NASDAQ 100 Prognose Nasdaq 100: Warum traf es ihn besonders heftig?

News: Aktuelle Analyse des NASDAQ 100 Index

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NASDAQ 100
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Zum NASDAQ 100

Als es am Mittwochabend auf einmal begann, Aktien zu regnen, verlor der Nasdaq 100 stärker als der Dow Jones und S&P 500. Aber warum eigentlich? Ist nicht das Thema Inflation für Technologietitel weniger problematisch? Das ist es, aber nicht das Thema Zinsen.

An der Nasdaq finden sich nicht nur, aber doch mehrheitlich Unternehmen aus dem Technologiesektor. Dieser zeigt Wachstum, die Unternehmen ebenso. Aber Wachstum muss oft zu einem ziemlich ansehnlichen Teil fremdfinanziert werden, sprich man braucht Kredite. Und je höher die Leitzinsen, desto teurer die Kredite. Das bremst, wenn die Finanzierungskosten zu lange zu hoch sind, nicht nur den Gewinn aus, es kann auch so manches, rasant wachsende Unternehmen außerhalb der ganz großen Mega-Caps ins Wanken bringen.

Ob zu viele Marktteilnehmer diesen Aspekt nicht wirklich ernst genommen haben? Denkbar wäre es, denn das schlägt sich ja nicht von eben auf sofort in den Unternehmensbilanzen nieder. Finanzierungen werden mit festen Zinsen vereinbart. Erst, wenn die Kredite und/oder die Zinsbindungsfrist auslaufen, wird es richtig teuer. Das kann sich hinziehen … und es mag gut möglich sein, dass viele dachten, dass die Zinsen, bis es soweit ist, schon wieder unten oder zumindest deutlich niedriger wären. Dieser Erwartung hat die US-Notenbank gestern einen Stock in die Speichen geworfen.

Den aktuellen Kurs und Chart des NASDAQ 100 sowie Kursinformationen und alle Aktien des Index finden Sie hier.

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Expertenmeinung: Dass die „Fed“ am Mittwoch die Prognose der eigenen Leitzinssenkungen für das kommende Jahr auf 0,5 Prozent senkte und damit halbierte, vermittelt den Eindruck, dass es eben doch noch für so manches Technologieunternehmen mit viel Fremdkapital ungemütlich werden könnte. Es übermittelt aber auch eine andere, eher unterschwellige Botschaft, die da lautet: Wettet besser nicht darauf, dass die Zinsen einfach so wieder auf null sinken und eine Phase billigen Geldes wiederkehrt. Aktuell sehen Volkswirte den US-Leitzins mittelfristig um einen Bereich zwischen 3,0 und 3,5 Prozent pendeln. Bedenkt man, wie niedrig die Zinslast in den Jahren war, in denen der US-Leitzins in der Range 0,00 – 0,25 Prozent lag, kann das die Gewinndynamik spürbar bremsen.

Wer da erst am Mittwochabend aufwachte und dann bei dieser Gelegenheit auch noch einen Blick auf die untypisch teure Bewertung des Nasdaq 100 und die Charttechnik warf, mag äußerst unruhig geworden sein. Da könnte man sich daran erinnern, dass besonders tief fallen kann, wer am gierigsten nach den Sternen gegriffen hat. Und auch, wenn die heutige Abrechnung an der Terminbörse das Bild verzerrt und man nie weiß, in welche Richtung:

Dass die Gegenbewegung am Donnerstag auffallend mickrig ausfiel und der Index am Ende doch noch im Minus landete, ist ein Warnsignal. Das sich zwar erst dann so richtig Geltung verschafft, wenn bricht, was gestern trotzdem noch so gerade eben hielt, nämlich die Kreuzunterstützung aus November-Hoch und August-Aufwärtstrendlinie.

Nasdaq 100 Index: Wochenchart vom 19.12.2024, Kurs 21.110,51 Punkte, Kürzel: NDX | Online Broker LYNX
Nasdaq 100 Index: Wochenchart vom 19.12.2024, Kurs 21.110,51 Punkte, Kürzel: NDX | Quelle: TWS

Aber käme es so, sollte man einen Blick hinüber auf die Wochenbasis wagen, denn im Wochenchart sehen wir, dass der Nasdaq 100 auf Höhe der oberen Begrenzungslinie des mittelfristigen Aufwärtstrendkanals nach unten abdrehte. Grundsätzlich wäre dann ein Test der unteren Begrenzung des Trendkanals zu vermuten. Dafür sind es Kanäle, beide Seiten werden eben mal angelaufen, zuletzt war die untere Begrenzungslinie im August dran und hielt perfekt. Was sie zwar auch diesmal tun könnte. Aber da diese Linie aktuell bei 19.000 Punkten verläuft, sollte man sich spätestens dann Gedanken machen, wie man hier für das eigene Depot am besten das Risiko herunterfährt, wenn die gestern gehaltene Kreuzunterstützung bricht.

Nasdaq 100 Index: Tageschart vom 19.12.2024, Kurs 21.110,51 Punkte, Kürzel: NDX | Online Broker LYNX
Nasdaq 100 Index: Tageschart vom 19.12.2024, Kurs 21.110,51 Punkte, Kürzel: NDX | Quelle: TWS

Und Sie sehen es ja: Ein kleines Minus würde dafür schon reichen, das vor allem dann schwer wiegen würde, wenn der Schlusskurs nahe am Tagestief läge und das indizieren würde, dass die Bullen auch heute entweder gar nicht erst angetreten sind oder den Versuch, die Sache zu drehen, an die Verkäufer verloren haben.

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Vorherige Analysen des NASDAQ 100 Index

Wer bremst verliert … vor allem, wenn man versucht, der Realität durch reines Momentum zu entkommen. Die Bewertung des Nasdaq 100 ist untypisch teuer, die Perspektiven nach dem Regierungswechsel unsicher. Da hilft nur die Flucht nach vorne. Was aber einen Haken hat.

Das war eine perfekte Attacke des bullischen Lagers. Nachdem der Nasdaq 100 zwei Tage korrigiert hatte und sich unschön nahe an einer kurzfristigen Schlüssel-Unterstützung befand, die aus den Juli- und November-Hochs, der 20-Tage-Linie und der August-Aufwärtstrendlinie besteht und derzeit zwischen 20.690 und 21.180 Punkten liegt, gelang es, denen, die darüber nachdachten, langsam mal Gewinne mitzunehmen, diese „Flausen“ auszutreiben:

Der Index eröffnete direkt mit dem Start in den regulären Handel, vorbörslich durch steigende Futures-Kurse in die entsprechende Position gebracht, nahezu auf dem Niveau des letzten Freitag markierten Verlaufsrekords. Daraus entstand eine bei alternden Hausse gerne generierte „friss oder stirb“-Situation, die dazu führt, dass viele ihre Verkaufsorders streichen und so mancher sogar umschwenkt und zukauft, statt Positionen zu reduzieren. Der Effekt:

Ein neues Rekordhoch und wieder deutlich mehr Puffer zu der vorgenannten Auffangzone, deren Bruch schon aus rein charttechnischer Sicht für die Bullen problematisch werden könnte. Doch müssten sich die Anleger nicht wundern?

Expertenmeinung: Immerhin gab es gar keinen unmittelbaren Anlass für den Kurssprung, die US-Verbraucherpreise waren vorbörslich präzise auf den Levels auf den Tisch gekommen, die von den Volkswirten im Vorfeld geschätzt worden waren. Und mehr noch:

Die Bewertung des Nasdaq 100 ist mittlerweile bei einem Kurs/Gewinn-Verhältnis von 34 angekommen. Vor einem Jahr lag sie noch bei 28,4. Und „billig“ war schon das nicht mehr. Jetzt ist der Index im Schnitt der Gewinne der in ihm gelisteten Unternehmen noch einmal knapp 20 Prozent teurer bewertet. Und ob Trump da bei den Tech-Unternehmen viel Gewinndynamik entfacht, ist nicht nur fraglich. Es gibt auch keinen Grund, warum diejenigen, die darauf wetten, diese Wette alle auf einmal ausgerechnet gestern intensiviert haben sollten.

Nasdaq 100: Tages-Chart vom 11.12.2024, Kurs 21.763,98 Punkte, Kürzel: NDX | Quelle: TWS | Online Broker LYNX
Nasdaq 100: Tageschart vom 11.12.2024, Kurs 21.763,98 Punkte, Kürzel: NDX | Quelle: TWS

Aber schon ein Blick auf den Chart auf Tagesbasis zeigt, dass es um die Rahmenbedingungen wenn, dann nur in zweiter Linie geht. Dass die August-Aufwärtstrendlinie immer wieder und getestet und verteidigt wurde, weist auf einen massiven Anteil reinen Tradings hin. Denn würde sich ein Index wie dieser konsequent entlang der mal positiven, mal negativen Nachrichtenlage bewegen, wären derart präzise Trends nicht möglich. Was einerseits bedeutet:

Die gestrige, bullische Attacke hat diesen Aufwärtstrend erneut gefestigt. Aber andererseits wird er damit zur Achillesferse der Bullen. Denn der Blick auf den Chart auf Wochenbasis macht klar: Der Nasdaq 100 ist heißgelaufen, sogar über den 2020er-Aufwärtstrendkanal hinausgelaufen. Ein solches „Overshooting“, zusammen mit einer teuren Bewertung und nahe der überkauften Zone rangierenden markttechnischen Indikatoren, das ist dünnes Eis.

Nasdaq 100: Wochen-Chart vom 11.12.2024, Kurs 21.763,98 Punkte, Kürzel: NDX | Quelle: TWS | Online Broker LYNX
Nasdaq 100: Wochenchart vom 11.12.2024, Kurs 21.763,98 Punkte, Kürzel: NDX | Quelle: TWS

Und ebenso, wie die Trader stur und ohne Ansehen des „Drumherum“ in einem solchen Trend auf der Long-Seite agieren, nehmen sie auch aus chart- und markttechnischen Gesichtspunkten heraus Gewinne mit oder drehen auf die Short-Seite.

Diese Zone 20.690 zu 21.180 Punkte mag jetzt wieder ein gutes Stück weiter entfernt sein. Aber die wichtigste Linie dieser Zone ist die August-Aufwärtstrendlinie. Und die steigt, verfolgt die Bullen sozusagen. Und wir wissen ja: Wer dauernd und zu lange davonläuft, wird irgendwann schlappmachen. Behalten Sie diese Aufwärtstrendlinie im Auge!

Nahe am Rekordhoch und trotzdem in einer kniffligen Lage, geht das? Das geht, der Nasdaq 100 befindet sich gerade in dieser Situation. Und Nvidia, dessen Zahlen die Sache zu Gunsten der Bullen lösen sollten, zieht nicht davon. Die Käufer müssen trotzdem ran, denn wenn nicht…

… könnte die Hausse schnell äußerst wacklig werden. Was die Trader am Donnerstag umtrieb, war die Reaktion auf die Quartalsergebnisse des Super-Schwergewichts Nvidia. Die lagen zwar über den Prognosen, aber nicht so weit, dass die Aktie steil davongezogen wäre. Eingangs des Donnerstags-Handels notierte sie sogar ein wenig im Minus, bevor sich der Kurs dann gegen Handlesende moderat in die Gewinnzone schleppte. Das Problem daran war, dass man einen von Nvidia befeuerten Nasdaq 100 dringend benötigte. Zum einen, um die „Goldgräberstimmung“ aufrechtzuerhalten und damit den Weg zu neuen Hochs frei zu halten. Zum anderen, um zu verhindern, dass negative charttechnische Signale auf kurzfristiger Ebene „Beine“ kriegen könnten. Denn gerade jetzt, da die Hausse vor allem auf dem ziemlich instabilen Polster reiner Hoffnungen ruht, könnte so etwas leicht passieren.

Denn so ziemlich allen Akteuren, vor allem aber den großen Adressen, ist klar, dass die kommende US-Wirtschaftspolitik ebenso Vor- wie Nachteile haben wird. Und was da am Ende überwiegt, ist offen, Zweifel sind da in Sachen Wirkung höherer Zölle allemal berechtigt. Wobei hinzu kommt, dass die Trump-Agenda in Sachen Wirtschaft die Inflation schnell zurückbringen kann. Was hieße: Die Zinsen bleiben hoch. Und das ist gerade für viele Unternehmen, die im Nasdaq 100 versammelt sind, problematisch, weil die Quote der Fremdfinanzierung bei Technologieunternehmen tendenziell eben höher ist. Höhere Zinsen = höhere Kosten im Schuldendienst = Druck auf das Gewinnwachstum.

Expertenmeinung: In einem solchen Umfeld ist es wichtig, dass nichts die Kreise der Bullen stört. Und da gilt es, potenzielle Lecks nach dem Motto „wehret den Anfängen“ sofort zu stopfen. Eines stand da bereits im Raum, Nvidia sollte es richten. Nachdem das nicht funktionierte, musste eben „einfach so“ gekauft werden. Aber ob dieser Kitt hält? Der Blick auf die Charts zeigt, worauf es jetzt ankommt:

Nasdaq 100: Wochen-Chart vom 21.11.2024, Kurs 20.740,78 Punkte, Kürzel: NDX | Quelle: TWS | Online Broker LYNX
Nasdaq 100: Wochenchart vom 21.11.2024, Kurs 20.740,78 Punkte, Kürzel: NDX | Quelle: TWS

Im Chart auf Wochenbasis sehen wir, dass der Nasdaq 100 als Reaktion auf die US-Wahl nahe an die obere Begrenzung eines Anfang 2023 entstandenen Aufwärtstrendkanals gelaufen war, dort dann aber in der vergangenen Woche abdrehte. Das war, nicht zuletzt wegen der dadurch entstandenen negativen Divergenz beim RSI-Indikator, der im Gegensatz zum Index selbst kein neues Hoch schaffte, etwas, das „repariert“ werden musste, insbesondere, weil sich der Index auf Tagesbasis noch kniffliger präsentiert.

Der Nasdaq 100 sauste zwar am Tag nach der Wahl über das alte Rekordhoch, aber nach nur einem Tag mit Anschlusskäufen stockte die Rallye bereits. Es folgte ein fünftägiges Wassertreten … und dann kam es zu einer Abwärts-Kurslücke, die zum einen aus dem Ausbruch nach oben ein „Island Reversal“ machte, zum anderen den Index an die kurzfristige August-Aufwärtstrendlinie und wieder unter das vormalige Allzeithoch vom Juli drückte.

Nasdaq 100: Tages-Chart vom 21.11.2024, Kurs 20.740,78 Punkte, Kürzel: NDX | Quelle: TWS | Online Broker LYNX
Nasdaq 100: Tageschart vom 21.11.2024, Kurs 20.740,78 Punkte, Kürzel: NDX | Quelle: TWS

Diese August-Trendlinie hält er zwar seit mehreren Tagen. Aber er konnte sich bislang nicht von ihr nach oben lösen. Das sollte Nvidia mit einem Kurssprung als Reaktion auf die Quartalsergebnisse richten. Mit einem Kurssprung, der dummerweise ausblieb. Damit waren die Bullen in der Pflicht, trotzdem zu kaufen, um den Index über dieser Trendlinie zu halten, insbesondere, weil die kurz nach Handelsbeginn zu brechen drohte.

Das gelang zwar. Aber in dieser charttechnischen Konstellation ist das Leck erst dann wieder zu, wenn der Nasdaq 100 das bisherige Verlaufshoch bei 21.182 Punkten klar überwinden konnte. Und das idealerweise höchst zügig, denn nach unten sind aktuell nur zwei Prozent Luft bis zu einem bärischen Signal, das ist nicht genug, um nach dem gestrigen, eher mühsam errungenen und mageren Plus bereits aufatmen zu können.

Eine Korrektur von in der Spitze gut 15 Prozent binnen vier Wochen, dann die Verteidigung der 200-Tage-Linie und eine Kaufwelle, die binnen zwei Wochen den Großteil der Verluste wettmacht: Was könnte man mehr wollen? Ein ebenso bullisches Umfeld zum Beispiel.

Dass der Nasdaq 100 völlig überraschend nach unten drehte, könnte man nun wirklich nicht behaupten. Immerhin wurde das Hoch fast punktgenau an der oberen Begrenzungslinie des im Herbst 2023 etablierten Aufwärtstrendkanals erreicht. Und an der oberen Begrenzung des 2020er-Aufwärtstrendkanals, siehe Chart auf Monatsbasis:

Nasdaq 100: Monats-Chart vom 16.08.2024, Kurs 19.508,52 Punkte, Kürzel: NDX | Quelle: TWS | Online Broker LYNX
Nasdaq 100: Monatschart vom 16.08.2024, Kurs 19.508,52 Punkte, Kürzel: NDX | Quelle: TWS

Sicher, manch einer mag geglaubt haben, dass auch solche Linien die Hausse nicht bremsen. Aber dass es bei zugleich heiß gelaufener Markttechnik dann eben doch so kam, ist ja deswegen kein Mysterium. Aber das ist jetzt ja nicht mehr der Punkt. Die Frage lautet jetzt, nach einer Rallye von gut 2.000 Punkten: Ist der Weg nach oben jetzt frei … oder wartet der nächste Abwärtsimpuls womöglich schon um die Ecke?

Rein aus charttechnischer Sicht war das Fundament der Aufwärtswende ein solides: Der Index testete und hielt vor genau zwei Wochen die wichtige 200-Tage-Linie. Das mündete in Käufe und Eindeckungen von Leerverkäufen seitens der Bären, die ihn zunächst an und zuletzt auch wieder über die untere Begrenzung des Herbst 2023-Trendkanals führten. Jetzt geht es noch um die eher leichten Charthürden um 19.500 (erreicht, aber noch nicht klar überboten) und 20.000, bevor dann der Weg an das bisherige Rekord-Verlaufshoch bei 20.691 Zählern frei wäre. Aber es geht eben nicht nur allein um die Charttechnik.

Expertenmeinung: Es geht auch um die Rahmenbedingungen. Die hatte man zwar monatelang ignoriert, sei es die Frage, ob man in Sachen KI überzogen hatte, die entsprechenden Aktien zu schnell zu weit gelaufen waren oder nicht. Sei es die Frage, wie es insgesamt um das Fundament einer Hause am Aktienmarkt steht. Sprich ob die US-Wirtschaft ebenso wie die internationale Nachfrage stark genug sind und bleiben, um eine zuletzt untypisch hohe KGV-Bewertung des Index nicht nur zu rechtfertigen, sondern auch weiter steigende Kurse zu unterstützen. Und da wird die Sache knifflig.

Denn was hat sich seit den aufkommenden Zweifeln in Sachen KI und der plötzlich wie ein nasses Handtuch ins Gesicht der schläfrigen Bullen geklatschten, aufkommenden Rezessionsangst denn verändert? In beiden Bereichen, nüchtern betrachtet, gar nichts. Wie auch, in nur zwei Wochen können grundlegende Rahmenbedingungen nicht auf einmal von rot auf grün umschalten.

Nasdaq 100: Tages-Chart vom 16.08.2024, Kurs 19.508,52 Punkte, Kürzel: NDX | Quelle: TWS | Online Broker LYNX
Nasdaq 100: Tageschart vom 16.08.2024, Kurs 19.508,52 Punkte, Kürzel: NDX | Quelle: TWS

Man müsste daher jetzt, da man vermuten darf, dass trotz wieder anziehender Kurse vor allem das Thema Rezession noch in vielen Hinterköpfen lauert, mit bullischen Fakten daherkommen, die ein Argument liefern, warum der Nasdaq 100 nicht nur zu Recht bis hierhin gelaufen ist, sondern auch noch gute Argumente da sind, dass er weiter zulegt.

Aber die jüngsten US-Inflationsdaten fielen wie erwartet aus. Die aktuellen Daten des Verbrauchervertrauens der Uni Michigan zeigen eine deutlich negativere Beurteilung der aktuellen Lage durch die befragten US-Verbraucher und die US-Notenbankmitglieder halten sich in Sachen Zinssenkungen, die viele zuletzt vorschnell als Rettungsanker für alles ansahen, auffällig zurück. Also?

Also sollte man dieser laufenden Rallye doch lieber mit einer Art gesunder Skepsis begegnen, zumal die am Freitag absolvierte Abrechnung an der Terminbörse in Sachen Reichweite und Intensität der Rallye durchaus eine wichtige Rolle gespielt haben könnte. Eine Rolle, die, da die Abrechnung jetzt eben erledigt ist, wegfallen würde. Deswegen muss man zwar nicht gleich auf die Short-Seite wechseln. Aber es wäre sicherlich kein Fehler, würde man Long-Trades mit einem Volatilitäts-Sicherheitsabstand von etwa einem bis anderthalb Prozent unter der Kreuzunterstützung um 18.900/19.100 Punkte (Mai-Hoch, 20-Tage-Linie und untere Begrenzung Aufwärtstrendkanal) mit einem Stop Loss absichern.

Aktuell bullisch investierte Trader, die sich den Chart des Nasdaq 100 auf Monatsbasis ansehen, könnten nervös werden. Würde der August dort enden, wo der Index jetzt steht, wäre das eine Einladung zum Tanz für die Bären. Aber der August ist ja noch lang.

Die Frage ist: Ist das gut oder schlecht? Momentan wäre es schlecht, denn die Abwärtsdynamik ist hoch, gerade am Freitag hat der Nasdaq 100 den im Herbst etablierten Aufwärtstrendkanal nach unten verlassen. Ein Szenario, mit dem wohl kaum jemand gerechnet hat, vor allem nicht so bald nach dem am 10. Juli unternommenen Versuch, den Trendkanal nach oben zu verlassen.

Nasdaq 100 Monats-Chart vom 02.08.2024, Kurs 18.440,85 Punkte, Kürzel: NDX | Quelle: TWS | Online Broker LYNX
Nasdaq 100 Monatschart vom 02.08.2024, Kurs 18.440,85 Punkte, Kürzel: NDX | Quelle: TWS

Hinzu kommt, dass das wacklige Gerüst, auf dem diese Hausse balancierte, gerade einzustürzen droht. Die Aussage der Bank of America, dass die Investitionsausgaben der großen Tech-Unternehmen im Cloud-Sektor bis zu 34 Prozent steigen und derart hohe Ausgaben bislang immer zu einer Underperformance solcher Aktien geführt haben, dürfte viele irritieren. Dass man erst Geld in die Hand nehmen muss, um danach mehr Geld zu verdienen und Letzteres trotzdem keineswegs garantiert ist, haben viele zuletzt komplett ausgeblendet.

Zugleich kommt auf einmal wieder Rezessionsangst auf. Man hätte es bereits seit Wochen und Monaten sehen können, aber viele wollten es eben nicht: Die US-Konjunktur verliert an Fahrt. Und das, mit Blick auf die Daten des aktuellen Einkaufsmanagerindex des verarbeitenden Gewerbes und des US-Arbeitsmarkts, schnell. Man schließt daraus, dass die US-Notenbank jetzt umgehenden Handlungsbedarf hat, die Zinssenkungsprognosen der US-Banken sausen in die Höhe. Der Haken dabei:

Es ist ein entscheidender Unterschied, ob die US-Notenbank die Leitzinsen senken kann, weil die Inflation im Griff ist oder sie senken muss, weil eine Rezession droht oder bereits da ist. Denn Letzteres hieße natürlich auch Druck auf die Gewinne der konsumorientierten Tech-Unternehmen und ihre Zulieferer aus dem Chipsektor. Woraus man ableiten kann:

Expertenmeinung: Solange diese Kombination aus negativen Faktoren anhält, kann der August noch äußerst ungemütlich werden. Das aktuell im Monatschart zu sehende Bild eines etwas außer der Regelform daherkommenden „Evening Star“ und eines Doppeltopps beim RSI-Indikator kann in einem solchen Umfeld, in dem gelinde Panik den vorherigen Leichtsinn abrupt abgelöst hat, zu weiteren Verkäufen führen. Und auf mittel- und langfristiger Ebene würde sich dann die nächste, markantere Unterstützung in Form des alten 2021er-Rekordhochs bei 16.765 Punkten geradezu aufdrängen. Dick unterstreichen muss man aber das Wort „kann“.

Nasdaq 100 Tages-Chart vom 02.08.2024, Kurs 18.440,85 Punkte, Kürzel: NDX | Quelle: TWS | Online Broker LYNX
Nasdaq 100 Tages-Chart vom 02.08.2024, Kurs 18.440,85 Punkte, Kürzel: NDX | Quelle: TWS

Gerade die zuvor zu heiß gelaufenen Pacemaker der Hausse haben jetzt großenteils schon kräftig korrigiert, zumindest markttechnisch wären sie jetzt überverkauft. Auch der Nasdaq 100 selbst hätte seitens der kurzfristigen Markttechnik wieder Luft, zumindest für eine Gegenbewegung, wie der Chart auf Tagesbasis zeigt. Und die US-Notenbank könnte die wankende Konjunktur ja womöglich rechtzeitig auffangen, wenn sie den Leitzins im Rest des Jahres zügig nach unten nimmt, so dass das Gespenst eine Rezession gebannt wird.

Möglich wäre also durchaus, dass die Sache jetzt heißer gekocht wirkt, als man sie am Ende essen muss. Aber dazu müsste sich die derzeit aufgeregte Stimmung umgehend beruhigen und dies zu einer sauberen Gegenbewegung führen, die den Index aus der Gefahrenzone holt.

Dass sich der Nasdaq 100 am Freitagabend noch knapp an die Supportlinie bei 18.465 Punkten rettete, nachdem er zeitweise deutlich unter diese Linie abgerutscht war, kann eine solche Beruhigung bewirken. Die dann Früchte tragen würde, wenn der Index schnell wieder in den Trendkanal zurückläuft, dessen untere Begrenzung momentan bei 18.750 Zählern verläuft.

Aber auch hier gilt, dass das Wort „kann“ nicht unterschätzt werden darf. Dieses kleine Sprungtuch, auf dem der Nasdaq 100 am Freitag gelandet ist, kann halten. Aber da aktuell wieder Emotionen das Geschehen bestimmen … diesmal eben Angst und nicht Gier … ist so etwas absolut nicht vorab abschätzbar. Schließt der Index unter dem Tagestief des Freitags, hat das Tuch mit hoher Wahrscheinlichkeit versagt, dann wäre die 200-Tage-Linie bei momentan gut 17.650 Punkten ein zu vermutendes Kursziel.

Auf den ersten, stärkeren Verlusttag nach Erreichen eines neuen Rekordhochs im Nasdaq 100 folgten drei Handelstage mit einem sehr blutleer wirkenden Stabilisierungsversuch und gestern dann der nächste Schuss vor den Bug der Bullen. Aber wie muss man das werten?

Als Erstes könnte man sich fragen, wieso man auf einmal so aufgeregt wegen zwei schwächeren Tagen binnen fünf Handelstagen reagiert. Bei einem Index, der vorher in zwölf Wochen in der Spitze um fast 22 Prozent und von einem neuen Rekord zum nächsten gestiegen war. Schließlich beträgt der Abschlag von dem am letzten Mittwoch bei 20.691 Punkten markierten Verlaufsrekord jetzt gerade einmal 4,3 Prozent. Also, so what?

Und dass da dann diejenigen Aktien unter den Hammer kommen, die diese Hausse vorher fast im Alleingang bestritten haben und dabei in der selben Zeit seit dem Zwischentief des 19. April um über 40 Prozent wie im Fall Apple oder gar um über 75 Prozent wie Nvidia gestiegen sind, ist ebenso normal. Da, wo „Speck dran“ ist, werden Gewinne mitgenommen, nicht dort, wo man nur auf ein paar magere Prozent Gewinn blicken kann. Erneut also die Frage: Wo ist das Problem?

Richtig ist zwar, dass die Eröffnung am Mittwoch mit einer Abwärtskurslücke erfolgte und der Nasdaq 100 dadurch die beiden nächstliegenden Supportlinien in Form der 20-Tage-Linie und des April-Hochs bei 19.980 Punkten unterbot. Und damit auch die runde Marke von 20.000, was aus psychologischer Sicht wie eine Niederlage wirken könnte, die größer scheint, als sie eben in Wirklichkeit ist. Aber womöglich ist man dennoch nicht ganz ohne Grund nervös, denn:

Expertenmeinung: Diese Nasdaq-Hausse mit ihren brenzlig wenigen Zugpferden hatte, was diese Dauer-Rallye der großen Mega-Caps, der „Magnificent Seven“ angeht, schon seit einiger Zeit die Bodenhaftung verloren. Und das dürfte sogar vielen weniger erfahrenen Anlegern bewusst sein. Nur war man sich sicher, dass man mit seinen Zweifeln womöglich alleine steht, denn die Kurse stiegen ja trotzdem immer weiter. Und dass man schon noch rechtzeitig aussteigen könne, wenn die anderen anfangen zu verkaufen. Bis dahin folgte man dem Trend, der indes nicht nur chart- und markttechnisch, sondern eben auch in Bezug auf den fundamentalen Unterbau immer problematischer wurde. Und jetzt sieht es auf einmal so aus, als könnten die Zweifel doch sinnvoll gewesen sein.

Dass der Nasdaq 100 am vergangenen Donnerstag so ohne jeden zwingenden Anlass ins Rutschen geriet, überraschte viele. Dabei ist das eher der Normalfall. Irgendwann fallen Gewinnmitnahmen deutlich größer aus als das, was der Markt in diesem Moment gerade über Kauforders aufnehmen kann … das passiert einfach mal. Aber es schürt Unruhe, wenn man unterschwellig weiß, dass das Eis bei den am extremsten gestiegenen Aktien nicht mehr dünn, sondern gar nicht mehr da ist, denn KI-Hype hin oder her: Irgendwann pflegt ein vorauseilender Markt eben auch mal zurückzulaufen und auf Belege für die großen Erwartungen zu warten.

Aber heißt das, der richtige Druck kommt erst noch? Dahingehend ist es entscheidend, ob das Gros derer, die aktuell massiv aktiv sind, gezielt agiert oder nur nervös auf die auf einmal rutschenden Kurse reagiert.

Ein Indiz gäbe es, das andeutet, dass da viele ganz genau wissen, was sie tun. Denn während gestern wieder einmal die „Dauerläufer“ der letzten Monate die Verliererliste anführten, fanden sich bei den wenigen Tagesgewinnern im Nasdaq 100 viele Aktien, die in der bisherigen Jahresperformance die stärksten Verlierer waren. Aktien wie Xcel Energy, KraftHeinz, Global Foundries oder Warner Bros. Zufall? Höchstwahrscheinlich nicht.

Es sieht so aus, als würden einige vermutlich große Akteure jetzt gezielt Risiko herausnehmen, indem sie bei stark gelaufenen Long-Trades den Gewinn kassieren und bei stark gelaufenen Short-Trades ebenso. Denn ob die Kurse der bisherigen Jahres-Verlierer stiegen, weil man auf einmal glaubt, dort wäre jetzt der dicke Gewinn zu holen oder ob da einfach nur von den Bären zuvor leer verkaufte Aktien zurückgekauft werden, um die Short-Positionen zu schließen und so den Gewinn zu sichern, kann man im Chart nicht unterscheiden.

Nasdaq 100: Tages-Chart vom 17.07.2024, Kurs 19.799,14 Punkte, Kürzel: NDX | Quelle: TWS | Online Broker LYNX
Nasdaq 100: Tageschart vom 17.07.2024, Kurs 19.799,14 Punkte, Kürzel: NDX | Quelle: TWS

Es kann also sehr gut sein, dass hier von denen, die besonnen agieren, sehr gezielt Risiko reduziert wird. Dann wäre der Abstieg des Nasdaq 100 an sich ein kontrollierter und könnte unter Kontrolle bleiben, die ganze Phalanx potenzieller Auffanglinien, die wir im Chart auf Tagesbasis sehen, insgesamt halten. Diese Überlegung hat allerdings eine Unbekannte, die es in sich haben könnte:

Und das sind die vielen wenig erfahrenen Anleger, die jetzt „ihre“ Aktien wegsacken sehen und nicht wissen, wie sie das einordnen und was sie tun sollen. Wenn die nicht die Ruhe bewahren … und dieses Risiko besteht bei unerfahrenen Anlegern nun einmal … kann die Sache dennoch aus dem Ruder laufen. Zumal wir im Chart auf Wochenbasis sehen können, dass die Entwicklung auf dieser mittelfristigen Zeitebene schon weit weniger harmlos aussieht.

Nasdaq 100: Wochen-Chart vom 17.07.2024, Kurs 19.799,14 Punkte, Kürzel: NDX | Quelle: TWS | Online Broker LYNX
Nasdaq 100: Wochenchart vom 17.07.2024, Kurs 19.799,14 Punkte, Kürzel: NDX | Quelle: TWS

Denn da würde, sollte der Index sich nicht heute und/oder morgen wieder fangen, ein bärischer Abendstern im Chart entstehen, der den Nasdaq 100 zu allem Überfluss auch noch in den vor zwei Wochen nach oben verlassenen Aufwärtstrendkanal zurückdrücken und so aus dem Overshooting eine Bullenfalle machen würde.

Bislang ist noch nichts wirklich angebrannt. Aber wenn zu viele glauben, dass es eben doch lichterloh brennt und in Panik geraten, wird aus einem etwas sportlicher verlaufenden Rücksetzer ganz schnell mehr. Es ist ein Nervenspiel, das jetzt läuft. Und wir wissen: Wenn es emotional wird, ist nichts unmöglich, daher kann man nur jedem, der hier aktiv ist, raten, sich in Ruhe und rechtzeitig zu überlegen, was man wann und unter welchen Umständen zu tun gedenkt.