Der Kursgewinn, der aus der Zwei-Tages-Rallye als Reaktion auf das von CDU/CSU und SPD angepeilte 500-Milliarden „Sondervermögen“ entstand, ist großenteils schon abverkauft. Aber die drei letzten Tageskerzen im MDAX deuten an, dass noch mehr Ungemach droht.
Was wäre, wenn die in den Raum gestellten 500 Milliarden für Infrastruktur, weitere Milliarden für die Verteidigung und das Lockern bzw. besser Lösen der Schuldenbremse nicht so kommen, wie man sie vergangene Woche im MDAX zelebrierte, nachdem die kommenden Koalitionäre dies publikumswirksam am letzten Dienstagabend in den Raum gestellt hatten? Was, wenn es deutlich weniger wird, wenn es zu wochen- oder gar monatelangem Gezerre um die neuen Schulden käme und die deutsche Konjunktur derweil weiter in die Knie geht? Was, wenn dann auch noch ein Schlagabtausch mit den USA in Form beiderseitig massiv negativer Einfuhrzölle einsetzt?
Solange die Rallye lief, stellten sich diese Fragen offenbar wenige. Denn schon vergangene Woche, als der MDAX binnen zwei Tagen um in der Spitze 8,8 Prozent haussierte, wankten die Kurse an den US-Börsen. Dadurch wurde deutlich erkennbar, dass die Käufer die Risiken, die durch die massiv veränderte US-Politik entstehen, im Zuge dieser Kaufwelle einfach aus den Augen verloren. Jetzt, da man Gegenwind in Sachen Schuldenpaket realisiert und der Druck durch immer neue Zölle und weiter fallende US-Aktienindizes steigt, scheinen nicht wenige aus allen Wolken zu fallen. Das führte in den vergangenen drei Handelstagen beim MDAX zu drei Kerzen im Candlestick-Chart, die zusammen genommen eine brandgefährliche Formation darstellen: die Formation der „Three Black Crows“.
Expertenmeinung: Drei rote Kerzen, die direkt nacheinander gelegen nach einer größeren Aufwärtsbewegung auftauchen. Die Regel schreibt vor, dass alle drei lange Kerzenkörper haben müssen und jede einen tieferen Schlusskurs als den des Vortages ausweist, also auch die erste der drei. All das ist hier gegeben … und wir sehen sogar noch eine Verschärfung:
Das obere Ende der Handelsspanne an den beiden letzten der drei Tage bewegte sich zeitweise im Bereich der Vortages-Handelsspanne, bevor es letztendlich in beiden Fällen zum Handelsende zu Kursverlusten kam. Das zeigt, dass so mancher Akteur nicht bereit ist, die Risiken wahrzunehmen und in fallende Kurse hinein einfach weiter kauft. Nur so ist zu erklären, dass der MDAX am Montag und Dienstag zeitweise in der Pluszone rangierte, bevor am Ende ein Minus daraus wurde.

Das Ganze korrespondiert dann auch noch mit Trendlinien der klassischen Charttechnik. Sie sehen im Chart auf Tagesbasis, dass der Index mit dem Minus des Dienstags wieder in den August-Aufwärtstrendkanal zurückgefallen ist und die negative Divergenz des RSI-Indikators zu dem jüngsten neuen Hoch im Index fortbesteht. Eine der Regeln für diese „Three Black Crows“ ist, dass ihre Gültigkeit durch andere Indikatoren bestätigt werden müsste. Hier bestätigen sie sogar Chart- und Markttechnik gemeinsam. Und das nicht nur auf Tagesbasis.

Auf Wochenebene sehen wir, dass der MDAX Ende vergangener Woche ans obere Ende der Widerstandszone 28.874/30.630 Punkte gelaufen war, dort abprallte und zumindest Stand Dienstag nach unten aus ihr herausgerutscht ist. Und das, nachdem der RSI-Indikator auf Wochenbasis erstmals seit Sommer 2021 in die überkaufte Zone gelaufen war.
Sollte der MDAX weiter nachgeben, wäre im Fall eines Bruchs der bislang noch nicht getesteten 20-Tage-Linie (im Tageschart blau) die Unterstützungszone 26.847/27.642 Punkte das nächste Kursziel.
Aber was muss gelingen, damit die negative Aussage der „Three Black Crows“ egalisiert wird? Ein starkes Signal dahingehend, dass die Bullen noch können und wollen wäre, wenn es gelingt, den MDAX zeitnah über das Tageshoch des Dienstags bei 29.335 Punkten zu tragen. Dadurch wäre auch der August-Aufwärtstrendkanal wieder überboten. Aber auch wenn das gelingen sollte, wäre Vorsicht angebracht, denn die Faktoren, die den Index drei Tage so dynamisch unter Druck setzten, bleiben vorerst. Sollte der Index im Fall einer Erholung doch wieder zurückfallen, wäre ein Schlusskurs unter dem gestrigen Tagestief (28.500 Punkte) eine verspätete, dann aber womöglich noch massivere Bestätigung der „Drei-Krähen-Formation“.
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