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Vor fünf Wochen hatte der MDAX ein neues Jahreshoch markiert. Viele waren sicher, dass er jetzt eine massive Aufholjagd zum DAX starten würde. Doch jetzt steuert der Index auf einmal auf das bisherige Jahrestief zu. Aber gilt „Unverhofft kommt oft“ nicht für beide Richtungen?
„Erstens kommt es anders und zweitens als man denkt“ heißt es ja. Das bullische Lager hat das gerade erst erfahren. Als der MDAX Mitte Mai die Widerstandszone aus den Hochs der Monate Dezember und April überwand, kam er ernüchternd schnell zum Stehen. Konkret passierte das an der Stelle, die direkt über dieser Widerstandszone zum Ausstieg aus Long-Positionen und zu Short-Attacken einlud: Genau an der oberen Begrenzung eines im Januar etablierten Aufwärtstrendkanals. Abgaben statt Anschlusskäufen: Die Bullen erfuhren schnell, dass ihr Lager nicht stark genug war, für einen Run an das 2023er-Hoch. Eine unverhoffte Entwicklung?
![MDAX: Tages-Chart vom 21.06.2024, Kurs 25.296,18 Punkte, Kürzel: MDAX | Quelle: TWS | Online Broker LYNX MDAX: Tages-Chart vom 21.06.2024, Kurs 25.296,18 Punkte, Kürzel: MDAX | Quelle: TWS | Online Broker LYNX](https://www.lynxbroker.de/app/uploads/2024/06/20240624-mdax-tageschart-unverhofft-kommt-oft.jpg)
In ihrer Ausprägung war sie es durchaus. Denn der MDAX bröckelte in den ersten Tagen langsam vor sich hin, Ende Mai kam mehr Druck auf. Und dann wurde ein Erholungsversuch an der 20-Tage-Linie abgewiesen, was zu einem massiven Abverkauf führte. Mit erheblichen charttechnischen Konsequenzen. Denn bereits zum Ende der vorvergangenen Woche wurde dadurch die untere Begrenzung des Aufwärtstrendkanals sowie die knapp darunter verlaufende 200-Tage-Linie durchschlagen. Nach einigen Tagen mit einer volatilen Seitwärtsbewegung rutschte der Index am Freitag zur Abrechnung an der Terminbörse auf ein neues Tief im Zuge der Abwärtsbewegung und damit nahe an das bisherige, im Januar bei 25.076 Punkten markierte Jahres-Verlaufstief. Das halten kann … aber nicht muss.
Doch wenn den Bullen mal wieder bewiesen wurde, dass „Unverhofft kommt oft“ an der Börse ein Credo ist … könnte das den Bären nicht auch widerfahren und der MDAX auf dem Absatz kehrt machen?
Expertenmeinung: Man könnte diesen Gedanken damit unterfüttern, dass diejenigen, die mit Blick auf die Abrechnung der Futures und Optionen am vergangenen Freitag aktiv auf eine Abrechnung am unteren Ende der Handelsspanne hingearbeitet haben, jetzt ihren Gewinn in trockenen Tüchern haben. Jetzt, wo unter den Bullen die Angst umgeht, könnten sie versuchen, die Anleger erneut auf dem falschen Fuß zu erwischen, indem sie zur nächsten Abrechnung im Juli gezielt auf der Long-Seite agieren. Und damit alle überrumpeln, die jetzt erwarten, dass der Index nach unten in Richtung des 2023er-Tiefs bei 23.627 Zählern ausbricht. Aber bereits jetzt darauf zu wetten, wäre riskant. Grund:
Dass der DAX jetzt umso besser dasteht, mag zwar sein. Aber ein daraus abgeleitetes Aufholpotenzial des MDAX steht auf tönernen Füßen. Zum einen, weil es durchaus nicht feststeht, dass der DAX auf seinem Niveau „richtig“ bewertet wäre und damit als Orientierung für die MDAX-Bullen taugt. Zum anderen, weil gerade erst neue Prognosesenkungen bei den MDAX-Mitgliedern SMA Solar und Carl Zeiss Meditec klarmachten, dass die Perspektive für viele Unternehmen in Sachen Gewinne schwierig bleibt.
![MDAX: Monats-Chart vom 21.06.2024, Kurs 25.296,18 Punkte, Kürzel: MDAX | Quelle: TWS | Online Broker LYNX MDAX: Monats-Chart vom 21.06.2024, Kurs 25.296,18 Punkte, Kürzel: MDAX | Quelle: TWS | Online Broker LYNX](https://www.lynxbroker.de/app/uploads/2024/06/20240624-mdax-monatschart-unverhofft-kommt-oft.jpg)
In das derzeit fallende Messer namens MDAX zu greifen, bietet sich daher nicht an. Besser wäre abzuwarten, ob der Index tatsächlich Richtung Juli-Abrechnung am Terminmarkt einen Schwenk an das obere Ende der Handelsspanne schafft, indem wichtige Widerstände überboten werden. Dann könnte man unterstellen, dass die momentan dominierenden Bären zurückziehen, dass die Käufer mehr schaffen als vergebens gegen Charthürden anzurennen.
Das Problem: Die dafür aktuell entscheidende Zone ist die, durch die der MDAX am 13. Juni mit großer Dynamik durchgebrochen war: die 200-Tage-Linie bei aktuell 26.170 Punkten und das untere Ende des Januar-Trendkanals bei momentan 26.320 Punkten. Das ist mittlerweile eine ziemlich stattliche Distanz, daher: Dass die nächste Überraschung hier eine zu Gunsten der Bullen würde, ist zwar aus aktueller Sicht möglich. Aber nicht zwingend wahrscheinlich.
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