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Rein aus charttechnischer Sicht ist es eine glasklare Sache: Der DAX überbot nach einer mehrwöchigen Konsolidierung das vorherige Rekordhoch … und das auf Schlusskursbasis auch deutlich. Nur passen Rahmenbedingungen und Auslöser nicht wirklich ins Bild.
Genau so muss ein Ausbruch hin zu neuen Hochs aussehen. Der DAX hatte nach dem Rekord des Dezembers einen Rücksetzer vollzogen. Und genau da wieder nach oben gedreht, wo es darauf ankam und gestern dann das alte Schlussrekord-Hoch vom 12. Dezember (20.426 Punkte) um etwa 150 Punkte überboten, das gestrige Verlaufshoch von 20.630 Punkten lag solide über dem bisherigen, das am 13. Dezember bei 20.523 Punkten markiert wurde. Passt. Jedes Handelsprogramm hätte da reagiert. Und man darf davon ausgehen, dass genau das auch passiert ist.
Wenn ein Index einen entscheidenden Widerstand überwindet, trifft man dort auf Stop Loss-Orders bärischer Akteure. Die stellen dann ihre Short-Positionen glatt oder sichern sie ab. Was den Index aber nur noch höher treibt. Hinzu kommen all die charttechnisch ausgerichteten Handelssysteme, die den Anstieg intensivieren, denn was, wenn nicht das Überwinden des bisherigen Allzeithochs, könnte als Kaufsignal markanter sein. Und … und das ist vermutlich ein ganz entscheidender Punkt: Wenn sich so etwas nur zwei Handelstage vor der Abrechnung an der Terminbörse ereignet, geht es umso hektischer zu, denn wer da mit Positionen, die man eigentlich sicher bei einem DAX unter 20.500 in die Abrechnung gehen sah, überrumpelt wird, kann es sich nicht leisten zu zaudern. Da müssen kurstreibende Hedging-Positionen errichtet oder die in Schieflage geratenen Positionen geschlossen werden.
All das kann aus einem ansonsten womöglich kleineren und fragilen Anstieg eine Kauflawine machen, es kommt eben immer darauf an, wann und auf welchem Kurslevel Käufe einsetzen. Doch daraus lässt sich auch folgern, dass der Aspekt, dass morgen am Terminmarkt abgerechnet wird, eine Rolle spielte … von den Vorlagen aus den USA abgesehen, wo aber ebenso morgen die Terminbörsen-Abrechnung für die Optionen auf Aktien und Indizes mit Laufzeitende Januar ansteht. Und das sollte man im Hinterkopf behalten, denn:
Expertenmeinung: Es gab zwar ein klares charttechnisches Signal. Aber um das Risiko einer Bullenfalle klein zu halten, braucht es auch gute Argumente, aufgrund derer der DAX nach oben ausgebrochen ist. Und genau da klemmt es.
Die US-Inflationsdaten waren nur einen Hauch besser als erwartet. Die Gesamtrate stieg um 0,4 Prozent zum Vormonat und liegt in der Jahresbetrachtung bei 2,9 Prozent. Genau das war auch erwartet worden. Nur in der Kernrate, bei der man die Preise für Nahrungsmittel und Energie herausrechnet, lag die Teuerung mit 0,2 Prozent und einer Jahresrate von 3,2 Prozent je ein Zehntelprozent unter der Prognose. Ist das einen solchen Kurssprung wert? Nein, denn das ändert an der Gesamtsituation nichts. Zumal: Es waren die US-Inflationsdaten, nicht die deutschen.
Die US-Indizes wurden zudem durch über den Erwartungen liegende Quartalszahlen einiger US-Großbanken befeuert. Die zwar so gut wie immer über den meist gezielt niedrig gehaltenen Prognosen liegen, aber die US-Banktitel stiegen trotzdem. Kein Wunder, immerhin gilt auch da das Problem, dass kurz vor einer Terminmarkt-Abrechnung stark anziehende Kurse durch Hedging und ausgelöste Stop Loss noch intensiviert werden. Aber es waren US-Banken, die da meldeten, keine deutschen.
Dafür bekamen wir exklusive deutsche Nachrichten in Form der Vorab-Schätzung des Statistischen Bundesamts zum Bruttoinlandsprodukt des vierten Quartals und des Gesamtjahres 2024. Mit -0,1 Prozent im vierten Quartal und -0,2 Prozent für das Gesamtjahr im Vergleich zu 2023 waren das beileibe keine Zahlen, die einen Ausbruch des DAX hätten stützen können. Zumal einem da ein „es hätte ja schlimmer kommen können“ im Halse stecken bleibt und der DAX ja zuvor nicht wegen Verkäufen aus Sorge vor schwachen Daten gefallen war.
Daher stehen hier perfekte Charttechnik nebst einer wegen der vorherigen Konsolidierung noch nicht heiß gelaufene Markttechnik bärischen Rahmenbedingungen gegenüber. Es ist eher wahrscheinlich, dass diese Rahmenbedingungen auch noch bis einschließlich der morgigen Abrechnung an der Terminbörse bei den meisten Tradern nichts zu melden haben. Aber ab dem kommenden Montag ist das Zugpferd Terminbörse ausgeschirrt, dafür steht dann Donald Trump vor den Börsentoren.
Dass man auf einmal optimistisch ist und glaubt, dass Donald Trumps Wirtschaftspläne, die er ja laut eigener Aussage verzugslos angehen will, dem DAX Rückenwind verleihen, ist so wahrscheinlich wie Schnee im August. Daher sollte man auf jeden Fall im Hinterkopf haben, dass dieser Kurssprung als Bullenfalle enden kann. Würde der DAX wieder unter das alte Verlaufshoch von 20.523 Punkten fallen, müsste dass noch nicht viel bedeuten. Aber sollte es zu einem Bruch des am Montag bei 20.025 Punkten markierten Verlaufstiefs dieser Woche kommen, könnte es sehr schnell sehr ungemütlich werden, daher: Bleiben Sie auf der Hut.
Welche Aktien in den wichtigen Indizes sind in letzter Zeit am meisten gestiegen oder gefallen? Was sind die Top-Aktien 2025? Welche Aktien haben die beste Performance über die letzten 5 Jahre und welche Aktien sind stark gefallen? Hier finden Sie es heraus: DAX Top Flop – MDAX Top Flop – Euro Stoxx Top Flop – Dow Jones Top Flop – Nasdaq 100 Top Flop
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