Der S&P 500 fiel am Freitag zeitweise unter seine 200-Tage-Linie und wurde durch eine Kaufwelle vorerst gerettet. Aber für den Nasdaq 100 reichte es nicht – er schloss darunter. Jetzt bleibt nur noch eine Trendlinie übrig, um die Bullen zu retten.
In der Analyse des Dow Jones am Freitag hatte ich auf das Risiko hingewiesen, dass das US-Index-Flaggschiff nahe dran ist, ein großes Doppeltopp zu vollenden. Hier, im Nasdaq 100, finden wir dieses Doppeltopp auch, allerdings mit einem Unterschied: Hier ist es bereits vollendet. Der Technologie-dominierte Index hatte die Nackenlinie des Topps in Form des Januar-Tiefs zum Ende des Februars erreicht und zum Monatsultimo erst einmal verteidigt. Aber direkt mit dem Beginn des neuen Börsenmonats kam es zu einem „Bearish Engulfing Pattern“, das den Index am Montag unter diese bei 20.538 Punkten verlaufende Linie drückte. Versuche, sich wieder darüber zu retten, misslangen in den zwei Tagen danach … und am Donnerstag kamen erneut massive Verkäufe, die dann auch noch den Bruch der nächsten, wichtigen Linie verursachten: der 200-Tage-Linie.
Diese bei aktuell 20.247 Zählern verlaufende Linie sollte am Freitag sofort zurückerobert werden. Aber im Gegensatz zum S&P 500, der am Donnerstag an, aber noch nicht unter dieser Linie geschlossen hatte, war der Weg hier zu weit und die Trader zu nervös, um den Rebreak zu schaffen. Das könnte heute nachgeholt werden. Aber nur, wenn es über das Wochenende nicht zu neuen, bärischen Nachrichten oder Entwicklungen aus Washington oder weltweit kommen sollte (Redaktionsschluss der Analyse: Freitagabend kurz nach US-Handelsende).
Das Problem mit dieser 200-Tage-Linie ist, dass sie zwar faktisch keine zwingende Bedeutung hat, aber psychologisch umso mehr. Sie ist nun einmal allgemein als wichtige Scheidemarke zwischen Hause und Baisse, zwischen Kauf und Ausstieg, anerkannt. Zwar wäre sie als massiv negatives Signal vor allem dann von Bedeutung, wenn sie bereits nach unten gedreht hat und ein Kurs von unten an sie heranläuft und dann abdreht. Aber auch, wenn sie einfach „nur“ von oben nach unten gebrochen wird, kann das Folgen haben. In einem derart nervösen Markt, wie wir ihn derzeit in den USA sehen, sowieso. Und wenn wir uns einmal ansehen, wie sich Index und 200-Tage-Linie in den letzten Jahren zueinander gestellt haben, sehen wir schnell, dass es sich bei diesem Bruch der Linie nicht um „Peanuts“ handelt.
Expertenmeinung: In den vergangenen Jahren fungierte die200-Tage-Linie zuerst im Jahr 2022 dreimal als entscheidender Widerstand, an dem der Nasdaq 100 nach unten drehte, bevor sie dann Anfang 2023 wieder überboten wurde. Seither wurde sie dreimal von oben getestet und hielt, bezogen auf die Tages-Schlusskurse, jedes Mal. Auch am 5. August 2024, als sie zwar zur Eröffnung deutlich unterboten war, zum Handelsende aber zurückerobert wurde. Das ist jetzt also zum ersten Mal seit Langem schiefgegangen … und das werden die Trader nicht übersehen. Nicht in einem Umfeld, das sich aufgrund der unberechenbaren Politik in Washington als extrem problematisch entpuppt hat und in der man immer Gefahr läuft, von irgendeiner unerwarteten Meldung auf dem falschen Fuß erwischt zu werden.
Aber noch können die Bären hier die Champagnerkorken nicht knallen lassen, denn die 200-Tage-Linie verfügt über eine Art „Sprungtuch“. Und das ist das gleiche, das die Bullen schon Anfang August 2024 gerettet hatte. Wir sehen das im Chart auf Wochenbasis:

Der Index läuft seit 2023 in einem Aufwärtstrendkanal. Dessen untere Begrenzungslinie war bis August 2024 nichts anders als eine Verbindung zwischen zwei Punkten, also eine Aufwärtstrendlinie, die noch nicht bestätigt wurde. Aber dann, Anfang August, wurde diese Linie gezielt und erfolgreich verteidigt und in einem Aufwasch auch noch die 200-Tage-Linie gehalten. Damit ist diese Aufwärtstrendlinie in ihrer Relevanz bestätigt … und das sah man dann auch am Freitag. Genau dort, man sieht es im Chart auf Tagesbasis, setzten Käufe ein, die den Index ein gutes Stück vom Tagestief lösten. Eine gute Vorlage für eine Rallye, aber diesmal ist die Ausgangslage schwieriger als im Sommer, denn:

Es reichte nicht, um auch noch über die 200-Tage-Linie zu kommen. Und würde das Freitags-Verlaufstief des Nasdaq 100 von 19.736 Zählern doch noch (und das auf Schlusskursbasis) unterboten, wären damit gleich zwei mittelfristig bedeutsame Supportlinien in einem Aufwasch gefallen. In einem normalen Umfeld würden die Bullen über dieses Risiko wohl eher lächeln und die Ärmel hochkrempeln. Aber durch das eisiger werdende konjunkturelle und wirtschaftspolitische Umfeld mit seiner immensen Unberechenbarkeit lächelt jetzt wohl kaum jemand. Die Kurve zu kriegen, ist möglich, aber es dürfte ein hartes Stück Arbeit werden … mit ungewissem Ausgang.
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