S&P 500 Prognose S&P 500: Die charttechnischen Ankerpunkte sind klar definiert

News: Aktuelle Analyse des S&P 500 Index

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S&P 500
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Neutral
Zum S&P 500

Die Analysen von Ronald Gehrt basieren auf einer Kombination fundamentaler Fakten und Daten mit der aktuellen chart- und markttechnischen Situation des/der hier vorgestellten Index/Rohstoffs/Währungspaars/Aktie. Bilanz- und Konjunkturdaten sowie wirtschafts- und finanzpolitische Fakten, Nachrichten und/oder Statements werden als Grundlage zur Beurteilung der charttechnischen und markttechnischen Perspektive des untersuchten Werts analysiert.

Der S&P 500 hatte vergangene Woche über einer mittel- und langfristig immens wichtigen Kreuzunterstützung mit hoher Dynamik gedreht. Doch ob die Käufer es schaffen, die für eine Aufwärtswende entscheidenden Marken zu überbieten, steht auf einem anderen Blatt.

Hoffnung kann einen Aktienmarkt erstaunlich stark und zugleich lange nach oben ziehen. Was nicht wundert, immerhin sind fast alle Marktteilnehmer auf die Long-Seite fixiert: Rauf ist gut, runter ist schlecht. Daher greift man nur zu gerne nach jedem Strohhalm, der einem im Abwärtstrend in Reichweite gelangt. Das zumindest in Ansätzen sichtbare Zurückrudern der zuvor geradezu grotesken Zölle, die für Einfuhren verhängt wurden, war genau das: ein Strohhalm.

Das führte dazu, dass der marktbreite S&P 500 am vergangenen Montag mit 4.835 Zählern fast punktgenau auf Höhe des 2022er-Jahreshochs (4.819 Punkte) nach oben drehte, dann zwar wieder zurückfiel, aber mit dem kurz darauf verkündeten 90-Tage-Aufschub für viele Zölle einen zweiten Anlauf unternahm. Dadurch gelang es, die Kreuzunterstützung aus der unteren Begrenzung des im März 2009 etablierten, übergeordneten Aufwärtstrendkanals und der 1.000-Tage-Linie im Bereich von 4.680 Punkten erst einmal auf Distanz zu halten. Klar ist damit schon einmal der Ankerpunkt auf der Unterseite:

S&P 500: Tages-Chart vom 16.04.2025, Kurs 5.275,70 Punkte, Kürzel: SPX | Quelle: TWS | Online Broker LYNX
S&P 500: Tageschart vom 16.04.2025, Kurs 5.275,70 Punkte, Kürzel: SPX | Quelle: TWS

Fällt dieses 2022er-Hoch und wird dadurch ein neues Jahrestief markiert, ist der Index sofort wieder klar bärisch. Und bricht diese langfristig bedeutsame Kreuzunterstützung durch Closings klar unter 4.680 Zähler, brennt die Luft. Für den Moment ist das erst einmal abgewendet. Das Problem der Bullen ist aber:

Den aktuellen Kurs und Chart des S&P 500 sowie Kursinformationen und alle Aktien des Index finden Sie hier.

Expertenmeinung: Die Käufe der vergangenen Tage haben nur erreicht, dass der S&P 500 kurzfristig neutral einzuordnen ist. Bullisch ist er jedoch noch nicht. Dazu müsste der Widerstandsbereich aus 20-Tage-Linie, März-Verlaufstief und Februar-Abwärtstrendlinie bezwungen werden. Der liegt derzeit zwischen 5.470 und 5.560 Punkten. Dran war man Anfang der Woche schon. Aber am Mittwoch gab es einen Rückschlag, der klar macht: Wenn die Käufer jetzt nachlassen, kann diese Sache mit dem Befreiungsschlag schiefgehen.

Auslöser des derzeit nur einen Tag ausmachenden, erneuten Abwärtsschwenks waren Aspekte, die man sich eigentlich hätte denken können. Zum einen, dass die Chiphersteller mit den neuen Ausfuhr-Regularien schon wieder Probleme bekommen würden. Zum anderen, dass, wie US-Notenbankchef Powell am gestrigen Abend betonte, diese Zölle das Inflationsrisiko spürbar erhöhen und man derzeit nicht unmittelbar über Zinssenkungen reden könne. Wenn Faktoren, die die Käufer in einem Umfeld begleiten und daher nicht abschrecken sollten, genau das aber doch bewirken, dürfte das viele darüber nachdenken lassen, wie stabil dieser Strohhalm und der Griff, mit dem er umklammert wird, wohl sein mögen.

Damit werden kommende Nachrichten womöglich zum Zünglein an der Waage. Sollten sie imstande sein, die Hoffnung, dass das alles ohne nachhaltigen und großen Schaden an der US-Wirtschaft vorbeigeht, zu bestärken, kann der S&P 500 jederzeit einen erneuten Anlauf nach oben unternehmen und diese Schlüsselzonen auf der Unterseite so auf Distanz halten. Aber erst, wenn dieses „Widerstandsnest“ 5.470 zu 5.560 Punkte wirklich klar und auf Schlusskursbasis bezwungen wurde, würden diese Hoffnungen mit charttechnisch positiven Fakten unterfüttert. Bis dahin bleibt die Sache extrem fragil und der Trend abwärtsgerichtet.

S&P 500: Monats-Chart vom 16.04.2025, Kurs 5.275,70 Punkte, Kürzel: SPX | Quelle: TWS | Online Broker LYNX
S&P 500: Monatschart vom 16.04.2025, Kurs 5.275,70 Punkte, Kürzel: SPX | Quelle: TWS
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Nach dem Abitur 1984 studierte der gebürtige Hamburger an der Universität der Bundeswehr Betriebswirtschaftslehre. Im Anschluss an seine Dienstzeit als Offizier begann seine Zeit als Analyst und Finanzjournalist. Seit 1996 war und ist er als Redakteur, Referent und Kolumnist in zahlreichen Funktionen aktiv, seit 2016 ist er unter anderem Analyst bei LYNX. Gehrt ist ein Allrounder, der in der fundamentalen, d.h. volks- und betriebswirtschaftlichen Analyse ebenso sattelfest agiert wie in den verschiedenen Disziplinen der Technischen Analyse wie Chart- und Markttechnik und Sentinentanalyse.

Vorherige Analysen des S&P 500 Index

Gültigkeit der Analyse: 1 Woche
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Trumps Wirtschaftspolitik ist keine Strategie – sie ist Ideologie. Wer auf Vernunft hofft, verkennt die Dynamik dieses Handelskonflikts.

EU reicht die Hand, Trump schlägt sie aus

Gestern hat die Europäische Union den Vereinigten Staaten ein Freihandelsabkommen für Industriegüter angeboten. Diesen Schritt halte ich aus wirtschaftlicher und auch aus strategischer Sicht für richtig. Kurzzeitig keimte die Hoffnung in mir auf, dass Trump wenigstens bei diesem Punkt einlenken könnte. Doch es dauerte nicht lange, bis der US-Präsident den Vorschlag der EU abgelehnt hatte.

Diese Entscheidung unterstreicht einmal mehr, dass der Präsident nicht auf Freihandel setzt, sondern Zölle als ein grundsätzlich positives Instrument betrachtet. Es geht ihm nicht darum, durch protektionistische Maßnahmen lediglich Zugeständnisse zu erzwingen, wie viele gehofft hatten.

Die Vorstellung, dass Trump nur blufft, um Zugeständnisse zu erzwingen, hat sich als Wunschdenken erwiesen.
Die Mehrheit verhält sich aber immer noch so, als bestünde Hoffnung. Nein, es besteht keine Hoffnung. Trump wird nicht einlenken, er betrachtet Zölle als etwas Gutes.

Darauf hatte ich bereits hingewiesen, nachdem Trump die Zölle gegen Kanada und Mexiko beschlossen hatte. Trump geht es nicht um Freihandel, ganz im Gegenteil. Und daran wird sich auch nichts ändern, wenn ihm alle Wirtschaftsexperten dieser Welt das Gegenteil erzählen.
Er ist fest davon überzeugt, dass er es besser weiß.

Willkommen im Handelskrieg

Trump ist überzeugt, dass Zölle die amerikanische Wirtschaft stärken, und diese Überzeugung scheint weder von Banken noch von Prognose-Instituten vollständig verstanden zu werden. Viele Experten klammern sich weiterhin an die Hoffnung, dass er irgendwann einlenken könnte.

Doch das wird er weder durch Verhandlungen noch gutes Zureden. Das Einzige, was aus meiner Sicht ein Umdenken bewirken könnte, ist Schmerz. Die wirtschaftliche Lage muss so schlecht werden, dass man es nicht mehr ignorieren kann und/oder es müssen Wahlen verloren werden.
Erst dann wird Trump einlenken, doch dann wird es bereits zu spät sein, vielleicht ist es das jetzt schon. Denn selbst wenn die Zölle morgen auf Eis gelegt werden, ist der wirtschaftliche Schaden bereits enorm.

Die USA werden von den einstigen Partnern nicht mehr als zuverlässig wahrgenommen.
Gleichzeitig verhageln die Zölle und die dadurch steigenden Preise die Konsumlaune, den wichtigsten Pfeiler der US-Wirtschaft.

Bananenrepublik und Bananenexporteur

Vor wenigen Wochen galten die USA noch als einer der attraktivsten Wirtschaftsstandorte der Welt. Trump hat es geschafft, dass der Standort zu einem Unsicherheitsfaktor geworden ist. Die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen sind unvorhersehbar, und wo keine Planbarkeit vorhanden ist, investiert niemand, der es nicht muss.
Daran würde sich selbst dann nichts ändern, wenn sich das Zoll-Thema wie von Geisterhand auflösen wird.

Doch das ist ohnehin nicht der Fall. Trump hat eine Freihandelszone mit der EU abgelehnt und die Freihandelszone mit Kanada und Australien einseitig aufgekündigt. Es geht ihm nicht um Zölle, es geht um die Handelsbilanzen – doch die lassen sich nicht durch Zölle ausgleichen.

In vielen Fällen ist das schlichtweg nicht möglich und es ist auch nicht sinnvoll.
Die USA haben nicht die günstigen Arbeitskräfte, um Kleidung, Schuhe und andere arbeitsintensive Güter herzustellen. Sie haben keine mexikanischen Arbeiter, die für 300 USD 50-60 Stunden die Woche Autoteile produzieren.
Sie haben nicht die Patente und das Know-how für eine Vielzahl von Medikamenten und die Produktion von medizinischen Geräten.
Sie haben nicht genug Dünger und andere Rohstoffe im eigenen Land… und die USA werden auch niemals im großen Stil Kaffee oder Bananen produzieren.

Xi Jinping wird nicht nachgeben

Nichts davon lässt sich durch Zölle lösen. Man kann die Zölle für Bananen so stark erhöhen, wie man will, dadurch gewinnt niemand etwas, es steigen nur die Preise.

Doch das hält Trump nicht davon ab, weiter zu eskalieren. Ein möglicher Handelskrieg mit der Volksrepublik China rückt damit immer näher, und die Dynamik zwischen Trump und Xi Jinping lässt wenig Raum für Optimismus.

Die US-Regierung hatte Zölle in Höhe von 34 % gegen China verhängt. China antwortet ebenfalls mit 34 %. Nun droht Trump mit weiteren 50 % und hat Xi ein Ultimatum gestellt.
Dabei übersieht er jedoch zwei zentrale Punkte.

Xi Jinping steht unter ganz anderen Voraussetzungen als Trump. Während Trump innenpolitisch mit erheblichem Druck konfrontiert ist, sei es durch die Midterm-Wahlen, die öffentliche Meinung oder die Wirtschaftsdaten, hat Xi in China eine weitaus stabilere Position.
Als autoritärer Führer muss er sich nicht mit einer kritischen Opposition oder unmittelbaren Wahlen auseinandersetzen. Sein innenpolitischer Druck ist minimal im Vergleich zu dem, was Trump erlebt.

Der Preis der Sturheit: Warum Trumps Zölle alle ärmer machen

Hinzu kommt ein kultureller Aspekt: Xi wird nicht nachgeben, weil er sein Gesicht wahren muss. In der chinesischen Politik und Gesellschaft spielt der Verlust von Ansehen eine zentrale Rolle, und ein Einlenken gegenüber den USA würde als Schwäche interpretiert werden. Für Xi ist es daher keine Option, Trumps Forderungen nachzugeben, selbst wenn die wirtschaftlichen Folgen enorm sind.

Die Konsequenzen dieser Pattsituation sind weitreichend. Trump wird seine Zölle vermutlich weiter verschärfen, während China mit Gegenmaßnahmen reagieren wird. Beide Seiten haben bereits gezeigt, dass sie bereit sind, wirtschaftliche Schäden in Kauf zu nehmen.

Die EU, die mit ihrem Angebot an die USA eine Deeskalation versucht hat, wird sich jetzt die Frage stellen müssen, ob man nicht ebenfalls Maßnahmen gegen die USA verhängt.
Einseitige Zölle in Höhe von 20 % kann, darf und wird man nicht hinnehmen.

Das wird dazu führen, dass am Ende alle ärmer werden. Zölle sind eine Massenvernichtungswaffe für den Wohlstand (Zölle: Massenvernichtungswaffe für den Wohlstand) und daher ist die Panik angebracht (Panik ist angebracht. China verhängt Gegenzölle).

Aus meiner Sicht werden die wirtschaftlichen Schäden, die durch die Zölle und die Unvorhersehbarkeit der US-Politik verursacht werden, nicht über-, sondern immer noch unterschätzt. Nach wie vor glauben viele, dass Trump pokert, einen Plan hat oder 4D-Schach spielt. Das ist nicht der Fall. Er ist schlichtweg überzeugt, dass Zölle etwas Gutes sind. Je früher der Markt das einsieht, umso besser.

S&P 500 Index: Chart vom 04.04.2025, Kurs: 5.143 Punkte - Kürzel: SPX | Online Broker LYNX
S&P 500 Index: Chart vom 04.04.2025, Kurs: 5.143 Punkte – Kürzel: SPX | Quelle: TWS

Es bleibt abzuwarten, wie die globalen Märkte auf diese sich zuspitzende Lage reagieren werden, doch eines ist klar: Die Weltwirtschaft steuert auf unruhige Zeiten zu, und Trumps Zölle könnten der Auslöser für eine Kette von Ereignissen sein, die niemand mehr vollständig kontrollieren kann.

Gültigkeit der Analyse: 1 Woche
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Wir zeigen Ihnen, wie Trump die Zölle berechnet hat, wie hoch die Zölle der EU wirklich sind und welche Auswirkungen das alles hat.

Zölle statt Fortschritt: Wie Trump die USA mit seiner „Befreiung“ in die Krise stürzt

Am 2. April 2025 rief US-Präsident Donald Trump den sogenannten „Liberation Day“ aus – einen Tag, den er als Wendepunkt für die amerikanische Wirtschaft feierte. Mit einer umfassenden Zollpolitik versprach er, die USA von vermeintlich unfairen Handelspraktiken anderer Nationen zu „befreien“ und die heimische Produktion zu stärken. Doch wie genau hat Trump diese Zölle berechnet?

Ein zentraler Pfeiler von Trumps Zollpolitik zum Liberation Day ist das Prinzip einer angeblichen Reziprozität. Der Präsident erklärte wiederholt, dass die USA von ihren Handelspartnern „abgezockt“ würden, weil sie höhere Zölle und Handelsbarrieren auf amerikanische Produkte erheben als umgekehrt.

Um das auszugleichen, führte er sogenannte reziproke Zölle ein. Diese basieren angeblich darauf, dass die USA Importe aus einem Land mit denselben oder ähnlichen Zollsätzen belasten, die dieses Land auf US-Waren anwendet.

So hat Trump die Zölle „berechnet“

Inzwischen wissen wir, dass das schlichtweg gelogen war. Das Weiße Haus hat dazu sogar eine Formel veröffentlicht, die, nachdem man sie gekürzt hat, äußerst simpel ist.

Einfach ausgedrückt sieht sie wie folgt aus:
Das Handelsdefizit der USA mit dem jeweiligen Land wurde durch die Exporte des Landes in die USA geteilt. Das Ergebnis dieser Rechnung hat man dann halbiert, woraus man einen Zoll abgeleitet hat.

Hier am Beispiel der EU:
Der Handelsüberschuss von 235,6 Milliarden Dollar wird geteilt durch 605,8 Milliarden Dollar Exporte. Das ergibt 0,39.
Daraus leitet man mal eben 39 % ab und beschließt dann reziproke Zölle von 20 %.

Dabei hat man sich nicht mal die Mühe gemacht, die aktuellen Daten von 2024 zu nehmen. Denen zufolge wäre man nur auf einen Wert von 0,37 gekommen …

Aber warum auch? Die ganzen angeblichen Zölle anderer Länder gegen die USA sind an den Haaren herbeigezogen. Sie existieren nicht.

Mit Fairness hat das nichts zu tun

Besonders interessant sind die 115 Länder, gegen die die USA Zölle von 10 % verhängt haben und die alle angeblich auch exakt 10 % für Güter aus den USA verlangen.
Ist das nicht ein merkwürdiger Zufall? Bei genauerer Betrachtung stellt sich heraus, dass all diese Länder mehr Waren in den USA einkaufen, als sie in die USA verkaufen. Nach der Logik von Trump zockt die USA diese Länder ab und nicht umgekehrt – trotzdem verpasst man ihnen Strafzölle.

Mit Fairness hat das alles überhaupt nichts zu tun. Mit den realen Zöllen, die die EU oder irgendein Land für US-Waren verlangen, hat es ebenfalls nichts zu tun.

In der Realität lagen die Zolleinnahmen der EU 2023 bei lächerlichen 3 Mrd. Euro, was einem Zollsatz von unter 1 % entspricht – fernab der angeblichen 39 %. Die USA haben im Gegenzug 7 Mrd. USD eingenommen.

Man könnte also problemlos argumentieren, dass die EU übervorteilt wird. Am Ende sind 3 oder 7 Mrd. Euro oder USD im Verhältnis zum Handelsvolumen aber absolute Peanuts, es geht um kaum mehr als ein Prozent des gesamten Handels – zumindest bisher.

Bezieht man neben Waren auch Dienstleistungen in die Rechnung mit ein, ist der Handel zwischen der EU und den USA fast ausgeglichen. Zumindest wenn man in der EU beide Augen zudrückt und weiterhin hinnimmt, dass vor allem die Tech-Riesen über Steuerschlupflöcher ihre Gewinne in Europa in die USA schleusen und hier kaum Steuern zahlen.

Schuss ins Knie

Aktuell bestehen noch Ausnahmen für die Zölle, dafür aber auch erhöhte Sätze für Autos. Sollten die USA perspektivisch für alle europäischen Güter einen Zollsatz von 20 % erheben, entspräche das bei dem aktuellen Handelsvolumen Zollkosten in Höhe von 106 Mrd. Euro.
Das ist mehr als das 35-fache von dem, was die EU bisher an Zöllen kassiert.

Die Vorgänge sind an Absurdität nicht zu übertreffen. Das Problem daran ist, dass das alles realwirtschaftliche Folgen hat. Negative Folgen, vor allem für die USA.

Für die EU und die meisten anderen Länder ist dieser Handelsstreit zu bewältigen, denn für uns wird dadurch nur der Handel mit einem Land geschädigt, wenngleich es auch der größte Handelspartner ist.
Die USA haben dieses Problem jetzt allerdings mit all ihren Handelspartnern.

Damit schwächt man die eigene Wettbewerbsfähigkeit

Abseits von der komplett realitätsfremden Herleitung der Zölle ergeben sie auch auf anderer Ebene keinen Sinn.

Die USA wären selbst bei 20 oder 200 % Zöllen in vielen Bereichen nicht wettbewerbsfähig.
Wie will man denn bei personalintensiven Produkten und Arbeitsschritten mit Mexiko konkurrieren? In den Zulieferer-Betrieben für die Autobranche arbeiten die Mexikaner teilweise 50-60 Stunden – für 300 USD die Woche.

Um diese Produktion in die USA zu verlagern, müssten die US-Arbeitnehmer in der Wertschöpfungskette nach unten wandern und Löhne akzeptieren, mit denen man in den USA unmöglich leben kann.
Oder die Preise für US-Autos steigen massiv, wodurch sie umso weniger konkurrenzfähig wären.

Versteht man im Weißen Haus nicht, dass fast die Hälfte aller Importe in den USA weiterverarbeitet werden und US-Unternehmen dadurch Geld verdienen? Wenn man diese Vorprodukte wie Aluminium mit Zöllen belegt, verschlechtert man dadurch die Wettbewerbsfähigkeit und zerstört “Manufacturing” in den USA.

Warum sollte eine ausgeglichene Handelsbilanz in dieser Situation überhaupt ein erstrebenswertes Ziel sein? Das wäre in etwa so, als würde ein Stahlhersteller eine ausgeglichene Handelsbilanz mit einer Eisenerz-Mine fordern.

Das Handelsbilanzdefizit der USA mit Kanada basiert beispielsweise weitgehend auf Öl, welches dann in den USA raffiniert und anschließend wesentlich teurer weiterverkauft wird. Will man darauf verzichten?

Will man Vorprodukte wirklich mit Strafzöllen belegen, die die eigene Wettbewerbsfähigkeit unterminieren und den eigenen Unternehmen das Geschäft vermiesen? Aktuell scheint die Antwort „ja“ zu sein.

Das Schlimmste daran ist, dass man die gewünschten Ziele (mehr Produktion in den USA) mit den Zöllen selbst dann nicht erreichen könnte, wenn es all diese negativen Auswirkungen nicht gäbe.
Man kann die Produktion von vielen Gütern nicht mal eben verlagern – und schon gar nicht von heute auf morgen:
Zölle: Massenvernichtungswaffe für den Wohlstand

US-Rezession oder Weltwirtschaftskrise?

Die Panik an den US-Märkten ist angebracht. Wenn Trump nicht zeitnah einen Sieg erklärt und die Zölle wieder abschafft, wird die USA mit einer hohen Wahrscheinlichkeit in eine Rezession schlittern.

Und damit meine ich keine technische Rezession, bei der das BIP um 0,2 % fällt, sondern einen massiven wirtschaftlichen Einbruch von mehreren Prozent.

Kanada hat nicht auf sich herumtrampeln lassen und die EU wird es auch nicht.
China hat bereits Vergeltungszölle und Zölle in Höhe von 34 % beschlossen. Andere werden folgen.

Kommt es jetzt zu einer Spirale von gegenseitigen Zoll-Erhöhungen, werden nicht nur die USA, Kanada und Mexiko in eine Rezession schlittern, sondern womöglich die Weltwirtschaft.

Die Zölle sind nicht nur unverhältnismäßig, sie sind vor allem auch selbstschädigend.
Das versteht die Börse – weil es offensichtlich ist – und daher werden US-Aktien auch mit am stärksten abverkauft.

Ich habe mich immer davor gesträubt, mich zur Politik zu äußern. Aber die USA werden derzeit von Leuten regiert, denen selbst ein Grundverständnis für wirtschaftliche Zusammenhänge fehlt.

S&P 500 Index: Chart vom 04.04.2025, Kurs: 5.386 - Kürzel: SPX | Quelle: TWS | Online Broker LYNX
S&P 500 Index: Chart vom 04.04.2025, Kurs: 5.386 – Kürzel: SPX | Quelle: TWS

Ihr Tobias Krieg, bekennender Daueroptimist.

Gültigkeit der Analyse: 1 Woche
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Steigende Zölle, unsichere Märkte, drohende Rezession. Die Zeichen für die Wirtschaft und die Börse stehen auf Sturm.

Wiederholt sich jetzt 2022?

Der S&P 500 ist auf dem besten Weg, ein neues Jahrestief zu markieren. Die Erholung nach dem bisherigen Tief am 12. März hatte wenig Power und wurde schnell wieder im Keim erstickt.
Für das Bullenlager sind das keine guten Nachrichten, denn das spricht dafür, dass die Probleme längst nicht zu Ende sind.

Es ist wahrscheinlich, dass wir uns gerade in einer ähnlichen Situation befinden wie Anfang 2022. Damals wie heute hatte der Markt eine ausgedehnte Rallye hinter sich, die Bewertungen waren hoch und es drohte eine Rezession.

Die anhaltende Furcht vor einer Rezession hat 2022 ausgereicht, um den S&P 500 rund 1.300 Punkte in den Keller zu schicken, der Verlust lag bei mehr als 25 %. Es dauerte etwa zwei Jahre, bis der Index die alten Hochs wieder überschreiten konnte.

Als Anleger sollte man sich mit dem Gedanken anfreunden, dass es dieses Mal genauso lange oder noch länger dauern könnte.
Denn der Unterschied zwischen damals und heute ist, dass es dieses Mal mit einer hohen Wahrscheinlichkeit zu einer Rezession kommen wird.

Die wirtschaftlichen Schäden werden vollkommen unterschätzt

Die Zölle führen in den USA und international zu gigantischen wirtschaftlichen Schäden – und das auf allen möglichen Ebenen. Wenn ich mir die Aussagen der meisten Börsenexperten dazu anhöre, bekomme ich das Gefühl, dass gar nicht verstanden wird, wie groß die möglichen Schäden sind.

Die US-Zölle, etwa auf Stahl und Aluminium, beeinträchtigen schon jetzt die globalen Lieferketten. Unternehmen, die auf Importe angewiesen sind, sehen sich mit höheren Kosten und längeren Lieferzeiten konfrontiert. Das führt zu Produktionsverzögerungen und in einigen Fällen sogar zu Engpässen bei wichtigen Gütern. Besonders betroffen sind Industrien wie die Automobil- oder Elektronikbranche, die auf internationale Zulieferer angewiesen sind.

Ein direkter Effekt der Zölle ist die Verteuerung von importierten Waren. Wenn beispielsweise Zölle auf chinesische Konsumgüter oder europäische Agrarprodukte erhoben werden, steigen die Preise für diese Produkte in den USA.

Doch auch außerhalb der USA sind die Auswirkungen spürbar: Exportländer reagieren oft mit Gegenzöllen, was wiederum die Kosten für US-amerikanische Produkte in diesen Märkten erhöht. Am Ende tragen Verbraucher weltweit die Last in Form höherer Preise, was einkommensschwache Haushalte und ärmere Länder besonders hart trifft.

Das Ende vom Lied: Die Preise steigen für alle. Die Inflation zieht wieder an und die Konsumlaune erodiert.

Hiobsbotschaft für den US-Tourismussektor

Darüber hinaus führt das dazu, dass die Notenbanken die Leitzinsen nicht senken können, was unter anderem die Baubranche belastet und das Investitionsvolumen der Unternehmen senkt.
Dieser Effekt wird durch die hohe Unsicherheit und fehlende Planbarkeit noch weiter verstärkt.

Hinzu kommen eine ganze Reihe von ungewollten Nebenprodukten der Zölle sowie Zweit- und Drittrundeneffekte.
Darunter beispielsweise, dass Kanadier massenhaft ihren Urlaub in den USA stornieren. Die Zahl der Flugbuchungen für die kommenden Monate lag im März 75 % unter dem Vorjahresniveau.

Für die US-Tourismusbranche wird das langsam zum Problem, denn ausländische Touristen sind Schätzungen zufolge für 30 – 40 % der Umsätze im Sektor verantwortlich, und von den über 60 Millionen internationalen Gästen, die man normalerweise pro Jahr begrüßen durfte, stammt fast ein Drittel aus Kanada.

Wenn drei Viertel davon wegfallen, könnten alleine die Kanadier die US-Tourismusbranche schon 45 Milliarden Dollar pro Jahr kosten. Durch wen will man sie ersetzen?
Durch Europa, Mexiko und Japan, die man ebenfalls mit Zöllen überzieht? Wohl eher nicht.

Boykott von US-Waren

Die Tourismusbranche ist auch nur ein Beispiel. In Kanada, Europa und Australien zeichnet sich eine immer stärkere Ablehnung der Zölle ab, die sich wiederum im Kaufverhalten niederschlägt.
Auch diesen Effekt sollte man nicht unterschätzen. Unternehmen verdienen vor allem dann Geld, wenn sie ausgelastet sind. Fallen nur 5 oder 10 Prozent der Nachfrage weg, sind viele Unternehmen bereits unprofitabel.

Da man mit den Zöllen nicht nur die internationale Nachfrage für US-Güter dämpft, sondern dank der steigenden Preise auch die heimische Nachfrage, wird es für viele Unternehmen eng werden.

Ich könnte ewig fortfahren, welche anderen Probleme die Zölle direkt oder indirekt verursachen. Aber teilweise sind die Zölle auch gar nicht umsetzbar. US-Präsident Trump möchte beispielsweise, dass nur der Anteil eines Fahrzeugs mit Zöllen belegt wird, der nicht in den USA produziert wird.
Doch wie misst man diesen Anteil überhaupt? Vermutlich wird am Ende irgendwer jedem Modell einen Stempel aufdrücken und damit wird man die Sache irgendwie praktikabel machen.

Hin und her macht Taschen leer – nur anders als sonst

Aber wie verhält sich das während des Produktionsprozesses? Zölle fallen schließlich bei jedem Grenzübertritt an. Das bedeutet, dass ein Zoll in Höhe von 25 % durchaus dazu führen kann, dass der Preis eines Produkts um 50 % oder mehr steigt.

Ich möchte das an einem Beispiel aus der „US“-Autobranche aufzeigen. Das Aluminiumerz für US-Autos stammt beispielsweise zu 80 % aus Kanada und wird größtenteils auch dort zu Aluminium verarbeitet.
Anschließend werden daraus in Detroit, Michigan (USA), beispielsweise Kolben und andere Motorteile gefertigt. Die gehen dann wieder über die Grenze, nach Windsor, Ontario (Kanada), wo die Montage der Motoren erfolgt.

Bisher war das alles kein Problem, denn die Fabriken liegen nur wenige Kilometer auseinander und sind nur durch eine Grenze getrennt, die seit Jahrzehnten nicht mehr als ein Strich auf einer Landkarte war.

Doch ab dem 2. April sollen an dieser Grenze Zölle erhoben werden. Dass das zu Problemen führen wird, dürfte klar sein. Wer übernimmt überhaupt die Zollabwicklung? Es gibt dort keine Zollbeamten oder Zollstellen.
Wie wird verhindert, dass es zu Lieferverzögerungen kommt, die in der Autobranche zu exorbitanten Kosten führen könnten?

Der Bau von Autos ist straff organisiert. Es gibt so gut wie keine oder gar keine Lagerhaltung. Um es salopp zu formulieren: Die Teile kommen am einen Ende der Fertigungsstraße on time rein und hinten kommen fertige Autos raus.
Fehlt auch nur ein Teil, steht die gesamte Fertigungsstraße still.

US-Autobranche vor unlösbaren Problemen?

Doch damit nicht genug. Die Reise unseres Motors ist ja längst nicht zu Ende. Nachdem er in Windsor (Kanada) montiert wurde, muss er anschließend nach Flint, Michigan oder Dearborn bei Detroit (USA), wo die Endmontage des Fahrzeugs geschieht.
Konkret handelt es sich um die Ford F-Serie, den Chevrolet Silverado und den GMC Sierra – die Nummer 1, 2 und 7 der meistverkauften Autos in den USA.

Das Beispiel ist also nicht aus der Luft gegriffen, sondern stark vereinfacht. Bei manchen Teilen finden mehr als ein halbes Dutzend Grenzüberschritte zwischen Kanada und den USA statt.
Und wir haben überhaupt noch nicht über die Zulieferer in Mexiko gesprochen, was die Lage nochmal deutlich verkompliziert.

Wie das alles in der Realität umgesetzt werden soll, weiß niemand. Wir werden jedoch in wenigen Tagen erleben, welche Probleme das alles in der Realität verursachen wird.
Branchenexperten warnen bereits vor einem regelrechten Crash der US-Autobranche.

Die Idee, die Herstellung von Autos in den USA durch Zölle zu fördern, funktioniert nicht. Denn die aggregierte weltweite Nachfrage nach Autos und Autoteilen ist ein gegebener Faktor. Man kann nicht einfach Produktionskapazitäten in den USA aufbauen, die über diese Nachfrage hinausgehen.
Man müsste die Fabriken in Kanada, Mexiko oder Deutschland abbauen und in den USA wieder aufbauen, was natürlich auch nicht umsetzbar ist.

Selbst wenn man die bisherigen Produktionsstandorte abschreiben und heute anfangen würde, die Fabriken in den USA zu bauen, würde es Jahre dauern, bis die Produktion in die USA verlagert wäre – selbst unter der Annahme, dass die Baupläne für die Fabriken bereits in der Schublade lägen, die zum Bau verfügbaren Flächen identifiziert, alle Genehmigungen bereits erteilt und die Finanzierung gesichert wäre.

Droht eine Stagflation?

Je länger man sich mit den Zöllen beschäftigt und je mehr Sektoren man sich genauer anschaut, umso düsterer wird das Bild.
Doch auch abseits der direkt betroffenen Branchen werden es die meisten Unternehmen spüren – und der Verbraucher sowieso.

Zölle führen zu höheren Preisen, wodurch die Kaufkraft sinkt und die Konsumlaune leidet. Darüber hinaus werden Unternehmen die Zölle als Vorwand verwenden, um die Preise zu erhöhen, auch wenn sie gar nicht betroffen sind.

Eigentlich hätte Donald Trump das spätestens 2018 gelernt haben müssen. Nachdem er 50 % Zölle auf Waschmaschinen und bestimmte Komponenten verhängt hatte, stiegen die Preise von Waschmaschinen erheblich – allerdings auch die der heimischen Hersteller.

Fazit:
Zölle führen zu höheren Preisen, wodurch die Kaufkraft sinkt und die Konsumlaune leidet. Ohne Konsum kann die US-Wirtschaft jedoch nicht wachsen.
Darüber hinaus verhindern steigende Preise Leitzinssenkungen, was Investitionen und die Baubranche hemmt.

Gleichzeitig dürfte das Investitionsvolumen, abgesehen von politisch instrumentalisierbaren Projekten, aufgrund von fehlender Planbarkeit zurückgehen.

Hat die Rezession bereits begonnen?

Die aktuelle Prognose der Atlanta FED für das US-Wirtschaftswachstum im ersten Quartal liegt bei -2,8 %. Bereinigt um Sondereffekte wie die panischen Goldkäufe vor Inkrafttreten der ersten Zölle liegt sie bei -0,5 %.

Im schlimmsten Fall droht den USA eine Stagflation mit all ihren negativen Auswirkungen auf die Weltwirtschaft. Hinzu kommen die wirtschaftlichen Schäden, die die Zölle außerhalb der USA verursachen.

Das Wirtschaftswachstum dürfte in allen betroffenen Ländern gedämpft werden. Besonders hart wird es für Mexiko und Kanada, die nahezu sicher in eine Rezession abgleiten werden.

Für die Börse sind das keine guten Vorzeichen. Sollten die Kurse weiter purzeln, wird das die US-Konsumlaune zusätzlich belasten, denn die meisten Amerikaner sorgen mit Aktien für die Rente vor. Schmelzen die Depots, schnallt man den Gürtel enger.

S&P 500 Index: Chart vom 31.03.2025, Kurs: 5.580 Punkte - Kürzel: SPX | Online Broker LYNX
S&P500 Index: Chart vom 31.03.2025, Kurs: 5.580 Punkte – Kürzel: SPX | Quelle: TWS

Nachdem der S&P 500 am Widerstand bei 5.720 Punkten gescheitert ist, ist ein Rückfall auf das Jahrestief bei 5.500 Punkten wahrscheinlich.
Darunter kommt es zu einem prozyklischen Verkaufssignal mit möglichen Kurszielen bei 5.400 und 5.260 Punkten.

Gültigkeit der Analyse: 1 Woche
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Die 200-Tage-Linie beim S&P 500 brach am 10. März, danach fiel der Index zunächst weiter. Doch Anfang der Woche wurde sie, von unten kommend, wieder erreicht, das Bullen-Lager hätte die Chance, den Spieß umzudrehen. Doch aktuell wirkt es, als könnte das schiefgehen.

Was immer das bullische Lager noch zuwege bringen sollte, die beiden verbleibenden Handelstage werden nicht reichen, aus dem März noch einen einigermaßen versöhnlichen Monat zu machen. Auch den S&P 500 in der bisherigen Jahresbilanz über die Nulllinie zu hieven, wird schwierig. Derzeit bewegt sich der marktbreite US-Index in etwa auf einem Level, den er bereits Ende Oktober erreicht hatte. Trotzdem versucht man gerade, wieder Wasser unter den Kiel zu bekommen. Wichtiger Ankerpunkt dafür wäre die Rückeroberung der 200-Tage-Linie. Aber das gestaltet sich nicht reibungslos.

Der Chart auf Tagesbasis zeigt, dass der S&P 500 diese wichtige Linie am Montag quasi im Handstreich zurückgewonnen hatte. Doch dann bleiben am Dienstag die Anschlusskäufe aus. Am Mittwoch gab er kräftiger nach, am Donnerstag zumindest leicht. Jetzt wird es auf die Supportzone 5.652/5.697 Punkte ankommen, in die der Index gestern zum Handelsende zurückgesetzt hatte. Doch dadurch, dass sie im Vorfeld schon widerstandslos unterboten wurde, ist sie als Unterstützung „weich“ geworden. Es müsste also reibungslos und schnell gehen, von hier aus nach oben zu drehen und die 200-Tage-Linie erneut zu überwinden. Und diesmal dann auch die Zone, an welcher der Index im Wochenverlauf gescheitert war:

S&P 500: Tages-Chart vom 27.03.2025, Kurs 5.693,31 Punkte, Kürzel: SPX | Quelle: TWS | Online Broker LYNX
S&P 500: Tageschart vom 27.03.2025, Kurs 5.693,31 Punkte, Kürzel: SPX | Quelle: TWS | Online Broker LYNX

Am im Tageschart violett hervorgehobenen „Trump Gap“. An der Kurslücke also, die am Tag nach der US-Wahl Anfang Oktober entstanden war. Dass der Index derzeit unter dem Kursniveau notiert, das unmittelbar vor Trumps Wahlsieg erreicht wurde, ist ein Signal dafür, dass die großen Hoffnungen, die viele in Bezug auf die Wirtschaftsagenda des US-Präsidenten gesetzt hatten, geplatzt sind. Und das verwandelt diese Korrektur in eine, die nicht so ist wie die anderen.

Expertenmeinung: Dass US-Indizes mal zehn Prozent zurückkommen, passiert zwar nicht gerade alle paar Monate, ist aber nicht ungewöhnlich. Zuletzt sahen wir so etwas im Sommer letzten Jahres. Da ging es u.a. um die Korrektur überzogener Zinshoffnungen und um wackelnde Regionalbanken. Es gelang, diese Unruhe zu glätten, es passierte am Ende nichts Negatives, das Wachstum hielt, die Inflation blieb im Rahmen. Diesmal aber ist die Gemengelage kniffliger.

Eine unübersehbar wachsende Zahl an Marktteilnehmern hegt Zweifel daran, dass die Vorgehensweise der neuen US-Regierung die US-Wirtschaft wirklich stärker, die Verbraucher vermögender, die Staatskasse voller macht, wie Donald Trump das versprochen hat. Die Aktivitäten wirken unstet, emotional und wenig durchdacht. Sollte ein Plan dahinterstecken, erkennen ihn die Trader zumindest nicht. Was sie aber sehen, sind wegrutschende Wirtschaftsdaten und ein schnell und deutlich absackendes Verbrauchervertrauen. Der Eindruck entsteht, dass die Nebenwirkungen vor den erwünschten Effekten auftauchen … und das Eintreten Letzterer zumindest ungewiss ist.

In einem Umfeld, in dem man sich sorgen muss, dass das Wachstum nicht nur kurzzeitig, sondern für längere Zeit unter Druck gerät und zugleich die Inflation anzieht und damit ein „Worst Case-Szenario“ entsteht, stehen die bullischen Trader grundsätzlich mit dem Rücken zur Wand.

Würde es schnell gelingen, die 200-Tage-Linie wieder zu überwinden und mit Schlusskursen über 5.880 Punkten auch das „Trump Gap“ klar zu überbieten, hätten sie wenigstens seitens der Charttechnik wieder Rückenwind. Was vor allem dann eine Chance hätte, wen es gelingt, sofort, am heutigen Freitag, wieder deutlich Boden gutzumachen, denn mit dem Tagestief des Donnerstags wurde das „Gap“, die Kurslücke des Montags, geschlossen. Würde der S&P 500 umgehend und deutlich wieder anziehen, hätte man dadurch eine gute Basis, erst einmal weiter zu laufen, aber:

Da die Rahmenbedingungen momentan erheblichen Gegendruck generieren, wird das Bären-Lager vermutlich auch dann noch dagegenhalten. Der Weg nach oben ist steiniger als in den letzten Jahren, das in den vergangenen Jahren so erfolgreiche „Buy The Dip“, das Kaufen in fallende Kurse hinein, wäre damit erheblich riskanter.

S&P 500: Monats-Chart vom 27.03.2025, Kurs 5.693,31 Punkte, Kürzel: SPX | Quelle: TWS | Online Broker LYNX
S&P 500: Monatschart vom 27.03.2025, Kurs 5.693,31 Punkte, Kürzel: SPX | Quelle: TWS | Online Broker LYNX

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Im Gegensatz zu den Euro-Indizes sind die US-Indizes in intakten Abwärtsbewegungen unterwegs. Am Freitag und Montag kam es in den USA zwar wieder zu Käufen, aber das Chartbild des S&P 500 zeigt: Noch haben die Bären alles im Griff. Könnte die „Fed“ das ändern?

S&P 500 Index: Chart vom 18.03.2025, Kurs 5.614,66 Punkte, Kürzel: SPX | Online Broker LYNX
S&P 500 Index: Chart vom 18.03.2025, Kurs 5.614,66 Punkte, Kürzel: SPX | Quelle:

Am Dienstag konnte man – nicht zum ersten Mal – sehen, dass sich die US-Anleger für Außenpolitik wenig bis gar nicht interessieren. Während man in Europa in Bezug auf das Telefonat Trump/Putin den Atem angehalten hatte, zeigten der S&P 500 und die anderen großen US-Indizes keinerlei nennenswerte Reaktion auf ein Ergebnis dieses Gesprächs, welches so mager ausfiel, dass man es als Niederlage für den US-Präsidenten ansehen kann. Man interessiert sich in den USA weit mehr dafür, was die US-Notenbank heute Abend entscheiden wird und, noch wichtiger, wie die neuen Projektionen für Wachstum, Inflation und Arbeitslosenrate im Licht der so sehr gewandelten Politik in Washington aussehen.

Sogar eine Leitzinssenkung sehen einige als denkbar an, allerdings wäre das nicht zwingend etwas, das die Trader positiv honorieren würden. Einige Konjunkturdaten, so z. B. die jüngsten Daten zum US-Verbrauchervertrauen, der Konjunkturindex der regionalen US-Notenbank von New York oder der GDPNow-Tracker der regionalen US-Notenbank von Atlanta (der versucht, das US-Wachstum realtime abzubilden), deuten auf einen Einbruch des Wachstums hin. Was, mit Blick auf die jüngsten, eher niedrig ausgefallenen US-Inflationsdaten, die „Fed“ dazu bringen könnte, den Leitzins trotz der Unsicherheit in Sachen Zölle zu senken, aber:

Expertenmeinung: Das wäre eben auch ein Eingeständnis, dass die Lage mittlerweile ernst ist. Was die Marktteilnehmer seit Wochen am Aktienmarkt abbilden, aber da muss man noch keineswegs am Ende des Weges angekommen sein, denn bislang läuft es für das bärische Lager nach Plan. Wobei die Gegenbewegung des Freitags und des Montags dem nicht entgegensteht, sondern das bärische Szenario zusammen mit dem erneuten Minus des Dienstags sogar unterfüttert, wie der Chart auf Tagesbasis zeigt.

S&P 500 Index: Chart vom 18.03.2025, Kurs 5.614,66 Punkte, Kürzel: SPX | Online Broker LYNX
S&P 500 Index: Chart vom 18.03.2025, Kurs 5.614,66 Punkte, Kürzel: SPX | Quelle: TWS

Hier sehen wir, dass die Gegenreaktion im Vergleich zum vorherigen Abstieg eher klein ausfiel und genau da erst einmal hängen blieb, wo man damit rechnen konnte, sofern das bärische Lager auf dem Posten ist: in der Widerstandszone 5.652 zu 5.697 Punkten und damit noch ein gutes Stück unterhalb der aktuell bei 5.744 Zählern verlaufenden 200-Tage-Linie. Dass der Index am Dienstag wieder aus diesem Bereich nach unten herausrutschte, unterstreicht: Die übergeordnete Tendenz bleibt erst einmal bärisch, denn die Short-Seller haben genau da wieder Druck gemacht, wo es aus charttechnischer Sicht darauf ankommt. Was muss gelingen, damit der Wind wieder dreht und die „Short-Seller“ vertreibt?

Die Minimalanforderung wäre, über die aktuelle Widerstandszone und die 200-Tage-Linie hinaus, ein Anstieg über die Nackenlinie des Doppeltopps bei 5.773 Punkten. Das wäre ein Zeichen, dass den Bären die Sache entgleitet. Wirklich glaubhaft zurück im bullischen Terrain wäre der S&P 500 indes erst, wenn er darüber hinaus auch zurück über die 50-Tage- und die 100-Tage-Linie bei derzeit 5.934/5.938 Punkten gelaufen wäre. Ist das kurzfristig realistisch?

Es ist nicht unmöglich, dürfte aber schwierig werden. Dazu müsste das, was die US-Notenbank heute Abend tut, sagt und voraussieht, durchweg geeignet sein, den Käufern wieder Mut zu machen. Was in dem derzeitigen Umfeld überraschen würde.

Eine erneute Attacke an die jetzt erst einmal als stabil belegte Widerstandszone 5.652 zu 5.697 Punkten wäre jederzeit denkbar, aber wie gesagt: Das würde noch nicht reichen, 5.773 Punkte müssten es mindestens auf Schlusskursbasis werden, damit es dann die Bären wären, die unruhig schlafen. Und da wir bereits übermorgen den „dreifachen Hexensabbat“, d. h. die große Abrechnung am Terminmarkt, sehen, wird es zumindest für die kommenden Tage noch einmal schwieriger, den jetzt klar abwärtsweisenden Kurs des S&P 500 kurzfristig überzeugend umzukehren.