Dass Donald Trump in Bezug auf die Einfuhrzölle Ernst machen würde, war zwar abzusehen, trotzdem reagierten viele erst am Montagmorgen, als es wirklich beschlossen war. Aber auch, wenn das Thema „Abwärtswende-Potenzial“ hat: Noch ist der Euro Stoxx 50 nicht bärisch!
Es ist knapp drei Monate her, dass Donald Trump die US-Wahl gewonnen hat. Und jeder hätte wissen müssen, dass er das, was er im Zuge des Wahlkampfs angekündigt hatte, großenteils auch umsetzen würde. Und das zügig. Vor allem in Bezug auf höhere Einfuhrzölle als Abwehrmaßnahme gegen günstigere und/oder bessere Importprodukte durfte man damit rechnen, immerhin hatte er diese Waffe zur Aussperrung unliebsamer Konkurrenz der US-Konzerne bereits in seiner ersten Amtszeit eingesetzt.
Und Präsident Trump ist weiterhin davon überzeugt, dass das den USA deutlich mehr einbringt als schadet. Dass die erdrückende Mehrheit der Experten das anders sieht, zum Wochenstart auch Goldman Sachs und JPMorgan auf ungute Nebenwirkungen hingewiesen haben, wird die neue US-Regierung nicht hindern, es trotzdem zu tun. Ab heute sollen bzw. sollten 25 Prozent-Einfuhrzölle auf Waren aus Kanada und Mexiko und 10 Prozent-Zölle für Güter aus China gelten. „Sollten“, weil gestern gegen 16.20 Uhr auf einmal die Meldung kam, dass Mr. Trump die Zölle gegen Mexiko für einen Monat aussetzen werde. Die US-Indizes reduzierten ihre Verluste danach erheblich, auch der Euro Stoxx 50 profitierte von dieser Meldung. Die Frage stellt sich indes, was daran positiv sein soll.
Denn natürlich wird die Peitsche nur dann gegen das Zuckerbrot getauscht, wenn die betreffende Nation bzw. Staatengemeinschaft ihm entsprechend entgegenkommt. Und das hieße für die bereits verbal ins Visier genommene Eurozone, deren Leitindex der Euro Stoxx 50 nun einmal ist, dass man entweder viel Geld in die Hand nehmen muss und/oder ein solches Entgegenkommen die europäischen Unternehmen viel Gewinn kosten wird. Hat man das am Montag übersehen … oder wollte man es übersehen, weil es die Hoffnung, die Hausse würde nach dem Tiefschlag durch „DeepSeek“ vor einer Woche jetzt auch die Zölle einfach schadlos wegstecken, untergraben würde?
Expertenmeinung: Das ist zu vermuten, aber ob der Euro Stoxx 50 alleine wegen eines kollektiven Ausblendens bärischer Faktoren einfach so weitersteigen wird, ist noch nicht raus. Denn zum Wochenstart gab es zwei Sonderfaktoren, die eine Interpretation erschweren bzw. verzögern.
Zum einen begann am Montag ein neuer Börsenmonat. Nach einem vorangegangenen, starken Monat ist da in der Regel viel frisches Geld der Sparer da, das angelegt werden will bzw., wenn es um ETFs geht, die keine größeren Barreserven halten können, angelegt werden muss. Das könnte den Index gestützt haben, kann aber schnell als Stütze wegfallen, wenn das frische Kapital im Index „untergebracht“ ist.
Zum anderen zeigt der Chart auf Tagesbasis, dass der Euro Stoxx 50 ohnehin reif für einen Rücksetzer oder sogar für eine Korrektur war. Denn er war am Freitag an die obere Begrenzungslinie des ebenso breiten wie steilen August-Aufwärtstrendkanals gelaufen, während schneller reagierende markttechnische Indikatoren wie der hier mit eingeblendete RSI überkauft waren. Ein Rücksetzer wäre also sowieso fällig gewesen, auch ohne die Nachricht, dass Donald Trump mit seiner Zoll-Strategie Ernst macht.
Was man auch so interpretieren könnte – nicht zuletzt mit Querblick auf diese Schere zwischen magerem Wirtschaftswachstum und dem stark gestiegenen Index – dass die zu befürchtenden Folgen einer ebenso zu befürchtenden Ausweitung der Strafzölle gegen die Eurozone noch in keiner Weise eingepreist sind. Was bedeutet?
Was bedeutet, dass diese Hausse, befeuert durch das Ausblenden der zunehmenden Risiken, durchaus noch weiter gehen könnte, wenn es gelingt, auch diese Zoll-Entscheidungen einfach „wegzukaufen“. Dann wäre ein Anlauf an das uralte, aus dem Jahr 2000 stammende Verlaufshoch des Index bei 5.495 Punkten durchaus möglich. Immerhin hatten am Freitag am Tageshoch nur noch etwa 3,4 Prozent bis dahin gefehlt.
Aber das ist ein „Könnte-Szenario“. Es kann genauso sein, dass es dieses Investieren frisch zugeflossenen Geldes war, dass beim Euro Stoxx 50 ebenso wie bei den US-Indizes dafür herhielt, Abgabedruck wegzukaufen. Wäre es so, würden den institutionellen Investoren, die solches Kapital eingesetzt haben, aber über kurz oder lang die Munition ausgehen. Daher muss man die Unterseite weiter genau im Blick behalten.
Allerdings sollte man sich hüten, bereits vor einem charttechnisch tauglichen, bärischen Signal auf der Short-Seite allzu aktiv zu werden. Erst, wenn der europäische Leitindex die Hochs des Vorjahres zwischen 5.050 und 5.122 Punkten unterboten hätte, wären deutlicher abrutschende Notierungen wirklich greifbar.
Welche Aktien in den wichtigen Indizes sind in letzter Zeit am meisten gestiegen oder gefallen? Was sind die Top-Aktien 2025? Welche Aktien haben die beste Performance über die letzten 5 Jahre und welche Aktien sind stark gefallen? Hier finden Sie es heraus: DAX Top Flop – MDAX Top Flop – Euro Stoxx Top Flop – Dow Jones Top Flop – Nasdaq 100 Top Flop
--- ---
--- (---%)Displaying the --- chart
Heutigen Chart anzeigen