Brent Crude Oil Prognose Brent Crude Oil: Ist der Aufwärtsschwenk jetzt vom Tisch?

News: Aktuelle Analyse des Brent Crude Oil Futures

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Brent Crude Oil
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Ticker: COIL
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Brent Crude Oil war gerade dabei, an einer massiven Supportzone nach oben zu drehen, da kamen gestern zwei Meldungen, die den Kurs umgehend wieder zurück an diese Auffangzone schickten. Aber ob sie deswegen im zweiten Anlauf fällt, ist noch nicht raus.

Die US-Rohöl-Lagerbestände sind in der abgelaufenen Kalenderwoche zum dritten Mal in Folge deutlich stärker gestiegen als im Vorfeld geschätzt wurde, das wurde gestern gemeldet. Das sorgte für Abgaben, ebenso die abendliche Mitteilung von Donald Trump, dass sein Telefonat mit Putin erfolgreich gewesen sei und man umgehend mit Verhandlungen über einen Waffenstillstand hinsichtlich des Ukraine-Konflikts beginnen wolle. Der Effekt im Chartbild:

Brent Crude Oil Future: Chart vom 12.02.2025, Kurs 75,14 US-Dollar, Kürzel: COIL | Online Broker LYNX
Brent Crude Oil Future: Chart vom 12.02.2025, Kurs 75,14 US-Dollar, Kürzel: COIL | Quelle: TWS

Brent Crude Oil, das gerade vorher am oberen Ende der Supportzone zwischen 71,70 und 74,87 US-Dollar nach oben gedreht hatte, schwenkte umgehend nach unten ein und schloss wieder in unmittelbarer Reichweite dieser aus den gleitenden Durchschnitten der letzten 50, 100 und 200 Handelstage, der September-Aufwärtstrendlinie und zahlreichen Zwischenhochs und -tiefs seit Juni bestehenden Unterstützungszone. Damit ist der Versuch des bullischen Lagers, diese Zone als Sprungbrett für einen neuen Aufwärtsimpuls zu nutzen, erst einmal abgewürgt worden. Aber geschlagen ist die Käuferseite deswegen noch nicht.

Expertenmeinung: Immerhin wäre aus charttechnischer Sicht noch ein zweiter Anlauf möglich, solange diese Zone nicht komplett nach unten durchbrochen ist. Und dazu müssten eigentlich bessere Argumente als die beiden vorgenannten kommen, denn was im ersten Moment bärisch wirkt, muss es nicht sein.

Was das Thema Ukraine angeht, sind erste, mögliche Gespräche und eine echte Einigung zweierlei. Und dass dann, wenn es soweit wäre, die Aufhebung der Sanktionen gegen Russland zu einem Angebotsüberhang am Ölmarkt führen würde, ist unwahrscheinlich, immerhin exportiert Russland ohnehin massiv weiter, zudem passt sich die weltweite Förderung immer schnell der Nachfrage an. Das also ist nicht bärisch, zumal so etwas vermutlich noch weit in der Zukunft läge.

Und hinsichtlich der unerwartet gestiegenen Ölvorräte der US-Unternehmen gibt es eben immer zwei Interpretationsmöglichkeiten. Die eine, bärische, ist zu unterstellen, dass der Verbrauch gesunken ist, die Vorräte deswegen steigen und dieser niedrigere Bedarf ein zu hohes Angebot widerspiegelt. Man kann aber genauso behaupten, dass die US-Unternehmen zuletzt mehr Öl eingekauft haben, weil sie nach der bis Mitte Januar gelaufenen Rallye davon ausgehen, auf Sicht mehr bezahlen zu müssen als jetzt, nachdem die Kurse der wichtigsten Rohöl-Sorten deutlich korrigiert haben.

Die Sache ist also alleine mit diesem Rücksetzer des Mittwochs noch nicht entscheiden, die Bullen könnten jederzeit erneut antreten. Bevor man hier über die Short-Seite nachdenkt, wäre es daher ratsam, diese Unterstützungszone 71,70 zu 74,87 US-Dollar nicht einfach unter Druck, sondern unterboten zu sehen.

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Vorherige Analysen des Brent Crude Oil Futures

Ab Ende Dezember hatte Brent Crude Oil stark zugelegt. Eine massiv anziehende Nachfrage durch Trumps Wirtschaftsagenda und eine restriktive OPEC-Förderpolitik waren die bullischen Argumente. Aber der Ausbruchversuch scheiterte – jetzt haben die Bären ihre Chance.

Es scheint, als sei man am Ölmarkt zu dem Schluss gekommen, dass wohl doch nicht alles so heiß gegessen wird, wie man es zur Jahreswende gekocht hatte. Denn zum einen würde eine konsequente Umsetzung von Donald Trumps Wirtschaftsideen zwar dazu führen, dass die Rohölnachfrage in den USA kurzfristig kräftig anzieht. Aber dafür müsste man in großen Teilen der übrigen Welt mit einem Rückgang rechnen, denn das Wachstum in den USA würde auf Kosten der anderen großen Industrieregionen wie Europa und Asien gehen. Hinzu kommt, dass der US-Präsident die eigene, ohnehin schon hochtourig laufende Ölförderung ja noch exzessiv steigern will, um von Importen völlig unabhängig zu werden. Da wäre im Saldo sogar mittelfristig ein Nachfrage-Überhang denkbar.

Darüber hinaus würde sich die OPEC im Fall einer leicht rückläufigen Nachfrage vermutlich selbst ein Bein stellen, wenn sie ihre Fördermengenbegrenzung noch ausbauen würde. Denn wenn man bei der OPEC die Preise anhebt, zugleich aber andere Ölfördernationen, allen voran die USA, mehr als genug Rohöl liefern können, um die Kürzung der Förderquote der OPEC-Länder auszugleichen, würde das den Preis nicht stabilisieren oder höher ziehen, sondern nur die Absatzmenge der OPEC reduzieren. Die Lücke füllen dann andere.

Expertenmeinung: Alles also eher keine Argumente für einen großen Aufwärtsimpuls in Richtung des 2024er-Jahreshochs bei 85 US-Dollar. Dadurch scheiterte der Versuch, sich nach oben abzusetzen, noch unterhalb der Hochs vom April und Juli 2024. Brent Crude Oil drehte ab und ist jetzt bereits wieder an die mittelfristig entscheidende Supportzone zwischen 71,70 und 74,90 US-Dollar gerutscht, in der sich in diesem hier abgebildeten Juni-Liefertermin des Brent Crude Oil-Futures die drei entscheidenden gleitenden Durchschnitte der letzten 50, 100 und 200 Tage mit der September-Aufwärtstrendlinie und den Tiefs vom Juli und August 2024 zu einem massiven Kreuz-Support vereinen. Was aber auch heißt:

Noch ist das bullische Lager nur mit einem ersten Ausbruchsversuch gescheitert. Solange diese Zone hält, wäre ein erneuter Anlauf nach oben jederzeit möglich. Dass die Rahmenbedingungen deutlich höhere Kurse bei Brent Crude aktuell nicht hergeben, mittelfristig sogar eher bärisches Umfeld für den Ölpreis entstehen könnte, ist sicherlich richtig. Aber das heißt im Umkehrschluss nicht, dass aus einem misslungenen Ausbruchsversuch nach oben eine dynamische Abwärtsbewegung unterhalb dieser jetzt angelaufenen Unterstützungszone werden muss.

Oft kommt in hochspekulativen Märkten wie Rohöl erst der Trendimpuls, dann klauben sich Analysten und Trader eine passende Begründung zusammen, daher: Bevor die Supportzone nicht tatsächlich durchbrochen wurde, könnten die Bullen kontern, Short-Trades, die man oberhalb von 71,70 US-Dollar eingeht, wären somit mit einem erhöhten Risiko verbunden!

Brent Crude Oil: Chart vom 05.02.2025, Kurs 74,73 US-Dollar, Kürzel: COIL | Quelle: TWS | Online Broker LYNX

Seit Jahresbeginn hatte sich Brent Crude Oil erheblich verteuert. In den letzten Tagen aber drehte der Kurs nach unten … ist das Risiko auf der Oberseite damit vom Tisch, ist das jetzt bereits die Abwärtswende? Das wird, wie derzeit sehr vieles, von Donald Trump abhängen.

Auf Basis dessen, was man zuletzt an Ankündigungen vom neuen US-Präsidenten bzw. im Zuge seiner Antrittsrede und den ersten, von ihm noch am Montag verabschiedeten Dekreten zu hören und lesen bekam, fürchten viele Trader, dass er im Nahen Osten Öl ins Feuer gießen könnte, statt es, wie er es eigentlich ja vorhat, zu löschen. Das war mit ein Grund, weshalb die Ölpreise seit Anfang Januar deutlich gestiegen waren.

Auf der anderen Seite verhängte Donald Trump gleich nach der Vereidigung den „nationalen Energienotstand“. Der zwar de facto gar nicht existiert. Aber mit diesem Kniff hat er die Möglichkeit, Maßnahmen anzuordnen, die Beschränkungen für die US-Ölindustrie ebenso wie für die Gasproduzenten eliminieren. Umweltschutzhürden und Exportbegrenzungen können so einfach vom Tisch gewischt werden. Das würde grundsätzlich mehr Förderung ermöglichen, damit das Angebot erhöhen und wäre damit bärisch. Im Prinzip zumindest, denn:

Expertenmeinung: Ob Donald Trump das Ziel erreicht, die US-Energiekonzerne in eine noch bessere Position zu bringen, ihren Weltmarktanteil zu erhöhen und zugleich die Energiepreise für die US-Verbraucher zu drücken, hängt davon ab, ob die US-Ölkonzerne das Spiel mitspielen. Denn die Weltmarktpreise diktieren kann der US-Präsident nun einmal nicht … und die US-Ölförderung hatte auch trotz der in den letzten Jahren verhängten Auflagen zuletzt neue Rekorde erreicht.

Die Ölkonzerne müssten versuchen, auf diesen Rekord noch eins draufzusetzen, wissend, dass dadurch ein Überangebot entsteht, denn die OPEC nebst den anderen großen Ölförderern müssten freiwillig weniger fördern, um das zu vermeiden. Was sie nicht tun werden, warum auch? Die US-Förderer müssten also mehr produzieren, obwohl sie damit auf den Preis und ihre eigenen Gewinnmargen drücken, damit die US-Verbraucher billigeres Benzin bekommen. Ein fragliches Szenario. Und sollte Mr. Trump Treibstoff subventionieren, um sein Versprechen einhalten zu können, würde das den Weltmarktpreis nicht drücken. Also?

Also ist es durchaus denkbar, dass sich das, was derzeit im Weißen Haus überlegt und entschieden wird, für den Trend der wichtigsten Rohöl-Sorten als Sturm im Wasserglas entpuppt und man sehr schnell zur Tagesordnung übergeht. Wobei das Thema Nahost weiter für abrupte Kursschübe in beide Richtungen sorgen kann und wird. Aber:

Mögliche Überraschungen, von denen man nicht wissen kann, ob sie kommen und wenn ja, wann, können natürlich keine Basis für Trading sein. Daher würde es sich anbieten, einfach alles „Wenns“ auszuklammern und mit dem zu arbeiten, was das Chartbild anbietet. Und das ist bislang noch keine Abwärtswende.

Zwar hat Brent Crude Oil in einem Bereich erst einmal nach unten gedreht, in dem der Kurs seit vergangenem Frühjahr bereits mehrmals nach unten gedreht und eine Korrektur gestartet hat. Aber bislang ist das eben nur ein Rücksetzer, der eine größere Korrektur einleiten könnte, aber nicht muss. Erst, wenn der Kurs die breite Supportzone zwischen 71,30 und 75,25 US-Dollar durchbrechen würde, wäre das tatsächlich ein bärisches Signal. Und bis dahin kann in diesem Umfeld so vieler, noch offener Fragen viel passieren, das den Bullen wieder Rückenwind liefert. Jetzt bereits die Abwärtswende zu proklamieren, wäre also vermutlich voreilig.

Brent Crude Oil Future: Chart vom 21.01.2025, Kurs 78,52 USD, Kürzel: COIL | Quelle: TWS | Online Broker LYNX
Brent Crude Oil Future: Chart vom 21.01.2025, Kurs 78,52 USD, Kürzel: COIL | Quelle: TWS

Seit Weihnachten ging es mit dem Ölpreis kräftig aufwärts. Brent Crude Oil hatte am 23.12. im Tief noch unter 72 US-Dollar notiert, gestern lag das Tageshoch des aktuellsten Futures-Kontrakts mit Liefertermin März bei 77,50 US-Dollar. Wird der Ölpreis zum Problem?

Saudi-Arabien hat angekündigt, die Preise für asiatische Abnehmer ab dem kommenden Monat anzuheben. Hinzu kommt, dass die Ausweitung der gekürzten Fördermenge im Verbund OPEC+ weiter ausbleibt. Aber wenn man das Angebot knapp hält, muss das den Preis nur dann nach oben treiben, wenn die Nachfrage nicht entsprechend mit sinkt oder aber andere Anbieter, beispielsweise die USA als volumenmäßig größtes Förderland, nicht einfach in die Bresche springen. Was zu erwarten wäre.

Dass Rohöl durch Preiserhöhungen oder künstliche Fördermengenreduzierungen so knapp wird, dass man sich um das zu magere Angebot reißt und der Kurs deshalb durch die Decke geht, ist daher nicht gerade wahrscheinlich. Gäbe es dieses Risiko wirklich, würden Meldungen wie die über steigende Preise für Asien den Kurs durch die Decke treiben. Der Anstieg aber war zuletzt, wenn auch natürlich in Sachen Kaufkraft und Inflation unerfreulich, nicht ungewöhnlich stark. Die Frage ist: Bleibt es bei „moderat“, ist die Luft nach oben also eher begrenzt … oder kommt die eigentliche Kaufwelle noch?

Expertenmeinung: Sicher kann und darf man sich weder hinsichtlich der einen noch der anderen Variante sein, nicht bei einem Rohstoff, der zwar eigentlich maßgeblich von der realen Relation Angebot/Nachfrage gelenkt werden sollte, de facto aber erheblich von der Spekulation beeinflusst wird. Denn beileibe nicht jeder, der bei Brent Crude Oil und anderen Ölsorten am Futures-Markt mitspielt, hat wirklich Rohöl zu verkaufen oder will welches haben. Aber das führt auf der anderen Seite auch … außer in Extremsituationen, wie wir sie 2007/2008 erlebt haben … zu einer Glättung der Kursausschläge, weil kurzfristige Akteure mit dem Ausstieg aus ihren Positionen auch bei eher moderaten Kursveränderungen schnell bei der Hand sind.

Natürlich spielt hier in Kürze wieder der Trump-Faktor eine Rolle, d.h. völlig unerwartete Statements des nächsten US-Präsidenten können die Börsen immer mal wieder kurzfristig komplett durcheinanderwirbeln. Aber davon abgesehen hätten wir jetzt eine Gemengelage, in der a) der Markt auf solche Meldungen wie die Preiserhöhung Saudi-Arabiens für Asien eher diszipliniert reagiert, in dem b) Januar und Februar keine allzu bullischen Monate sind, so dass es keinen Grund gibt, rein saisonal à la Hausse zu spekulieren und in dem c) ein bereits leicht überkaufter Kurs am Montag zunächst einmal an der 200-Tage-Linie hängengeblieben ist.

Zwar könnte Brent Crude im Fall, dass diese 200-Tage-Linie in den kommenden Tagen doch noch überwunden wird, an den Kreuzwiderstand aus der April-Abwärtstrendlinie und den Monatshochs vom August und Oktober im Bereich 79/80 US-Dollar weiterlaufen. Kurse darüber hinaus müssten aber mehr Argumente sehen als das, was aktuell auf dem Tisch liegt. Die Chance, dass Brent Crude nicht nennenswert über 80 US-Dollar läuft, ist also da. Erst, wenn dieser Bereich überboten wäre, würde es, mit charttechnischen Kurszielen bei 84 und 86 US-Dollar, wirklich ungemütlich.

Brent Crude Oil: Chart vom 06.01.2025, Kurs 76,19 US-Dollar, Kürzel: COIL | Quelle: TWS | Online Broker LYNX
Brent Crude Oil: Chart vom 06.01.2025, Kurs 76,19 US-Dollar, Kürzel: COIL | Quelle: TWS

Erst drehte Brent Crude Oil knapp über dem Dezember-Tief des Vorjahres nach oben, blieb dann aber an den Hochs vom Sommer hängen, fiel zurück und schwankt seither volatil auf und ab. Das dauert bereits lange genug an, um den Druck auf den Kessel massiv zu erhöhen.

Am Rohölmarkt sieht man oft sehr starke, nicht selten bis zum Exzess ausgereizte Trendimpulse. Ein Hin und Her auf eher engem Raum mögen die Trader dort hingegen gar nicht.

Brent Crude Oil: Chart vom 29.11.2024, Kurs 71,84 US-Dollar, Kürzel: COIL | Online Broker LYNX
Brent Crude Oil: Chart vom 29.11.2024, Kurs 71,84 US-Dollar, Kürzel: COIL | Quelle: TWS

Zwar hätte man derzeit das Handicap, dass man hier auf argumentativer Ebene auf ein „einerseits, andererseits“ trifft. Aber das muss die Akteure nicht davon abhalten, einen Trendimpuls loszutreten, um sich aus der momentanen Handelsspanne zwischen 69,84 und 75,77 US-Dollar (bezogen auf den aktuellsten Liefermonat Februar im Brent Crude-Future) zu befreien. Warum kommt momentan kein starker Trend zustande?

Expertenmeinung: Auf der einen Seite ist die Lage in Nahost weiter instabil. Darüber hinaus rechnen viele damit, dass die Wirtschaftsplanung der kommenden US-Regierung das Wachstum in den USA befeuern und die Nachfrage nach Rohöl dadurch steigern wird. Und man kann unterstellen, dass die OPEC versuchen wird, über die Verringerung der Fördermenge dafür zu sorgen, dass der Kurs zumindest stabil bleibt, idealerweise aber steigt, wenn er aus ihrer Sicht zu weit abrutschen sollte. All das würde den Bullen in die Karten spielen und grundsätzlich die Chance für höhere Kurse bieten.

Aber auf der anderen Seite hat sich die kommende Trump-Administration den massiven Ausbau der eigenen Ölförderung auf die Fahne geschrieben, was das Angebot erhöhen würde. Zugleich sehen die Trader am Ölmarkt natürlich auch, dass ein gezielt angeschobenes US-Wachstum auf den Schultern anderer Industrieregionen wie Europa, China und Japan ablaufen würde, so dass ein Mehr an Rohölbedarf in den USA durch weniger Nachfrage im Rest der Welt ausgeglichen werden könnte. Aber:

Ein derartig fruchtloses Auf und Ab auf eher engem Raum ist eben nichts, was die Trader einfach „so stehen lassen“ würden. Ein Ausbruch wird also um wahrscheinlicher, je länger sich durch dieses Hin und Her Druck im Kessel aufbaut, wobei das vorgenannte „einerseits, andererseits“ das nicht verhindert, sondern nur die Richtung des Ausbruchs nicht festlegt.

Die Gelegenheit für einen Trade in Ausbruchsrichtung mit einem dann eher engen Stop Loss innerhalb der dann verlassenen Handelsspanne wäre also jederzeit möglich … aber kalkulieren Sie eine Bullen- bzw. Bärenfalle hier immer mit ein, der Rohölmarkt ist ebenso spannend wie unberechenbar!

Vor dem Wochenende gingen einige Trader von einer Eskalation im Nahen Osten aus. Als diese ausblieb, kam der Kurs von Brent Crude Oil, der für Europa wichtigsten Rohölsorte, deutlich zurück. Aber ist die Luft auf der Oberseite damit jetzt raus … oder doch nicht?

Sollte der Iran jetzt nicht umfassend zurückschlagen, könnte der Weg nach oben für Rohöl in der Tat steinig sein. Denn zuletzt hatten die OPEC und die US-Energiebehörde EIA fast zeitgleich ihre Nachfrageschätzung für das laufende Jahr nach unten korrigiert. Aber es bleibt bei einem „könnte“, denn:

Zum einen kann man nicht abschätzen, ob OPEC+ nicht in nächster Zeit neue Fördermengenkürzungen beschließt, falls der Ölpreis weiter nachgibt. Und man kann auch nicht sicher sein, ob sich die Lage im Nahen Osten jetzt wirklich allmählich wieder etwas berechenbarer gestaltet oder die Dinge doch noch aus dem Ruder laufen. Entspannt auf die Short-Seite zu gehen und die Füße hochzulegen, das ist bei Brent Crude Oil ohnehin noch nie ratsam gewesen, dafür sind die Notierungen einfach viel zu volatil und sprunghaft. Aber derzeit sollte man besser durchweg auf der Hut sein, zumal:

Expertenmeinung: Auch der US-Wahlausgang und weitere konkrete Maßnahmen zur Belebung der chinesischen Wirtschaft würden ja eine Rolle spielen. Im Fall eines Trump-Sieges, der ja ein Befürworter von mehr Öl- und Gas-Förderung ist, können Brent Crude und die anderen Ölsorten ebenso massiv in Bewegung kommen wie im Fall einer überzeugenden Komplettierung der Stimulus-Maßnahmen in China. Was konkret heißt:

Es kann auch ohne Eskalation in Nahost jederzeit eine Situation kommen, die die aktuelle auf den Kopf stellt. Und diese derzeitige Lage ist zwar derzeit tendenziell bärisch, aber noch nicht zu Gunsten der Short-Seller in Stein gemeißelt.

Brent Crude Oil: Chart vom 28.10.2024, Kurs 71,55 USD, Kürzel: COIL | Online Broker LYNX
Brent Crude Oil: Chart vom 28.10.2024, Kurs 71,55 USD, Kürzel: COIL | Quelle: TWS

So sehen wir zwar, dass Brent Crude das Anfang Oktober markierte Zwischenhoch zuletzt nicht ansatzweise erreicht und jetzt die kurzfristige Aufwärtstrendlinie leicht unterboten hat, aber:

Erst, wenn sich der Kurs unterhalb dieser Linie etabliert, wird ein Konter der Bullen erheblich kniffliger. Und erst, wenn Brent Crude Oil nicht nur die beiden (noch nicht angegangenen) letzten Zwischentiefs und darüber hinaus auch das Dezember-2023-Tief bei 66,91 US-Dollar unterboten hätte, hätten wir eine Gemengelage, in der man eine klare Dominanz des Bären-Lagers unterstellen könnte. Eine Entwarnung in Sachen Ölpreis-Rallye ist das also bislang noch nicht.