Mit einem Plus von knapp 2,5 Prozent eroberte der zuvor auf Tagesbasis massiv überverkaufte DAX gestern die 200-Tage-Linie zurück. Einige dürften jetzt auf eine V-Formation hoffen. Käme es dazu, wären das jetzt Kaufkurse. Aber es könnte auch nur ein Gummiball-Effekt sein.
Dass an der Börse nichts unmöglich ist, weiß man … aber ein solcher Spruch leiert irgendwann aus, so dass man dann eben doch völlig von den Socken ist, wenn das Unmöglich wirklich eintritt. Ein Kurzfrist-Crash beim DAX, den man deswegen mit dem Zusatz „kurzfristig“ versehen sollte, weil der Index am Montag deutlich über dem Tagestief schloss – wer hätte das gedacht?
An eben diesem Tagestief, in der ersten Handelsstunde des Montags bei 18.490 Punkten markiert, hatte er 10,4 Prozent Minus ausgewiesen. Die Crash-Grenze für einen Index liegt bei zehn Prozent. Aber geschlossen hatte er dann mit -4,1 Prozent deutlich über Tagestief. Und gestern dann kamen noch einmal 2,5 Prozent Anstieg dazu, so dass am Dienstagabend nur noch 1,75 Prozent fehlten, um an den Schlusskurs des Freitags bei 20.642 Punkten heranzureichen.
Das sieht auf den ersten Blick vielversprechend aus, aber könnte man wirklich eine Wette darauf eingehen, dass wir das Tief damit gesehen haben? Was unterscheidet eine rasante Aufwärtswende in Form einer V-Formation … bei der die Bodenbildung einfach ausbleibt und die Kurse auf dem Absatz kehrt machen … von einer kurzlebigen Gegenbewegung nach oben innerhalb eines intakten Abwärtstrends?
Expertenmeinung: Die Antwort ist ein Problem. Und zwar genau das Problem, das wir als Anleger immer haben: Was war, wissen wir. Was kommt, nicht. Der Unterschied zwischen einer Wende, die Bestand hat und einer Gegenbewegung nach oben, die wieder fallenden Kursen weicht, ist im Chart nicht zu erkennen. Es wird darauf ankommen, was jetzt passiert. Was bedeutet: Man muss den Faktor des Ungewissen jetzt hoch hängen.

Es ist die derzeitige Gesamtsituation, die mich vorerst zweifeln lässt, dass wir gerade mehr sehen als einen Gummiball-Effekt, d.h. einen Sprung der Kurse nach oben, der umso heftiger ausfällt, je stärker der Abwärtsimpuls zuvor war, der aber irgendwann von der Schwerkraft eingeholt wird:
Zum einen bewegen wir uns in einem Umfeld, das noch riskanter ist als in der Corona-Phase, als wir die bislang letzte, große V-Formation gesehen haben. Momentan dreht sich alles nur um die Entscheidungen eines einzigen Menschen, der vorsichtig formuliert etwas spontan und mehr emotional als rational in seinen Entscheidungen ist, eher als problematisch anzusehende Berater hat und sich ohnehin nicht allzu oft um diese schert.
Das ist es, was die Kurse zu Boden geschickt hat. Und hier heißt es nicht einfach wie damals bei Corona abzuwarten, bis alles wieder ist wie vorher. Volkswirte warnen nicht umsonst, dass hier Schäden angerichtet werden können, die nicht nur die gesamte Welt erfassen, sondern die so schnell auch nicht repariert werden können. Derzeit kann auf Basis von Launen und spontanen Entscheidungen vieles in vielen Bereichen eskalieren, was heißt: Gerade erfahren die Investoren weltweit, dass der Spruch, dass nichts unmöglich ist, real wird.
Ein größerer Grad der Verunsicherung ist schwer zu erreichen. Und wenn man sich überlegt, welche Unsummen an Aktien in den Depots von Sparern gelandet sind, die keinerlei Erfahrungen mit Situationen wie diesen haben, weil sie weder 2000 noch 2008 schon dabei waren und die jetzt nur sehen, wie der Wert ihres Ersparten auf einmal in den Keller rauscht, ist es nicht allzu abwegig, dass wir von dieser Seite noch einigen Druck sehen könnten … wenn da einige nach dem bislang nie genutzten „Verkaufen“-Button suchen und ihn finden.
Wobei die Unsicherheit zugleich dazu führt, dass auf der Gegenseite die Käufer rar werden. Um jetzt in die Bresche zu springen und zu kaufen, braucht es Erfahrung, eine Portion Wagemut und einen Plan. Nämlich den, ganz bewusst in Kauf zu nehmen, dass es noch weiter abwärts gehen könnte, sprich man muss sich in Positionen langsam hineinkaufen wollen.

In einem Umfeld wie diesem könnte die Zahl derer, die das wollen und können, deutlich geringer sein als die Zahl der vielen, die gerade nicht wissen, was ihnen geschieht. Denn die Nervosität ist gewaltig. Sehen Sie sich dazu den Chart des DAX auf Intraday-Basis an, der den Montag und Dienstag zeigt. Es ist zum einen das riesige Gap nach unten zum Handelsstart, das auffällt, aber auch die Mega-Kaufwelle am Nachmittag, die dann wieder abverkauft wurde, die man sich ansehen sollte. Da schoss der DAX binnen einer guten halben Stunde um 1.200 Punkte nach oben! Weil? Weil man eine Meldung las, nach der Trump die Zölle um 30 Tage aufschieben wolle. Das ist blanker Wahnsinn und zeigt: Die Akteure haben sich nicht mehr unter Kontrolle.
Denn nicht nur, dass das eine Meldung war, die sich am Ende als falsch erwies. Was in aller Welt hätte das an dem Problem an sich geändert? Das hätte doch nur noch deutlicher gezeigt, dass die Weltwirtschaft keinerlei Planungssicherheit mehr hat, wenn der Präsident kurz von Inkrafttreten dieses Zoll-Irrsinns entschieden hätte „ach nein, erstmal doch nicht“. Rational gesehen war diese Meldung, wenn sie denn wahr gewesen wäre, negativ. Und dann eine solche Reaktion! Wer das sieht, ein wenig Erfahrung und seine Entscheidungen noch im Griff hat, lässt die Finger von nennenswerten Käufen. Und dass die US-Indizes nach ihrer Aufholjagd am Montag gestern Abend nach anfangs deutlichen Kursgewinnen ins Minus abdrehten, unterstreicht: Auch an der Wall Street bleibt man vorsichtig.
Fazit: Das Risiko, dass wir hier nur einen Gummiball-Effekt sehen und nicht den Beginn einer tragfähigen Wende, ist hoch genug, um sich den Einstieg in größere Positionen besser zwei- und dreimal zu überlegen!
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