DAX Prognose DAX: Wann wäre das Risiko einer Bullenfalle vom Tisch?

News: Aktuelle Analyse des DAX Index

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Der DAX markierte am Donnerstag ein neues Rekordhoch, im Schlepptau neuer Bestmarken bei Dow Jones und S&P 500. Der Euro Stoxx 50 indes nicht. Und auch andere Aspekte mahnen zur Vorsicht, noch könnte es eine Bullenfalle sein. Ab wann wäre diese Kuh vom Eis?

Im Mai war der DAX nahe dran an der runden Marke von 19.000 Punkten, kam aber nicht heran. Im August war er noch näher dran, drehte aber ab. Da fragen viele nicht nach warum und wieso, wenn es dann endlich doch noch gelingt, sondern richten den Blick auf den nächsten Gipfel, der sich vor ihrem inneren Auge aufbaut: 20.000, das wäre doch was. Und eigentlich sind das ja auch nur noch ein paar Prozent.

DAX: Tages-Chart vom 19.09.2024, Kurs 19.002,38 Punkte, Kürzel: DAX | Quelle: TWS | Online Broker LYNX
DAX: Tageschart vom 19.09.2024, Kurs 19.002,38 Punkte, Kürzel: DAX | Quelle: TWS

Dass man gerade erst Anfang August fürchten musste, dass selbst 18.000 und gar 17.000 vom Tisch sind und sich die Rahmenbedingungen für die Unternehmensgewinne seither nicht verbessert, sondern durch die immer kniffliger werdende Lage der Automobilindustrie sogar verschärft hat, ist kein Thema für einen Index in Partylaune. Wie auch alle anderen Aspekte nicht, die eigentlich zu größter Vorsicht anhalten müssten.

Dass der europäische Leitindex Euro Stoxx 50 gestern zwar auch satt zulegte, aber trotzdem seit Anfang April ein unter dem vorherigen liegendes Zwischenhoch nach dem anderen ausbildet – wenn kümmert’s? Dass die politische Lage in Frankreich, die den Euro Stoxx 50 bremst, nur wegen der dortigen Neuwahlen auffallend unklarer ist als hierzulande. Die Politik aber hierzulande eher noch mehr zum Klotz am Bein des Wachstums wird – kein Thema an einem Tag mit DAX-Rekorden.

Dass man gerade Leitzinssenkungen feiert, die mit der deutschen Wirtschaft wenig zu tun haben. Dass weder der Euro/US-Dollar-Kurs noch der US-Anleihemarkt eine vergleichbar bullische Reaktion zeigen und dieser Sprung auf neue Hochs wohl kaum zufällig ausgerechnet am Tag vor der großen Abrechnung an der Terminbörse gelingt – davon lassen sich gestandene Bullen die Laune nicht vermiesen. Aber das muss man ja auch nicht.  

Den aktuellen Kurs und Chart des DAX sowie Kursinformationen und alle Aktien des Index finden Sie hier.

Expertenmeinung: Es reicht, diese Risiken zu sehen und deswegen den Gedanken zuzulassen, dass dieser Ausbruch nicht nachhaltig sein, sondern durch nach dieser die Kurse ziehenden Terminmarkt-Abrechnung einsetzende Gewinnmitnahmen als Bullenfalle enden könnte. Zumal wir aktuell ja noch nicht signifikant über das vorherige Zwischenhoch gelaufen sind, das am 3. September bei 18.990,78 Punkten markiert wurde. Aber!

Ein Risiko zu erkennen ist immer gut, das als Garant für ein Abdrehen nach unten zu interpretieren, immer schlecht. Alleine die Tatsache, dass der DAX trotz all dieser dagegen sprechenden Argumente trotzdem auf neue Hochs lief, zeigt ja: Die Gefahren mögen da sein. Aber solange genug Käufer da sind, die sie ignorieren und genug derjenigen, die sehr wohl wissen, wie dünn das Eis ist, von Verkäufen Abstand nehmen, kann die Reise weitergehen. Aber was müsste gelingen, um die Möglichkeit einer Bullenfalle vom Tisch zu bekommen?

Der DAX müsste zumindest die unmittelbare Reichweite des vorherigen Hochs bei 18.991 Punkten um mehr als die Distanz eines etwas dynamischeren Handelstages unter sich lassen, dafür könnte man aktuell etwa 300 Punkte ansetzen. Darüber hinaus sollte er sich mindestens vier, fünf Handelstage über diesem vorherigen Hoch halten.

Und richtig ideal für die Bullen wäre, wenn der Index ein Pullback an den Ausbruchslevel vollzieht, sprich erst noch weiter anzieht, dann in den Bereich um 19.000 zurücksetzt und dort dann auf neue Käufe trifft, die ihn dynamisch wieder nach oben drehen. Das alles kann gelingen. Aber es einfach als sicher vorauszusetzen, das dürfte in diesem Umfeld keine gute Idee sein.

DAX: Monats-Chart vom 19.09.2024, Kurs 19.002,38 Punkte, Kürzel: DAX | Quelle: TWS | Online Broker LYNX
DAX: Monatschart vom 19.09.2024, Kurs 19.002,38 Punkte, Kürzel: DAX | Quelle: TWS
Top Flop Aktien – Übersicht der Gewinner und Verlierer

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Vorherige Analysen des DAX Index

Im Vorfeld der EZB-Entscheidung notiert der DAX ziemlich genau in der Mitte einer seit Mai bestehenden Handelsspanne. Da wird nicht viel anbrennen, Trendentscheidungen sind nicht drin, oder? Vielleicht nicht heute. Aber diese „Startaufstellung“ verspricht allerhand Volatilität.

Wenn es das Chartbild hergibt, ziehen sich große Adressen unter den kurzfristigen Tradern vor einem wichtigen Ereignis gern in Bereiche zurück, von denen aus schnell charttechnische Signale generiert werden können. Die 200-Tage-Linie oder Auf- und Abwärtstrendlinien sind da beliebte Punkte, denn so könnte man bei einem starken Impuls darauf bauen, dass ein dadurch entstehendes Chartsignal umgehend durch andere, auf dieses Signal aufspringende Akteure intensiviert und stabilisiert wird. Aber diesmal war das eben nicht möglich.

DAX: Tages-Chart vom 11.09.2024, Kurs 18.330,27 Punkte, Kürzel: DAX | Quelle: TWS | Online Broker LYNX
DAX: Tageschart vom 11.09.2024, Kurs 18.330,27 Punkte, Kürzel: DAX | Quelle: TWS

Nachdem der Ausbruchsversuch des DAX nach oben Anfang des Monats durch ein „bearish engulfing pattern“ zur Bullenfalle wurde und Anschlussverkäufe den Index zu weit unter die Widerstandszone 18.780/18.893 Punkte gedrückt hatten, war die Oberseite als Ausgangspunkt für den „EZB-Tag“ nicht mehr erreichbar. Im Gegenzug war die Supportzone 17.876/17.951 Punkte mit der knapp darunter laufenden 200-Tage-Linie (17.811 Punkte) auch zu weit weg. Es blieb die Mitte der Range als „Startaufstellung“. Das wirkt, als wäre da in beide Richtungen allerhand Luft, bevor der DAX wirklich ein neues, relevantes Signal generieren würde und ja, das ist auch so. Aber:

Expertenmeinung: Diese Ausgangssituation bietet die Chance, das obere oder untere Ende der Range schnell zu erreichen und daraus dann eine neue Trading-Vorlage zu generieren. D.h. entweder den Ausbruch aus der Spanne oder aber ein dynamischer Schwenk in Richtung des anderen Endes der Handelsspanne. Rasant rauf und dann der Schwenk nach unten und ebenso rasant wieder runter … oder das Ganze umgekehrt … was soll das bringen? Warum könnten große Trading-Adressen das im Hinterkopf haben?

Erstens, weil die EZB-Sitzung so viel Aufmerksamkeit auf sich zieht, dass ab heute Nachmittag besonders viele Trader aktiv werden, das bietet die Chance für starke Impulse. Zweitens, weil nächste Woche die US-Notenbank dran ist, so dass man darauf setzen kann, dass die Volatilität vorerst hoch bleibt. Und drittens, weil danach, am Freitag nächster Woche, die große Abrechnung der Futures und Optionen mit September-Laufzeit an den Terminmärkten ansteht. Da im Vorfeld starke Impulse in beide Richtungen loszutreten, das bietet denen, die sie „anschieben“, grandiose Chancen auf große und schnelle Gewinne am Terminmarkt.

Da könnte also heute eine hochvolatile Phase aus dieser so harmlos wirkenden Ausgangslage entstehen. Und Vorsicht, die Bewegungen müssen in einer solchen Konstellation keineswegs logisch sein. D.h. es muss keineswegs massiv abwärts gehen, wenn die EZB zwar den Leitzins um einen Viertelpunkt senkt, aber keine Hinweise auf kurzfristige, weitere Zinsschritte gibt. Es muss auch nicht massiv nach oben gehen, wenn sie es täte. Hier geht es um schnelle Trades mit hohem Volumen, sprich hier wird dann mehr gezockt und weniger investiert, daher: Entweder, man „kann“ Tempo beim Trading – oder man sieht zu, sich von einer solchen, ab heute wahrscheinlicher werdenden hochvolatilen Phase nicht auf dünnes Eis locken zu lassen.

DAX: Monats-Chart vom 11.09.2024, Kurs 18.330,27 Punkte, Kürzel: DAX | Quelle: TWS | Online Broker LYNX
DAX: Monatschart vom 11.09.2024, Kurs 18.330,27 Punkte, Kürzel: DAX | Quelle: TWS

Es war nicht so geplant, ist aber so gekommen: Der September beginnt wie der August: mit Abgabedruck. Und man könnte vermuten, dass mancher bullische Trader ahnt, dass ein Rebound wie im August nicht zweimal nacheinander gelingt. Also gilt: Wehret den Anfängen!

Vielleicht ist das ja bloß ein Sturm im Wasserglas, vielleicht kommen die Käufer ja umgehend zurück und heben den DAX über die gestern nur haarscharf verfehlte, runde Marke von 19.000 Punkten, wenn es nur noch ein wenig „billiger“ wird im DAX?

Ja, denkbar wäre das grundsätzlich natürlich schon. Aber sich blind darauf zu verlassen, dass sich das Szenario im August nicht wiederholt und wenn es doch käme, dass der DAX dann erneut wie eine Rakete an und über die alten Hochs läuft, wäre höchst verwegen. Alleine, weil der Ablauf dieser ersten zwei Handelstage im September nicht gerade Gutes verheißt.

Schon am Montag hatte der deutsche Leitindex ja Druck gesehen. Den konnten die Akteure noch „wegkaufen“, am Ende standen ein Plus, ein neuer Schlusskurs-Rekord und dann ein Start in den Dienstag auf neuen Hochs. Doch dann kamen die Abgaben erneut … und diesmal gelang es nicht mehr, sie aufzufangen, nicht zuletzt, weil auch die US-Indizes nach dem Feiertag am Montag miserabel in den statistisch schwächsten Börsenmonat starteten.

DAX: Tages-Chart vom 03.09.2024, Kurs 18.747,11 Punkte, Kürzel: DAX | Quelle: TWS | Online Broker LYNX
DAX: Tageschart vom 03.09.2024, Kurs 18.747,11 Punkte, Kürzel: DAX | Quelle: TWS

Dadurch entstand im DAX ein „bearish engulfing pattern“, eine potenziell bärische Formation im Candlestick-Chart, bei der eine lange rote Kerze den Kerzenkörper des Vortages komplett einhüllt. Am Ende einer längeren Aufwärtsbewegung indiziert das, dass den Käufern die Puste ausgegangen ist und sie nicht mehr imstande sind, Gewinnmitnahmen aufzufangen. Zwar würde diese Formation erst dann ein faktisch bärisches Signal werden, wenn ihr am nächsten oder spätestens übernächsten Tag weitere Kursverluste folgen. Aber die Bullen müssten sich, nicht zuletzt mit Blick auf die wankende Wall Street, ranhalten, um das zu verhindern.

Expertenmeinung: Ein Problem für die Käuferseite kann dabei sein, dass zuletzt zwar der Dow Jones neue Rekordhochs erreichte, der S&P 500 aber jetzt knapp darunter abdrehte und das Zugpferd bis Anfang August, der Nasdaq 100, noch deutlich unter seinem bisherigen Hoch erneut wankt.

Ein weiteres Problem ist, dass MDAX und TecDAX nicht mitziehen, beide sind noch meilenweit von ihren Rekordlevels entfernt, was andeutet, dass die Lage insgesamt für den deutschen Aktienmarkt nicht so rosig ist, wie die Rekordjagd des DAX das suggeriert.

Und vor allem zeigen Meldungen wie die am Montag seitens des VW-Konzerns, dass die deutsche Wirtschaft Probleme hat. Probleme, die durch ein paar 0,25 Prozent-Zinssenkungen der EZB in keiner Weise aus der Welt zu schaffen wären. Solange der Trend stark bleibt, bremst das bullische Akteure selten aus, vor allem natürlich diejenigen nicht, die ausschließlich auf charttechnischer Ebene agieren und dem Trend folgen, bis er bricht. Doch das gilt für beide Richtungen, d.h. sollte der DAX erste, wichtige Supportlinien brechen, werden all diese „technischen Trader“ schnell auf die Short-Seite wechseln. Welche Linien sollte man da im Auge behalten?

Falls der DAX deutlicher unter die jetzt noch einigermaßen gehaltenen Zwischenhochs vom Juni und Juli um 18.780 Punkte rutschen sollte, wäre die 20-Tage-Linie bei 18.345 Zählern die nächstgelegene, wenngleich nicht zwingend robuste Unterstützung. Das ist der Nachteil der wilden Kaufwelle im August: Da es keine nennenswerten Rücksetzer gab, sind auch keine neuen, nahe liegenden Auffanglinien entstanden.

Darunter läge erst im Bereich 17.876/17.951 Punkte die nächste Unterstützungszone, die ihren Namen verdienen würde. Es folgen die 200-Tage-Linie bei 17.738 und darunter dann als „letzter Halt“ vor der Supportzone um 17.000 das April-Tief bei 17.627 Punkten. All das ist noch weit weg, zudem geht es jetzt erst einmal nur um einen einzige, schwachen Tag zur Unzeit. Aber wenn man die vorstehenden „Haken“ der Rallye zusammen betrachtet, wird schon klar, dass das bullische Lager dieses „bearish engulfing pattern“ besser nicht unterschätzt.

DAX: Wochen-Chart vom 03.09.2024, Kurs 18.747,11 Punkte, Kürzel: DAX | Quelle: TWS | Online Broker LYNX
DAX: Wochenchart vom 03.09.2024, Kurs 18.747,11 Punkte, Kürzel: DAX | Quelle: TWS

Die Frage ist simpel: Ist die Korrektur vorbei? Die Antwort ist indes weitaus weniger einfach. Der DAX hat genau dort gehalten und nach oben gedreht, wo er es musste, um sich den Weg nach oben freizuhalten. Soweit ist das positiv. Aber dadurch ist er (noch?) nicht wieder bullisch.

Montag vor einer Woche sah es so aus, als würde hier der Deich brechen. Japan hatte einen Crash hingelegt, die US-Futures trudelten abwärts und der DAX brach deutlich durch die wichtige 200-Tage-Linie. Doch dann drehte er genau dort, wo er drehen musste, um nicht über die Klippe zu fallen: im Bereich von 17.000 Punkten.

DAX Index: Monats-Chart vom 12.08.2024, Kurs 17.726,47 Punkte, Kürzel: DAX | Quelle: TWS | Online Broker LYNX
DAX Index: Monatschart vom 12.08.2024, Kurs 17.726,47 Punkte, Kürzel: DAX | Quelle: TWS

Dadurch gelang es, die Supportzone 16.649/17.050 Punkte zu halten. Zwei Tage später waren die 200-Tage-Linie bei derzeit knapp 17.500 Punkten und das April-Tief bei 17.627 Zählern zurückerobert. Und das war auch auf mittel-/langfristiger Ebene ein „big point“, denn dadurch gelang es, im Bereich der oberen Begrenzung des ganz langfristigen, 2009 etablierten Aufwärtstrendkanals wieder nach oben zu drehen und damit ein markant bärisches Signal auf Monatsbasis zu verhindern. Damit müsste die Kuh vom Eis sein … oder?

Expertenmeinung: Nein, das ist sie noch nicht, dazu müsste noch einiges gelingen. Davon mal abgesehen, dass ein bärisches Signal auf Monatsebene nur für den Moment verhindert wurde – immerhin ist der Monat noch lang – bedeutet eine effektive Defensive nicht automatisch, dass die Bullen auch am Ruder bleiben, wenn das bärische Lager dagegenhält.

Denn in dem Moment, in dem sichtbar wurde, dass die Schlüsselzone um 17.000 Punkte erst einmal hält, verschwanden erfahrene Trader sofort von der Short-Seite. Sie müssen deswegen nicht gleich ihre Short-Trades eindecken, aber einige tun es und intensivieren die Gegenbewegung nach oben noch; andere stoppen zumindest das Etablieren neuer Positionen. Denn sich gegen einen Strom von Tradern zu stemmen, die entweder nur verhindern wollen, dass die Dämme brechen oder sogar glauben, jetzt das Schnäppchen des Jahres zu machen, bringt nichts.

Wieder aufzutauchen ist erst dann interessant, wenn a) Widerstände erreicht werden, an denen die ersten Käufer Gewinne mitnehmen, b) die ersten unruhig werden, ob das wirklich alles so hinhaut und c) der Schwung der Gegenreaktion abnimmt. Denn in abnehmende Umsätze hinein bewirkt man mit Short-Trades eben mehr.

Eine dafür relevante Zone sticht im Chart auf Tagesbasis ins Auge: der Bereich zwischen 17.876 und 18.097 Punkten, also der Bereich plus/minus gut 100 Punkte um die 18.000er-Marke herum. Zumal in diesem Bereich auch noch das erste „Gap Down“ der Selloff-Phase vom Monatsanfang liegt, das mit einem Anlauf in diese Zone geschlossen werden könnte.

DAX: Tages-Chart vom 12.08.2024, Kurs 17.726,47 Punkte, Kürzel: DAX | Quelle: TWS | Online Broker LYNX
DAX: Tageschart vom 12.08.2024, Kurs 17.726,47 Punkte, Kürzel: DAX | Quelle: TWS

Erst, wenn der DAX auch durch diese Zone nach oben hinaus läuft, sind die Bären wirklich geschlagen und die Chance hoch, dass die Korrektur vorbei ist. Bis dahin kann es jederzeit zu einem erneuten Abverkauf kommen, die Rahmenbedingungen würde das ja auch durchaus hergeben. Und gerade weil dann viele Hoffnungen, die in den vergangenen Tagen die Angst vor einem größeren Abwärtsimpuls ablösten, platzen würden, könnte ein solcher zweiter Abwärtsschub sehr markant ausfallen, daher: Die Korrektur ist noch keineswegs sicher vorbei!

Weniger als ein Prozent würde fehlen, dann hätte der DAX ein Doppeltopp vollendet. Das könnte das bullische Lager theoretisch verhindern. Aber der gestrige Abverkauf des Index lässt zweifeln, ob es dafür noch stark genug oder überhaupt zur aktiven Defensive bereit ist.

Für Kauf- oder Verkaufsentscheidungen zählt oft weniger die Faktenlage als ein subjektiver Gesamteindruck. Man steigt ein, wenn man sich damit gut fühlt und aus, wenn man den Eindruck hat, dass das Gesamtbild nicht mehr passt. Letzteres Gefühl könnten jetzt gefährlich viele haben, denn die schiere Masse an Nachrichten und Entwicklungen, die man nicht mehr als bullisch interpretieren kann, dürfte so manchen Optimisten nervös machen.

Für Deutschland kamen in den letzten Tagen die Inflationsdaten für den Juli, die höher und damit schlechter als gedacht ausfielen. Zudem war das Bruttoinlandsprodukt des zweiten Quartals unerwartet schwach. Der Einkaufsmanagerindex des verarbeitenden Gewerbes verharrt tief im rezessiven Bereich und Branchenverbände wie der Maschinen- und Anlagenbauer melden dicke Minuszeichen beim Auftragseingang.

Nicht gut, aber nicht zwingend bärisch für den DAX, sollten die dort notierten „Großen“ diesen Druck abschütteln können. Aber das können sie eben aktuell weit weniger als noch im Vorjahr. Die Zahlen von VW, BMW und Daimler Truck gestern waren unerfreulich. Und dass auf den ersten Blick starke Ergebnisse wie beim MTU Aero Engines am Ende bei der Aktie in einem Minus münden, verstärkt ein ungutes Gefühl natürlich zusätzlich.

Expertenmeinung: Nicht minder irritierend ist der Hexentanz der US-Aktien. Der Veitstanz der Kurse, vor allem bei den Technologietiteln und den zuletzt neu entdeckten Nebenwerten, ist ein Indiz für einen Kontrollverlust vieler Akteure, so etwas kann im Extremfall in einen „Meltdown“ münden. Und dass sich der DAX dann von dem US-Markt abkoppelt, ggf. sogar von fallenden Kursen dort durch Umschichtungen profitiert, ist spätestens seit der Europawahl ziemlich fraglich.

DAX: Monats-Chart vom 01.08.2024, Kurs 18.083,05 Punkte, Kürzel: DAX | Quelle: TWS | Online Broker LYNX
DAX: Monatschart vom 01.08.2024, Kurs 18.083,05 Punkte, Kürzel: DAX | Quelle: TWS

Und dann wäre da noch das Chartbild selbst. Nach der Korrektur zwischen Mitte Mai und Mitte Juni sah es so aus, als würde der DAX im Zickzack, vorsichtig und damit entlang der sprichwörtlichen „Mauer der Angst“, wieder an und über das vorher markierte Rekordhoch klettern. Doch seit Mitte Juli bekommen die Bullen kein Bein mehr auf den Boden. Zwei Versuche, sich wieder nach oben zu orientieren, wurden abverkauft, der zweite gerade erst gestern mit dem kräftigen Abschlag des Index von 425 Punkten.

Werden sich da genug Akteure mit eigenem Kapitaleinsatz gegen den Druck stemmen, wissend, dass die Wand, gegen die sie sich dazu lehnen, womöglich jeden Moment einfach umfallen könnte? Wird man also stur, trotz dieses sich verdüsternden Gesamtbilds, im Bereich von 18.000 Punkten kaufen und dabei so viel Kapital wie nötig einsetzen, um die Verkaufsorders aufzufangen? Dieses Bild hätte dann eine Chance, wenn genug kleine und große Marktteilnehmer einen Grund hätten anzunehmen, dass der Weg des DAX nach unten nicht weit führt, nach oben hingegen wieder allerhand möglich ist, aber:

Nüchtern betrachtet klemmt es genau daran. So gesehen wäre ein Rutsch unter das Juni-Tief bei 17.951 Punkten, dem nicht sofort ein Gegenangriff der Käufer folgt, sondern der durch die damit vollzogene Vollendung eines Doppeltopps Stop Loss-Verkäufe auslöst, ein Szenario, auf das man sicherlich nicht unbedingt aktiv wetten müsste, das man aber in diesem Umfeld zwingend als möglich einkalkulieren und entsprechend gerüstet sein sollte!

MTU Aero Engines Aktie: Chart vom 01.08.2024, Kurs 260,10 Euro, Kürzel: MTX | Quelle: TWS | Online Broker LYNX
MTU Aero Engines Aktie: Chart vom 01.08.2024, Kurs 260,10 Euro, Kürzel: MTX | Quelle: TWS

In der vergangenen Woche fiel der DAX jeden einzelnen Tag, doch der Start in die neue Handelswoche fiel erfreulich aus. Der Index drehte noch oberhalb kritischer Marken, das wirkt, als sei die Korrektur vorbei. Aber ist das so … oder wirkt es nur so?

Aus charttechnischer Sicht war es positiv, dass der deutsche Leitindex mit der kleinen Aufwärts-Kurslücke des Montags noch knapp oberhalb der April-Aufwärtstrendlinie drehte, auf die er am Freitag mit Vehemenz zugesteuert hatte. Das lässt sich als erneuten, erfolgreichen Test dieser heute bei ca. 18.160 Punkten verlaufenden Linie sehen: gut. Der Haken:

DAX: Tages-Chart vom 22.07.2024, Kurs 18.407,07 Punkte, Kürzel: DAX | Quelle: TWS | Online Broker LYNX
DAX: Tageschart vom 22.07.2024, Kurs 18.407,07 Punkte, Kürzel: DAX | Quelle: TWS

Das war es bis jetzt aber auch schon mit „good news“ aus chart- oder markttechnischer Sicht. Bevor der im Chart auf Tagesbasis mit eingeblendete Trendfolge-Indikator MACD nicht wieder auf Kauf gedreht und der DAX selbst nicht nur Supportlinien gehalten, sondern Widerstände zurückerobert hat, ist der Aufwärtsschwenk nur einer auf Bewährung. Und eigentlich wäre dieser nur gelungen, wenn der Index das bisherige Verlaufshoch von 18.893 Zählern auf Schlusskursbasis überbietet und damit die aktuelle Handelsspanne unter sich lässt. Was rein prozentual nicht gerade wie ein Hexenwerk wirkt, nur:

Dazu müsste, wer gestern kaufte, weiter kaufen und wer unentschlossen war, einsteigen, statt Positionen abzubauen. Das wäre zu erwarten, wenn die Argumente, welche die Käufer gestern sahen, auch heute noch gelten. Aber was war es denn überhaupt, das den DAX am Montag in die Gewinnzone trug? Der Verzicht Bidens auf die Kandidatur bei der US-Präsidentschaftswahl?

Expertenmeinung: Das wäre deswegen naheliegend, weil dieser Punkt nebst der Frage, ob Kamala Harris jetzt diese Position bekommt oder doch nicht, am Montag die Schlagzeilen dominierte. Aber das Naheliegende muss zum einen nicht automatisch richtig sein, zum anderen bleibe die Frage, ob und wie positiv das denn eigentlich ist.

Dass Europa nicht gerade vor Trump-Fans strotzt und viele in der Eurozone hoffen, dass der Kelch eines schwer einschätzbaren Präsidenten, der schon jetzt wieder Strafzölle und den „Rückbau“ von Umweltauflagen auf dem Zettel hat, doch noch an ihnen vorübergeht, mag sein. Aber davon abgesehen, dass die US-Märkte am Montag unübersehbar auch nicht wirklich wussten, wie man das alles jetzt werten soll, ist ja durchaus die Frage, ob Trump denn wirklich ab sofort schlechtere Karten hat und wenn ja, ob das für den Aktienmarkt insgesamt gut oder schlecht ist. Da stehen viele Fragen im Raum, auf die es für den Moment keine Antworten geben kann. Daher: Angenommen, es wäre der Biden-Verzicht, der den DAX nach oben befördert hat, so wäre das ein Beinchen, das jederzeit wieder wegknicken könnte.

Aber es gäbe ja auch noch weitere Aspekte, die eine Rolle gespielt haben können. So senkte die chinesische Notenbank recht unerwartet in der Nacht zum Montag ihre Leitzinssätze. Da China als Absatzmarkt vieler deutscher Branchen ebenso essenziell wie momentan problematisch ist, kann das die Hoffnung auf eine Belebung der Exporte nach China und mit ihnen der Bilanzen in Branchen wie den Autobauern oder der Chemie beflügelt haben.

Darüber hinaus kann der am Freitag absolvierte Abrechnungstermin am Terminmarkt dazu geführt haben, dass zuvor wegen dieser Abrechnung ungewöhnlich stark gedrückte Aktien wieder eingesammelt wurden. Doch dieser Aspekt hätte, ebenso wie die US-Wahl oder die Zinssenkungen in China, den Malus, nicht zwingend vorhalten zu müssen. Ob die Käufer von gestern also gekommen sind, um zu bleiben, ob neue hinzukommen und der DAX damit am vergangenen Freitag wirklich ein Zwischentief gesehen hat, das auf absehbare Zeit nicht unterboten wird, blieb daher am Montagabend noch offen.

Offen genug, um die April-Aufwärtstrendlinie bei heute etwa 18.160 Punkten sowie das markante Zwischentief aus dem Juni bei 17.951 Punkten nicht aus dem Auge zu lassen. Sollten diese Linien fallen, können Stimmung und DAX umgehend Abwärtsdynamik aufbauen, deren nächste Ziele dann das April-Tief, die 200-Tage-Linie und schließlich die Supportzone um 17.000 Punkte wären. Der DAX müsste zwingend über das bisherige Hoch hinaus, um aus Sicht der Bullen „safe“ zu sein … sie haben es selbst in der Hand, das zu bewerkstelligen.

DAX: Monats-Chart vom 22.07.2024, Kurs 18.407,07 Punkte, Kürzel: DAX | Quelle: TWS | Online Broker LYNX
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