Die EZB hat bereits mehrfach die Leitzinsen gesenkt, aber die Kurse deutscher Anleihen wollen bislang einfach nicht durchstarten, die Rendite für Bundesanleihen mit zehn Jahren Laufzeit liegt derzeit fast genau da, wo sie vor einem Jahr lag. Was könnte dahinterstecken?
Bundesanleihen mit zehn Jahren Restlaufzeit wiesen am Donnerstag eine Rendite von 2,55 Prozent aus, am Freitag waren es dann nur noch 2,45 Prozent. Der Grund waren kräftige Käufe, die die Rendite drückten und die man im Kursbarometer dieser „Zehnjährigen“ am Futures-Markt, dem Bund Future, sehen kann. Kommt da etwas nach? Gelingt jetzt die Aufwärtswende beim Bund Future und damit bei den Anleihe-Kursen, vollzieht man also die Leitzinssenkungen der EZB endlich nach und drückt durch umfassende Käufe die Renditen?
Das wäre dann denkbar, wenn ein Szenario entsteht, das mehr Anleger wieder von den Aktien zurück zu den Anleihen locken würde. Aber ganz so einfach wird das eher nicht und vermutlich für die Konjunktur ziemlich unangenehm. Denn dass die Renditen einerseits und damit die Kurse der Bundesanleihen andererseits zwar kräftig schwanken, aber auf mittelfristiger Ebene auf der Stelle treten, hat ja seine Gründe. Die da wären?
Expertenmeinung: Zunächst einmal wurde den deutschen Anlegern die Anleihe ja jahrelang vergällt. Jahrzehntelang waren Anleihen beliebt, während Aktien vielen suspekt waren. Doch dann rutschten die Renditen immer weiter ab, zwischen 2019 und 2021 waren sie sogar negativ. Man musste also Geld mitbringen, wenn man dem Staat Geld lieh. Das trieb immer mehr Sparer in den Aktienmarkt. Und dessen Performance in den vergangenen Jahren nahm vielen die Angst vor dem Verlustrisiko, es wirkte, als ginge es da einfach nur nach oben … und das brachte und bringt noch bei Weitem mehr Gewinn als Anleihen. Es sei denn, die würden im Kurs stark zulegen, weil die Renditen fallen.
Die Leitzinsen fielen bereits, die Rendite der zehnjährigen Bundesanleihen aber nur marginal. Gegenüber der höchsten Rendite seit 2011, die im Herbst 2023 bei knapp drei Prozent erreicht wurde, ging es nur leicht nach unten. Kursgewinne waren damit kaum zu erzielen … und die Rendite von zuletzt 2,45 Prozent bei den „Zehnjährigen“ liegt nur knapp über der Inflationsrate, während DAX & Co. zuletzt haussierten.
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Wenn sich das Bild also ändern soll, wenn der Bund Future nicht nur kurzlebige Absicherungskäufe unmittelbar vor der Wahl sehen soll, sondern eine echte Aufwärtswende, die den Future über die im Chart dick hervorgehobene 200-Tage-Linie in den Bereich der Zwischenhochs vom Sommer und Herbst 2024 trägt, müssen sich die Faktoren, die die Anleger bisher von einer Rückkehr in Anleihen abhalten, ändern, sprich:
Der Aktienmarkt müsste zeigen, dass er eben doch nicht so risikolos ist, wie es zuletzt schien.
Die EZB müsste die Leitzinsen weiter senken, so dass auch die deutschen Renditen nennenswert sinken und Anleihen dadurch wirklich eine Chance auf Kursgewinne bieten.
Und die Inflation müsste so weit zurückkommen, dass sich der Realzins bei Bundesanleihen nicht nur einen Hauch, sondern deutlich über der offiziellen Inflationsrate bewegt.
Zusammengefast wäre das aber ein Gesamtbild, das konjunkturell kein Gutes wäre. Fallende Preise und sinkende Zinsen nebst abknickendem Aktienmarkt wäre ein Szenario, das mit einer Verschärfung der Wachstumsprobleme, will heißen mit einer ausgewachsenen Rezession einhergehen würde. So gesehen hätte eine Aufwärtswende des Bund Future „Nebenwirkungen“, die man sich eher nicht wünschen würde.
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