Steigende Leitzinsen pflegen eine Währung normalerweise zu stützen. Aber der Japanische Yen schloss am Freitag kaum verändert zum US-Dollar, obwohl die Bank of Japan den Leitzins auf den höchsten Level seit 17 Jahren anhob. Warum reagierte der Yen nicht?
Will man das Ausbleiben eines Abrutschens des US-Dollars zum Yen bzw. einer Stärkung des Yen zum US-Dollar nach der Zinserhöhung in einem Satz zusammenfassen, könnte er lauten: Weil nahezu niemand das will. Was zwar stimmt, aber nichts erklärt. Man muss also schon ein bisschen ausholen.
Die in Japan im Vergleich zu anderen Währungsräumen immens niedrigen Zinsen in Kombination mit einer 2021 intensivierten Schwäche der Währung führten dazu, dass internationale Investoren Kredite in Yen aufnahmen, das Geld in andere Währungen wie den US-Dollar oder den Euro umtauschten und mit diesem Geld dann dort in Anleihen oder Aktien investierten. Denn oft war es so, dass selbst eher niedrige Anleihezinsen mehr einbrachten, als diese Yen-Kredite an Zins kosteten, zumal die fortwährende Schwäche des Yen auch noch zusätzlich Währungsgewinne ermöglichte.
Denn je weniger die Währung wert wird, auf die der Kredit lautet, desto weniger kostet es den Kreditnehmer in seiner eigenen Währung, das Geld am Ende zurückzuzahlen. Ein schwacher Yen, hier dargestellt als der Preis, den man für einen US-Dollar in Yen zu bezahlen hat, war für diese Klientel also absolut wünschenswert. Und hier geht es um gewaltige Summen. So betrachtet war es gar nicht so überraschend, dass der Kurs US-Dollar in Yen, wie hier gezeigt, nach dieser Zinserhöhung der japanischen Notenbank nicht abrutschte:
Den aktuellen Kurs und Chart des Währungspaars USD.JPY und historische Wechselkurse finden Sie hier.
Expertenmeinung: Die Maßnahme, den Leitzins auf trotzdem noch extrem niedrige 0,50 Prozent anzuheben, war ohnehin erwartet worden. Und dass die Notenbank ihre Inflationsprognose zugleich anhob, wurde einfach ignoriert, weil das Gros derer, die das Währungspaar aktiv am Devisenmarkt handelt, keinen starken Yen sehen will … und damit auch keine Argumente dafür. Aber ob man das als Beleg dafür sehen sollte, dass der Yen nicht doch über kurz oder lang stärker wird und die Yen-Kredite, auch Carry-Trades genannt, dann in die Bredouille geraten, ist zumindest fraglich.
Denn Japan muss immens viele Rohstoffe importieren. Da Rohstoffe immer in US-Dollar fakturiert werden, werden sie bei einem zum Dollar billiger werdenden Yen also immer teurer, das befeuert die Inflation. Und die ist, gerade für japanische Verhältnisse, derzeit empfindlich hoch, lag, wie am Freitag gemeldet, in der Gesamt-Jahresrate bei 3,6, in der Kernrate bei 3,0 Prozent. Während man am Devisenmarkt also einen schwachen Yen halten, idealerweise sogar noch schwächer sehen will, sieht man das seitens der japanischen Notenbank und der Verbraucher mit Unbehagen. So gesehen sollte man die Andeutung, ggf. mit den Zinsanhebungen weiterzumachen, wenn die Inflation zu hoch bleibt, besser ernst nehmen und zumindest genau hinsehen, wie sich das Kursbild bei US-Dollar/Yen entwickelt.
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Dass der Kurs am Freitag die kurzfristige September-Aufwärtstrendlinie verteidigte, kam den US-Dollar-Bullen zweifellos zupass. Und jetzt, nachdem die unmittelbare Reaktion in Form eines anziehenden Yen ausblieb, kann es durchaus sein, dass die beiden jüngsten Hochs bei 160,25 und 161,95 Yen pro US-Dollar angesteuert werden. Aber diese Yen-Schwäche ist, auch wegen der zugleich tendenziell sinkenden Zinsen in Europa und den USA, dennoch eher eine auf Abruf.
Behalten Sie vor allem die Supportzone 148,65/149,35 und darunter dann die noch wichtigere Zone 139,58/140,25 Yen pro US-Dollar im Auge, wenn die fallen sollten, kann eine massive Rückabwicklung dieser Yen-Carry-Trades einsetzen. Und die kann, da diese Kredite ja überall in den Märkten „stecken“, erhebliche Turbulenzen auslösen, wie wir das z.B. nach der ersten Zinsanhebung in Japan im Sommer 2024 erlebt haben.
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