Teuer ist er, der DAX, stark gelaufen auch. Und das Umfeld würde eigentlich zu einer Baisse passen, denn „good news“ haben in Bezug auf die deutsche Wirtschaft Seltenheitswert. Doch der DAX hat allem getrotzt. Ist das ein Beweis dafür, dass er auch zukünftig nicht fallen wird?
Das ist genau das, wovon viele derzeit überzeugt sind. Und im ersten Moment wirkt der Gedankengang auch logisch: Wenn die Lage nicht besser wird, die Nachfragebelebung in Schlüsselbranchen wie Chemie oder Automobile ein ums andere Mal ausbleibt, das Wachstum nicht zurückkehrt und die Verbraucher immer vorsichtiger werden – und der DAX all das wegsteckt, was soll ihn denn dann noch umwerfen? Dabei ist er ja nicht seitwärts gekrochen, hat nicht mit Müh und Not eine Abwärtswende verhindert, nein: Er steigt auf immer neue Rekorde. Ist das nicht ein Beweis dafür, dass die Börse bzw. wenigstens der DAX eine Einbahnstraße ist und einem hier nicht allzu viel passieren kann?
Das hieße zu unterstellen, dass, was steigt, auch weiter steigen wird. Allerdings gab es noch nicht eine Aktie, einen Rohstoff, eine Währung oder einen Index, der immer nur in dieselbe Richtung lief. Irgendwann dreht alles. Und gerade dann, wenn es scheint, als hätten die Bären nicht nur ihre Chancen liegen gelassen, sondern wären zudem glattweg ausgestorben, wenn es also wirkt, als sei die Lage ruhig und im Griff, wird es gefährlicher. Allerdings für beide Seiten, auch für die Bären. Weil?
Expertenmeinung: Es klingt ein wenig simpel, aber nichts anderes bringt eine Wende: In dem Moment, in dem zu wenige Akteure kaufen, aber ungewöhnlich viele verkaufen wollen, geht es naturgemäß abwärts. Kommen dann nicht sofort frische Käufer an den Markt, sondern sind zu viele bereits voll investiert oder agieren lieber vorsichtig, kann das eine Lawine lostreten. Vor allem, wenn die Rahmenbedingungen negativ sind und ein Index wie der DAX zugleich viel zu hoch bewertet ist. Aber wann passiert das?
Das ist genau der Knackpunkt: Das weiß man nicht. Das kann heute sein, in einer Woche oder in ein paar Monaten auf viel höheren Levels. Was auch bedeutet: Nicht nur die Bullen tappen derzeit im Nebel, auch die Bären können nie sicher sein, dass man ihnen nicht das Fell über die Ohren zieht.
Denn kippt es, dann basiert das ja nicht zwingend auf einem fest zu definierenden Ereignis, das die Relation Käufer zu Verkäufer nicht nur ein, zwei Tage, sondern längere Zeit umkehrt. Da muss nichts zum Wendepunkt werden, das man vorher im Terminkalender hätte finden können. Es kann schon reichen, dass einfach zufällig zu wenige kaufen wollen, währen ein, zwei große Adressen mehr in den Markt geben, als der aufnehmen kann … und schon kann – muss nie! – die Sache kippen. Selbst aktuell, direkt vor US-Notenbanksitzung, Terminbörsen-Abrechnung und Jahresultimo kann das passieren – wenngleich das in diesen verbleibenden Handelstagen des Jahres weniger wahrscheinlich ist. Aber unmöglich? Das ist an der Börse nie etwas. Und in solchen Situationen, in denen so viele sicher sind, dass, was steigt, weiter steigt, schon mal gar nicht.
Und da man in Situationen, in denen sich ein scheinbar stilles Wasser als tiefer als gedacht erweist, einen immens hohen Anteil an rein emotional gesteuerten Entscheidungen sieht, kann man sich auch nicht komplett auf die Charttechnik verlassen. Die nächstliegende Supportzone im DAX ist der Bereich 19.468 zu 19.675 Punkte. Im Normalfall würde der einer Korrektur standhalten. Aber es muss eben nicht beim Normalfall bleiben. Sich absolut sicher zu sein, dass es beim „stillen Wasser“ bleibt, wäre unnötig riskant.
Es gibt zwar diesen alten Spruch „auf Verluste muss man achtgeben, Gewinne passen auf sich selber auf“. Aber wenn man nicht warten will, bis die Gewinne wider Erwarten doch zu Verlusten geworden sind, wäre es sicherlich kein Fehler, den einen oder anderen „Fallschirm“ ins Depot einzubauen, indem man seine Positionen mit Stop Loss-Orders absichert. Auch, wenn die nie perfekt sein können, vor allem nicht, wenn zu viele aus trügerischem Dämmerschlaf gerissen werden und rein emotional handeln: So ganz ohne Absicherung auf dem Wasser gehen zu wollen, ist ebenso wenig eine gute Idee wie zu glauben dass, was bislang nicht fiel, auch weiterhin nicht fallen kann.
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