NASDAQ 100 Prognose Nasdaq 100: Das war gut, aber noch zu wenig … ein Crossover droht

News: Aktuelle Analyse des NASDAQ 100 Index

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NASDAQ 100
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Ein Plus von 1,3 Prozent nach der gestrigen US-Notenbanksitzung wirkt, als hätten die Bullen wieder Wasser unter dem Kiel. Schaut man aber genauer hin, sieht man, dass das Tageshoch des Nasdaq 100 bei +2,25 Prozent lag … und dass die drängendsten Chartprobleme bleiben.

Wenn man sich fragt, warum die „janusköpfigen“ Aussagen der US-Notenbank den US-Aktienmarkt am Mittwochabend ins Plus gezogen haben, könnte man angesichts der zum Negativen veränderten 2025er-Projektionen der „Fed“ (siehe dazu auch die heutige Analyse zu Euro/US-Dollar) bestenfalls argumentieren, dass die Aussagen ja noch schlimmer hätten ausfallen können. Aber das ist eine höchst wacklige Logik, die eher der ebenso uralten wie unguten Vorgehensweise gehorchen würde, den potenziellen Auslöser so zurechtzubiegen, dass er zum Effekt passt. Das kann den Blick davon ablenken, was vermutlich deutlich mehr zu dem Anstieg des Nasdaq 100 beitrug:

Morgen steht der „Triple Witching Day“ an, der Abrechnungstermin für Optionen und Futures am Terminmarkt. Da kurz vorher deutlich aus dem Ruder laufende Kurse zu sehen sind, ist für viele große Akteure am Terminmarkt etwas, das sie auf jeden Fall vermeiden müssen. Dass man eine Notenbankentscheidung als Sprungbrett für ein Dagegenhalten in einem Abwärtstrend benutzt, ist dabei nicht selten. Und dass diese großen Adressen fürchteten, eine negative Reaktion auf die tendenziell ebenso negativen Aussagen der Notenbank könne für den Freitag heftige Folgen haben, ergibt sich aus dem Chartbild, sehen wir hin:

Nasdaq 100 Index: Chart vom 19.03.2025, Kurs 19.736,66 Punkte, Kürzel: NDX | Quelle: TWS | Online Broker LYNX
Nasdaq 100 Index: Chart vom 19.03.2025, Kurs 19.736,66 Punkte, Kürzel: NDX | Quelle: TWS

Den aktuellen Kurs und Chart des NASDAQ 100 sowie Kursinformationen und alle Aktien des Index finden Sie hier.

Expertenmeinung: Im Chart auf Wochenbasis sehen wir, dass der Index Ende letzter Woche aus dem Anfang 2023 etablierten Aufwärtstrendkanal herausgefallen war. Zum Wochenschluss gelang es aber, wieder einigermaßen Tuchfühlung zur Trendlinie herzustellen. Diese Nähe nicht zu verlieren, ist essenziell für das Bullen-Lager, denn würde der Nasdaq 100 durch das Vorwochentief rutschen (19.152 Punkte), wäre der Weg nach unten aus charttechnischer Sicht erst einmal frei. Und ein weiterer Aspekt würde der Gegenseite, sprich dem Bären-Lager, den nötigen Anreiz liefern, den dafür nötigen Druck zu machen:

Nasdaq 100 Index: Chart vom 19.03.2025, Kurs 19.736,66 Punkte, Kürzel: NDX | Online Broker LYNX
Nasdaq 100 Index: Chart vom 19.03.2025, Kurs 19.736,66 Punkte, Kürzel: NDX | Quelle: TWS

Wir sehen im Chart auf Tagesbasis, dass die 20-Tage-Linie kurz davor ist, die 200-Tage-Linie nach unten zu kreuzen. Ein solcher bärischer Crossover hat Signalwirkung, vor allem, wenn er – wie beim Nasdaq 100 – selten vorkommt. Das letzte Mal, dass die 20-Tage-Linie die 200er-Linie nach unten kreuzte, war im Februar 2022. Was dann für ein Jahr für den Index folgte, sehen wir im Wochenchart. Erst im Februar 2023 gelang dann ein bullischer Crossover, sprich, lief die 20-Tage-Linie zurück über die der letzten 200 Handelstage.

Es wundert also nicht, dass die Bullen hier nach jedem Strohhalm greifen. Ob es aber gelingt, neuen Abwärtsdruck über die morgige Terminmarkt-Abrechnung hinaus zu verhindern, ist zumindest fraglich. Denn das Umfeld bleibt ja problematisch. Und um nicht nur ihre Verteidigungsposition zu halten, sondern wirklich Zeichen zu setzen, müssten die Bullen beide gleitenden Durchschnitte, die Nackenlinie des Doppeltopps und das Hoch vom Sommer 2024 zurückerobern. Dazu bräuchte es Schlusskurse über 20.691 Punkten. Ein weiter Weg, vor allem, nachdem das Abrutschen vom Tageshoch am Mittwochabend deutlich gemacht hat, dass die Gegenseite nicht allzu beeindruckt von den Klimmzügen des Bullen-Lagers ist.

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Nach dem Abitur 1984 studierte der gebürtige Hamburger an der Universität der Bundeswehr Betriebswirtschaftslehre. Im Anschluss an seine Dienstzeit als Offizier begann seine Zeit als Analyst und Finanzjournalist. Seit 1996 war und ist er als Redakteur, Referent und Kolumnist in zahlreichen Funktionen aktiv, seit 2016 ist er unter anderem Analyst bei LYNX. Gehrt ist ein Allrounder, der in der fundamentalen, d.h. volks- und betriebswirtschaftlichen Analyse ebenso sattelfest agiert wie in den verschiedenen Disziplinen der Technischen Analyse wie Chart- und Markttechnik und Sentinentanalyse.
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Vorherige Analysen des NASDAQ 100 Index

Der S&P 500 fiel am Freitag zeitweise unter seine 200-Tage-Linie und wurde durch eine Kaufwelle vorerst gerettet. Aber für den Nasdaq 100 reichte es nicht – er schloss darunter. Jetzt bleibt nur noch eine Trendlinie übrig, um die Bullen zu retten.

In der Analyse des Dow Jones am Freitag hatte ich auf das Risiko hingewiesen, dass das US-Index-Flaggschiff nahe dran ist, ein großes Doppeltopp zu vollenden. Hier, im Nasdaq 100, finden wir dieses Doppeltopp auch, allerdings mit einem Unterschied: Hier ist es bereits vollendet. Der Technologie-dominierte Index hatte die Nackenlinie des Topps in Form des Januar-Tiefs zum Ende des Februars erreicht und zum Monatsultimo erst einmal verteidigt. Aber direkt mit dem Beginn des neuen Börsenmonats kam es zu einem „Bearish Engulfing Pattern“, das den Index am Montag unter diese bei 20.538 Punkten verlaufende Linie drückte. Versuche, sich wieder darüber zu retten, misslangen in den zwei Tagen danach … und am Donnerstag kamen erneut massive Verkäufe, die dann auch noch den Bruch der nächsten, wichtigen Linie verursachten: der 200-Tage-Linie.

Diese bei aktuell 20.247 Zählern verlaufende Linie sollte am Freitag sofort zurückerobert werden. Aber im Gegensatz zum S&P 500, der am Donnerstag an, aber noch nicht unter dieser Linie geschlossen hatte, war der Weg hier zu weit und die Trader zu nervös, um den Rebreak zu schaffen. Das könnte heute nachgeholt werden. Aber nur, wenn es über das Wochenende nicht zu neuen, bärischen Nachrichten oder Entwicklungen aus Washington oder weltweit kommen sollte (Redaktionsschluss der Analyse: Freitagabend kurz nach US-Handelsende).

Das Problem mit dieser 200-Tage-Linie ist, dass sie zwar faktisch keine zwingende Bedeutung hat, aber psychologisch umso mehr. Sie ist nun einmal allgemein als wichtige Scheidemarke zwischen Hause und Baisse, zwischen Kauf und Ausstieg, anerkannt. Zwar wäre sie als massiv negatives Signal vor allem dann von Bedeutung, wenn sie bereits nach unten gedreht hat und ein Kurs von unten an sie heranläuft und dann abdreht. Aber auch, wenn sie einfach „nur“ von oben nach unten gebrochen wird, kann das Folgen haben. In einem derart nervösen Markt, wie wir ihn derzeit in den USA sehen, sowieso. Und wenn wir uns einmal ansehen, wie sich Index und 200-Tage-Linie in den letzten Jahren zueinander gestellt haben, sehen wir schnell, dass es sich bei diesem Bruch der Linie nicht um „Peanuts“ handelt.

Expertenmeinung: In den vergangenen Jahren fungierte die200-Tage-Linie zuerst im Jahr 2022 dreimal als entscheidender Widerstand, an dem der Nasdaq 100 nach unten drehte, bevor sie dann Anfang 2023 wieder überboten wurde. Seither wurde sie dreimal von oben getestet und hielt, bezogen auf die Tages-Schlusskurse, jedes Mal. Auch am 5. August 2024, als sie zwar zur Eröffnung deutlich unterboten war, zum Handelsende aber zurückerobert wurde. Das ist jetzt also zum ersten Mal seit Langem schiefgegangen … und das werden die Trader nicht übersehen. Nicht in einem Umfeld, das sich aufgrund der unberechenbaren Politik in Washington als extrem problematisch entpuppt hat und in der man immer Gefahr läuft, von irgendeiner unerwarteten Meldung auf dem falschen Fuß erwischt zu werden.

Aber noch können die Bären hier die Champagnerkorken nicht knallen lassen, denn die 200-Tage-Linie verfügt über eine Art „Sprungtuch“. Und das ist das gleiche, das die Bullen schon Anfang August 2024 gerettet hatte. Wir sehen das im Chart auf Wochenbasis:

Nasdaq 100: Wochen-Chart vom 07.03.2025, Kurs 20.201,37 Punkte, Kürzel: NDX | Quelle: TWS | Online Broker LYNX
Nasdaq 100: Wochenchart vom 07.03.2025, Kurs 20.201,37 Punkte, Kürzel: NDX | Quelle: TWS

Der Index läuft seit 2023 in einem Aufwärtstrendkanal. Dessen untere Begrenzungslinie war bis August 2024 nichts anders als eine Verbindung zwischen zwei Punkten, also eine Aufwärtstrendlinie, die noch nicht bestätigt wurde. Aber dann, Anfang August, wurde diese Linie gezielt und erfolgreich verteidigt und in einem Aufwasch auch noch die 200-Tage-Linie gehalten. Damit ist diese Aufwärtstrendlinie in ihrer Relevanz bestätigt … und das sah man dann auch am Freitag. Genau dort, man sieht es im Chart auf Tagesbasis, setzten Käufe ein, die den Index ein gutes Stück vom Tagestief lösten. Eine gute Vorlage für eine Rallye, aber diesmal ist die Ausgangslage schwieriger als im Sommer, denn:

Nasdaq 100: Tages-Chart vom 07.03.2025, Kurs 20.201,37 Punkte, Kürzel: NDX | Quelle: TWS | Online Broker LYNX
Nasdaq 100: Tageschart vom 07.03.2025, Kurs 20.201,37 Punkte, Kürzel: NDX | Quelle: TWS

Es reichte nicht, um auch noch über die 200-Tage-Linie zu kommen. Und würde das Freitags-Verlaufstief des Nasdaq 100 von 19.736 Zählern doch noch (und das auf Schlusskursbasis) unterboten, wären damit gleich zwei mittelfristig bedeutsame Supportlinien in einem Aufwasch gefallen. In einem normalen Umfeld würden die Bullen über dieses Risiko wohl eher lächeln und die Ärmel hochkrempeln. Aber durch das eisiger werdende konjunkturelle und wirtschaftspolitische Umfeld mit seiner immensen Unberechenbarkeit lächelt jetzt wohl kaum jemand. Die Kurve zu kriegen, ist möglich, aber es dürfte ein hartes Stück Arbeit werden … mit ungewissem Ausgang.

Auf gleich mehrere problematische Nachrichten wurde am Freitag zuerst mit Verkäufen reagiert, dann aber drehten die US-Indizes wieder solide ins Plus, auch der Nasdaq 100. Aber sieht man sich das Chartbild an, ist das eher kein Beweis von Stärke, sondern von Angst.

Dass die Trader die Nvidia-Zahlen nicht positiv honorierten, war am Donnerstag ein ernstes Problem für den Nasdaq 100. Der Abgabedruck beim Schwergewicht drückte auch auf andere Titel und führte dazu, dass der Index per Donnerstagabend am bisherigen Jahrestief, am 13. Januar bei 20.538 Punkten markiert, landete. Und das barg Gefahr. Denn würde diese Linie fallen, wäre damit ein großes Doppeltopp vollendet. Dessen erstes Kursziel in Form der 200-Tage-Linie läge bei aktuell 20.200 Punkten und damit nahe, aber:

Nasdaq 100: Wochen-Chart vom 28.02.2025, Kurs 20.884,41 Punkte, Kürzel: NDX | Quelle: TWS | Online Broker LYNX
Nasdaq 100: Wochenchart vom 28.02.2025, Kurs 20.884,41 Punkte, Kürzel: NDX | Quelle: TWS

Würde diese Linie nach einem derartig rasanten Abstieg, wie ihn der Nasdaq 100 seit dem gescheiterten Versuch, das vorherige Rekordhoch vom Dezember zu überwinden gezeigt hat, halten? Das wäre sehr fraglich … und außer einer eher leichten Supportlinie um 19.940 Punkte wäre die nächste, stärkere Unterstützung dann erst bei 19.700 Zählern in Form der unteren Begrenzung des 2023er-Aufwärtstrendkanals zu finden (siehe Chart auf Wochenbasis). Eine hochbrisante Ausgangslage für den Freitag. Und der lieferte dann auch noch „bad news“.

Es ging schon vorbörslich mit den Zahlen zu den persönlichen Einnahmen und Ausgaben der US-Bürger im Januar los. Die PCE-Inflationsdaten waren unauffällig, diese Daten aber waren es nicht. Die Einnahmen stiegen überraschend stark um 0,9 Prozent, aber statt mehr auszugeben, sparen die US-Bürger, die Ausgaben gingen um 0,2 Prozent gegenüber dem Dezember zurück. Was zu den jüngsten Daten zum Verbrauchervertrauen passt … und für Big Tech natürlich alles andere als ein bullisches Umfeld bietet.

Noch kritischer war das Ergebnis des GDP Now-Indikators der regionalen US-Notenbank von Atlanta. Dort rechnet man wöchentlich auf Basis der einlaufenden Konjunkturdaten das vermutete, aktuelle Wachstum der US-Wirtschaft aus. Diesmal lieferte dieser Indikator eine herbe Überraschung: Nach zuvor wochenlang für das erste Quartal indizierten zunächst +2,9 und dann +2,3 Prozent Wachstum im Bruttoinlandsprodukt spuckte der Indikator diesmal einen Wert von -1,5 Prozent aus. Eine indizierte Schrumpfung hatte es hier jahrelang nicht gegeben.

Und dann kam der Eklat beim Treffen Trump/Selenskyj, der den zuvor um eine Stabilisierung ringenden Index wieder ins Minus drückte. Es schien, als sei diese Nackenlinie des Doppeltopps nicht mehr zu halten … bis auf einmal zwei Stunden vor dem Handelsende Käufe aufkamen, die immer mehr an Intensität gewannen, so dass der Nasdaq 100 mit 20.884 Punkten einigermaßen komfortabel über der Nackenlinie des Doppeltopps ins Wochenende ging. Ein Beweis dafür, dass das bullische Lager die Sache im Griff hat?

Expertenmeinung: Das ist ziemlich unwahrscheinlich. Hätten die Bullen die Lage unter Kontrolle, wäre der Nasdaq 100 gar nicht erst in diese Bredouille geraten. Zumal ja am Freitagabend noch offen war (Stand Redaktionsschluss), ob die nächste „Zoll-Runde“ wirklich am Dienstag startet und wenn ja, welche Folgen das für die US-Indizes haben wird, nachdem man bislang den Eindruck hatte, dass viele darauf wetten, dass es erneut zu einer Aussetzung im letzten Moment kommen wird.

In eine dynamische Abwärtsbewegung hinein unmittelbar an einem Schlüssel-Support zu kaufen, hat selten die Motivation, von einer Aufwärtswende überzeugt zu sein, sondern meist die, mit allem, was da ist ein markant bärisches Signal zu verhindern. Die „bad news“ sind präsent, auf „good news“ könnte man nur hoffen – daher muss man vermuten, dass diese Rallye zum Wochenschluss mehr eine Art „offensive Defensive“ war, um den Nasdaq 100 von diesem Schlüssel-Support weg zu bewegen. Ob das aber Anschlusskäufe zeitigt, ist nicht zuletzt von der Nachrichtenlage abhängig, die insbesondere aus Richtung Washington derzeit nicht vorhersehbar ist, daher:

Gerettet ist der Nasdaq 100 mit dieser Rallye zum Wochenschluss noch nicht. Bevor er nicht mindestens über 21.500 läuft, können die Verkäufe jederzeit wieder einsetzen. Und sollte der Index die 200-Tage-Linie brechen und damit zugleich dieses weiter im Raum stehende Doppeltopp klar vollenden, wäre eine umgehende Intensivierung der Abwärtsbewegung alle andere als eine Überraschung.

Nasdaq 100: Tages-Chart vom 28.02.2025, Kurs 20.884,41 Punkte, Kürzel: NDX | Quelle: TWS | Online Broker LYNX
Nasdaq 100: Tageschart vom 28.02.2025, Kurs 20.884,41 Punkte, Kürzel: NDX | Quelle: TWS

Das bisherige Verlaufshoch des Nasdaq 100 wurde am 16. Dezember bei 22.133,22 Punkten erzielt. Am Freitag lag das Hoch bei 22.139,43 Punkten, geschlossen hat er nur einen Hauch darunter. Die Bullen sind also sprungbereit. Aber was wollen sie sehen, um zu springen?

Diese Analyse entstand am Freitagabend nach US-Handelsende, daher bleibt die Antwort auf vorstehende Frage letztlich noch offen. War es die da noch laufende Münchener Sicherheitskonferenz und die Erwartungen in Sachen Ukraine-Gespräche dort, wofür man sich in Position gebracht hat? Wird das über „hopp oder topp“ entscheiden, darüber, ob der Nasdaq 100 einen dynamischen Befreiungsschlag zeigt oder am alten Hoch abdreht?

Nasdaq 100: Wochen-Chart vom 14.02.2025, Kurs 22.114,69 Punkte, Kürzel: NDX | Quelle: TWS | Online Broker LYNX
Nasdaq 100: Wochenchart vom 14.02.2025, Kurs 22.114,69 Punkte, Kürzel: NDX | Quelle: TWS

Möglich wäre es deswegen, weil man zwar im Fall eines größeren Fortschritts bei diesem Konflikt Druck auf Rüstungsaktien erwarten müsste, die sind aber im Nasdaq 100 unterrepräsentiert. Auf der anderen Seite würde sich womöglich die Option verdichten, sich über die Ukraine seltene Erden zu sichern, die für den Hightech-Sektor unverzichtbar sind. Denn sollte wieder ein Handelskonflikt mit China ausbrechen, würde die Sache eng. In China finden sich die größten Vorkommen … und wenn man in Peking Ausfuhrstopps verhängen sollte, brennt in mancher Firma im Silicon Valley die Luft.

Ob das aber wirklich die Hauptintention ist, die den Nasdaq 100 jetzt unmittelbar an das alte Hoch geführt hat? Denkbar wäre auch, dass die Trader jetzt einfach Vabanque spielen, weil sie eine Trendentscheidung rein von Chartbild her brauchen.

Expertenmeinung: Ein zwei Monate dauerndes Hin und Her ohne neue Trenddynamik, das ist beim Nasdaq 100 selten. Ende 2021 sah man das zuletzt, wie der Chart auf Wochenbasis zeigt … und da löste sich die Sache nach unten auf. Da hilft nur eines: klare Verhältnisse zu schaffen. Und es eilt durchaus ein wenig. Immerhin ist alleine der Umstand, dass sich relativ bald nach der US-Wahl nicht mehr viel vorwärts bewegte, ein Indiz dafür, dass viele Akteure Sorge haben, dass Donald Trumps Vorgehen aus wirtschaftlicher Sicht eher früher als später zum Bumerang wird. Da bekanntlich bei starken Trends die Kurse die Nachrichten und die Wahrnehmung formen statt umgekehrt, wäre also ein Ausbruch nach oben eine ideale Vorlage, um das „Feuer der Gier“ am Brennen zu halten. Die Frage ist, ob dahingehend jetzt zu Wochenbeginn etwas geliefert wird.

Nasdaq 100: Wochen-Chart vom 14.02.2025, Kurs 22.114,69 Punkte, Kürzel: NDX | Quelle: TWS | Online Broker LYNX
Nasdaq 100: Wochenchart vom 14.02.2025, Kurs 22.114,69 Punkte, Kürzel: NDX | Quelle: TWS

Der Vorteil ist in dieser Phase, dass wir wieder die altbekannte „Trump-Börse“ sehen, d.h. es könnte jederzeit aus dem Oval Office eine kursbewegende Aussage kommen. Der Nachteil dabei: Sie könnte auch negativ sein. Und würde der Index ausgerechnet beim Versuch, das Dezember-Hoch zu bezwingen, abdrehen, wäre die Signalwirkung immens negativ. Was tun?

Da niemand sicher absehen kann, was jetzt kommt, muss man nicht versuchen, diesen unlösbaren Knoten zu lösen, am besten wartet man ab, was der Nasdaq 100 zum Wochenstart abliefern wird. Sollte es nach oben hinausgehen, sollte der Index mindestens zwei, besser drei Tage klar über dem vorherigen Hoch von 22.133 Zählern schließen und idealerweise kräftige Anschlusskäufe sehen, erst dann würde sich das Risiko einer Bullenfalle nennenswert verringern.

Alleine ein Abdrehen am Hoch nach unten wäre im Gegenzug noch nicht per se bärisch, auch da müsste man dann einige Tage fallender Kurse sehen … oder, alternativ, aber weniger wahrscheinlich, einen sehr kräftigen Selloff. Erst, wenn die August-Aufwärtstrendlinie und danach auch noch das Zwischentief vom Januar bei 20.538 Punkten unterboten würden, erst dann hätten die Bullen ihr Spiel klar verloren. Oberhalb dieses Januar-Tiefs könnten Rücksetzer jederzeit gedreht werden. Aber so ganz einfach würde das in diesem Umfeld und nach einer Quartalszahlen-Runde ohne wirklich große Inspiration wohl nicht, das ist also schon ein eher gewagtes Spiel, für das sich die Bullen am Freitagabend in Stellung gebracht haben.

Als es am Mittwochabend auf einmal begann, Aktien zu regnen, verlor der Nasdaq 100 stärker als der Dow Jones und S&P 500. Aber warum eigentlich? Ist nicht das Thema Inflation für Technologietitel weniger problematisch? Das ist es, aber nicht das Thema Zinsen.

An der Nasdaq finden sich nicht nur, aber doch mehrheitlich Unternehmen aus dem Technologiesektor. Dieser zeigt Wachstum, die Unternehmen ebenso. Aber Wachstum muss oft zu einem ziemlich ansehnlichen Teil fremdfinanziert werden, sprich man braucht Kredite. Und je höher die Leitzinsen, desto teurer die Kredite. Das bremst, wenn die Finanzierungskosten zu lange zu hoch sind, nicht nur den Gewinn aus, es kann auch so manches, rasant wachsende Unternehmen außerhalb der ganz großen Mega-Caps ins Wanken bringen.

Ob zu viele Marktteilnehmer diesen Aspekt nicht wirklich ernst genommen haben? Denkbar wäre es, denn das schlägt sich ja nicht von eben auf sofort in den Unternehmensbilanzen nieder. Finanzierungen werden mit festen Zinsen vereinbart. Erst, wenn die Kredite und/oder die Zinsbindungsfrist auslaufen, wird es richtig teuer. Das kann sich hinziehen … und es mag gut möglich sein, dass viele dachten, dass die Zinsen, bis es soweit ist, schon wieder unten oder zumindest deutlich niedriger wären. Dieser Erwartung hat die US-Notenbank gestern einen Stock in die Speichen geworfen.

Expertenmeinung: Dass die „Fed“ am Mittwoch die Prognose der eigenen Leitzinssenkungen für das kommende Jahr auf 0,5 Prozent senkte und damit halbierte, vermittelt den Eindruck, dass es eben doch noch für so manches Technologieunternehmen mit viel Fremdkapital ungemütlich werden könnte. Es übermittelt aber auch eine andere, eher unterschwellige Botschaft, die da lautet: Wettet besser nicht darauf, dass die Zinsen einfach so wieder auf null sinken und eine Phase billigen Geldes wiederkehrt. Aktuell sehen Volkswirte den US-Leitzins mittelfristig um einen Bereich zwischen 3,0 und 3,5 Prozent pendeln. Bedenkt man, wie niedrig die Zinslast in den Jahren war, in denen der US-Leitzins in der Range 0,00 – 0,25 Prozent lag, kann das die Gewinndynamik spürbar bremsen.

Wer da erst am Mittwochabend aufwachte und dann bei dieser Gelegenheit auch noch einen Blick auf die untypisch teure Bewertung des Nasdaq 100 und die Charttechnik warf, mag äußerst unruhig geworden sein. Da könnte man sich daran erinnern, dass besonders tief fallen kann, wer am gierigsten nach den Sternen gegriffen hat. Und auch, wenn die heutige Abrechnung an der Terminbörse das Bild verzerrt und man nie weiß, in welche Richtung:

Dass die Gegenbewegung am Donnerstag auffallend mickrig ausfiel und der Index am Ende doch noch im Minus landete, ist ein Warnsignal. Das sich zwar erst dann so richtig Geltung verschafft, wenn bricht, was gestern trotzdem noch so gerade eben hielt, nämlich die Kreuzunterstützung aus November-Hoch und August-Aufwärtstrendlinie.

Nasdaq 100 Index: Wochenchart vom 19.12.2024, Kurs 21.110,51 Punkte, Kürzel: NDX | Online Broker LYNX
Nasdaq 100 Index: Wochenchart vom 19.12.2024, Kurs 21.110,51 Punkte, Kürzel: NDX | Quelle: TWS

Aber käme es so, sollte man einen Blick hinüber auf die Wochenbasis wagen, denn im Wochenchart sehen wir, dass der Nasdaq 100 auf Höhe der oberen Begrenzungslinie des mittelfristigen Aufwärtstrendkanals nach unten abdrehte. Grundsätzlich wäre dann ein Test der unteren Begrenzung des Trendkanals zu vermuten. Dafür sind es Kanäle, beide Seiten werden eben mal angelaufen, zuletzt war die untere Begrenzungslinie im August dran und hielt perfekt. Was sie zwar auch diesmal tun könnte. Aber da diese Linie aktuell bei 19.000 Punkten verläuft, sollte man sich spätestens dann Gedanken machen, wie man hier für das eigene Depot am besten das Risiko herunterfährt, wenn die gestern gehaltene Kreuzunterstützung bricht.

Nasdaq 100 Index: Tageschart vom 19.12.2024, Kurs 21.110,51 Punkte, Kürzel: NDX | Online Broker LYNX
Nasdaq 100 Index: Tageschart vom 19.12.2024, Kurs 21.110,51 Punkte, Kürzel: NDX | Quelle: TWS

Und Sie sehen es ja: Ein kleines Minus würde dafür schon reichen, das vor allem dann schwer wiegen würde, wenn der Schlusskurs nahe am Tagestief läge und das indizieren würde, dass die Bullen auch heute entweder gar nicht erst angetreten sind oder den Versuch, die Sache zu drehen, an die Verkäufer verloren haben.

Wer bremst verliert … vor allem, wenn man versucht, der Realität durch reines Momentum zu entkommen. Die Bewertung des Nasdaq 100 ist untypisch teuer, die Perspektiven nach dem Regierungswechsel unsicher. Da hilft nur die Flucht nach vorne. Was aber einen Haken hat.

Das war eine perfekte Attacke des bullischen Lagers. Nachdem der Nasdaq 100 zwei Tage korrigiert hatte und sich unschön nahe an einer kurzfristigen Schlüssel-Unterstützung befand, die aus den Juli- und November-Hochs, der 20-Tage-Linie und der August-Aufwärtstrendlinie besteht und derzeit zwischen 20.690 und 21.180 Punkten liegt, gelang es, denen, die darüber nachdachten, langsam mal Gewinne mitzunehmen, diese „Flausen“ auszutreiben:

Der Index eröffnete direkt mit dem Start in den regulären Handel, vorbörslich durch steigende Futures-Kurse in die entsprechende Position gebracht, nahezu auf dem Niveau des letzten Freitag markierten Verlaufsrekords. Daraus entstand eine bei alternden Hausse gerne generierte „friss oder stirb“-Situation, die dazu führt, dass viele ihre Verkaufsorders streichen und so mancher sogar umschwenkt und zukauft, statt Positionen zu reduzieren. Der Effekt:

Ein neues Rekordhoch und wieder deutlich mehr Puffer zu der vorgenannten Auffangzone, deren Bruch schon aus rein charttechnischer Sicht für die Bullen problematisch werden könnte. Doch müssten sich die Anleger nicht wundern?

Expertenmeinung: Immerhin gab es gar keinen unmittelbaren Anlass für den Kurssprung, die US-Verbraucherpreise waren vorbörslich präzise auf den Levels auf den Tisch gekommen, die von den Volkswirten im Vorfeld geschätzt worden waren. Und mehr noch:

Die Bewertung des Nasdaq 100 ist mittlerweile bei einem Kurs/Gewinn-Verhältnis von 34 angekommen. Vor einem Jahr lag sie noch bei 28,4. Und „billig“ war schon das nicht mehr. Jetzt ist der Index im Schnitt der Gewinne der in ihm gelisteten Unternehmen noch einmal knapp 20 Prozent teurer bewertet. Und ob Trump da bei den Tech-Unternehmen viel Gewinndynamik entfacht, ist nicht nur fraglich. Es gibt auch keinen Grund, warum diejenigen, die darauf wetten, diese Wette alle auf einmal ausgerechnet gestern intensiviert haben sollten.

Nasdaq 100: Tages-Chart vom 11.12.2024, Kurs 21.763,98 Punkte, Kürzel: NDX | Quelle: TWS | Online Broker LYNX
Nasdaq 100: Tageschart vom 11.12.2024, Kurs 21.763,98 Punkte, Kürzel: NDX | Quelle: TWS

Aber schon ein Blick auf den Chart auf Tagesbasis zeigt, dass es um die Rahmenbedingungen wenn, dann nur in zweiter Linie geht. Dass die August-Aufwärtstrendlinie immer wieder und getestet und verteidigt wurde, weist auf einen massiven Anteil reinen Tradings hin. Denn würde sich ein Index wie dieser konsequent entlang der mal positiven, mal negativen Nachrichtenlage bewegen, wären derart präzise Trends nicht möglich. Was einerseits bedeutet:

Die gestrige, bullische Attacke hat diesen Aufwärtstrend erneut gefestigt. Aber andererseits wird er damit zur Achillesferse der Bullen. Denn der Blick auf den Chart auf Wochenbasis macht klar: Der Nasdaq 100 ist heißgelaufen, sogar über den 2020er-Aufwärtstrendkanal hinausgelaufen. Ein solches „Overshooting“, zusammen mit einer teuren Bewertung und nahe der überkauften Zone rangierenden markttechnischen Indikatoren, das ist dünnes Eis.

Nasdaq 100: Wochen-Chart vom 11.12.2024, Kurs 21.763,98 Punkte, Kürzel: NDX | Quelle: TWS | Online Broker LYNX
Nasdaq 100: Wochenchart vom 11.12.2024, Kurs 21.763,98 Punkte, Kürzel: NDX | Quelle: TWS

Und ebenso, wie die Trader stur und ohne Ansehen des „Drumherum“ in einem solchen Trend auf der Long-Seite agieren, nehmen sie auch aus chart- und markttechnischen Gesichtspunkten heraus Gewinne mit oder drehen auf die Short-Seite.

Diese Zone 20.690 zu 21.180 Punkte mag jetzt wieder ein gutes Stück weiter entfernt sein. Aber die wichtigste Linie dieser Zone ist die August-Aufwärtstrendlinie. Und die steigt, verfolgt die Bullen sozusagen. Und wir wissen ja: Wer dauernd und zu lange davonläuft, wird irgendwann schlappmachen. Behalten Sie diese Aufwärtstrendlinie im Auge!