Seit der Dow Jones kurz über die runde Marke von 45.000 Punkten gelaufen ist, korrigiert das US-Index-Flaggschiff. Da ist bislang aus charttechnischer Sicht noch nichts angebrannt, aber angesichts neuer Rekorde an der Nasdaq wundert man sich schon, wo die Käufer bleiben.
Wieso liefen S&P 500 und Nasdaq 100 letzte Woche auf neue Rekorde und der Dow Jones nicht? Immerhin sind auch im Dow Tech-Giganten wie Apple, Nvidia, Microsoft und Amazon gelistet, die hätten den Index doch ziehen müssen? Richtig ist, dass diese Tech-Titel außer Nvidia im Moment stur zulegen. Aber so gewaltig deren Marktkapitalisierung auch im Vergleich zu den meisten anderen Aktien im Dow Jones ist: Das hat bei diesem Index nichts zu sagen. Denn im Gegensatz zu S&P 500 und Nasdaq 100 wird er anders berechnet:
Der Dow Jones ist ein ausschließlich preisgewichteter Index. Das heißt, dass die Marktkapitalisierung keine Rolle spielt. Es beeinflusst die Gewichtung einer Aktie im Index nicht, ob der Börsenwert, errechnet aus der Zahl der Aktien multipliziert mit dem Aktienkurs, hoch oder niedrig ist, es zählt nur der Kurs. Und zwar bei jeder der im Dow Jones enthaltenen Aktien gleich viel, d.h. ein US-Dollar Kursveränderung beeinflusst den Indexstand immer um die gleiche Punktzahl, egal, ob eine 10-Dollar-Aktie einen US-Dollar zulegt oder eine, die 1.000 Dollar kostet: In beiden Fällen steigt der Dow Joes-Index dann um ca. 6,6 Punkte.
Das bedeutet, dass die teuersten Aktien, aktuell Goldman Sachs mit 585,48 und UnitedHealth mit 520,48 US-Dollar, den Trend am intensivsten beeinflussen. Weil da ein US-Dollar Veränderung eben leichter entsteht als bei Aktien mit niedrigem Kurs wie z.B. Verizon Communications, die aktuell mit 42 US-Dollar die billigste im Index ist. Und die trendstarken Hightechs liegen eben insgesamt nur im Mittelfeld, was die Höhe der Kurse angeht und ziehen den Dow damit weniger als in den nach Marktkapitalisierung gewichteten Indizes S&P 500 und Nasdaq 100. Aber das heißt doch …?
Expertenmeinung: Genau. Das heißt, dass außerhalb der Hightech-Abteilung bei den anderen Dow-Aktien momentan nicht viel vorangehen kann. Und so ist es auch. Außer einer Hoffnungsrallye bei Boeing sieht es da nicht gerade rosig aus. Elf Aktien laufen seit Ende November teilweise kräftig nach unten, das Gros der anderen läuft seitwärts. Insgesamt sieht das Bild also weniger bullisch aus, als es die durch ihre Berechnung nach Marktkapitalisierung durch die Super-Tech-Schwergewichte gezogenen anderen Indizes suggerieren. Allerdings …
… ist das trotzdem kein Gesamtbild, das eine versteckte Baisse offenbaren würde. In der bisherigen Jahresperformance finden sich im Dow Jones mit Amgen, Nike, Boeing, Johnson&Johnson und Merck & Co. nur fünf Aktien von den 30 im Index enthaltenen Titeln mit negativem Vorzeichen. Beim DAX sind es derzeit 15 von 40. Aber es zeigt, dass die Käufer sich wieder auf die wenigen „Dauerläufer“ konzentrieren und der Gesamtmarkt nach der Wahl-Rallye jetzt Wasser tritt.
Es ist gut möglich, dass auch die derzeit seitwärts laufenden oder korrigierenden Aktien wieder ihre Käufer finden, wenn der Dow Jones die jetzt ein Stück näher gekommenen Schlüssel-Supportzonen testet. Auf kurzfristiger Ebene wäre das der Unterstützungsbereich 42.850 zu 43.640 Punkte, auf mittelfristiger Ebene die obere Begrenzungszone des im Herbst 2022 etablierten Aufwärtstrendkanals zwischen 41.870 und 42.850 Punkten. Allerdings wäre bereits ein Bruch der kurzfristigen Auffangzone eine hochgezogene Augenbraue wert, denn unter 42.850 Punkten würde der Index das „Trump-Rallye-Gap“ zu schließen beginnen, also die Kurslücke, die am Tag nach der US-Wahl entstanden war.
Das sollte man im Auge behalten. Der Dow Jones offenbart aufgrund seiner besonderen Berechnungsweise als rein preisgewichteter Index einen Blick hinter den Vorhang der Hausse und zeigt, dass die Marktbreite derzeit miserabel ist.
Momentan ist zwar die Variante, dass der Index in einer dieser beiden Supportzonen nach oben dreht, die wahrscheinlichere. Aber das ist nicht erdrückend wahrscheinlich genug, um sich blind darauf zu verlassen, denn am Markt dürfte den meisten klar sein, dass Donald Trumps Pläne die US-Wirtschaft mittelfristig in Probleme stürzen könnte.
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