Die letzte Woche brachte neue Rekorde, die Analysten kommen mit dem Nachziehen der Kursziele für den S&P 500-Index gar nicht mehr nach. Und jetzt könnte er sogar nach oben überschießen und dabei die 6.000er-Marke angehen. Aber ob man sich das wünschen sollte?
Im übergeordneten Trendkanal, ausgehend vom 2020er Corona Crash-Tief, wäre für den S&P 500 noch gut Luft nach oben, da verläuft die obere Begrenzung derzeit bei ca. 6.180 Punkten. Und dass dieser marktbreite US-Index im August und September beide Male kräftige Verluste am Monatsende in ein Plus verwandelte, unterstreicht: Die Bullen wollen mehr. Was indes allein für sich genommen kein Argument ist, denn sie wollen natürlich immer mehr. Ob sie es auch bekommen, steht auf einem anderen Blatt. Vor allem auf dem der Charttechnik.
Denn ja, dieser 2020er-Trendkanal würde noch Spielraum nach oben bieten. Aber nur dieser. Wechseln wir auf die Ebene der Tagesbasis, so sehen wir, dass der Index jetzt zum einen am oberen Ende eines vom April ausgehenden Trendkanals und zum anderen am oberen Ende einer vom August-Tief ausgehenden Keilformation notiert. Aber der S&P 500 ist aus Sicht der Markttechnik noch nicht heißgelaufen, hinzu kommt, dass er Anfang des Monats genau nach oben drehte, wo er musste, um die bullische Grundausrichtung auch auf kurzfristiger Ebene zu erhalten: über den Hochs der Monate Juli und August bei 5.652/5.670 Punkten.
Ein Ausbruch über diese Marken in Richtung der runden 6.000 wäre also grundsätzlich drin und würde zunächst trendintensivierend wirken. Die Frage ist aber, ob die Chance, dass er sich dann auf diesem Level hält höher ist als das Risiko, dass ein solches Überschießen Gewinnmitnahmen auslöst, die sich dann womöglich zu einer größeren Korrektur auswachsen.
Expertenmeinung: Die Antwort liegt, wie letzten Endes ja immer, in den Köpfen der Trader. Wissen die meisten von ihnen, dass sie auf dünnem Eis tanzen, was heißen würde, dass viele derjenigen, die aktuell auf der bullischen Welle surfen, dennoch immer einen Finger über dem „Sell-Button“ haben? Oder ist man derzeit derart sorglos, dass selbst große Adressen nicht mal an Gewinnmitnahmen denken?
Das hängt davon ab, ob die Parole, die momentan die Käufer anfeuern soll, wirklich so geglaubt wird: Dass das, worauf man seit einem Jahr hin nonstop vorgekauft hat, gar nicht so wichtig ist, nämlich zügig sinkende Leitzinsen. Das Argument: Da die Wirtschaft weiter wächst, die Inflation aber nicht zu stark zulegt, werden die Leitzinsen zwar nicht schnell sinken, das wäre aber angesichts des ordentlichen Wachstums nicht nötig, die Gewinne der Unternehmen steigen auch so. Ist das so?
Das ist deswegen nicht ganz „ohne“, weil der Index deutlich schneller stieg als die Unternehmensgewinne. Heute steht der S&P 500 über 40 Prozent höher als Ende Oktober 2023. Und noch liegt der kumulierte Gewinn der im S&P 500 gelisteten Unternehmen unter dem bisherigen Rekord von Ende 2021. Was zur Folge hat, dass der Index mit einem Kurs/Gewinn-Verhältnis von 24,7 auf Basis der Gewinnschätzungen der Analysten für das laufende Jahr und von 29 auf Basis der gemeldeten Gewinne der letzten vier Quartale extrem teuer bewertet ist.
Wer das weiß und mit Blick auf die Historie entsprechend ernst nimmt, hätte den besagten Finger über der Verkaufstaste. Dann würde ein „Overshooting“, das dann auch die Markttechnik in die überkaufte Zone befördern würde, mit recht hoher Wahrscheinlichkeit der Auslöser für Verkäufe – sofern der Index nicht bereits an den aktuellen Widerständen abdrehen sollte. Wenn aber die große Masse entweder der Ansicht ist, hohe Zinsen und eine moderat zu hohe Inflation seien ein perfektes Hausse-Umfeld oder aber sich gar nicht erst um irgendwelche Rahmenbedingungen schert, wären die 6.000 Punkte für die kommenden Wochen kein utopisches Ziel. Was tun?
Da man nicht weiß, was in wie vielen Akteuren vorgeht, bleibt nur, auf Fakten zu reagieren. Was hieße: Aktuell ist die Zone 5.652/5.670 Punkte der Schlüssel-Support, der halten muss. Geht der S&P 500 über diesen Kreuzwiderstand aus den oberen Begrenzungen des April-Trendkanals und des August-Keils, die jetzt erreicht sind, ist diese aktuell bei 5.810/5.830 Punkten und leicht ansteigende Zone der Bereich, unter den man seinen Stop Loss Long nachziehen sollte.
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