DAX Prognose DAX: Es ist nur eine Sache, die alle interessiert

News: Aktuelle Analyse des DAX Index

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Die Frage ist simpel: Ist die Korrektur vorbei? Die Antwort ist indes weitaus weniger einfach. Der DAX hat genau dort gehalten und nach oben gedreht, wo er es musste, um sich den Weg nach oben freizuhalten. Soweit ist das positiv. Aber dadurch ist er (noch?) nicht wieder bullisch.

Montag vor einer Woche sah es so aus, als würde hier der Deich brechen. Japan hatte einen Crash hingelegt, die US-Futures trudelten abwärts und der DAX brach deutlich durch die wichtige 200-Tage-Linie. Doch dann drehte er genau dort, wo er drehen musste, um nicht über die Klippe zu fallen: im Bereich von 17.000 Punkten.

DAX Index: Monats-Chart vom 12.08.2024, Kurs 17.726,47 Punkte, Kürzel: DAX | Quelle: TWS | Online Broker LYNX
DAX Index: Monatschart vom 12.08.2024, Kurs 17.726,47 Punkte, Kürzel: DAX | Quelle: TWS

Dadurch gelang es, die Supportzone 16.649/17.050 Punkte zu halten. Zwei Tage später waren die 200-Tage-Linie bei derzeit knapp 17.500 Punkten und das April-Tief bei 17.627 Zählern zurückerobert. Und das war auch auf mittel-/langfristiger Ebene ein „big point“, denn dadurch gelang es, im Bereich der oberen Begrenzung des ganz langfristigen, 2009 etablierten Aufwärtstrendkanals wieder nach oben zu drehen und damit ein markant bärisches Signal auf Monatsbasis zu verhindern. Damit müsste die Kuh vom Eis sein … oder?

Den aktuellen Kurs und Chart des DAX sowie Kursinformationen und alle Aktien des Index finden Sie hier.

Expertenmeinung: Nein, das ist sie noch nicht, dazu müsste noch einiges gelingen. Davon mal abgesehen, dass ein bärisches Signal auf Monatsebene nur für den Moment verhindert wurde – immerhin ist der Monat noch lang – bedeutet eine effektive Defensive nicht automatisch, dass die Bullen auch am Ruder bleiben, wenn das bärische Lager dagegenhält.

Denn in dem Moment, in dem sichtbar wurde, dass die Schlüsselzone um 17.000 Punkte erst einmal hält, verschwanden erfahrene Trader sofort von der Short-Seite. Sie müssen deswegen nicht gleich ihre Short-Trades eindecken, aber einige tun es und intensivieren die Gegenbewegung nach oben noch; andere stoppen zumindest das Etablieren neuer Positionen. Denn sich gegen einen Strom von Tradern zu stemmen, die entweder nur verhindern wollen, dass die Dämme brechen oder sogar glauben, jetzt das Schnäppchen des Jahres zu machen, bringt nichts.

Wieder aufzutauchen ist erst dann interessant, wenn a) Widerstände erreicht werden, an denen die ersten Käufer Gewinne mitnehmen, b) die ersten unruhig werden, ob das wirklich alles so hinhaut und c) der Schwung der Gegenreaktion abnimmt. Denn in abnehmende Umsätze hinein bewirkt man mit Short-Trades eben mehr.

Eine dafür relevante Zone sticht im Chart auf Tagesbasis ins Auge: der Bereich zwischen 17.876 und 18.097 Punkten, also der Bereich plus/minus gut 100 Punkte um die 18.000er-Marke herum. Zumal in diesem Bereich auch noch das erste „Gap Down“ der Selloff-Phase vom Monatsanfang liegt, das mit einem Anlauf in diese Zone geschlossen werden könnte.

DAX: Tages-Chart vom 12.08.2024, Kurs 17.726,47 Punkte, Kürzel: DAX | Quelle: TWS | Online Broker LYNX
DAX: Tageschart vom 12.08.2024, Kurs 17.726,47 Punkte, Kürzel: DAX | Quelle: TWS

Erst, wenn der DAX auch durch diese Zone nach oben hinaus läuft, sind die Bären wirklich geschlagen und die Chance hoch, dass die Korrektur vorbei ist. Bis dahin kann es jederzeit zu einem erneuten Abverkauf kommen, die Rahmenbedingungen würde das ja auch durchaus hergeben. Und gerade weil dann viele Hoffnungen, die in den vergangenen Tagen die Angst vor einem größeren Abwärtsimpuls ablösten, platzen würden, könnte ein solcher zweiter Abwärtsschub sehr markant ausfallen, daher: Die Korrektur ist noch keineswegs sicher vorbei!

Top Flop Aktien – Übersicht der Gewinner und Verlierer

Welche Aktien in den wichtigen Indizes sind in letzter Zeit am meisten gestiegen oder gefallen? Was sind die Top-Aktien 2024? Welche Aktien haben die beste Performance über die letzten 5 Jahre und welche Aktien sind stark gefallen? Hier finden Sie es heraus: DAX Top FlopMDAX Top FlopEuro Stoxx Top FlopDow Jones Top FlopNasdaq 100 Top Flop

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Vorherige Analysen des DAX Index

Weniger als ein Prozent würde fehlen, dann hätte der DAX ein Doppeltopp vollendet. Das könnte das bullische Lager theoretisch verhindern. Aber der gestrige Abverkauf des Index lässt zweifeln, ob es dafür noch stark genug oder überhaupt zur aktiven Defensive bereit ist.

Für Kauf- oder Verkaufsentscheidungen zählt oft weniger die Faktenlage als ein subjektiver Gesamteindruck. Man steigt ein, wenn man sich damit gut fühlt und aus, wenn man den Eindruck hat, dass das Gesamtbild nicht mehr passt. Letzteres Gefühl könnten jetzt gefährlich viele haben, denn die schiere Masse an Nachrichten und Entwicklungen, die man nicht mehr als bullisch interpretieren kann, dürfte so manchen Optimisten nervös machen.

Für Deutschland kamen in den letzten Tagen die Inflationsdaten für den Juli, die höher und damit schlechter als gedacht ausfielen. Zudem war das Bruttoinlandsprodukt des zweiten Quartals unerwartet schwach. Der Einkaufsmanagerindex des verarbeitenden Gewerbes verharrt tief im rezessiven Bereich und Branchenverbände wie der Maschinen- und Anlagenbauer melden dicke Minuszeichen beim Auftragseingang.

Nicht gut, aber nicht zwingend bärisch für den DAX, sollten die dort notierten „Großen“ diesen Druck abschütteln können. Aber das können sie eben aktuell weit weniger als noch im Vorjahr. Die Zahlen von VW, BMW und Daimler Truck gestern waren unerfreulich. Und dass auf den ersten Blick starke Ergebnisse wie beim MTU Aero Engines am Ende bei der Aktie in einem Minus münden, verstärkt ein ungutes Gefühl natürlich zusätzlich.

Expertenmeinung: Nicht minder irritierend ist der Hexentanz der US-Aktien. Der Veitstanz der Kurse, vor allem bei den Technologietiteln und den zuletzt neu entdeckten Nebenwerten, ist ein Indiz für einen Kontrollverlust vieler Akteure, so etwas kann im Extremfall in einen „Meltdown“ münden. Und dass sich der DAX dann von dem US-Markt abkoppelt, ggf. sogar von fallenden Kursen dort durch Umschichtungen profitiert, ist spätestens seit der Europawahl ziemlich fraglich.

DAX: Monats-Chart vom 01.08.2024, Kurs 18.083,05 Punkte, Kürzel: DAX | Quelle: TWS | Online Broker LYNX
DAX: Monatschart vom 01.08.2024, Kurs 18.083,05 Punkte, Kürzel: DAX | Quelle: TWS

Und dann wäre da noch das Chartbild selbst. Nach der Korrektur zwischen Mitte Mai und Mitte Juni sah es so aus, als würde der DAX im Zickzack, vorsichtig und damit entlang der sprichwörtlichen „Mauer der Angst“, wieder an und über das vorher markierte Rekordhoch klettern. Doch seit Mitte Juli bekommen die Bullen kein Bein mehr auf den Boden. Zwei Versuche, sich wieder nach oben zu orientieren, wurden abverkauft, der zweite gerade erst gestern mit dem kräftigen Abschlag des Index von 425 Punkten.

Werden sich da genug Akteure mit eigenem Kapitaleinsatz gegen den Druck stemmen, wissend, dass die Wand, gegen die sie sich dazu lehnen, womöglich jeden Moment einfach umfallen könnte? Wird man also stur, trotz dieses sich verdüsternden Gesamtbilds, im Bereich von 18.000 Punkten kaufen und dabei so viel Kapital wie nötig einsetzen, um die Verkaufsorders aufzufangen? Dieses Bild hätte dann eine Chance, wenn genug kleine und große Marktteilnehmer einen Grund hätten anzunehmen, dass der Weg des DAX nach unten nicht weit führt, nach oben hingegen wieder allerhand möglich ist, aber:

Nüchtern betrachtet klemmt es genau daran. So gesehen wäre ein Rutsch unter das Juni-Tief bei 17.951 Punkten, dem nicht sofort ein Gegenangriff der Käufer folgt, sondern der durch die damit vollzogene Vollendung eines Doppeltopps Stop Loss-Verkäufe auslöst, ein Szenario, auf das man sicherlich nicht unbedingt aktiv wetten müsste, das man aber in diesem Umfeld zwingend als möglich einkalkulieren und entsprechend gerüstet sein sollte!

MTU Aero Engines Aktie: Chart vom 01.08.2024, Kurs 260,10 Euro, Kürzel: MTX | Quelle: TWS | Online Broker LYNX
MTU Aero Engines Aktie: Chart vom 01.08.2024, Kurs 260,10 Euro, Kürzel: MTX | Quelle: TWS

In der vergangenen Woche fiel der DAX jeden einzelnen Tag, doch der Start in die neue Handelswoche fiel erfreulich aus. Der Index drehte noch oberhalb kritischer Marken, das wirkt, als sei die Korrektur vorbei. Aber ist das so … oder wirkt es nur so?

Aus charttechnischer Sicht war es positiv, dass der deutsche Leitindex mit der kleinen Aufwärts-Kurslücke des Montags noch knapp oberhalb der April-Aufwärtstrendlinie drehte, auf die er am Freitag mit Vehemenz zugesteuert hatte. Das lässt sich als erneuten, erfolgreichen Test dieser heute bei ca. 18.160 Punkten verlaufenden Linie sehen: gut. Der Haken:

DAX: Tages-Chart vom 22.07.2024, Kurs 18.407,07 Punkte, Kürzel: DAX | Quelle: TWS | Online Broker LYNX
DAX: Tageschart vom 22.07.2024, Kurs 18.407,07 Punkte, Kürzel: DAX | Quelle: TWS

Das war es bis jetzt aber auch schon mit „good news“ aus chart- oder markttechnischer Sicht. Bevor der im Chart auf Tagesbasis mit eingeblendete Trendfolge-Indikator MACD nicht wieder auf Kauf gedreht und der DAX selbst nicht nur Supportlinien gehalten, sondern Widerstände zurückerobert hat, ist der Aufwärtsschwenk nur einer auf Bewährung. Und eigentlich wäre dieser nur gelungen, wenn der Index das bisherige Verlaufshoch von 18.893 Zählern auf Schlusskursbasis überbietet und damit die aktuelle Handelsspanne unter sich lässt. Was rein prozentual nicht gerade wie ein Hexenwerk wirkt, nur:

Dazu müsste, wer gestern kaufte, weiter kaufen und wer unentschlossen war, einsteigen, statt Positionen abzubauen. Das wäre zu erwarten, wenn die Argumente, welche die Käufer gestern sahen, auch heute noch gelten. Aber was war es denn überhaupt, das den DAX am Montag in die Gewinnzone trug? Der Verzicht Bidens auf die Kandidatur bei der US-Präsidentschaftswahl?

Expertenmeinung: Das wäre deswegen naheliegend, weil dieser Punkt nebst der Frage, ob Kamala Harris jetzt diese Position bekommt oder doch nicht, am Montag die Schlagzeilen dominierte. Aber das Naheliegende muss zum einen nicht automatisch richtig sein, zum anderen bleibe die Frage, ob und wie positiv das denn eigentlich ist.

Dass Europa nicht gerade vor Trump-Fans strotzt und viele in der Eurozone hoffen, dass der Kelch eines schwer einschätzbaren Präsidenten, der schon jetzt wieder Strafzölle und den „Rückbau“ von Umweltauflagen auf dem Zettel hat, doch noch an ihnen vorübergeht, mag sein. Aber davon abgesehen, dass die US-Märkte am Montag unübersehbar auch nicht wirklich wussten, wie man das alles jetzt werten soll, ist ja durchaus die Frage, ob Trump denn wirklich ab sofort schlechtere Karten hat und wenn ja, ob das für den Aktienmarkt insgesamt gut oder schlecht ist. Da stehen viele Fragen im Raum, auf die es für den Moment keine Antworten geben kann. Daher: Angenommen, es wäre der Biden-Verzicht, der den DAX nach oben befördert hat, so wäre das ein Beinchen, das jederzeit wieder wegknicken könnte.

Aber es gäbe ja auch noch weitere Aspekte, die eine Rolle gespielt haben können. So senkte die chinesische Notenbank recht unerwartet in der Nacht zum Montag ihre Leitzinssätze. Da China als Absatzmarkt vieler deutscher Branchen ebenso essenziell wie momentan problematisch ist, kann das die Hoffnung auf eine Belebung der Exporte nach China und mit ihnen der Bilanzen in Branchen wie den Autobauern oder der Chemie beflügelt haben.

Darüber hinaus kann der am Freitag absolvierte Abrechnungstermin am Terminmarkt dazu geführt haben, dass zuvor wegen dieser Abrechnung ungewöhnlich stark gedrückte Aktien wieder eingesammelt wurden. Doch dieser Aspekt hätte, ebenso wie die US-Wahl oder die Zinssenkungen in China, den Malus, nicht zwingend vorhalten zu müssen. Ob die Käufer von gestern also gekommen sind, um zu bleiben, ob neue hinzukommen und der DAX damit am vergangenen Freitag wirklich ein Zwischentief gesehen hat, das auf absehbare Zeit nicht unterboten wird, blieb daher am Montagabend noch offen.

Offen genug, um die April-Aufwärtstrendlinie bei heute etwa 18.160 Punkten sowie das markante Zwischentief aus dem Juni bei 17.951 Punkten nicht aus dem Auge zu lassen. Sollten diese Linien fallen, können Stimmung und DAX umgehend Abwärtsdynamik aufbauen, deren nächste Ziele dann das April-Tief, die 200-Tage-Linie und schließlich die Supportzone um 17.000 Punkte wären. Der DAX müsste zwingend über das bisherige Hoch hinaus, um aus Sicht der Bullen „safe“ zu sein … sie haben es selbst in der Hand, das zu bewerkstelligen.

DAX: Monats-Chart vom 22.07.2024, Kurs 18.407,07 Punkte, Kürzel: DAX | Quelle: TWS | Online Broker LYNX
DAX: Monatschart vom 22.07.2024, Kurs 18.407,07 Punkte, Kürzel: DAX | Quelle: TWS

Ein uraltes Erfolgsrezept des bullischen Lagers lautet, kritische News gezielt „wegzukaufen“. Denn nicht nur für die Handelsprogramme, sondern auch für viele Trader ist ein intakter Trend entscheidend, nicht der Nachrichtenticker. Aber das darf eben nicht schiefgehen.

Eigentlich waren die US-Arbeitsmarktdaten vom vergangenen Freitag nicht bullisch. Einerseits lag die Zahl neu geschaffener Jobs nur deswegen einigermaßen im Rahmen der Erwartungen, weil seitens der öffentlichen Hand 70.000 Stellen im Mai geschaffen wurden. Die US-Industrie baute sogar 8.000 Jobs ab. Aber mit einer Jahresrate von +3,9 Prozent lag der Anstieg der durchschnittlichen Stundenlöhne andererseits trotzdem auf einem Niveau, das zu hoch ist, um sicher von einem nennenswerten Rückgang der Inflation ausgehen zu können.

Trotzdem wurde versucht, diese Daten in Käufe umzusetzen, schließlich wurde auch an der Wall Street weiter gekauft. Doch am Ende des Tages blieb beim DAX nur ein Plus von 25 Punkten übrig, nachdem er zeitweise 200 Punkte zugelegt hatte. Aber wenn einmal aus einem größeren Gewinn ein kleiner wird, ist das ja noch lange kein Beinbruch.

Wenn das aber zweimal nacheinander passiert, geht bei vielen erfahrenen Tradern eine Augenbraue nach oben. Und am Montag passierte es eben noch einmal, diesmal als – letztlich nachvollziehbare – Reaktion auf die Wahlentscheidung in Frankreich.

Expertenmeinung: Schnell wurde klar, dass der Versuch, eine Regierung der Rechtsparteien zu verhindern, zu einer nicht weniger problematischen Situation geführt hatte. Indem jetzt ein untereinander uneiniger linker Flügel, die die stärkste Kraft wurde, aber nicht stark genug, um alleine regieren zu können. Die Sitzverteilung bedeutet unklare Verhältnisse und erhebliche Probleme, eine neue Regierung zu bilden. Das ist für die Eurozone insgesamt eine ungute Situation. Entsprechend verhalten ging es beim DAX zum Wochenstart los, die Vorbörse zeigte kaum Regung.

Aber dann wurde wie so oft, wenn die Bullen merken, dass sie Zeichen setzen müssen, trotzdem gekauft. Der DAX legte zeitweise gut 150 Punkte zu. Nur am Ende, da sah es in etwa genauso aus wie am Freitag: Der Kursgewinn war diesmal sogar komplett dahin, der deutsche Leitindex ging mit -3 Punkten quasi unverändert aus dem Handelstag.

DAX: Tages-Chart vom 08.07.2024, Kurs 18.472,05 Punkte, Kürzel: DAX | Quelle: TWS | Online Broker LYNX
DAX: Tageschart vom 08.07.2024, Kurs 18.472,05 Punkte, Kürzel: DAX | Quelle: TWS

Zwei Tage, an denen vergeblich versucht wurde, negativen Nachrichten zu trotzen, das ist dann schon etwas, das die ersten unruhig machen kann. Zumal der DAX, wir sehen es im Chart, auf Tagesbasis, unter seinen letzten Zwischenhochs abgewiesen wurde.

Noch sieht das im mittelfristigen Chart auf Wochenbasis mehr wie eine Konsolidierungsphase als wie eine Toppbildung aus. Noch könnte das Lager der Käufer das bullische Momentum mit einem einzigen, starken Handelstag, der den DAX über die kurzfristige Abwärtstrendlinie und die Hochs der letzten zwei Handelstage trägt, wieder herstellen. Aber es ist zweifellos genug Akteuren klar, dass wir hier nicht über ein „Kann“, sondern ein „Muss“ reden, dass Eile geboten ist. Denn „unverwundbar“ ist der DAX, das hatten wir gerade erst Mitte Juni gesehen, nicht.

DAX: Wochen-Chart vom 08.07.2024, Kurs 18.472,05 Punkte, Kürzel: DAX | Quelle: TWS | Online Broker LYNX
DAX: Wochenchart vom 08.07.2024, Kurs 18.472,05 Punkte, Kürzel: DAX | Quelle: TWS

Neigt sich wie jetzt ein Quartal dem Ende zu, kommen die „Window Dressing“ genannten Positionsanpassungen institutioneller Investoren ins Spiel. Die ziehen die Indizes oft höher, im Fall des DAX ist das diesmal aber nicht so, im Gegenteil, das Window Dressing bremst eher.

Der Ausdruck „Window Dressing“ meint genau das, was er übersetzt bedeuten würde: das Fenster dekorieren. Institutionelle Investoren wie Fonds, Hedgefonds oder Pensionsfonds passen ihr Portfolio zum Ende eines Quartals gerne so an, dass die Performance optimiert und dadurch besonders werbewirksam daherkommt. Schließlich will man bestehende Kunden halten, zum Zukauf ermutigen und idealerweise neue hinzugewinnen.

Dazu wird die Barreserve angepasst und gute gelaufene Positionen eher zugekauft, schwache reduziert. Im Fall eines starken Quartals, in dem dann auch normalerweise mehr Aktien gut gelaufen sind, als im Quartalssaldo verloren haben, wird die Barreserve dann gerne eingesetzt, um so hoch wie möglich in stark gelaufenen Aktien investiert zu sein. Das zieht diese „Pacemaker“ noch einmal bis zum Ultimo höher, während die Quartalsverlierer umso heftiger abrutschen. Das Problem beim DAX:

DAX: Tages-Chart vom 27.06.2024, Kurs 18.210,55 Punkte, Kürzel: DAX | Quelle: TWS | Online Broker LYNX
DAX: Tageschart vom 27.06.2024, Kurs 18.210,55 Punkte, Kürzel: DAX | Quelle: TWS

Anders als die US-Indizes, die auf solide Gewinne im für die Börse heute endenden zweiten Quartal blicken, müsste sich der DAX arg strecken, um das Quartal wenigstens null auf null abzuschließen, denn er beendete das erste Quartal bei 18.492 Zählern. Also läuft hier in Sachen „Zugpferd“ zum Ultimo eher wenig bis gar nichts. Im Gegenteil fällt vor allem auf, dass die Verlierer der vergangenen drei Monate gerade unter Druck stehen, die werden also verkauft und drücken mehr, als Käufe bei stark gelaufenen Aktien ziehen.

Aber das ist ja nur ein auf einen Stichtag bezogenes Phänomen … heißt das, der DAX könnte ab kommender Woche die Bremsen lösen und wieder dynamisch nach oben davonziehen?

Expertenmeinung: Egal, ob das Window Dressing mehr bremst als stützt oder umgekehrt, es ist keine Indikation für die Zeit danach. Normalerweise nutzen die großen Adressen eine Quartalswende, um ihre Portfolioausrichtung zu überprüfen und ggf. anzupassen. Während das Window Dressing eine Reaktion auf das bereits geschehene ist, blickt man da also nach vorne und versucht, aussichtsreiche Branchen höher zu gewichten, während ausgereizte oder in der Perspektive verschlechterte Bereiche untergewichtet, der ganz abgestoßen werden.

Und das gilt bei Investoren, die sich nicht alleine auf den DAX reduzieren, sondern internationale Portfolios fahren, auch für die Frage: Mehr oder weniger DAX gegenüber anderen Indizes in Europa oder weltweit. Und da haben wir eine Ausgangslage, in der sich eine höhere Gewichtung des deutschen Leitindex nicht unbedingt aufdrängt.

DAX: Monats-Chart vom 27.06.2024, Kurs 18.210,55 Punkte, Kürzel: DAX | Quelle: TWS | Online Broker LYNX
DAX: Monatschart vom 27.06.2024, Kurs 18.210,55 Punkte, Kürzel: DAX | Quelle: TWS

Deutschland als Wachstums-Klotz am Bein der Eurozone, Sparkurs der Regierung statt massiver Förderung und Wachstumsanreiz, Gewinnwarnungen in verschiedensten Branchen und eine Bewertung, die, bezogen auf die Zusammensetzung des Index, alles andere als günstig ist: Das wären eher Argumente, die DAX-Exposition im dritten Quartal herunterzufahren. Das könnten die Entscheider bei institutionellen Investoren selbstverständlich anders und positiver beurteilen, keine Frage, aber:

Es wäre auf jeden Fall eine gute Idee, erst wieder über das Etablieren oder Ausbauen von Long-Trades nachzudenken, wenn der DAX mit einem Break über die die Konsolidierung führende 20-Tage-Linie bei 18.330 und über das April-Hoch bei 18.567 Punkten einen Beweis dafür abliefert, dass die Bullen im dritten Quartal wieder antreten, um den DAX auf neue Hochs zu tragen.

Das Wochenminus des DAX war immens und brachte eine ganze Reihe an bärischen Signalen der Chart- und Markttechnik mit sich. Die Frage, die sich jetzt alle stellen, lautet: Wie weit geht es jetzt noch nach unten? Die 17.000er-Zone böte sich als Ziel an, aber muss es so kommen?

Da war eine Menge Kapital unterwegs in der vergangenen Woche, raus aus den Aktien der Eurozone, hinein in Anleihen und US-Aktien. Der Exodus wurde losgetreten durch das Ergebnis der Europawahl und den als unmittelbare Folge angesetzten, vorgezogenen Neuwahlen in Frankreich. Und denkbar wären solche Neuwahlen auch in Deutschland. Das interpretieren offenbar nicht wenige internationale Investoren so, als werde Europa in Zukunft ein schlechterer Standort für Investitionen, könnte noch weniger Wachstum zeigen und seitens der internationalen Konkurrenz in vielen Branchen noch weiter zurückfallen. Die Konsequenz: Man reduziert seine Kapitalexposition in der Eurozone und sieht zu, das Geld woanders sicherer unterzubringen.

Aber irgendwann hätte da ja verkauft, wer verkaufen wollte, d.h. dieser Abgabedruck dürfte endlich sein. Das ist der erste Punkt, über den man nachdenken sollte. Der zweite ist: Würden Neuwahlen die Lage wirklich verschlechtern und ist die politische Lage jetzt instabiler als vor der Wahl? Und zuletzt: Muss der DAX denn zwingend mit abrutschen, wenn es in Frankreich ungemütlich wird … oder könnte er nicht vielmehr der Index sein, der Kapital, das aus dem französischen Leitindex CAC 40 abfließt, aufnimmt?

Expertenmeinung: Bei allen drei Fragen kann es nur subjektive Antworten geben, sogar bei der ersten. Denn ja, sicherlich ist das Reduzieren der Positionen seitens internationaler Investoren endlich. Aber wir können aus dieser Erkenntnis nicht ableiten, wie viel Geld bereits abgeflossen ist, wie viel man noch verkaufen will und vor allem nicht, ob manche Hedgefonds jetzt nicht umschwenken und gezielt in der Eurozone auf die Short-Seite setzen.

DAX: Tages-Chart vom 14.06.2024, Kurs 18.002,02 Punkte, Kürzel: DAX | Quelle: TWS | Online Broker LYNX
DAX: Tageschart vom 14.06.2024, Kurs 18.002,02 Punkte, Kürzel: DAX | Quelle: TWS

Hinsichtlich der zweiten Frage könnte man sagen: Unruhig war die Lage ja schon vorher, das Ergebnis der Europawahl ist nur das Ergebnis dieser Unzufriedenheit. Es ist zwar möglich, dass eine neue Regierungskonstellation in Frankreich und ggf. in den kommenden Jahren auch in anderen Eurozone-Ländern die Lage verschlimmert, weil dann Parteien in der Verantwortung stünden, die bislang noch nicht bewiesen haben, dass sie nicht nur die Entscheidungen der Regierenden kritisieren, sondern es auch besser machen können. Aber es muss nicht zwingend so kommen.

Und da man außerhalb Europas Deutschland lange Zeit als eine Art ruhenden Pol innerhalb der EU angesehen hat, könnte der DAX theoretisch durchaus aus anderen Eurozone-Ländern aufnehmen. Allerdings musste man das mit dem „ruhenden Pol“ zuletzt eher auf das stagnierende Wachstum und eine Art „Entscheidungsstau“ beziehen. Was nicht gerade für Deutschland als erste Wahl für internationales Kapital im Vergleich zu anderen EU-Ländern spricht.

Hinzu kommt, dass die Drohung der EU von Strafzöllen gegen bestimmte Importe chinesischer Elektrofahrzeuge trotz massiver Warnung von Experten und Automobilindustrie nicht gerade den Eindruck erweckt, dass die EU imstande wäre, in Sachen Wirtschaftsstandort und Wachstum die richtigen Entscheidungen zu treffen. Was aus meiner Sicht hieße:

Es ist möglich, dass die Verkäufe erst einmal weitergehen, es ist möglich, dass sich das Bären-Lager gezielt und massiv auf den DAX stürzt, aber es wäre leichtsinnig, das als beschlossene Sache anzusehen. Zumal das Kapital, vor allem das, welches in US-Hightech-Aktien übersiedelte, die mehrheitlich heiß gelaufen und überbewertet sind, dort womöglich nicht lange bleiben könnte, so dass manch einer relativ bald überlegen könnte, den DAX auf niedrigerem Level wieder einzusammeln. Bald heißt aber nicht „umgehend“, zumal:

DAX: Wochen-Chart vom 14.06.2024, Kurs 18.002,02 Punkte, Kürzel: DAX | Quelle: TWS | Online Broker LYNX
DAX: Wochenchart vom 14.06.2024, Kurs 18.002,02 Punkte, Kürzel: DAX | Quelle: TWS

Die Supportzone bei 17.000 Punkten nebst der bei 16.900 Zählern verlaufenden 200-Tage-Linie wären potenzielle Kursziele der Trader … und noch ist der Index nicht einmal auf Tagesbasis überverkauft. Hinzu kommt diese auffällige negative Divergenz des RSI-Indikators zum Index auf Wochenbasis. Der Weg nach unten wäre kurzfristig also der leichtere. Und da am Freitag mal wieder eine große Abrechnung am Terminmarkt ansteht, könnte der Druck bis dahin anhalten.

Aber danach würde ich mit Short-Trades deutlich vorsichtiger sein. Zwar wäre die Luft nach oben jetzt dünner als zuletzt, so dass man vom DAX besser nicht allzu viel Aufwärtspotenzial erwarten sollte. Aber das heißt nicht, dass man jetzt mit Mann und Maus hoch gehebelt Short gehen könnte, ohne das Risiko, plötzlich von einer starken Gegenbewegung überrollt zu werden. Denn klar ist eben auch: 16.900/17.000 wäre ein Kursziel, aber Ziele können, müssen aber nie erreicht werden, daher: Vorsicht jetzt beim kurzfristigen Trading!