Die Zeiten des Freihandels sind wohl vorbei, und mit ihnen endet auch eine Ära des Wohlstands. Die Konsequenzen betreffen jeden von uns – auch abseits der Börse.
Handelskrieg auf allen Ebenen: Die neue Strategie der USA
Die neue US-Regierung plant allerlei Zölle, selbst die engsten Verbündeten wie Europa, Kanada, Mexiko oder Australien soll es treffen.
Das hat weitreichende Implikationen. Ich hatte bereits im letzten Jahr immer wieder darauf hingewiesen, dass die USA auch schon unter der scheidenden Regierung eine komplette Kehrtwende vollzogen haben.
China wird nicht mehr als verlässlicher Handelspartner betrachtet. Daher vollziehen die USA nichts anderes als eine vollständige Neuordnung der Lieferketten. So weit, so nachvollziehbar, denn China hat den freien Handel skrupellos ausgenutzt, die eigene Währung manipuliert, die Wirtschaft massiv subventioniert und die Welt mit Dumping-Preisen sowie gefälschter Ware überflutet. Hinzu kommt die Missachtung von geistigem Eigentum und der Diebstahl von Wissen.
Daher sind die Maßnahmen der US-Regierung gegen China nachvollziehbar. Man sollte sich eher die Frage stellen, warum man das chinesische Raubrittertum derart lange hingenommen hat … auch wir in Europa sollten uns das fragen.
Wie viele Unternehmen haben wir schutzlos untergehen lassen, wie viele Arbeitsplätze sind verloren gegangen?
Chinas Raubrittertum: Der lange Weg zur globalen Konfrontation
Weitaus weniger rational sind die geplanten Maßnahmen gegen die engsten Verbündeten, denn die schaden beiden Seiten. Dadurch werden Waren und Dienstleistungen in den USA teurer, wodurch die Kaufkraft nachlässt. Gleichzeitig schädigt es die Wirtschaft der Exporteure, also beispielsweise Deutschland.
Dass der freie Handel nach dem Zweiten Weltkrieg stetig zugenommen hat, war einer der wichtigsten Faktoren, die zum steigenden Wohlstand beigetragen haben. Die Zeiten des Freihandels könnten jedoch vorbei sein und vermutlich werden die meisten Länder dadurch ärmer werden.
Auch für die USA selbst ist es ein gefährliches Spiel, wenngleich sie auch die besten Karten haben. Denn die USA sind inzwischen zu einer weitgehenden Autarkie (Selbstversorgung) imstande.
Man besitzt einen gigantischen Binnenmarkt und hat die Möglichkeit, sich selbst mit Lebensmitteln und Energie zu versorgen. Daher könnte man als Gewinner vom Tisch gehen. Nicht in absoluten Maßstäben, aber relativ betrachtet.
In diesem Spiel gibt es nur Verlierer
Hinzu kommen die neuen US-Sanktionen gegen russische Öltanker. Betroffen sind 143 Schiffe, über die im vergangenen Jahr 530 Millionen Barrel Rohöl abgewickelt wurden.
Sollten die Chinesen, die bisher einen Großteil des Öls gekauft haben, die Sanktionen nicht einfach ignorieren, hat Russland ein ernstzunehmendes Absatzproblem. Es gibt keine anderen Käufer, die derartige Mengen abnehmen könnten und auch willens sind.
Das führt dazu, dass das weltweite Angebot an Rohöl sinkt, und dementsprechend steigen die Preise. Daher ist der Preis für ein Barrel Rohöl der Sorte Brent innerhalb von zweieinhalb Wochen um etwa 10 Dollar gestiegen.
Zölle und ein höherer Ölpreis befeuern die Inflation, was wiederum die Notenbank dazu zwingen könnte, die Zinsen nicht zu senken. Hinzu kommen die negativen wirtschaftlichen Folgen von Zöllen und der Inflation.
Für die Börse sind das keine guten Nachrichten, denn bisher wurde eine deutliche Senkung der Zinsen in Europa und den USA sowie eine halbwegs solide Konjunktur erwartet. Jetzt steht das alles zur Disposition und dementsprechend kommt es in den letzten Tagen auch zu einem spürbaren Abgabedruck.
Die Rallye könnte ihr finales Ende gefunden haben und eine Sache dürfte feststehen: Ab jetzt wird das Fahrwasser ruppiger.
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