Trumps Wirtschaftspolitik ist keine Strategie – sie ist Ideologie. Wer auf Vernunft hofft, verkennt die Dynamik dieses Handelskonflikts.
EU reicht die Hand, Trump schlägt sie aus
Gestern hat die Europäische Union den Vereinigten Staaten ein Freihandelsabkommen für Industriegüter angeboten. Diesen Schritt halte ich aus wirtschaftlicher und auch aus strategischer Sicht für richtig. Kurzzeitig keimte die Hoffnung in mir auf, dass Trump wenigstens bei diesem Punkt einlenken könnte. Doch es dauerte nicht lange, bis der US-Präsident den Vorschlag der EU abgelehnt hatte.
Diese Entscheidung unterstreicht einmal mehr, dass der Präsident nicht auf Freihandel setzt, sondern Zölle als ein grundsätzlich positives Instrument betrachtet. Es geht ihm nicht darum, durch protektionistische Maßnahmen lediglich Zugeständnisse zu erzwingen, wie viele gehofft hatten.
Die Vorstellung, dass Trump nur blufft, um Zugeständnisse zu erzwingen, hat sich als Wunschdenken erwiesen.
Die Mehrheit verhält sich aber immer noch so, als bestünde Hoffnung. Nein, es besteht keine Hoffnung. Trump wird nicht einlenken, er betrachtet Zölle als etwas Gutes.
Darauf hatte ich bereits hingewiesen, nachdem Trump die Zölle gegen Kanada und Mexiko beschlossen hatte. Trump geht es nicht um Freihandel, ganz im Gegenteil. Und daran wird sich auch nichts ändern, wenn ihm alle Wirtschaftsexperten dieser Welt das Gegenteil erzählen.
Er ist fest davon überzeugt, dass er es besser weiß.
Willkommen im Handelskrieg
Trump ist überzeugt, dass Zölle die amerikanische Wirtschaft stärken, und diese Überzeugung scheint weder von Banken noch von Prognose-Instituten vollständig verstanden zu werden. Viele Experten klammern sich weiterhin an die Hoffnung, dass er irgendwann einlenken könnte.
Doch das wird er weder durch Verhandlungen noch gutes Zureden. Das Einzige, was aus meiner Sicht ein Umdenken bewirken könnte, ist Schmerz. Die wirtschaftliche Lage muss so schlecht werden, dass man es nicht mehr ignorieren kann und/oder es müssen Wahlen verloren werden.
Erst dann wird Trump einlenken, doch dann wird es bereits zu spät sein, vielleicht ist es das jetzt schon. Denn selbst wenn die Zölle morgen auf Eis gelegt werden, ist der wirtschaftliche Schaden bereits enorm.
Die USA werden von den einstigen Partnern nicht mehr als zuverlässig wahrgenommen.
Gleichzeitig verhageln die Zölle und die dadurch steigenden Preise die Konsumlaune, den wichtigsten Pfeiler der US-Wirtschaft.
Bananenrepublik und Bananenexporteur
Vor wenigen Wochen galten die USA noch als einer der attraktivsten Wirtschaftsstandorte der Welt. Trump hat es geschafft, dass der Standort zu einem Unsicherheitsfaktor geworden ist. Die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen sind unvorhersehbar, und wo keine Planbarkeit vorhanden ist, investiert niemand, der es nicht muss.
Daran würde sich selbst dann nichts ändern, wenn sich das Zoll-Thema wie von Geisterhand auflösen wird.
Doch das ist ohnehin nicht der Fall. Trump hat eine Freihandelszone mit der EU abgelehnt und die Freihandelszone mit Kanada und Australien einseitig aufgekündigt. Es geht ihm nicht um Zölle, es geht um die Handelsbilanzen – doch die lassen sich nicht durch Zölle ausgleichen.
In vielen Fällen ist das schlichtweg nicht möglich und es ist auch nicht sinnvoll.
Die USA haben nicht die günstigen Arbeitskräfte, um Kleidung, Schuhe und andere arbeitsintensive Güter herzustellen. Sie haben keine mexikanischen Arbeiter, die für 300 USD 50-60 Stunden die Woche Autoteile produzieren.
Sie haben nicht die Patente und das Know-how für eine Vielzahl von Medikamenten und die Produktion von medizinischen Geräten.
Sie haben nicht genug Dünger und andere Rohstoffe im eigenen Land… und die USA werden auch niemals im großen Stil Kaffee oder Bananen produzieren.
Xi Jinping wird nicht nachgeben
Nichts davon lässt sich durch Zölle lösen. Man kann die Zölle für Bananen so stark erhöhen, wie man will, dadurch gewinnt niemand etwas, es steigen nur die Preise.
Doch das hält Trump nicht davon ab, weiter zu eskalieren. Ein möglicher Handelskrieg mit der Volksrepublik China rückt damit immer näher, und die Dynamik zwischen Trump und Xi Jinping lässt wenig Raum für Optimismus.
Die US-Regierung hatte Zölle in Höhe von 34 % gegen China verhängt. China antwortet ebenfalls mit 34 %. Nun droht Trump mit weiteren 50 % und hat Xi ein Ultimatum gestellt.
Dabei übersieht er jedoch zwei zentrale Punkte.
Xi Jinping steht unter ganz anderen Voraussetzungen als Trump. Während Trump innenpolitisch mit erheblichem Druck konfrontiert ist, sei es durch die Midterm-Wahlen, die öffentliche Meinung oder die Wirtschaftsdaten, hat Xi in China eine weitaus stabilere Position.
Als autoritärer Führer muss er sich nicht mit einer kritischen Opposition oder unmittelbaren Wahlen auseinandersetzen. Sein innenpolitischer Druck ist minimal im Vergleich zu dem, was Trump erlebt.
Der Preis der Sturheit: Warum Trumps Zölle alle ärmer machen
Hinzu kommt ein kultureller Aspekt: Xi wird nicht nachgeben, weil er sein Gesicht wahren muss. In der chinesischen Politik und Gesellschaft spielt der Verlust von Ansehen eine zentrale Rolle, und ein Einlenken gegenüber den USA würde als Schwäche interpretiert werden. Für Xi ist es daher keine Option, Trumps Forderungen nachzugeben, selbst wenn die wirtschaftlichen Folgen enorm sind.
Die Konsequenzen dieser Pattsituation sind weitreichend. Trump wird seine Zölle vermutlich weiter verschärfen, während China mit Gegenmaßnahmen reagieren wird. Beide Seiten haben bereits gezeigt, dass sie bereit sind, wirtschaftliche Schäden in Kauf zu nehmen.
Die EU, die mit ihrem Angebot an die USA eine Deeskalation versucht hat, wird sich jetzt die Frage stellen müssen, ob man nicht ebenfalls Maßnahmen gegen die USA verhängt.
Einseitige Zölle in Höhe von 20 % kann, darf und wird man nicht hinnehmen.
Das wird dazu führen, dass am Ende alle ärmer werden. Zölle sind eine Massenvernichtungswaffe für den Wohlstand (Zölle: Massenvernichtungswaffe für den Wohlstand) und daher ist die Panik angebracht (Panik ist angebracht. China verhängt Gegenzölle).
Aus meiner Sicht werden die wirtschaftlichen Schäden, die durch die Zölle und die Unvorhersehbarkeit der US-Politik verursacht werden, nicht über-, sondern immer noch unterschätzt. Nach wie vor glauben viele, dass Trump pokert, einen Plan hat oder 4D-Schach spielt. Das ist nicht der Fall. Er ist schlichtweg überzeugt, dass Zölle etwas Gutes sind. Je früher der Markt das einsieht, umso besser.

Es bleibt abzuwarten, wie die globalen Märkte auf diese sich zuspitzende Lage reagieren werden, doch eines ist klar: Die Weltwirtschaft steuert auf unruhige Zeiten zu, und Trumps Zölle könnten der Auslöser für eine Kette von Ereignissen sein, die niemand mehr vollständig kontrollieren kann.
Mehr als 13.000 Investoren & Trader folgen mir und meinen täglichen Ausführungen auf Guidants.
Probleme mit Ihrem Broker? Ich bin bei LYNX.
--- ---
--- (---%)Displaying the --- chart
Heutigen Chart anzeigen