Als es am Mittwochabend auf einmal begann, Aktien zu regnen, verlor der Nasdaq 100 stärker als der Dow Jones und S&P 500. Aber warum eigentlich? Ist nicht das Thema Inflation für Technologietitel weniger problematisch? Das ist es, aber nicht das Thema Zinsen.
An der Nasdaq finden sich nicht nur, aber doch mehrheitlich Unternehmen aus dem Technologiesektor. Dieser zeigt Wachstum, die Unternehmen ebenso. Aber Wachstum muss oft zu einem ziemlich ansehnlichen Teil fremdfinanziert werden, sprich man braucht Kredite. Und je höher die Leitzinsen, desto teurer die Kredite. Das bremst, wenn die Finanzierungskosten zu lange zu hoch sind, nicht nur den Gewinn aus, es kann auch so manches, rasant wachsende Unternehmen außerhalb der ganz großen Mega-Caps ins Wanken bringen.
Ob zu viele Marktteilnehmer diesen Aspekt nicht wirklich ernst genommen haben? Denkbar wäre es, denn das schlägt sich ja nicht von eben auf sofort in den Unternehmensbilanzen nieder. Finanzierungen werden mit festen Zinsen vereinbart. Erst, wenn die Kredite und/oder die Zinsbindungsfrist auslaufen, wird es richtig teuer. Das kann sich hinziehen … und es mag gut möglich sein, dass viele dachten, dass die Zinsen, bis es soweit ist, schon wieder unten oder zumindest deutlich niedriger wären. Dieser Erwartung hat die US-Notenbank gestern einen Stock in die Speichen geworfen.
Expertenmeinung: Dass die „Fed“ am Mittwoch die Prognose der eigenen Leitzinssenkungen für das kommende Jahr auf 0,5 Prozent senkte und damit halbierte, vermittelt den Eindruck, dass es eben doch noch für so manches Technologieunternehmen mit viel Fremdkapital ungemütlich werden könnte. Es übermittelt aber auch eine andere, eher unterschwellige Botschaft, die da lautet: Wettet besser nicht darauf, dass die Zinsen einfach so wieder auf null sinken und eine Phase billigen Geldes wiederkehrt. Aktuell sehen Volkswirte den US-Leitzins mittelfristig um einen Bereich zwischen 3,0 und 3,5 Prozent pendeln. Bedenkt man, wie niedrig die Zinslast in den Jahren war, in denen der US-Leitzins in der Range 0,00 – 0,25 Prozent lag, kann das die Gewinndynamik spürbar bremsen.
Wer da erst am Mittwochabend aufwachte und dann bei dieser Gelegenheit auch noch einen Blick auf die untypisch teure Bewertung des Nasdaq 100 und die Charttechnik warf, mag äußerst unruhig geworden sein. Da könnte man sich daran erinnern, dass besonders tief fallen kann, wer am gierigsten nach den Sternen gegriffen hat. Und auch, wenn die heutige Abrechnung an der Terminbörse das Bild verzerrt und man nie weiß, in welche Richtung:
Dass die Gegenbewegung am Donnerstag auffallend mickrig ausfiel und der Index am Ende doch noch im Minus landete, ist ein Warnsignal. Das sich zwar erst dann so richtig Geltung verschafft, wenn bricht, was gestern trotzdem noch so gerade eben hielt, nämlich die Kreuzunterstützung aus November-Hoch und August-Aufwärtstrendlinie.
Aber käme es so, sollte man einen Blick hinüber auf die Wochenbasis wagen, denn im Wochenchart sehen wir, dass der Nasdaq 100 auf Höhe der oberen Begrenzungslinie des mittelfristigen Aufwärtstrendkanals nach unten abdrehte. Grundsätzlich wäre dann ein Test der unteren Begrenzung des Trendkanals zu vermuten. Dafür sind es Kanäle, beide Seiten werden eben mal angelaufen, zuletzt war die untere Begrenzungslinie im August dran und hielt perfekt. Was sie zwar auch diesmal tun könnte. Aber da diese Linie aktuell bei 19.000 Punkten verläuft, sollte man sich spätestens dann Gedanken machen, wie man hier für das eigene Depot am besten das Risiko herunterfährt, wenn die gestern gehaltene Kreuzunterstützung bricht.
Und Sie sehen es ja: Ein kleines Minus würde dafür schon reichen, das vor allem dann schwer wiegen würde, wenn der Schlusskurs nahe am Tagestief läge und das indizieren würde, dass die Bullen auch heute entweder gar nicht erst angetreten sind oder den Versuch, die Sache zu drehen, an die Verkäufer verloren haben.
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