Warum sollte man den Euro Stoxx 50 Future handeln? (Videozusammenfassung)
Im letzten Blog über meine Top 5 Futures habe ich verschiedene Merkmale von Futures erwähnt, die für einen Händler von Interesse sind. Letztendlich haben neben den Öffnungszeiten der Börse, der Multiplikator und die Liquidität darüber entschieden, welche Futures es unter meine Top 5 geschafft haben. Auf Platz 1 befindet sich der E-mini S&P 500 Future, der zu den am häufigsten gehandelten und damit liquidesten Futures der Welt gehört.Von den vier anderen Futures auf meiner Liste bilden zwei europäische Indizes ab, einer bezieht sich auf den Zinssatz und ein weiter kommt aus dem Bereich der Rohstoffmärkte. In diesem Artikel möchte ich Ihnen meine Nummer 2 vorstellen, den Future auf den Euro Stoxx 50 – einen der großen Benchmarks auf den europäischen Aktienmärkten.
Euro Stoxx 50 Future
Der Euro Stoxx 50 Future (Ticker: ESTX50) ist ein Produkt, das ich selbst aktiv handle. Daher ist es nicht verwunderlich, dass es dieser Future auf den zweiten Platz geschafft hat. Der Index besteht aus den 50 wichtigsten Aktien der Euro-Zone, zu denen beispielsweise die niederländischen Unternehmen ASML, ING, Philips und Unilever gehören. Natürlich sind auch diverse deutsche Unternehmen wie BMW, Deutsche Bank oder Siemens im Index gelistet. Wie auch beim S&P 500 stellt die Zusammensetzung des Euro Stoxx einen Maßstab für den Gesamtmarkt dar – in diesem Fall eben nur für Europa. Die Anzahl der Aktien, die Bestandteil des Index sind, ist natürlich im Vergleich zum S&P 500 viel kleiner. Der Index ist trotzdem ein gutes Abbild der europäischen Aktienmärkte und daher sehr beliebt bei institutionellen Investoren.
Euro Stoxx 50 Futures werden über die Eurex gehandelt, die im Jahr 1998 durch eine Fusion der Deutschen Terminbörse (DTB) und der Schweizer Options und Financial Futures Exchange (SOFFEX) entstanden ist und Eigentum der Deutschen Börse ist. Die Öffnungszeiten sind von 8 bis 22 Uhr und somit wesentlich kürzer, als die der US-Futures, die an der Globex gehandelt werden. Dieser Unterschied ist nicht unbedeutend. Sollte über Nacht ein Ereignis eintreten, das erhebliche Auswirkungen auf die Preise hat, können Investoren erst am nächsten Morgen um 8 Uhr auf diese Ereignisse reagieren. Häufig entstehen durch solche Ereignisse Kurslücken, auch Gaps genannt. Das bedeutet zwischen dem Schlusskurs des Vortags und dem Eröffnungskurs des neuen Handelstags ein Unterschied besteht. Dieser Unterschied kann von Zeit zu Zeit auch sehr groß ausfallen.
Häufig kommt das beispielsweise zwischen dem Handelsschlusskurs am Freitagabend und der Eröffnung am folgenden Montag vor. Es gibt für Gaps diverse Trading-Strategien über die viele Bücher geschrieben wurden. Diesem Thema möchte ich mich aber in einem späteren Artikel widmen.
Liquidität
Was macht den Euro Stoxx 50 Future so attraktiv? Erstens, die hohe Liquidität. Das Volumen dieser Futures ist mit durchschnittlich 1 Million Kontrakten täglich das größte auf den europäischen Märkten. Im Allgemeinen liegt die Anzahl der angebotenen und nachgefragten Kontrakte auf der Bid und Ask-Seite, bei aktuellm Handelskurs, bei 300 bis 500 Kontrakten. Ein Blick ins Orderbuch zeigt, dass ebenfalls Volumina auf höheren und niedrigeren Kursen vorhanden sind.
Über die Kontraktspezifikationen (Doppelklick auf die Wertpapierzeile) erhalten Sie jederzeit weitere Informationen über den Future-Kontrakt. Wie unten angegeben, sind die Handelszeiten des Futures von 8 bis 22 Uhr. Der Multiplikator beträgt 10, womit der Tickwert bei 10 Euro liegt. Bei einem Stand von 3.700 Punkten liegt der Nominalwert des Kontraktes damit bei 37.000 Euro (10×3.700). Im Vergleich zu anderen Future-Kontrakten ist dies ein relativ kleiner Betrag. Der AEX Future beispielsweise hat einen Multiplikator von 200 und damit bei einem Stand von 500 Punkten einen Nominalwert in Höhe von 100.000 Euro. Der DAX Future hingegen hat einen Multiplikator von 25, was bei einem Stand von 12.000 Punkten einem Nominalwert von 300.000 Euro entspricht. Von einem Future mit einem kleineren Multiplikator müssten also mehr Kontrakte gehandelt werden, um eine dem AEX oder dem DAX entsprechende Position aufzubauen. Wenn das Verhältnis beispielsweise bei 3:1 liegt, bedeutet das auch eine Verdreifachung der Transaktionskosten.
Darüber hinaus ist auch die Tickgröße – also die minimale Spanne zwischen An- und Verkaufspreis -eine relevante Größe. Beim Euro Stoxx 50 Future beträgt die Tickgröße 1 Punkt. Die Differenz zwischen An- und Verkaufspreis liegt daher bei mindestens einem Punkt. Beim E-mini S&P 500 Future beträgt die Tickgröße beispielsweise 0,25 Punkte.
Die Differenz zwischen dem An- und Verkaufspreis stellt die indirekten Kosten der Transaktion dar. Wenn Sie bei 3694 Punkten kaufen und bei 3693 Punkten verkaufen, realisieren Sie einen Verlust von einem Punkt. Transaktionskosten lassen wir für die nachfolgende Betrachtung zur Vereinfachung außen vor. Der Verlust beträgt demzufolge – gemessen am Nominalwert – rund 0,03%. Führen wir dieselbe Betrachtung für den E-mini S&P 500 Future durch: bei einer Tickgröße von 0,25 Punkten und einem Multiplikator von 50 beträgt der Verlust bei einem Tick USD 12,50. Dies entspricht aber nur 0,01% des Nominalwertes. Beim E-mini ist der Nominalwert mit rund USD 100.000,- deutlich größer als beim Euro Stoxx 50. Die indirekten Kosten der Transaktion beim Euro Stoxx 50 Future sind daher höher als beim E-mini S&P 500 Future.
Ihnen ist wahrscheinlich nicht entgangen, dass der Euro Stoxx 50 Future einige Nachteile mit sich bringt. Wie ich Ihnen aber schon eingangs beschrieben habe, handle ich diesen Kontrakt trotzdem sehr gerne.
Woher kommt also meine Vorliebe für diesen Future? Zum einem handelt es sich hier um einen gut nachvollziehbaren Index. Mit 50 großen europäischen Aktien ergibt sich eine optimale Verteilung – die größte Gewichtung liegt zum aktuellen Zeitpunkt bei 5%. Beim AEX dagegen haben beispielsweise Einzelwerte wie Shell und Unilever eine große Gewichtung, was deren Einfluss auf den Index natürlich deutlich verstärkt. Da der Euro Stoxx das Barometer für europäische Aktien ist, handeln Sie im sogenannten Leitindex. Das ist ein entscheidender Punkt. Regelmäßig hört man, wie Menschen (frustriert) über den „Mickey Mouse“-Index von Amsterdam diskutieren. Die Bezeichnung kommt von der angesprochenen Ungleichverteilung der Aktien im AEX-Index. Damit geht einher, dass es Marktteilnehmer mit größeren Aktienpaketen einfacher haben, ihre eigenen Interessen durchzusetzen. Im Euro Stoxx spielt dies eine deutlich geringere Rolle – trotzdem kann man auch hier bei Verfall der großen Kontrakte immer einen kleinen Ausschlag in eine bestimmte Richtung beobachten.
Skalierbarkeit
Der wichtigste Grund, warum ich mit Euro Stoxx 50 Futures handle, ist die Skalierbarkeit. Wenn Sie den Ehrgeiz besitzen, mit dem Future-Handel zu beginnen und damit Erfolg haben wollen, ist Skalierbarkeit von entscheidender Bedeutung. Im Euro Stoxx können Sie ohne den Marktpreis zu beeinflussen große Stückzahlen handeln. Der Marktwird dadurch nicht beeinflusst und es gibt keine Auswirkungen auf die Ausführung. Nicht ohne Grund handeln große Investoren gerade mit diesem Future.
Im AEX und DAX wird es bei großen Stückzahlen schnell schwieriger. Die im Orderbuch liegenden Orders umfassen kleinere Stückzahlen, wodurch Slippage zunimmt. Slippage ist der Unterschied zwischen dem theoretischen oder erwarteten und dem tatsächlichen Ausführungspreis einer Order. Das ist möglicherweise der größte Nachteil beim Handel mit anderen europäischen Futures. Aus eigener Erfahrung kann ich sagen, dass der DAX hierfür berüchtigt ist. Wenn Stop-Orders ausgelöst werden, treten regelmäßig Spikes nach oben oder nach unten auf. Slippage kann an der Tagesordnung sein – mit all der Frustration und den Kosten, die damit verbunden sind. Im Gegensatz dazu kann ich kann die Handelstage, an denen ich im Euro Stoxx 50 Future in den letzten Jahren durch Slippage ausgestoppt wurde, an einer Hand abzählen. Und ich wurde häufig mit einem Verlust ausgestoppt!
Slippage
Slippage beim Erreichen Ihres Stop-Preises ist etwas wirklich Unschönes. Zum einen bedeutet das nämlich, dass Ihre Position geschlossen wird und das höchstwahrscheinlich auch noch mit Verlust. Wird eine Long-Position beispielsweise nicht beim erwarteten Stop-Preis geschlossen, sondern 0,1 Punkte niedriger, wie häufig im AEX Future, dann bedeutet dies zusätzlichen Verlust oder entgangenes Geld. Warum ist Slippage bei den meisten Futures im Allgemeinen so hoch?
Das hängt davon ab, wie die Börse Stop-Orders behandelt. Dieser Ordertyp ist nämlich in vielen Fällen keine Börsenorder. Das heißt, dass der Broker diese Order simuliert und erst dann als Market-Order an die Börse sendet, wenn das vorgegebene Preisniveau erreicht wurde. In der Zwischenzeit – und seien es nur ein paar Millisekunden – kann der Preis schon weiter abgesunken sein. Bei der Eurex ist das anders. Denn hier sind Stop-Orders auch Börsenorders und liegen damit direkt auf dem Server der Börse. Damit wird die Chance auf Slippage stark eingeschränkt, was ein Vorteil für den Händler ist. Slippage muss, je nach Ordergröße, nicht unbedingt ungerechtfertigt sein – diese Minimierung ist aber in jedem Fall ein Vorteil. Im Euro Stoxx 50 sind die Umstände somit optimal.
In der Handelsplattform von LYNX können Sie sehen, ob eine Stop-Order auch Börsenorder ist oder simuliert werden muss. Eine Börsenorder – die auch auf dem Orderserver der Börse liegt – erhält im Statusbalken die Farbe Grün. Eine simulierte Stop-Order, die auf dem Orderserver des Brokers liegt und erst bei Erreichen des Stop-Preises als Market-Order an die Börse gesendet wird, erhält die Farbe Blau.
Ist es klug, zum Euro Stoxx 50 Future zu wechseln, wenn Sie momentan eine Position von zwei AEX Futures handeln? Absolut nicht! Nehmen wir den Nominalwert eines Futures nochmals in Augenschein: Sie werden feststellen, dass ein AEX Future ungefähr dem Wert von 3 Euro Stoxx Futures gleich kommt. Im AEX Future können Sie ohne Probleme 10 Kontrakte kaufen oder verkaufen, ohne mit allzu viel Slippage zu kämpfen. Handeln Sie mit größeren Stückzahlen, kann das letztendlich zu Ihrem Nachteil sein. Es ist dann möglicherweise besser, 45 Euro Stoxx 50 Futures zu handeln anstelle von 15 AEX Futures. Wir sprechen hier schon von wirklich großen Volumina, aber Orders mit diesen Stückzahlen sind definitiv am Markt. Der Nachteil hier wäre natürlich ganz klar die Verdreifachung der Transaktionskosten, wenn Sie vom AEX zum Euro Stoxx Future wechseln, aber ungefähr denselben nominalen Wert handeln wollen.
Über unsere preisgekrönte Handelsplattform können Sie den Euro Stoxx 50 Future an der EUREX für 2,00 Euro pro Kontrakt handeln. Daneben stehen Ihnen viele weitere Futures in Europa, Amerika, Asien und Australien zu Verfügung. Profitieren Sie von unserer langjährigen Erfahrung, um den Future-Handel professionell, schnell und günstig zu betreiben.
In meinem nächsten Blog werde ich dann näher auf den Euro Bund Future (GBL) eingehen – einen der liquidesten Zins-Futures Europas.