Der US-Small Cap Index Russell 2000 schaffte am Dienstag eine Wende in die Gewinnzone … und das bei auf Tagesbasis überverkaufter Markttechnik. Das wäre grundsätzlich die Chance für eine kräftige Erholung. Aber werden die Käufer wirklich zurückkommen?
Im charttechnischen Mikrokosmos ist das eine Chance für die zuletzt massiv unter Druck stehenden Bullen: Der die 2.000 kleinsten an der Wall Street notierten Unternehmen listende Russell 2000 drehte gestern knapp über der Unterstützungslinie vom Juni und August 2024 bei 1.993 Punkten aus dem Minus nach oben, das Tagestief lag bei 2.001 Punkten. Ein Support, eine runde Chartmarke und zugleich überverkaufte markttechnische Oszillatoren wie Stochastik und RSI: Das hat Potenzial. Grundsätzlich zumindest.
Tritt man einen Schritt zurück, sieht man, dass der bisherige charttechnische Flurschaden extrem ist. Kurs nach Trumps Wahlsieg war der Russell 2000 in der Erwartung, dass die Wirtschaftsagenda des kommenden Präsidenten zu blühenden Landschaften für den Mittelstand führen werde, kräftig gestiegen, korrigierte dann, schaffte aber Ende November gleich ein neues Hoch bei 2.466 Punkten. Von dort aus brach der Index bis zum gestrigen Tages-Verlaufstief um fast 19 Prozent ein, weit mehr also als Dow Jones, S&P 500 und Nasdaq 100.
Und das hat eben seine Gründe. Gründe, die man alleine mit einem – von der Dimension des Schlusskurs-Plus ohnehin eher kleinen – Intraday-Turnaround nicht vom Tisch bekommt.
Expertenmeinung: Den Anlegern ist mittlerweile glasklar, dass Donald Trumps Zollgefechte der heimischen Wirtschaft genauso schaden wie den Volkswirtschaften der in die USA exportierenden Länder. Die Kosten tragen die US-Importeure, zugleich läuft man Gefahr, auf einmal nicht mehr das von Zulieferern zu bekommen, was man für die Produktion benötigt oder an Kunden verkaufen könnte.
Das können die Mega-Caps unter den US-Unternehmen eher wegstecken als die kleinen und mittleren Unternehmen. Und wenn schon Dow und S&P 500 mit ihren großen Konzernen unter Druck stehen, so wundert es nicht, wenn die Small Caps umso heftiger zu Boden gehen. Sollte sich ein baldiges Ende dieser Zoll-Problematik abzeichnen, könnte der Russell 2000 zur Kursrakete werden. Doch aus aktueller Sicht wäre eine Wette auf ein schnelles, schadenbegrenzendes Ende eben gewagt … und so sieht der Russell 2000 auch aus.

Sie sehen im Chart auf Tagesbasis, wie schnell und weit es hier bergab ging. Zwar jetzt an einen Support, während zugleich der RSI-Indikator im überverkauften Terrain rangiert, was zusammen mit diesem Dienstags-Turnaround grundsätzlich eine Chance böte. Aber dem gegenüber steht nicht nur der negative Crossover der 20-Tage-Linie über die 200-Tage-Linie, sondern eben auch die Rahmenbedingungen: Schrumpfendes Wachstum und die Rückkehr der Inflation als Quittung für eine Zollpolitik, die die Unternehmen nicht wollten.
Auf Wochenbasis wird zudem deutlich, dass dieser Versuch, den Abstieg zu stoppen, nicht gerade auf komfortabel stabilem Boden stattfand, sondern an einer charttechnischen Klippe. Diese Zone um 2.000 Punkte ist Teil einer bis in den Sommer 2022 zurückreichenden Unterstützungszone, die das obere Ende einer zwischen Sommer 2022 und Ende 2023 geltenden, breiten Handelsspanne markiert.

Sollte diese Zone mit Schlusskursen klar unter 1.993 Punkten fallen, wäre das untere Ende eben dieser alten Handelsspanne im Bereich 1.634 zu 1.715 Punkte ein mittelfristig realistisches Kursziel. Denn wenn all das, woraus man vor und kurz nach der Wahl gesetzt hatte, nicht eintritt, sondern sich ins Gegenteil verkehrt, dürften sich viele Trader zu Recht fragen:
Warum hier ins fallende Messer greifen, wenn man fürchten muss, dass die Lage allemal noch schlimmer werden könnte? Und um diese Frage durch wieder steigende Kurse vom Tisch zu wischen, war das, was am Ende des Tages gestern als Kursgewinn herauskam, noch zu mager.
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