Die ersten ETFs bezogen sich auf marktbreite Aktienindizes wie den S&P 500 Index oder den Nasdaq Index. Im Laufe der Zeit verbreiterte sich das Angebot und es wurden immer mehr und damit auch immer spezialisiertere ETFs aufgelegt. Heute sind ETFs für etliche Anlagebereiche verfügbar, wobei der Fokus nach wie vor auf Aktien liegt, gefolgt von Anleihen. Daneben gibt es ETFs, die in Geldmarktprodukte, Währungen, Rohstoffe und Immobilien investieren. Auch Kryptowährungs-ETFs sind geplant
Klassifizierung von ETFs
Börsengehandelte Fonds werden nach verschiedenen Kriterien klassifiziert. Dazu zählen neben der Anlageklasse der betreffende Index sowie die Art der Indexnachbildung.
Unterscheidung nach Anlageklasse
- ETFs auf marktbreite Aktienindizes: Z.B. DAX-Index, S&P 500 Index etc.
- Branchen ETFs: Branchenbezogene Aktienindizes wie z.B. Automotive, Konsumgüter, Solar, Software, Biotech
- Regionen- und Länder-ETFs: Z.B. Indizes von Schwellenländern z.B. China-, Brasilien-, oder Indien-Indizes
- Rohstoff–ETFs: Z.B. Gold und Silber ETFs, die Rohstoffe in der Regel physisch kaufen und lagern (nur in den USA möglich)
- Anleihen-ETFs: Renten-Indizes mit Staats- oder Unternehmensanleihen
- Strategie-ETFs: Strategie Indizes wie z.B. ÖkoDAX (erneuerbare Energien), DivDAX (Dividendenwerte), Volatilitätsindizes oder Indizes die Handelsstrategien nachbilden z.B. Leerverkäufe oder Optionsstrategien
Sonderformen: Hebel-ETFs und Inverse ETFs
Einige ETFs bieten auch einen Hebeleffekt (mit Multiplikator). Dabei ändert sich der Preis des ETFs beispielsweise doppelt oder dreifach so stark wie die zugrunde liegende Werte. Der Kurs von inversen ETFs steigt dann, wenn die zugrunde liegenden Indizes oder Portfolios an Wert verlieren und umgekehrt. Beide Sonderformen von ETFs gibt es vor allem für besonders liquide Märkte, auch kombiniert als inverse Hebel-ETFs. Daneben gibt es noch ETFs mit Inflations- oder Wechselkursabsicherung mit entsprechend höheren Gebühren.
Unterscheidung nach Art der Indexnachbildung
ETFs bilden die Wertentwicklung des zugrundeliegenden Index mit unterschiedlichen Techniken nach.
- Bei der vollständigen Indexnachbildung (Englisch: Full Replication) werden mit dem zur Verfügung stehenden Kapital sämtliche Bestandteile des Index in der entsprechenden Gewichtung erworben.
- Bei der teilweisen Indexnachbildung (Englisch: Sampling) hingegen wird nur ein Teil der Indexkomponenten im Sondervermögen gehalten. In der Regel sind das die Werte mit der höchsten Gewichtung im Index.
- Bei der synthetischen Indexnachbildung (Englisch: Synthetic Replication) werden nicht die Indexkonstituenten, sondern Swapgeschäfte (Tauschgeschäfte mit Transaktionspartnern) verwendet, um die Wertentwicklung des Index abzubilden.
Transaktionskosten versus Nachbildungsfehler
Mit der vollständigen Nachbildung kann in der Regel die Wertentwicklung des Index am besten abgebildet werden und es gibt nur einen geringen Nachbildungsfehler (Englisch: Tracking Error). Bei Indizes mit sehr vielen Komponenten, wie beispielsweise dem S&P 500 Index kommt die Methode teilweise an ihre Grenzen und produziert vergleichsweise hohe Transaktionskosten. Außerdem muss die Gewichtung der Einzelwerte stets auf ganze Aktienstückzahlen gerundet werden, wodurch sich Schwierigkeiten und Abweichungen ergeben. Auch wenn ein Index marktenge d.h. weniger liquide Titel mit größerer Geld-Brief-Spanne enthält, steigen die Kosten aus Sicht des Anlegers. Bei der Sampling-Methode werden diese Probleme zwar vermieden, aber es entsteht tendenziell ein deutlicher Nachbildungsfehler.
Kontrahentenrisiko bei synthetischer Indexnachbildung
Bei der synthetischen Indexnachbildung werden im Fondsvermögen Wertpapiere gehalten, mit denen die Performance des Indexes künstlich nachgebildet werden soll. Bei sogenannten Equity Swaps oder Total Return Swaps verpflichtet sich der Transaktionspartner der Fondsgesellschaft die Wertentwicklung eines Index zu „tauschen“. Während der ETF in der Regel von steigenden Kursen profitieren möchte, geht der Swap-Partner von einer negativen Kursentwicklung und fallenden Preisen aus. Im Falle einer Aufwärtsbewegung erfolgt deshalb ein Barausgleich durch den Swap-Partner, der dafür bei einem Kursrückgang eine entsprechende Ausgleichszahlung vom ETF-Anbieter erhält. Bei ETFs auf fallende Kurse ist es genau umgekehrt und der ETF gewinnt dann an Wert wenn die Kurse fallen. Mittels synthetischer Indexnachbildung können somit sowohl Nachbildungsfehler als auch Transaktionskosten vermieden werden.
Ein Manko der synthetischen Nachbildung ist jedoch das Kontrahentenrisiko, das der börsengehandelte Fonds dabei eingeht. Die gehaltenen Swaps befinden sich zwar im Sondervermögen, bei einem Ausfall des Transaktionspartners z.B. durch Insolvenz sind jedoch die Forderungen des ETF-Anbieters aus dem Swap-Geschäft im schlimmsten Fall wertlos. In der EU ist das Kontrahentenrisiko durch die europäischen Vorschriften zur Regulierung von Investmentfonds (OGAW oder Englisch: UCITS) allerdings begrenzt: Der Wert eines Swaps darf höchstens zehn Prozent des ETF-Vermögens ausmachen. In den meisten Fällen liegt das Kontrahentenrisiko sogar deutlich unter der 10-Prozent-Marke. Einige Anbieter verlangen von den Swap-Partnern zusätzliche Sicherheiten oder Versicherungen und mindern so das Ausfallrisiko zusätzlich. Meist sind diese Absicherungsversprechen jedoch freiwillig und nicht in den Fondsprospekten verankert.
Synthetische ETFs auf dem Rückzug: In den USA bereits verboten
Seit der Finanzkrise befinden sich synthetische, Swap-basierte ETFs auf dem absteigenden Ast, während ETFs mit physischen Investments weiterhin starke Zuwächse verzeichnen. Dennoch sind noch immer rund ein Viertel der in Deutschland angebotenen künstlich konstruiert. Darunter fallen beispielsweise die Mehrzahl der ETFs der französischen Anbieter Amundi, BNP Paribas und Lyxor, sowie der Commerzbank-Tochter ComStage.
ETF-Produkte von X-trackers (Deutsche Bank)und UBS hingegenreplizieren zumindest überwiegend physisch. Credit Suisse,die deutsche Fondsgesellschaft Deka oder dieUS-Anbieter iShares (BlackRock) und Vanguard kaufen die zugrundeliegenden Wertpapierkörbe bei allen oder fast allen ETFs vollständig oder kaufen im Zuge der Sampling-Methode mit dem Fondsvermögen zumindest die kursrelevanten Indexschwergewichte.
Synthetische ETFs sind mittlerweile in den USA sogar durch die amerikanische Wertpapieraufsicht SEC verboten. Denn falls wieder eine Banken- und Finanzkrise wie 2008 hereinbrechen sollte, könnten synthetische ETFs beim Ausfall von Swap-Partnern nicht nur Verluste für Anleger bringen, sondern auch Fondsgesellschaften und Banken ins Wanken bringen und damit worst case eine Kettenreaktion im Finanzsystem auslösen.