S&P 500 Prognose S&P 500: Es überrascht, dass man überrascht war

News: Aktuelle Analyse des S&P 500 Index

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S&P 500
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Zum S&P 500

Der S&P 500 hat ebenso wie Dow Jones und Nasdaq 100 am Mittwoch drastische Verluste hinnehmen müssen. Ein Minus von 2,95 Prozent tilgte den Gewinn eines ganzen Monats binnen zwei Stunden. „Schuld“ sei die US-Notenbank, hieß es. Ist das so?

Eigentlich hat die US-Notenbank am Mittwochabend nichts verkündet, das hätte überraschen dürfen. Trotzdem sackten die US-Indizes erheblich weg. Es scheint, dass viele Akteure zu oft bei Warnsignalen weggeschaut haben. Zudem dürfte der Verfalltermin übermorgen eine Rolle gespielt haben. Die Frage ist: Liegt das Kind jetzt im Brunnen? War es das mit dem Gipfelsturm? Zunächst der Blick auf die charttechnische Lage:

Der S&P 500 ist durch dieses drastische Minus, das eine Phase trügerischer Ruhe ablöste, zwar heftig angezählt, aber noch nicht K.O. Er ist dadurch zwar aus seinem seit August laufenden, keilförmigen Aufwärtstrend herausgefallen. Aber noch ist ein symbolischer Level nicht unterboten: das „Trump-Gap“.

Diese Kurslücke, die am Tag nach der US-Wahl entstand, reicht von 5.783 bis 5.865 Punkte. Erst, wenn diese Lücke geschlossen würde und der Index dann weiter abrutscht, dieses „Gap-Closing“ also nicht als Gelegenheit zum Zukauf gesehen und genutzt wird, brennt hier richtig etwas an. Wenn wir uns allerdings ansehen, wo der S&P 500 am Mittwochabend aus dem Handel ging, wird klar: Der Spielraum, bis man beginnt, in diese Kurslücke hineinzurutschen, liegt bei sieben Punkten oder, um es nüchtern zu sagen, quasi bei null. Problem dabei:

Den meisten Akteuren, vor allem aber den großen Adressen, ist völlig klar, dass der S&P 500 überkauft war, zu teuer bewertet und man sich in Sachen „Trumponomics“ einfach die potenziellen Rosinen als Kaufargument herausgepickt hat, während man die damit einhergehenden Risiken ignorierte. Das könnte man der US-Notenbank vorwerfen: Dass sie mit ihren Projektionen eben diese Risiken in Erinnerung brachte. Was indes nur richtig ist. Was war da passiert?

S&P 500 Index: Chart vom 18.12.2024, Kurs 5.872,16 Punkte, Kürzel: SPX | Quelle: TWS | Online Broker LYNX
Chart auf Monatsbasis, S&P 500 Index: Chart vom 18.12.2024, Kurs 5.872,16 Punkte, Kürzel: SPX | Quelle: TWS

Expertenmeinung: In Bezug auf den Leitzins erst einmal gar nichts. Der wurde wie erwartet um einen Viertelpunkt gesenkt. Und zudem hieß es vorher, am Markt habe man längst realisiert, dass die „Fed“ im Januar dann erst einmal nicht weiter senken, sondern abwarten wird, was sich nach der Amtsübernahme des neuen Präsidenten tut. Soweit, so harmlos.

Was offenbar wie ein nasses Handtuch ins Antlitz schlummernder Bullen wirkte, waren die neuen Projektionen in Sachen Wachstum, Arbeitsmarkt, Inflation und Leitzinsen. Alle Vierteljahre werden die aktualisiert. Und da lag dann der Stein des Anstoßes: Zuletzt hatte die Notenbank angedeutet, dass der Leitzins Ende 2025 um ein Prozent unter dem zum Jahresende 2024 liegen würde. Jetzt hat man diesen Ausblick auf die eigenen Entscheidungen deutlich verändert:

Die Leitzins-Projektion liegt nur noch einen halben Punkt tiefer, sprich man rechnet bei der US-Notenbank selbst jetzt nur noch mit zwei Senkungen um 0,25 Prozent im neuen Jahr statt wie im September noch mit vier. Das wiederum ist eine Reaktion darauf, dass man die Inflationsrate nicht mehr wie im September bei 2,1 Prozent per Ende 2025 sieht, sondern bei 2,5 Prozent. Aber wie kann das die Marktteilnehmer derart unerwartet treffen?

Man hat doch sehen können, dass die Inflation 2024 weniger deutlich zurückging als gedacht, vor allem in der Kernrate will es nicht richtig abwärts gehen. Man hat doch sehen können, dass die Löhne stärker stiegen als erwartet, was die Inflation fördert. Man weiß doch, welche Pläne Donald Trump mit der US-Wirtschaft hat und dass das ein potenzielles Glutnest für eine aufflammende Inflation ist. Nichts davon ist hinterrücks hinter irgendwelchen Vorhängen hervorgezaubert worden … und trotzdem ein derart massives Minus?

Sicherlich gab es da viele, die all das, was man hätte sehen können und müssen, einfach nicht sehen wollten. Aber trotzdem überrascht es, dass so viele überrascht waren. Wenn sie es denn waren. Denn es kann sehr gut sein, dass dieser Abverkauf nur deswegen so extrem ausfiel, weil schon morgen die große Abrechnung an der Terminbörse stattfindet. Da geht es um Milliardensummen, die verdient werden, wenn die Kurse auf dem Level in die Abrechnung laufen, auf dem man sie erwartet bzw. braucht. Aber sie können auch verloren werden, wenn es anders kommt.

Es ist möglich, dass die Abwärts-Reaktion direkt nach der Vorlage der Entscheidung und der Projektionen so deutlich war, dass große Adressen am Terminmarkt bei der Frage „fight oder flight“ die Flucht gewählt haben und long ausgerichtete Positionen glattgestellt oder durch Short-Trades gehedgt haben. Das hieße: Möglich, dass sich der S&P 500 schnell wieder fängt. Aber Vorsicht:

Möglich ist es, sicher ist es nicht im Geringsten. Denn man sollte im Hinterkopf haben, dass die großen Spieler am Markt ganz genau wissen, dass der S&P 500 eine historisch brandgefährlich hohe Bewertung erreicht hat, nahe am oberen Ende des 2020er-Aufwärtstrendkanals war und sogar auf Monatsbasis markttechnisch überkauft ist. Es ist daher möglich, dass viele nur mit optimal hohen Kursen in den Jahresultimo kommen und dann zügig Kasse machen wollten. Und bei dieser brenzligen Situation kann es sein, dass man sich jetzt anders entscheidet und sich sagt: Lieber nehme ich die Gewinne mit, solange sie noch da sind. Was wiederum bedeutet: Die Sache mit „fight or flight“ ist noch nicht vorbei … und dieser Index ist auf einmal ein heißes Eisen.

S&P 500 Index: Chart vom 18.12.2024, Kurs 5.872,16 Punkte, Kürzel: SPX | Quelle: TWS | Online Broker LYNX
S&P 500 Index: Chart auf Tagesbasis vom 18.12.2024, Kurs 5.872,16 Punkte, Kürzel: SPX | Quelle: TWS | Online Broker LYNX
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Vorherige Analysen des S&P 500 Index

Vor einem Jahr lag der Schnitt der 2024er-Kursziele, die die Analysten für den S&P 500 abgaben, bei 4.900 Punkten: Viel traute man dem Index nicht zu. Wir wissen: Damit lag man falsch. Aber was genau hat sich anders entwickelt … und wie weit kann das den Index tragen?

Goldman Sachs und Morgan Stanley sehen den S&P 500 beide Ende 2025 bei 6.500 Punkten. 6.100 hatte er bereits am Freitag intraday erreicht, da wären also noch 400 Punkte Spiel … für knapp 13 Monate. Dabei erwartet Goldman Sachs einen Anstieg der Unternehmensgewinne von im Schnitt elf Prozent. Wieso soll der marktbreite S&P 500-Index weniger stark steigen als die Unternehmensgewinne? Die Antwort auf diese Frage führt zum einen zu dem Grund, warum die Experten vor einem Jahr zu niedrig gezielt haben. Und zum anderen zu einem Problem, das die Bullen hier momentan haben.

Denn laut der jüngsten Daten sind die Gewinne der US-Unternehmen im Schnitt im dritten Quartal nicht gestiegen. Für das zweite Quartal 2024 kam man auf +3,5 Prozent, aber für das erste auf -2,7 Prozent. Da geht also nahezu nichts vorwärts. Das betrifft große Unternehmen, wie sie im S&P 500 gelistet sind, zwar weniger. Aber dennoch ist der Index schneller gestiegen als die Gewinne, so dass das Kurs/Gewinn-Verhältnis (KGV) des Index auf Basis der 2024er-Gewinnschätzungen der Analysten bei sehr untypisch hohen 25,15 liegt. Vor einem Jahr lag die Bewertung noch bei 21,75. Und nimmt man die Zahlen der tatsächlich bereits vorliegenden letzten vier Quartale für die Berechnung des Gewinns, käme der Index jetzt auf ein KGV von 31. Selbst kurz vor dem Platzen der Internetblase im Frühjahr 2000 lag der S&P 500 nicht höher.

Das ist der Grund, warum die sonst immer so bullischen Analysten vorsichtig sind. Denn ja, das reine Wirtschaftswachstum war viel stärker als gedacht. Und die Anleger haben das im Aktienmarkt umgesetzt. Aber sie haben dabei Unternehmen mit stark steigenden Gewinnen noch stärker nach oben gezogen als die Gewinne zulegten, die Schwachen aber weniger stark verkauft. Das war nicht absehbar, deswegen lagen die Experten Ende 2023 mit ihren Schätzungen so sehr falsch. Aber die Bewertung des Index ist dadurch in die glühend rote Zone vorgestoßen. Was hieße: Rein fundamental ist der S&P 500 an „oben“ bereits vorbeigesaust. Aber was folgt daraus – dass es ab jetzt nur noch bergab gehen kann?

Expertenmeinung: Nicht zwingend. Ja, das Risiko ist mittlerweile immens. Aber letztlich zählt ja am Aktienmarkt nie die Realität. Es zählt, was diejenigen, die weiter kaufen, für real halten wollen. Und die Käufer dürften großenteils davon ausgehen, dass die anstehende Trump-Administration Wunder bewirken wird, dergestalt, dass eine US-Wirtschaft, die ohnehin schon, wenngleich auf Schuldenbasis und auf Kosten der kleineren Unternehmen, Wasser in Wein verwandelt hat, den Wein jetzt in Champagner verwandeln wird. Damit kann der Index nur in drei Fällen kippen:

Erstens, wenn die Realität diesen Träumen den Teppich unter den Füßen wegzieht, weil es eben nicht so läuft wie gedacht. Was durchaus wahrscheinlich ist, sich aber nicht vor dem Frühjahr manifestieren könnte. Bis dahin hätten die Bullen also noch Zeit.

Zweitens, wenn mehr potenzielle Verkäufer als gedacht auf ihre Chance warten, zu Rekordkursen Kasse machen zu können und dann, wenn sie sehen, dass den Bullen das Geld ausgeht, zuschlagen … damit dieses bullische Lager verunsichern und so ebenso zum Ausstieg bringen.

Und drittens, wenn Handelsprogramme und rein technisch agierende Trader einen Punkt erreicht sehen, wo der Index chart- und markttechnisch „oben“ wäre. Und Aspekt Nummer 3 sollte man jetzt im Auge behalten, denn:

S&P 500: Monats-Chart vom 06.12.2024, Kurs 6.090,27 Punkte, Kürzel: SPX | Quelle: TWS | Online Broker LYNX
S&P 500: Monatschart vom 06.12.2024, Kurs 6.090,27 Punkte, Kürzel: SPX | Quelle: TWS

Im langfristigen Bild auf Monatsbasis wäre der S&P 500 zwar schon markttechnisch überkauft. Aber er hätte noch ein bisschen Luft bis an die obere Begrenzung des Anfang 2020 etablierten Aufwärtstrendkanals. Dessen obere Begrenzung liegt in diesem Monat bei 6.270, im Januar dann um 6.310 Punkte. Ein bisschen Luft. Und da ist durchaus fraglich, ob alle meinen, bis auf den letzten Punkt bis zur Begrenzungslinie noch einstiegen zu müssen. Wenn genug Trader diese Hürde sehen, kann es gut sein, dass die Käufe schon etwas tiefer abebben und die Verkäufe dann auch schon vor der Linie einsetzen.

Im Chart auf Tagesbasis wirkt das Bild noch „geordnet“. Der Index läuft wie auf einer Treppe nach oben, vorherige Hochs dienen als effektive Unterstützung. Und die Markttechnik ist überkauft, aber noch nicht massiv heißgelaufen, dafür fehlt es am letzten, großen Impuls durch die Käufer. Eigentlich.

S&P 500: Tages-Chart vom 06.12.2024, Kurs 6.090,27 Punkte, Kürzel: SPX | Quelle: TWS | Online Broker LYNX
S&P 500: Tageschart vom 06.12.2024, Kurs 6.090,27 Punkte, Kürzel: SPX | Quelle: TWS

Doch ebenso, wie eine Aufwärtswende nicht zwingend den finalen Selloff braucht, ist auch ein solcher „Buyout“ nicht zwingend. Und es gibt genug Faktoren, die den S&P 500 bereits jetzt in der Region „oben“ sehen, dass man hier tunlichst wie auf Eiern laufen sollte, falls man hier eine Trading-Position hält.

Der S&P 500 stieg seit August in Wellen, dadurch entstanden zahlreiche Unterstützungen, so dass der Index gut unterfüttert wirkt. Aber ein Blick auf den Wochenchart zeigt, wie gewaltig er in den letzten 12 Monaten gestiegen ist. Da dürfen sich die Bullen keinen Fehltritt erlauben.

Auf Wochenbasis zeigt der Chart, dass beim marktbreiten S&P 500 nicht wirklich etwas anbrennt, solange er nicht unter 5.650/5.670 Punkte fällt. Das ist der Bereich des alten Rekordhochs vom Juli, des August-Hochs und der 100-Tage-Linie. Knapp darüber startete vor zwei Wochen die Trump-Rallye, solange die nicht abverkauft ist, bleibt der Weg nach oben frei. Allerdings:

S&P 500: Wochen-Chart vom 20.11.2024, Kurs 5.917,11 Punkte, Kürzel: SPX | Quelle: TWS | Online Broker LYNX
S&P 500: Wochenchart vom 20.11.2024, Kurs 5.917,11 Punkte, Kürzel: SPX | Quelle: TWS

So wirklich viel Luft wäre ja nicht gerade bis dort hinunter. 4,5 Prozent, das ist nicht unbedingt viel, wenn die Lage wackliger wird. Da sollte man es besser gar nicht darauf ankommen lassen, zumal der Index zwar bislang nur einen Mini-Rücksetzer nach dem jüngsten Rekordhoch (6.017,31 Punkte am 11.11.) vollzogen hat, aber ein kleines Island-Reversal, sprich eine Insel-Umkehrformation droht, wenn der den Support bei 5.860/5.880 Punkte brechen sollte. Den die Bullen zwar seit vier Tagen erfolgreich verteidigen, sich aber andererseits bislang auch nicht davon lösen können. Da wären „good news“ höchst hilfreich. Aber kommen die auch?

Expertenmeinung: Die Saison der Quartalsbilanzen ist eigentlich längst um, aber es gibt Nachzügler. Nämlich diejenigen Unternehmen, die ein um einen Monat zum Kalender nach hinten verschobenes Geschäftsjahr haben. Das sind die meisten Einzelhändler, aber auch ein paar Technologieunternehmen, allen voran Nvidia. Starke Ergebnisse von diesem Super-Schwergewicht könnten den Bullen aus ihrer kleinen Klemme helfen. Aber allzu stark war es nicht, was da nach US-Handelsende kam, denn just gestern meldete Nvidia die Zahlen.

S&P 500: Tages-Chart vom 20.11.2024, Kurs 5.917,11 Punkte, Kürzel: SPX | Quelle: TWS | Online Broker LYNX
S&P 500: Tageschart vom 20.11.2024, Kurs 5.917,11 Punkte, Kürzel: SPX | Quelle: TWS

Die zwar die offiziellen Analysten-Erwartungen übertrafen, aber die Aktie präsentierte sich nachbörslich trotzdem eher wacklig, denn natürlich gibt es die „Whisper Numbers“, also das, was die Analysten und Trader wirklich erwartet haben. Es wird spannend sein, zu sehen, wie sich die Aktie im regulären Handel heute präsentiert. Das könnte darüber entscheiden, ob der S&P 500 in den Bereich 5.650/5.670 zurücksetzt und den Bullen damit einen „Stresstest“ verpasst oder die Mini-Korrektur eine Mini-Korrektur bleibt und der Index an und über das jüngste Hoch läuft. Das … und ein anderer Faktor.

Bislang haben die Nominierungen des designierten US-Präsidenten für viele hochgezogene Augenbrauen gesorgt. Aber für die Börse ist vor allem ein Ministerposten entscheidend: der des Finanzministers. Und dazu hat sich Donald Trump bislang noch nicht geäußert. Je nachdem, wer da auf den Posten kommen soll, wird der Markt urteilen, ob die teilweise eher waghalsig wirkenden, anderen Nominierungen kompensiert und trotzdem eine für die US-Wirtschaft günstige Politik zu erwarten ist – oder nicht. Wenn die Marktteilnehmer diese Nominierung nicht gutheißen, kann wohl nichts den S&P 500 von einem Test dieser Supportzone 5.650/5.670 Punkte abhalten. Und der Name könnte nun jederzeit fallen, so gesehen hängt über diesem bislang weiterhin robust wirkenden Index ein Damoklesschwert, dass die Bullen nur anstarren, aber nicht beeinflussen können. Der Weg hinauf in neue Höhen ist damit unsicherer, als ein erster Blick das vermuten ließe.

Die letzte Woche brachte neue Rekorde, die Analysten kommen mit dem Nachziehen der Kursziele für den S&P 500-Index gar nicht mehr nach. Und jetzt könnte er sogar nach oben überschießen und dabei die 6.000er-Marke angehen. Aber ob man sich das wünschen sollte?

Im übergeordneten Trendkanal, ausgehend vom 2020er Corona Crash-Tief, wäre für den S&P 500 noch gut Luft nach oben, da verläuft die obere Begrenzung derzeit bei ca. 6.180 Punkten. Und dass dieser marktbreite US-Index im August und September beide Male kräftige Verluste am Monatsende in ein Plus verwandelte, unterstreicht: Die Bullen wollen mehr. Was indes allein für sich genommen kein Argument ist, denn sie wollen natürlich immer mehr. Ob sie es auch bekommen, steht auf einem anderen Blatt. Vor allem auf dem der Charttechnik.

S&P 500 Index: Wochenchart vom 11.10.2024, Kurs 5.815,03 Punkte, Kürzel: SPX | Quelle: TWS | Online Broker LYNX

Denn ja, dieser 2020er-Trendkanal würde noch Spielraum nach oben bieten. Aber nur dieser. Wechseln wir auf die Ebene der Tagesbasis, so sehen wir, dass der Index jetzt zum einen am oberen Ende eines vom April ausgehenden Trendkanals und zum anderen am oberen Ende einer vom August-Tief ausgehenden Keilformation notiert. Aber der S&P 500 ist aus Sicht der Markttechnik noch nicht heißgelaufen, hinzu kommt, dass er Anfang des Monats genau nach oben drehte, wo er musste, um die bullische Grundausrichtung auch auf kurzfristiger Ebene zu erhalten: über den Hochs der Monate Juli und August bei 5.652/5.670 Punkten.

Ein Ausbruch über diese Marken in Richtung der runden 6.000 wäre also grundsätzlich drin und würde zunächst trendintensivierend wirken. Die Frage ist aber, ob die Chance, dass er sich dann auf diesem Level hält höher ist als das Risiko, dass ein solches Überschießen Gewinnmitnahmen auslöst, die sich dann womöglich zu einer größeren Korrektur auswachsen.

Expertenmeinung: Die Antwort liegt, wie letzten Endes ja immer, in den Köpfen der Trader. Wissen die meisten von ihnen, dass sie auf dünnem Eis tanzen, was heißen würde, dass viele derjenigen, die aktuell auf der bullischen Welle surfen, dennoch immer einen Finger über dem „Sell-Button“ haben? Oder ist man derzeit derart sorglos, dass selbst große Adressen nicht mal an Gewinnmitnahmen denken?

Das hängt davon ab, ob die Parole, die momentan die Käufer anfeuern soll, wirklich so geglaubt wird: Dass das, worauf man seit einem Jahr hin nonstop vorgekauft hat, gar nicht so wichtig ist, nämlich zügig sinkende Leitzinsen. Das Argument: Da die Wirtschaft weiter wächst, die Inflation aber nicht zu stark zulegt, werden die Leitzinsen zwar nicht schnell sinken, das wäre aber angesichts des ordentlichen Wachstums nicht nötig, die Gewinne der Unternehmen steigen auch so. Ist das so?

Das ist deswegen nicht ganz „ohne“, weil der Index deutlich schneller stieg als die Unternehmensgewinne. Heute steht der S&P 500 über 40 Prozent höher als Ende Oktober 2023. Und noch liegt der kumulierte Gewinn der im S&P 500 gelisteten Unternehmen unter dem bisherigen Rekord von Ende 2021. Was zur Folge hat, dass der Index mit einem Kurs/Gewinn-Verhältnis von 24,7 auf Basis der Gewinnschätzungen der Analysten für das laufende Jahr und von 29 auf Basis der gemeldeten Gewinne der letzten vier Quartale extrem teuer bewertet ist.

Wer das weiß und mit Blick auf die Historie entsprechend ernst nimmt, hätte den besagten Finger über der Verkaufstaste. Dann würde ein „Overshooting“, das dann auch die Markttechnik in die überkaufte Zone befördern würde, mit recht hoher Wahrscheinlichkeit der Auslöser für Verkäufe – sofern der Index nicht bereits an den aktuellen Widerständen abdrehen sollte. Wenn aber die große Masse entweder der Ansicht ist, hohe Zinsen und eine moderat zu hohe Inflation seien ein perfektes Hausse-Umfeld oder aber sich gar nicht erst um irgendwelche Rahmenbedingungen schert, wären die 6.000 Punkte für die kommenden Wochen kein utopisches Ziel. Was tun?

Da man nicht weiß, was in wie vielen Akteuren vorgeht, bleibt nur, auf Fakten zu reagieren. Was hieße: Aktuell ist die Zone 5.652/5.670 Punkte der Schlüssel-Support, der halten muss. Geht der S&P 500 über diesen Kreuzwiderstand aus den oberen Begrenzungen des April-Trendkanals und des August-Keils, die jetzt erreicht sind, ist diese aktuell bei 5.810/5.830 Punkten und leicht ansteigende Zone der Bereich, unter den man seinen Stop Loss Long nachziehen sollte.

S&P 500 Index:  Tageschart vom 11.10.2024, Kurs 5.815,03 Punkte, Kürzel: SPX | Quelle: TWS | Online Broker LYNX

Trendbetrachtung auf Basis 6 Monate: Der Oktober startete ähnlich schlecht wie der September und sorgte an der Wall Street für Abschläge. Wenn wir uns jedoch das Gesamtbild im S&P 500-Index genauer ansehen, dann blicken wir auf eine völlig normale Zwischenkorrektur in einem intakten Aufwärtstrend.

Gerade erst konnte ein neues Allzeithoch erreicht und der Übergang in eine bullische Trendphase geebnet werden. Dass es nach einer solchen Rallye auch zu kleineren Gewinnmitnahmen kommt, ist völlig normal und aus aktueller Sicht absolut nicht ungewöhnlich.  

Expertenmeinung: Interessant wird es in den kommenden Tagen. Wir konzentrieren uns dabei auf das bisherige Allzeithoch und die 20-Tage-Linie. Somit rückt der Bereich bei 5.660 bis 5.670 Indexpunkten in den Fokus der Anleger.

Dieser wichtige Unterstützungsbereich sollte möglichst nicht unterschritten werden, da ansonsten die Partystimmung schnell einen Dämpfer bekommen könnte. Vorerst ist noch alles im Lot und die Risiken nach unten scheinen überschaubar. Solange der erwähnte Bereich gehalten werden kann, bleiben die Bullen fest im Sattel.

Aussicht: BULLISCH

S&P 500 Index: Chart vom 01.10.2024, Kurs: 5.708,47, Kürzel: SPX | Quelle: TWS | Online Broker LYNX
S&P 500 Index: Chart vom 01.10.2024, Kurs: 5.708,47, Kürzel: SPX | Quelle: TWS

Mal läuft der Dow Jones und der Nasdaq 100 kommt nicht auf Touren, mal ist es andersherum. Um dieses Hin und Her zu glätten, bietet sich ein Blick auf den S&P 500 an, der alle wichtigen Aktien beider Indizes umfasst. Und dieser Blick zeigt: Hausse. Was treibt die Käufer an?

Dass der S&P 500 zum Ende eines Quartals neue Hochs markiert, ist ebenso nicht neu wie verwunderlich. Zwar war es Ende des vierten Quartals 2023 „nur“ ein Jahreshoch, weil zum Überwinden des zum Anfang markierten, damaligen Rekordhochs noch ein paar Pünktchen fehlten. Aber Ende März und Ende Juni waren neue Rekorde angezeigt, jetzt also auch. Das liegt nicht zuletzt daran, dass Anleger in kalendarischen „Schachteln“ denken, wodurch eine Quartalsperformance für die Frage, ob man einsteigt, zukauft oder Gewinne mitnimmt, sehr wichtig ist. Und all diejenigen, die Geld mit dem Geld der Anleger verdienen, wissen das.

S&P 500: Monats-Chart vom 27.09.2024, Kurs 5.738,17 Punkte, Kürzel: SPX | Quelle: TWS | Online Broker LYNX
S&P 500: Monatschart vom 27.09.2024, Kurs 5.738,17 Punkte, Kürzel: SPX | Quelle: TWS

Daher haben wir hier oft ein ausgeprägtes „Window Dressing“, d.h. ein gezieltes Optimieren der Performance zu einem Quartalsultimo durch große Geldverwalter. Was aber auch mal eine ungute Wegweisung für das nächste Quartal sein kann, denn zu Beginn des zweiten und dritten Quartals waren dann recht zeitnah Korrekturen angesagt. Und diesmal? Bleiben die Käufer zu Beginn des Herbstquartals bei der Stange, kaufen sie weiter zu, ist die 6.000 im Index also auf der 2024er-Zielgerade zu erreichen?

Expertenmeinung: Wenn man sich ansieht, dass der S&P 500 zwischen Mitte Juli und Anfang August und dann erneut Anfang September heftig Druck abbekam und das Quartal trotzdem noch mit einem Plus beendet, könnte so mancher Trader den Eindruck gewinnen, dass diese Hausse durch nichts und niemanden kleinzukriegen ist und weiter kaufen.

Wenn man sich überlegt, dass es sich sehr viele Anleger in Bezug auf sinkende Leitzinsen einfach machen und sie pauschal als bullisch ansehen, hätte diese Klientel bis zum Jahresende sicherlich noch ein Argument, um aufgrund der Erwartung weiterer Senkungen durch die US-Notenbank immer weiter zu kaufen.

Natürlich hätte man dann einen „Tunnelblick“. Der Beginn von Leitzinssenkungen bedeutet der Beginn des Wartens auf noch niedrigere Zinsen und idealerweise auf zugleich fallende Preise. Was bedeutet: die Konjunktur startet nicht sofort durch, sondern wird erst einmal ausgebremst.

Und dass niedrigere Zinsen auf Sicht alle Probleme lösen, ist auch nicht richtig. Hinzu könnten turbulente Kurse um den Wahltermin Anfang November herum anstehen. Und der S&P 500 ist mit einem Kurs/Gewinn-Verhältnis von derzeit 30 auf Basis der faktischen, vorliegenden Gewinne der im Index gelisteten Unternehmen so teuer bewertet wie außerhalb von (die Bewertung immer nach oben verzerrenden) Rezessionsphasen nur einmal in der Geschichte des Index: ein paar Monate vor dem Platzen der Internet-Blase Mitte 1999.

All das müsste man ausblenden, wenn man weiter kaufen wollte. Indes: Genau das tun die meisten Anleger ja auch. Die Frage ist aber, ob sich die großen Adressen, allen voran die Hedgefonds, die problemlos auch massiv Short gehen und den Index drücken können, wenn sie die Basis dafür sehen, das nicht ausnutzen. Möglich ist es, denn je länger und steiler ein Markt ansteigt, desto sorgloser und leichtsinniger werden die meisten Trader. Da fällt es umso leichter, einen Index „abzuschießen“. Daher:

Ja, der S&P 500 kann weiter steigen und auch die 6.000 erreichen, trotz der dafür nicht günstigen Rahmenbedingungen. Aber nur, wenn die großen Akteure am Markt ihn auch lassen. Achten Sie daher immer darauf, dass Ihr „Fallschirm“ gut gepackt ist, sprich der Stop Loss sukzessiv nachgezogen wird, denn je höher man steigt, desto tiefer kann man fallen.

S&P 500: Tages-Chart vom 27.09.2024, Kurs 5.738,17 Punkte, Kürzel: SPX | Quelle: TWS | Online Broker LYNX
S&P 500: Tageschart vom 27.09.2024, Kurs 5.738,17 Punkte, Kürzel: SPX | Quelle: TWS

Aktuell wären die Hochs vom Juli und August bei 5.651/5.670 Punkten als ebenso nächstgelegene wie markante Supportzone eine sinnvolle Orientierung für einen mit einem „Rangierabstand“ von ein bis anderthalb Prozent darunter denkbaren Stoppkurs, wenn man hier aggressiv Long tradet.

Wer mittelfristig investiert ist, orientiert sich normaler- und sinnvollerweise an der 200-Tage-Linie, aber da die derzeit gerade erst bei 5.230 Punkten angekommen ist, sollte man da zumindest darüber nachdenken, ein paar kleine Gewinne zu realisieren, falls der Oktober mit einem Rutsch unter obengenannte Unterstützung bei 5.651/5.670 Punkten starten sollte.