Devisenhandel: Das müssen Sie über FX-Trading wissen
“FX“, oft auch “Forex”, steht für „Foreign Exchange“ und wird als Oberbegriff für den Devisenhandel verwendet. Viele Anleger hierzulande sehen FX als Domäne der Trading-Spezialisten und Berufshändler an. Aber das ist keineswegs der Fall. Im Gegenteil: Am Devisenmarkt bieten sich für jedermann hochinteressante Trading-Chancen. Und im Gegensatz zum Aktienmarkt, an dem es nicht selten zu einem eher eintönigen Gleichlauf der wichtigsten Indizes in Europa, den USA und Asien kommt, ist hier immer etwas los. Das sollte man auf keinen Fall einfach links liegen lassen.
Dass FX, das Devisentrading, in Europa etwas in den Hintergrund gerückt ist, mag an der Einführung des Euro Anfang 2002 liegen. Seither ist vielen fremd geworden, was bis dahin üblich war: Das regelmäßige Umtauschen von Devisen bei Auslandsbesuchen und der stete Blick auf Lira, Franc oder Gulden. „Wo steht der Dollar“ war früher eine Standardfrage der Händler, wenn sie morgens ans Parkett kamen. Heute wird das zwar seltener gefragt. Aber weniger wichtig ist das Auf und Ab der einzelnen Währungen dadurch nicht. Ganz im Gegenteil!
Warum das Thema FX heute spannender denn je ist
Gerade heutzutage ist das Devisentrading immens spannend, weil die großen Wirtschaftsräume versuchen, ihre Währungen zu drücken, um sich Vorteile beim Export zu verschaffen. Ja, Sie lesen richtig: Eine starke Währung wird zwar nach außen hin immer als erwünscht propagiert, weil sie angeblich die Stärke des jeweiligen Wirtschaftsraums wiederspiegelt. Aber in Wahrheit kann eine Währung nicht schwach genug sein. Gerade die USA benutzen ihren US-Dollar derzeit wie eine „Waffe“ im internationalen Handel. Kein Wunder, denn was bedeutet eine schwache Währung?
Für ein US-Unternehmen ist ein US-Dollar immer ein US-Dollar, egal, was er gerade in Euro oder Yen wert ist. Nur die Kosten beim Import von Rohstoffen verändern sich, wenn sich der Dollar zu anderen Währungen bewegt. Und nicht einmal das ist zwingend der Fall, weil alle Rohstoffe in US-Dollar fakturiert werden. Zudem ist das ist in Relation zu den konstanten Lohn- und Fertigungskosten nahezu immer weniger bedeutsam als das, was ein Dollar dort wert ist, wo die US-Waren im Ausland verkauft werden. Ein Beispiel:
Schwach ist Trumpf: Was bewirkt eine schwache Währung?
Nehmen wir an, für einen US-Dollar müsste man 1,00 Euro bezahlen. Wenn ein US-Unternehmen eine Ware, die in den USA 100 US-Dollar kostet, im Euroraum zum selben Preis anbietet, läge der Preis somit bei 100 Euro. Aber was passiert, wenn der US-Dollar schwächer wird? Dann wird es interessant, denn:
Fällt der Wert des US-Dollar so, dass jetzt 1,20 US-Dollar für einen Euro bezahlt werden müssen und das US-Unternehmen belässt den Preis seiner Ware in der Eurozone bei 100 Euro, bekommt es beim Rücktausch dieser eingenommenen 100 Euro nicht mehr 100, sondern satte 120 US-Dollar dafür! Ein Mehrgewinn von 20 Prozent vom Gesamtpreis! Und das Unternehmen hat dann auch noch zwei Optionen:
Entweder es baut auf konstanten Umsatz mit mehr Gewinn und belässt den Preis bei 100 Euro. Oder es senkt den Preis ab, was zwar den Gewinnvorteil reduziert, die Ware damit aber ggf. billiger macht als die der Eurozone-Konkurrenz, so dass ein steigender Umsatz den kleineren Mehrgewinn ausgleicht. Und das ist noch nicht alles:
Zugleich führt ein Anstieg des Euro zum US-Dollar bzw. der Abstieg des US-Dollar zum Euro dazu, dass die Eurozone-Konkurrenten Probleme bekommen, ihre Waren in den USA zu verkaufen, denn da wirkt die Währungsverschiebung ja umgekehrt: Je „teurer“ der Euro wird, desto weniger Gewinn bleibt von Verkäufen in den USA übrig. Und das hieße: Entweder den Preis erhöhen und dann weniger verkaufen … oder den kleineren Gewinn und womöglich, wenn der Euro zu teuer wird, sogar den Verlust, hinnehmen.
Sie sehen: Die eigene Währung zu drücken ist eine erhebliche Stütze für die eigene Wirtschaft. Daher versucht jeder große Wirtschaftsraum, sich auf diese Weise Vorteile zu verschaffen. Aber nicht alle können die schwächste Währung haben, nur einer. Und so tobt seit Jahren ein spannender Kampf vor allem zwischen Euro, US-Dollar, Pfund und Yen. Aber auch andere Währungspaare sind dadurch in steter Bewegung und damit für das Trading hoch lukrativ. Warum? Wegen der „Crossrates“!
Crossrates: Wenn sich ein Währungspaar bewegt, bewegen sich die anderen auch
Nehmen wir zur Erklärung des Crossrate-Phänomens mal die gängigsten drei Weltwährungen US-Dollar, Euro und Yen: Wenn der Euro zum US-Dollar steigt, was passiert dann mit den Relationen des Euro zum Yen und des US-Dollars zum Yen? Antwort:
Es kommt darauf an, ob der Euro aktiv gekauft oder der US-Dollar aktiv verkauft wird. Aber irgendwo bei diesen beiden Währungspaaren Euro/Yen und US-Dollar/Yen MUSS etwas passieren. Denn es ist wie bei einem geschlossenen Rohrleitungssystem: Wenn an einer Stelle der Druck erhöht wird, bewegt sich in den anderen Rohren zwangsläufig ebenso etwas. Sehen wir uns das mal anhand eines Charts an:
Sie sehen hier in blau den Euro/US-Dollar-Kurs seit Anfang des Jahres 2017. Der hat bis zum Frühjahr 2018 kräftig zugelegt, seither sehen wir hier eine Konsolidierung. Aber das blieb eben nicht ohne Wirkung auf den Yen, denn logischerweise muss sich einer der beiden „Kontaktpunkte“ zum Yen ebenfalls deutlicher bewegen, entweder der Euro zum Yen oder der Dollar zum Yen. Sie sehen: Es ist die Euro/Yen-Relation, die bei dieser Bewegung von Euro/US-Dollar eindeutig eine engere Korrelation aufwies, während die Relation US-Dollar/Yen ganz andere Bewegungen zeigte. Das bedeutet:
Bei den Bewegungen des Euro zum US-Dollar war der Euro die treibende Kraft. Er wurde aktiv gezogen und gedrückt – und so stieg und fiel sein Wert auch zum Yen, während die Relation des US-Dollars zum Yen ein Eigenleben zeigte. Warum sind diese Querverbindungen, diese „Crossrates“ interessant? Weil das dafür sorgt, dass man auch interessante Gelegenheiten in anderen Währungspaaren erhält, die ggf. sogar weit stärkere Trendimpulse aufweisen, weil es sich da um kleinere, marktengere Währungsrelationen handelt.
FX heißt „Trading pur“
Übrigens ist der FX-Bereich auch deshalb so spannend, weil über 90 Prozent der Transaktionen nicht dem faktischen Umtausch von einer Währung zur anderen dienen, sondern reines Trading sind. Und zwar vor allem kurzfristiges Trading großer Adressen. Dementsprechend zuverlässig sind im FX-Bereich charttechnische Ankerpunkte und markttechnische Indikatoren.
Es ist zwar richtig, dass eine Währung eigentlich zulegen „müsste“, wenn die Wirtschaft des entsprechenden Landes stärker wächst als die anderer Länder und daher dort die Zinsen höher sind, weil die Notenbank verhindern will, dass die Inflation aus dem Ruder läuft. Denn je höher der Zins, desto attraktiver sind die Anleihen – auch für ausländische Investoren. Und damit die Investoren diese Anleihen kaufen können, müssen sie zuerst die entsprechende Landeswährung haben, die daraufhin stärker nachgefragt wird und dementsprechend im Kurs steigen müsste. Aber wie gesagt: Das „müsste“ muss man hier dick unterstreichen, denn das Trading dominiert eben auch die Umsätze – und schert sich oft nicht um derartige Denkmodelle.
Die meistgehandelten Währungspaare
EUR/USD
EUR/USD (ISIN: EU0009652759 – Symbol: EUR.USD) – Euro/US-Dollar ist natürlich im FX-Bereich die Königsklasse. Hier sind die Umsätze am höchsten, die Wahrnehmung auch derer, die nicht aktiv im FX-Bereich agieren, am größten. Derzeit ist das Währungspaar Euro/US-Dollar ein Paradebeispiel dafür, dass fundamentale Aspekte in den Hintergrund treten können, wenn die politischen und wirtschaftlichen Interessen größer sind. Die USA wollen einen schwachen US-Dollar, um ihren Export zu stützen. Und der Aufwärtstrend des Euro zum US-Dollar, den wir zwischen Januar 2017 und Frühjahr 2018 trotz steigender US-Zinsen gesehen haben und der derzeit jederzeit wieder aufgenommen werden könnte, zeigt: Es gelingt ihnen auch.
USD/JPY
USD/JPY (ISIN: XC0009659910 – Symbol: USD.JPY) – Auf Platz zwei der meistgehandelten Währungspaare steht die Relation des US-Dollars zum japanischen Yen. Auch hier wurde schon so mancher Währungskrieg ausgefochten. Derzeit bewegt sich dieses Währungspaar in einer Dreiecksformation, was andeutet, dass es hier recht bald zu einem intensiven Trendimpuls kommen dürfte.
EUR/JPY
EUR/JPY (ISIN: EU0009652627 – Symbol: EUR.JPY) – Bei Euro/Yen zeichnet sich derzeit ebenfalls ein neuer Trendimpuls ab. Unser Chart auf Wochenbasis zeigt, dass der Kurs gerade in die Spitze eines Dreiecks hineinläuft. Da dürfte bald eine Trendentscheidung fallen. Und achten Sie auf die Skalierung des Charts: Prozentual gesehen erleben wir hier meist starke Bewegungen, die aktiven Tradern immer wieder hervorragende Gelegenheiten bieten.
Spannende Nebenwährungen
GBP/USD
GBP/USD (ISIN: GB0031973075 – Symbol: GBP.USD) – „Cable“ ist der Spitzname der Relation des US-Dollars zum britischen Pfund. Dieses Währungspaar wird sehr intensiv getradet. Seit dem „BrExit“-Votum hat sich die Intensität der Kursimpulse noch gesteigert. Sie sehen, dass das Pfund zum US-Dollar nach dem „BrExit“-Votum im Juni 2016 zuerst stark fiel. Doch seit Donald Trumps Wahlsieg wurde der US-Dollar, seitens der USA politisch auch erwünscht, immer schwächer, das Pfund stieg wieder an. Aktuell fällt es wieder, weil immer mehr Trader damit rechnen, dass der „BrExit“ ungeordnet ablaufen und dazu führen wird, dass die Britische Notenbank mit Anleihe-Stützungskäufen auf eine schwache Währung hinarbeiten muss. Ein immer spannendes Terrain für Trader.
EUR/NOK
EUR/NOK (ISIN: EU0009654698 – Symbol: EUR.NOK) – Die norwegische Krone ist eine der typischen „Fluchtwährungen“, in die Investoren ebenso wie beim Schweizer Franken gerne einsteigen, wenn sie den Eindruck bekommen, dass die Stabilität des Euro ins Wanken gerät. Vor allem im Jahr 2017 wirkte auch hier die Stärke des Euro (der Chart zeigt, wie viel norwegische Kronen man für einen Euro bezahlen muss). Aktuell ist der Aufwärtstrend einer volatilen Seitwärtsbewegung gewichen, die sich auf kurzfristiger Ebene durch kräftige Impulse auszeichnet. Für risikofreudige Trader ein immer interessantes FX-Paar!
AUD/USD
AUD/USD (ISIN: XC000A0E4TC6 – Symbol: AUD.USD) – Der „Aussie“ ist der australische Dollar. Zum US-Dollar eine gerne und viel von kurzfristigen Tradern genutzte Währungsrelation. Wir sehen hier derzeit einen kräftigen Abwärtstrend des „Aussie“, d.h. man muss immer weniger US-Dollar für einen australischen Dollar auf den Tisch legen. Das ist ein Nebeneffekt der im Sommer 2018 entstandenen Turbulenzen in Bezug auf die kleineren Währungen der Emerging Markets. Der US-Dollar ist da derzeit als „sicherer Hafen“ gefragt, der „Aussie“ keineswegs. Das Ergebnis ist der derzeit laufende, dynamische Abwärtstrend.
EUR/CHF
EUR/CHF (ISIN: EU0009654078 – Symbol: EUR.CHF) – Der „Klassiker“ darf natürlich an dieser Stelle nicht fehlen. Der Schweizer Franken war zum Euro jahrelang in einer engen Spanne um 1,20 Euro pro Franken festgezurrt. Als die Schweizer Nationalbank diese Bindung Anfang 2015 beendete, schoss der Franken in die Höhe. Diese Franken-Stärke baute sich in der Zeit danach aber langsam wieder ab (der Chart zeigt, wie viel Franken man für einen Euro bezahlen muss). Im Jahr 2017 legte der Euro nicht nur zum US-Dollar, sondern auch zum Franken kräftig wieder zu. Aktuell aber läuft hier ein recht intensiver Abwärtstrend des Euro, d.h. der Franken ist wieder gesucht.
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