gegeben!
Dennoch, der kurzfristige Trend weist bislang aufwärts und wichtige Chartmarken liegen wieder unter und nicht mehr über dem Index. Aber wenn man sich klar macht, dass es nicht einmal neuer, negativer Nachrichten bedürfte, um die Rallye zu kippen, sondern dafür schon das Platzen von Hoffnungen genügen könnte, die auf leeren Worten aufgebaut wurden, nimmt man sich besser in Acht. Aber wo wäre der Punkt X, unter dem man konstatieren müsste, dass es das war mit der Rallye?

Beim TecDAX ließe sich der recht gut definieren, denn hier haben wir eine Kreuzunterstützung aus gleich mehreren, sehr wichtigen Chartmarken. Konkret geht es um den Bereich zwischen 3.449 und 3.490 Punkten. Hier ballen sich 20-Tage- und 200-Tage-Linie, die August-Aufwärtstrendlinie und zahlreiche obere Umkehrpunkte seit März 2024 zu einem entscheidenden Ankerpunkt zusammen. Im Zweifel … oder besser „trotz“ Zweifel … wäre der TecDAX bullisch, solange er nicht unter dieser Zone schließt. Täte er es indes, hieße es: anschnallen!
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