Russell 2000 Prognose Russell 2000: Turnaround Tuesday am Rand des Abgrunds

News: Aktuelle Analyse des Russell 2000 Index

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Russell 2000
ISIN: US7827001089
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Währung: Punkte

Der US-Small Cap Index Russell 2000 schaffte am Dienstag eine Wende in die Gewinnzone … und das bei auf Tagesbasis überverkaufter Markttechnik. Das wäre grundsätzlich die Chance für eine kräftige Erholung. Aber werden die Käufer wirklich zurückkommen?

Im charttechnischen Mikrokosmos ist das eine Chance für die zuletzt massiv unter Druck stehenden Bullen: Der die 2.000 kleinsten an der Wall Street notierten Unternehmen listende Russell 2000 drehte gestern knapp über der Unterstützungslinie vom Juni und August 2024 bei 1.993 Punkten aus dem Minus nach oben, das Tagestief lag bei 2.001 Punkten. Ein Support, eine runde Chartmarke und zugleich überverkaufte markttechnische Oszillatoren wie Stochastik und RSI: Das hat Potenzial. Grundsätzlich zumindest.

Tritt man einen Schritt zurück, sieht man, dass der bisherige charttechnische Flurschaden extrem ist. Kurs nach Trumps Wahlsieg war der Russell 2000 in der Erwartung, dass die Wirtschaftsagenda des kommenden Präsidenten zu blühenden Landschaften für den Mittelstand führen werde, kräftig gestiegen, korrigierte dann, schaffte aber Ende November gleich ein neues Hoch bei 2.466 Punkten. Von dort aus brach der Index bis zum gestrigen Tages-Verlaufstief um fast 19 Prozent ein, weit mehr also als Dow Jones, S&P 500 und Nasdaq 100.

Und das hat eben seine Gründe. Gründe, die man alleine mit einem – von der Dimension des Schlusskurs-Plus ohnehin eher kleinen – Intraday-Turnaround nicht vom Tisch bekommt.

Expertenmeinung: Den Anlegern ist mittlerweile glasklar, dass Donald Trumps Zollgefechte der heimischen Wirtschaft genauso schaden wie den Volkswirtschaften der in die USA exportierenden Länder. Die Kosten tragen die US-Importeure, zugleich läuft man Gefahr, auf einmal nicht mehr das von Zulieferern zu bekommen, was man für die Produktion benötigt oder an Kunden verkaufen könnte.

Das können die Mega-Caps unter den US-Unternehmen eher wegstecken als die kleinen und mittleren Unternehmen. Und wenn schon Dow und S&P 500 mit ihren großen Konzernen unter Druck stehen, so wundert es nicht, wenn die Small Caps umso heftiger zu Boden gehen. Sollte sich ein baldiges Ende dieser Zoll-Problematik abzeichnen, könnte der Russell 2000 zur Kursrakete werden. Doch aus aktueller Sicht wäre eine Wette auf ein schnelles, schadenbegrenzendes Ende eben gewagt … und so sieht der Russell 2000 auch aus.

Russell 2000: Tages-Chart vom 11.03.2025, Kurs 2.023,59 Punkte, Kürzel: RUT | Quelle: TWS | Online Broker LYNX
Russell 2000: Tageschart vom 11.03.2025, Kurs 2.023,59 Punkte, Kürzel: RUT | Quelle: TWS

Sie sehen im Chart auf Tagesbasis, wie schnell und weit es hier bergab ging. Zwar jetzt an einen Support, während zugleich der RSI-Indikator im überverkauften Terrain rangiert, was zusammen mit diesem Dienstags-Turnaround grundsätzlich eine Chance böte. Aber dem gegenüber steht nicht nur der negative Crossover der 20-Tage-Linie über die 200-Tage-Linie, sondern eben auch die Rahmenbedingungen: Schrumpfendes Wachstum und die Rückkehr der Inflation als Quittung für eine Zollpolitik, die die Unternehmen nicht wollten.

Auf Wochenbasis wird zudem deutlich, dass dieser Versuch, den Abstieg zu stoppen, nicht gerade auf komfortabel stabilem Boden stattfand, sondern an einer charttechnischen Klippe. Diese Zone um 2.000 Punkte ist Teil einer bis in den Sommer 2022 zurückreichenden Unterstützungszone, die das obere Ende einer zwischen Sommer 2022 und Ende 2023 geltenden, breiten Handelsspanne markiert.

Russell 2000: Wochen-Chart vom 11.03.2025, Kurs 2.023,59 Punkte, Kürzel: RUT | Quelle: TWS | Online Broker LYNX
Russell 2000: Wochenchart vom 11.03.2025, Kurs 2.023,59 Punkte, Kürzel: RUT | Quelle: TWS

Sollte diese Zone mit Schlusskursen klar unter 1.993 Punkten fallen, wäre das untere Ende eben dieser alten Handelsspanne im Bereich 1.634 zu 1.715 Punkte ein mittelfristig realistisches Kursziel. Denn wenn all das, woraus man vor und kurz nach der Wahl gesetzt hatte, nicht eintritt, sondern sich ins Gegenteil verkehrt, dürften sich viele Trader zu Recht fragen:

Warum hier ins fallende Messer greifen, wenn man fürchten muss, dass die Lage allemal noch schlimmer werden könnte? Und um diese Frage durch wieder steigende Kurse vom Tisch zu wischen, war das, was am Ende des Tages gestern als Kursgewinn herauskam, noch zu mager.

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Nach dem Abitur 1984 studierte der gebürtige Hamburger an der Universität der Bundeswehr Betriebswirtschaftslehre. Im Anschluss an seine Dienstzeit als Offizier begann seine Zeit als Analyst und Finanzjournalist. Seit 1996 war und ist er als Redakteur, Referent und Kolumnist in zahlreichen Funktionen aktiv, seit 2016 ist er unter anderem Analyst bei LYNX. Gehrt ist ein Allrounder, der in der fundamentalen, d.h. volks- und betriebswirtschaftlichen Analyse ebenso sattelfest agiert wie in den verschiedenen Disziplinen der Technischen Analyse wie Chart- und Markttechnik und Sentinentanalyse.
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Vorherige Analysen des Russell 2000 Index

Der Small Cap-Index Russell 2000 läuft nicht, wie er laufen würde, wenn die Mehrheit der US-Anleger erwarten würde, dass den USA wirtschaftlich goldene Zeiten ins Haus stehen. Zwar klopfen die Blue Chip-Indizes an ihre bisherigen Hochs, aber der Russell eben nicht.

Was steigt, steigt weiter und was am stärksten steigt, muss man haben, vor allem, wenn es in aller Munde ist. Das ist für viele unerfahrene Anleger ein Credo. Und sicherlich nicht der kleinste unter den Gründen, warum die großen Unternehmen im Dow Jones, im S&P 500 und im Nasdaq 100 mehrheitlich haussieren, der Russell 2000 als Index der 2.000 kleinsten Nebenwerte am US-Aktienmarkt aber momentan nicht wieder in Fahrt kommt.

Wobei man durchaus einräumen muss, dass die Mega-Caps am Aktienmarkt grundsätzlich die wirtschaftliche Schlagkraft haben, ihre Gewinne auch bei Gegenwind zu vergrößern, indem sie das auf dem Rücken anderer tun. Wenn man unterstellen würde, dass Donald Trumps Wirtschafts-Strategie genau das befördert, sprich allgemeinen Gegenwind für kleine und mittlere Unternehmen zum Vorteil der Großkonzerne, wäre es also durchaus nachvollziehbar, dass man bei den Small Caps jetzt die Finger weglässt.

Expertenmeinung: Laut den jüngsten Daten der Uni Michigan ist das Verbrauchervertrauen gesunken, die Inflationserwartung gestiegen. Von der US-Notenbank kann man in diesem Jahr keine großen Geschenke erwarten, der Reallohn ist, der immer noch zu hohen Inflation geschuldet, zuletzt rückläufig gewesen. Und das Gesamtbild, das der alte wie neue US-Präsident in Bezug auf die US-Wirtschaft präsentiert, ist mit vielen unbeantworteten Fragen behaftet, die die „normalen“ Anleger außerhalb der großen Spekulation, die sich immer auf die großen Aktien fokussiert, beunruhigen könnten. Die Konsequenz daraus: Der Russell 2000 läuft nicht, wie man es eigentlich erwarten könnte, wenn das Gesamtumfeld passen würde.

Dabei wäre die Vorlage, um nach oben auszubrechen, ja eigentlich da. Der Index hatte zwar im November und Dezember ein Doppeltopp vollendet und war in dessen Folge unter den Level vor der US-Wahl gefallen, hatte also das sogenannte „Trump Gap“ geschlossen. Aber kaum hatte er die 200-Tage-Linie touchiert, waren die Bullen sofort da. Dieser wichtige, gleitende Durchschnitt wurde perfekt und dynamisch verteidigt. Umso bedeutsamer, als die Linie in diesem Moment mit der unteren Begrenzung des im Herbst 2023 etablierten Aufwärtstrendkanals eine Kreuzunterstützung bildete, aber:

Doch statt eine wilde Kaufwelle als Folge einer bestätigten Schlüssel-Supportzone hinzulegen, klemmte es unerfreulich früh in Bezug auf die Anschlusskäufe. Sie sehen in den Charts, dass der Russell 2000 bereits seit vier Wochen im Bereich um das im Tageschart violett hervorgehobene „Trump-Gap“ und die Nackenlinie des Doppeltopps pendelt, ohne bislang Anstalten zu machen, sich nach oben zu lösen.

Russell 2000: Tages-Chart vom 17.02.2025, Kurs 2.279,98 Punkte, Kürzel: RUT | Quelle: TWS | Online Broker LYNX
Russell 2000: Tageschart vom 17.02.2025, Kurs 2.279,98 Punkte, Kürzel: RUT | Quelle: TWS

Natürlich könnte man sich sagen, dass dies alleine das Problem derer ist, die hier auf die Hausse warten und nicht das der Bullen im S&P 500 oder an der Nasdaq. Aber jede Volkswirtschaft wächst auf Dauer nur, wenn der Mittelstand vorankommt und nicht nur die Großkonzerne, wenn die normalen Anleger Zutrauen in die Entwicklung haben und nicht nur die Zocker. Eine Blue Chip-Hausse ohne dieses Fundament steht auf Treibsand.

Das kann zwar lange gutgehen, aber es kann nicht schaden, diesen Index engmaschig zu beobachten. Vor allem, wenn dieser Kreuzsupport aus 200-Tage-Linie und 2023er-Aufwärtstrend im Bereich 2.210/2.240 doch noch brechen sollte, sollte man bei den aktuell noch an ihre alten Hochs klopfenden Blue Chip-Indizes lieber noch einmal einen Tick vorsichtiger agieren. Denn am Ende sind es nie die Zocker, die eine Hausse stabil halten, sondern die sogenannten „normalen Anleger“, wie wir sie und ihr Handeln im Russell 2000 eben noch ziemlich unverwässert beobachten können.

Russell 2000: Wochen-Chart vom 17.02.2025, Kurs 2.279,98 Punkte, Kürzel: RUT | Quelle: TWS | Online Broker LYNX
Russell 2000: Wochenchart vom 17.02.2025, Kurs 2.279,98 Punkte, Kürzel: RUT | Quelle: TWS

Während man beim DAX in einer Jubel-Hausse unterwegs ist, obwohl es herzlich wenig zu jubeln gibt, sieht der US-Aktienmarkt nur mäßig bullisch aus, obwohl es eher verständlich wäre, wenn man dort jubeln würde. Und der Russell 2000 sieht besonders wacklig aus.

Wäre der Großteil der Anleger sicher, dass Donald Trumps Pläne die USA von einem ohnehin schon soliden Wachstum zu noch höherem Wachstum ohne Nebenwirkungen katapultieren würden. Wäre es nicht nur der S&P 500, der gestern als erster und einziger der wichtigsten US-Indizes ein neues Rekordhoch schaffte. Es mag zwar sein, dass Dow Jones und Nasdaq 100 nachziehen, sprich die Blue Chips laufen, weil man davon ausgeht, dass zuerst die Wirkung von Trumps Plänen kommt und die Nebenwirkungen irgendwann später, so dass man jetzt noch Zeit und Spielraum hätte, die Hausse weiterzuführen, aber:

Das Fundament der US-Wirtschaft sind weniger die Mega-Caps. Es ist, wie überall auf der Welt, der Mittelstand, der den Motor rund laufen lässt. Diese kleinen und mittleren Unternehmen sind im Russell 2000 zuhause. Und der, der Chart zeigt es, läuft eher schlecht.

Russell 2000: Tages-Chart vom 23.01.2025, Kurs 2.311,53 Punkte, Kürzel: RUT | Quelle: TWS | Online Broker LYNX
Russell 2000: Tageschart vom 23.01.2025, Kurs 2.311,53 Punkte, Kürzel: RUT | Quelle: TWS

Expertenmeinung: So hat der Russell 2000 kurz nach der US-Wahl zwar den Versuch unternommen, das bei Dow Jones, S&P 500 und Nasdaq 100 längst überwundene Hoch des Jahres 2021 zu überbieten und so auch endlich neue Höhen zu erklimmen. Aber dort blieb er hängen, drehte nach unten und testete die untere Begrenzung des im Herbst 2023 etablierten Aufwärtstrendkanals. Das immerhin mit Erfolg, die Kreuzunterstützung aus dieser Linie und der 200-Tage-Linie hielt Anfang vergangener Woche perfekt, wie man im Tages-Chart gut sehen kann. Aber auch, wenn der Small Cap-Index seither ordentlich durchgestartet ist, so ist er doch bislang nur im Bereich der Nackenlinie des Doppeltopps angekommen, das im November und Dezember entstanden war. Und die negative Divergenz, die beim RSI-Indikator auf Wochenbasis entstand, als der Index im Dezember das Juli-Hoch weit unter sich ließ, der Indikator aber kein neues Hoch im Vergleich zum Juli ausbildete, gilt noch immer.

Kein gutes Signal für den Gesamtmarkt, denn wäre man sicher, dass Trumps Pläne allen Vorteile bringen und nicht nur den Riesenkonzernen, müsste es der Russell 2000 sein, der vorausläuft, statt hinterherzuhinken. Aber immerhin, zwei Punkte haben die Bullen jetzt auf ihrer Seite.

Russell 2000: Wochen-Chart vom 23.01.2025, Kurs 2.311,53 Punkte, Kürzel: RUT | Quelle: TWS | Online Broker LYNX
Russell 2000: Wochenchart vom 23.01.2025, Kurs 2.311,53 Punkte, Kürzel: RUT | Quelle: TWS

Zum einen die tadellose Verteidigung des Kreuzsupports aus Aufwärtstrendlinie und 200-Tage-Linie im Bereich 2.160/2.180 Punkte, zum anderen, dass der negativen Divergenz des RSI auf Wochenbasis jetzt eine positive Divergenz auf Tagesbasis gegenübersteht. Denn da hatte der Index Anfang vergangener Woche das Zwischentief des Dezembers unterboten, der RSI aber nahe der überverkauften Zone ein höheres Zwischentief ausgebildet. Das ist nicht immer, aber doch recht oft eine Basis für weiter steigende Kurse und die Chance, einen erneuten Anlauf an die Hochs der Jahre 2021 und 2024 zu starten.

Nichtsdestotrotz bleibt der Index der 2.000 kleinsten Aktien am US-Markt eine Warnung, dass das Zutrauen der breiten Masse, die gerne in ihre heimischen Unternehmen investiert, die hier stark vertreten ist, kleiner ist als die des großen Geldes, das die Blue Chips dominiert. Und wer könnte die realen Perspektiven besser einschätzen als diejenigen, die mittendrin sitzen?

Gerade erst Anfang der Woche hatte ich hier den US-Nebenwerte-Index Russell 20000 auf dem Schirm. Die damalige Überschrift „das muss man jetzt im Auge behalten“ darf man mittlerweile umschreiben: Hier geht gerade was ins Auge!

Der Russell 2000 umfasst die 2.000 kleinsten US-Nebenwerte, die an der New York Stock Exchange, der Nasdaq und der AMEX gehandelt werden. Man könnte versucht sein zu sagen: Welche Relevanz soll ein Nebenwerte-Index haben, das große Geld fließt schließlich vor allem in die Blue Chips. Was richtig ist, einerseits. Aber andererseits muss man sich fragen:

Wer handelt und hat sie denn, diese vielen Small Caps der US-Börsenlandschaft, die insgesamt das Grundgerüst der US-Wirtschaft, den Mittelstand, repräsentieren? Nicht die großen internationalen Investoren, nicht die Trader, die in volatileren Titeln agieren, nicht die großen Spieler am Terminmarkt. Der Russell 2000 hat einen größeren Anteil an ganz normalen Anlegern, als die anderen Indizes. Diese Anleger wählen Aktien meist sorgfältig aus und halten sie normalerweise lange. Bewegungen hier haben daher einen höheren Anteil an Relevanz bei der Frage, wie „Otto Normalanleger“ die Lage sieht. Und der Chart zeigt:

Russell 2000 Index: Tageschart vom 19.12.2024, Kurs 2.221,50 Punkte, Kürzel: RUT | Quelle: TWS | Online Broker LYNX
Russell 2000 Index: Tageschart vom 19.12.2024, Kurs 2.221,50 Punkte, Kürzel: RUT | Quelle: TWS

Er scheint sie immer weniger positiv einzuordnen, denn aus dem verdächtigen Abbröckeln zum Ende der vergangenen Woche wurde jetzt ein dynamischer Abwärtsimpuls. Einer, bei dem schon etwas angebrannt ist.

Expertenmeinung: Wir sehen im Chart auf Tagesbasis, dass der Russell 2000 nach der US-Notenbanksitzung am Mittwoch noch heftiger durchsackte als der Gesamtmarkt. 4,4 Prozent gingen da verloren, was den Index unter die August-Aufwärtstrendlinie und marginal unter die Supportzone 2.238 zu 2.300 Punkte drückte. Damit war für das bullische Lager am Donnerstag zwingender Handlungsbedarf gegeben. Wenn es gelänge, den Russell 2000 in diesem Bereich nach oben zu drehen und blitzschnell zurück über 2.300 Punkte zu heben, wäre damit nicht nur ein möglicher Trendbruch vorerst abgewendet, sondern noch etwas anderes, nicht weniger Bedeutsames.

Denn durch diesen Selloff des Mittwochabends hat der Index das Anfang November entstandene “Trump Gap” geschlossen, ohne dass Käufe aufkamen. Damit ist all der Gewinn, der durch den Wahlsieg Trumps und die damit einhergehenden Hoffnungen aufgelaufen ist, weg. Und Sie sehen es im Chart: Die Käufer tauchten nicht auf. Es gab zwar eingangs des Donnerstags-Handel eine kleine Gegenreaktion. Aber am Ende stand ein Minus von 0,45 Prozent zu Buche.

Eine hoch problematische Entwicklung, denn sie deutet an, dass der Abriss des Mittwochs womöglich nicht nur durch reißende Stop Loss und Hedging-Aktionen am Terminmarkt so heftig ausfiel. Es wirkt, als würden viele Anleger jetzt doch noch unruhig werden und sich an die Seitenlinie stellen. Dabei ist die US-Notenbank mit ihren neuen Projektionen keine echte Ursache, wenn es jetzt zu weiter fallenden Kursen käme, sondern nur der Auslöser, der, in einer solchen hochgekochten Marktphase, auch irgendwas anderes hätte sein können. Aber es bleibt eine weitere wichtige Unterstützungszone, die wir im Chart auf Wochenbasis sehen:

Russell 2000 Index: Wochenchart vom 19.12.2024, Kurs 2.221,50 Punkte, Kürzel: RUT | Quelle: TWS | Online Broker LYNX
Russell 2000 Index: Wochenchart vom 19.12.2024, Kurs 2.221,50 Punkte, Kürzel: RUT | Quelle: TWS

Aktuell ist der Russell 2000, erst recht nach der gestern ausgebliebenen Gegenreaktion, kurzfristig bärisch. Aber mittelfristig käme erst dann ein weiteres, dann aber umso lauteres Signal, wenn die Kreuzunterstützung im Bereich 2.135/2.160 Punkte fallen sollte, die sich aus der unteren Begrenzung des mittelfristigen Aufwärtstrendkanals, der 200-Tage-Linie und dem Hoch des ersten Halbjahres zusammensetzt. Aber was Anfang der Woche noch fern schien, ist jetzt nahe – da die Alarmglocke zu läuten, scheint angebracht!

Nach der US-Wahl sah der Small Cap-Index Russell 2000 eine gewaltige Kaufwelle. Man setzte darauf, dass Trumps Wirtschaftspläne kleinen US-Unternehmen massiv Auftrieb geben würden. Aber die Käufe haben aufgehört – an einem charttechnisch problematischen Punkt.

Steuersenkungen, Zollschranken gegen unerwünschte Importe, gezielte Förderung von US-Unternehmen: Das klingt wie das kommende Schlaraffenland für die US-Wirtschaft. Auch und gerade für kleinere US-Unternehmen, die sich gegen billige Importe schwerer wehren können als die ganz großen Konzerne. Doch nachdem der Small Cap-Index Russell 2000, der 2000 der kleinsten an US-Marktplätzen börsennotierten Unternehmen erfasst, einige Wochen rasant zulegen konnte, ist seit drei Wochen der Wurm drin. Und das genau da, wo die Bullen diesen Wurm nun wirklich nicht gebrauchen konnten: am bisherigen Allzeithoch.

Russell 2000: Chart vom 13.12.2024, Kurs 2.346,77 Punkte, Kürzel: RUT | Quelle: TWS | Online Broker LYNX
Russell 2000: Chart vom 13.12.2024, Kurs 2.346,77 Punkte, Kürzel: RUT | Quelle: TWS

Das lag beim Russell 2000 schon drei Jahre zurück, es wurde im November 2021 bei 2.459 Punkten erzielt. Ende November bliesen die Bullen zur Attacke auf diese letzte Bastion. Und sie wurde mit 2.466 Punkten auch minimal überboten. Doch dann lief es anders als gedacht:

Die Anschlusskäufe bleiben aus. Stattdessen kamen leichte Gewinnmitnahmen auf. Kein Problem, solange der Druck nicht allzu groß wird. Was er in den beiden vorvergangenen Wochen auch nicht wurde. In der letzten Woche aber wurde er stärker. Und langsam wird die Sache charttechnisch kritischer.

Expertenmeinung: Vor dem 2021 erreichten Rekordhoch gab es in diesem Jahr noch mehrere andere Zwischenhochs, die zusammen mit dem Jahreshoch 2021 eine Widerstandszone zwischen 2.351 und 2.459 Punkten bilden. Und aus dieser Zone droht der Russell 2000 gerade herauszurutschen.

Kommt es dazu, wäre die Kreuzunterstützung aus der unteren Begrenzung des im Herbst 2023 etablierten Trendkanals, der 200-Tage-Linie und dem Hoch des ersten Halbjahres 2024 zwischen 2.135 und 2.156 Punkten das unmittelbar nächste Kursziel. Dann wäre die Wahl-Rallye schon mehr als egalisiert. Und das könnte diejenigen, die derzeit weiter zuversichtlich sind, dass die anstehende Umkrempelung der US-Wirtschaft allen zugutekommt, äußerst nervös machen. Denn was da auf der Agenda wartet, könnte man auch ganz anders sehen, was die Small Caps angeht:

Diese Pläne werden auf jeden Fall die großen US-Konzerne begünstigen, aber bislang haben die ihren stetigen Profitanstieg immer auf den Schultern der kleineren Unternehmen, seien sie Zulieferer oder Konkurrenten, erreicht. Was auch der Grund ist, warum der Russell 2000 so lange keine neuen Rekorde markieren konnte, während die Blue Chip Indizes von einem neuen Hoch zum nächsten liefen.

Sollte denen, die im November kräftig zugelangt haben, der Eindruck entstehen, dass sie mit dem Russell 2000 den falschen Mond angeheult haben, wäre auch diese vorgenannte Kreuzunterstützung kein sicheres Sprungtuch. Und ein weiterer Abstieg ein Warnsignal für den Gesamtmarkt, denn eines gilt hierzulande wie in den USA gleichermaßen: Ohne den Mittelstand mitzunehmen, ist jeder Aufschwung brotlose Kunst.

Nach der US-Wahl stürzten sich institutionelle Investoren nicht nur auf Banktitel, sondern auch auf die mittleren und kleinen US-Aktien, die im Russell 2000 gelistet sind, in der Erwartung, dass der Mittelstand jetzt durchstartet. Doch der Chart des Index liefert jetzt ein Warnsignal.

Es war ein gigantischer Kurssprung, den der Nebenwerte-Index Russell 2000 am Tag nach der Wahl erlebte. Fast sechs Prozent sauste der Index am 6. November nach oben und stieg dann noch bis vergangenen Montag weiter, wo er dann mit 2.442 Punkten den höchsten Stand seit drei Jahren erreichte. Vor eben diesen drei Jahren, im November 2021, hatte der Russell 2000 bei 2.485 Punkten ein Allzeithoch erzielt. Das schien Anfang der Woche in unmittelbarer Reichweite. Und angesichts des hohen Momentums der Kaufwelle dürften viele darauf gesetzt haben, dass der Index durch diese letzte Widerstandslinie hindurchgehen würde wie durch Butter. Aber Sie sehen es im Chart:

Russell 2000: Chart vom 15.11.2024, Kurs 2.302,89 Punkte, Kürzel: RUT | Online Broker LYNX
Russell 2000: Chart vom 15.11.2024, Kurs 2.302,89 Punkte, Kürzel: RUT | Quelle: TWS

Es kam anders. Statt das Allzeithoch als Etappe auf dem Weg zu neuen Rekorden zu sehen, schienen viele diese Marke als Rallye-Ziel gesehen zu haben und stiegen aus. Wären dem Jahreshoch darauf nur ein paar moderate Gewinnmitnahmen gefolgt, könnte man getrost darauf hoffen, dass das nichts als ein „Ausatmen“ vor dem nächsten und dann erfolgreichen Ausbruchsversuch ist. Aber es war mehr als das. Sie sehen, dass der Russell 2000 per Freitagabend nach vier schwachen Tagen in Folge an eine neuralgische Zone zurückgesetzt hat:

Russell 2000: Chart vom 15.11.2024, Kurs 2.302,89 Punkte, Kürzel: RUT | Online Broker LYNX
Russell 2000: Chart vom 15.11.2024, Kurs 2.302,89 Punkte, Kürzel: RUT | Quelle: TWS

Expertenmeinung: Jetzt wurde das obere Ende der großen Aufwärts-Kurslücke vom 6. November erreicht. Dort verläuft zugleich die obere Begrenzung der aus den Zwischenhochs der Monate Juli bis Oktober abzuleitenden Unterstützungszone 2.238/2.300 Punkte. Schließt der Index diese Kurslücke und dreht dann nicht sofort wieder nach oben, sondern fällt aus dieser Supportzone nach unten heraus, ist die gesamte positive Reaktion auf Donald Trumps Wahlsieg abverkauft; schon jetzt sind drei Viertel davon wieder weg. Und angesichts dieses Chartbilds ist das Risiko, dass dieser „Trump Jump“ unverhofft in ein tiefes Loch fällt, nicht zu unterschätzen, denn:

Dass der Anlauf an das bisherige Rekordhoch so deutlich auf Verkaufsdruck trifft, wirkt auf potenzielle Käufer natürlich abschreckend. Vier Tage nacheinander ging es kräftig abwärts und keinerlei echte Gegenwehr war zu sehen. Das weckt natürlich auch Zweifel, ob die Marktteilnehmer denn wirklich so überzeugt sind, dass die kommende US-Regierung für die kleineren und mittleren Unternehmen so viel Gutes bringen könnte, dass für den Index auf diesem Niveau mehr Luft nach oben als nach unten vorhanden wäre.

Und es müsste viel Luft nach oben sein, denn der Russell 2000 ist von der Bewertung über das durchschnittliche Kurs/Gewinn-Verhältnis der in ihm gelisteten Aktien teuer: Mit 32 liegt diese Bewertung untypisch hoch, vor einem Jahr kam sie noch auf 24. Damit ist das Risiko, dass der „Trump Jump“ am Ende zum Sprung in die Fallgrube wird, groß genug, um jetzt auf der Long-Seite äußerst vorsichtig zu sein!