Dass man am US-Anleihemarkt mal mehr, mal weniger stark auf fallende Leitzinsen setzt, ist normal. Die Rahmenbedingungen verändern sich stetig, da wackelt jede Überzeugung irgendwann. Aber jetzt hat der US-Bondmarkt eine sehr auffällige Reaktion gezeigt.
Vorab schnell wie immer die Erläuterung: Der Chart zeigt den Future für die Kurse der US-Staatsanleihen (Treasury Bonds oder kurz T-Bonds) mit zehn Jahren Laufzeit. Die Kurse bewegen sich umgekehrt zu den Renditen, d.h. zu der effektiven Verzinsung der Bonds: Wenn der Kurs der Anleihen und ihres Futures fällt, gehen die Renditen nach oben. Was sie dann tendenziell tun, wenn die Leitzinsen steigen. Was sie wiederum diese Woche nicht taten, die US-Notenbank senkte den Leitzins ja bekanntlich um weitere 0,25 Prozent. Hätten die T-Bond-Kurse nicht also steigen müssen?
Hätten sie, wenn man davon ausgehen würde, dass diese Leitzinssenkungen weitergehen. Und genau daran scheint es jetzt zu kranken. Wobei man das nicht einfach auf den Umstand schieben sollte, dass die US-Notenbank den Ausblick in Sachen Leitzinsen im Jahr 2025 zurückgenommen hat und jetzt nur noch 0,5 Prozent Senkung per Ende 2025 sieht – im September hatte man noch 1,0 Prozent avisiert. Denn so ganz unerwartet kam das ja nicht. Das erklärt somit nicht, wieso die Reaktion der Kurse so heftig war.
Expertenmeinung: Nachdem der Kurs des T-Bond-Future im Sommer sein Jahreshoch markierte, hatte er ja schon einen weitreichenden Abstieg hinter sich. Die im Sommer noch herrschende Erwartung, dass die Leitzinsen und mit ihnen die Renditen der US-Anleihen jetzt doch zügig sinken würden, hatte man also schon weitgehend ausgepreist. Jetzt aber ist die aus dem Herbst 2023 stammende Aufwärtstrendlinie gebrochen worden, dadurch haben die Kurse der US T-Bonds jetzt nur noch zwei Supportlinien, bevor es richtig ungemütlich wird:
Die Zwischentiefs vom April 2024 bei 108 2/32 US-Dollar und das Tief vom Herbst 2023 bei 107 US-Dollar. Schon jetzt ist die Zinsrendite der zehnjährigen Laufzeit von den 3,61 Prozent, die im September erreicht wurden, auf 4,56 Prozent gestiegen. Das kann doch nicht alleine durch die 0,5 Prozent weniger Zinssenkungsperspektive ausgelöst worden sein, die man jetzt seitens der US-Notenbank für 2025 kommuniziert hat?
Nein, wohl nicht. Und das macht die Sache so bemerkenswert. Es scheint, als würden die Trader jetzt bereits eine US-Notenbank in die Kurse „einbauen“, die noch restriktiver agieren wird, als sie sich momentan darstellt. Es scheint, als würde man hier gerade das Wiedererwachen der Inflation und das vorläufige Ende der Zinssenkungsphase einpreisen. Und so ganz abwegig ist das ja auch nicht, denn die Inflation ist weiter zu hoch und das länger, als noch vor ein, anderthalb Jahren gedacht. Und Donald Trumps Wirtschaftsagenda impliziert das Risiko steigender, womöglich sogar stark steigender Preise.
Da man am Anleihemarkt angeblich das Gras wachsen hört, wäre es für die Akteure am Aktienmarkt kein Fehler, diese Entwicklung jetzt im Auge zu behalten. Spätestens, denn der Kurs des T-Bond-Future diesen Support bei 107 US-Dollar brechen würde, wäre das ein Signal dafür, dass die Bond-Trader das Zinssenkungs-Schiff gerade untergehen sehen.
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