Gerechnet vom Verlaufsrekord, den der Euro Stoxx 50 am 3. März bei 5.568 Punkten erreichte, hat er zum Mittwochs-Schlusskurs nur 3,75 Prozent verloren. Das wirkt im Vergleich zu den schwachen US-Börsen stabil. Aber die Charts zeigen: Das ist eine höchst fragile Sache.
Eine Trompeten-Formation, d.h. ein nach rechts offenes Dreieck, ist im Börsenalltag eher eine Seltenheit. Die in eine solche Formation führenden, sukzessiv höheren Hochs bei zugleich immer niedriger liegenden Zwischentiefs bedingen, dass sich die Volatilität hochschaukelt. Und das passiert nur in sehr emotionalen Phasen. Jetzt allerdings erleben wir genau das.
Und das Problem dabei ist, dass die sukzessiv höher liegenden Hochs nicht allzu solide von den Rahmenbedingungen unterfüttert sind. Die US-Strafzölle gegen die EU rücken näher, ohne dass sich abzeichnen würde, dass Verhandlungen eine Beruhigung bringen. Die US-Einfuhrzölle gegen Stahl und Aluminium sind seit gestern in Kraft, treffen auch die EU … und die kontert mit diversen, auf den Starttermin 1. April terminierten Gegenzöllen. Das schwächt beide Seiten, auch die EU. Hinzu kommt eine eher mageres und innerhalb der EU-Staaten nicht gleichmäßiges Wachstum und die Unsicherheit darüber, worauf man sich in Bezug auf den einst sicheren Partner USA noch verlassen kann. Das ist eine kritische Phase, in der neue Rekorde beim Euro Stoxx 50 eher wundern.
Dass er sie trotzdem erzielt hat, dürfte an zwei Aspekten liegen. Zum einen laufen die Banken derzeit stark, auch, weil man darauf wettet, dass die Branche im Zuge der eilig hochgefahrenen Infrastruktur- und Verteidigungsausgaben, die nicht nur in Deutschland deutlich steigen sollen, profitiert. Zum anderen scheint es, dass nicht wenige internationale Investoren Kapital aus den US-Aktienmärkten heraus in vermeintlich sicherere Bereiche umschichten. Davon profitieren die chinesischen Märkte, aber auch Europa.
Nur stellt man sich die Frage, ob man da nicht Geld aus dem Regen geholt und in die Traufe gelegt hat. Noch geht das zwar gut, aber die Charts machen deutlich, dass der vermeintlich sichere Boden eher eine Falltür ist, die sich zwar nicht öffnen muss, aber jederzeit könnte.

Expertenmeinung: Im längerfristigen Chartbild auf Monatsbasis fällt auf, dass der Euro Stoxx 50 das uralte Rekordhoch aus dem Jahr 2000 zwar im Februar überbot, den Monat aber nicht darüber beendete. Aktuell liegt er auch für den März darunter. Zwar ist dieser Monat noch lang, aber zwingend wäre eine erneute Attacke der Bullen mit Blick auf die schon ziemlich heiß gelaufene Markttechnik auf Monatsbasis (im Chart unten eingeblendet der RSI) nicht. Und mit Blick auf das kurzfristige Chartbild hätte man da auch allerhand Arbeit vor sich, denn:

Der europäische Leitindex ist an das untere Ende der bereits erwähnten Trompeten-Formation gerutscht. Damit steht jetzt die Entscheidung an: Ist genug Kraft und Kapital da, um ihn wieder ans obere Ende der Formation und damit auf neue Hochs zu tragen … oder bricht er nach unten aus? Die gestrige Gegenbewegung war zwar ein kleiner Lichtblick für das Bullen-Lager, aber noch bei weitem zu schwach, um eine Entwarnung zu signalisieren.
Hinzu kommt, dass der Index dadurch auch an die obere Begrenzungszone des August-Aufwärtstrendkanals gerutscht ist. Damit steht hier eine wichtige Kreuzunterstützung im Feuer.
Wenn die Käuferseite sich wehren will bzw. kann, muss das jetzt schnell gelingen, idealerweise müsste der Euro Stoxx 50 morgen zum Wochenschluss deutlich über dieser Zone, am besten über der derzeit um 5.465 Punkte verlaufenden 20-Tage-Linie, notieren.
Gelingt das nicht, dürften die Bären diese Schwäche ausnutzen. Fällt das bisherige Wochentief bei 5.294 Punkten auf Schlusskursbasis, ist der Index zurück im alten Aufwärtstrend. Und der Ausbruch aus der „Trompete“ nach unten würde einen Abverkauf noch befördern, so dass dann ein zügiger Abstieg in die Supportzone 5.052 zu 5.122 Punkte. Darüber hinaus aber auch durchaus ein Test der unteren Begrenzung des Aufwärtstrendkanals bei momentan etwa 4.890 Punkten folgen könnte.
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