15 Fragen an Profitrader Reinhold Fend

von LYNX Broker
In diesem Artikel

Lassen Sie sich den Artikel vorlesen:
Interview Reinhold Fend, Vandermart | Online Broker LYNX
Ausgewählte Trader beantworten unseren standardisierten Fragebogen. Die Vergleichbarkeit der Fragen und die Unterschiedlichkeit oder eben die Ähnlichkeit der Antworten zeichnen dieses Interviewkonzept aus. Heute antwortet uns der Kapitalmarktstratege und Entwickler eigener Handelsstrategien, unter anderem im Optionshandel, Reinhold Fend.

Guten Tag Herr Fend, die LYNX Broker-Redaktion freut sich sehr, dass Sie sich Zeit für ein Interview mit uns nehmen. Vielleicht können Sie sich uns zu Beginn ein wenig vorstellen und uns erzählen, wann und wie Sie auf die Börse gekommen sind?

Ich komme ursprünglich aus der Informatik und war selbständig in diesem Metier tätig. Für spezielle Anforderungen habe ich neben der Software auch die Hardware für die Geräte entwickelt.  Das verdiente Geld wollte ich gewinnbringend als auch möglichst sicher anlegen. Für meine Investitionen wandte ich mich ursprünglich an diverse Institute, musste jedoch bald erkennen, dass der Erfolg nicht meinen Erwartungen entsprach.  Somit begann ich mich Schritt für Schritt in die Materie einzuarbeiten. Das war vor ca. 35 Jahren.

Jeder erfolgreiche Trader oder Anleger hat zu Beginn seiner Laufbahn als „Lehrgeld“ mindestens ein, wenn nicht gar mehrere Konten „platt“ gemacht, so hört man immer wieder. Können Sie auch auf schmerzhafte Niederlagen zurückblicken und was haben Sie daraus gelernt?

Natürlich ist es auch mir nicht erspart geblieben. Neben Aktien habe ich auch festverzinsliche Wertpapiere gehalten. Ich hatte auch einen nicht kleinen Anteil in argentinischen und brasilianischen Anleihen. Im Jahr 2002 habe ich doch spürbare Verluste in argentinischen Staatsanleihen eingefahren. Damals habe ich mich auf einen ehemaligen hochrangigen Mitarbeiter des argentinischen Finanzministeriums verlassen (Theodor Alemann, später war er der Geschäftsführer der deutschsprachigen Zeitung „argentinisches Tagblatt“ in Buenos Aires) mit dem ich mehrmals über die argentinische Situation gesprochen habe, der mir versicherte, dass Argentinien keineswegs zahlungsunfähig wäre. Auf Grund dessen habe ich die Papiere gehalten. Meine Lehre daraus: bilde dir deine eigene Meinung… lass das Bauchgefühl nicht außer Acht.

Gab es außer Verlusten noch andere Schwierigkeiten (z.B. psychologisch, zu wenig Startkapital…) die Sie schließlich meistern konnten?

Eigentlich gab es keine gravierenden Probleme. Als Selbständiger hatte ich den Vorteil, dass ich mir meist die Zeit einteilen konnte, um meiner Nebentätigkeit, dem Börsenhandel, nachzugehen. Später wurde es meine hauptberufliche Tätigkeit.

Was glauben Sie, warum sind Sie als Trader erfolgreich in diesem Geschäft geworden und haben letztendlich den Durchbruch geschafft, während viele andere letztlich scheitern?

Für mich war es ein kontinuierlicher Prozess der eigenen Entwicklung. Rückwirkend betrachtet haben sich nachfolgende Punkte herauskristallisiert die meines Erachtens für den  Erfolg wichtig sind.

  1. Einen Handelsstil zu finden der zu einem passt.
  2. Diesem grundsätzlichen Ansatz treu bleiben und systematisch optimieren
  3. KEINESFALLS jedem Hype hinterher laufen (damit kommen Sie nie ans Ziel)
  4. Einen Einstieg niemals erzwingen wollen. Wenn die Rahmenbedingungen nicht passen dann einfach warten. GEDULD
  5. Ein Schlüsselelement sind die Positionsgrößen. Investieren Sie Zeit in diesen wichtigen Punkt!
  6. Verschwenden Sie keine Zeit in die Entwicklung des perfekten Indikators. Sie werden ihn niemals finden!
  7. Die Bereitschaft sich Fachwissen anzueignen!

Haben Ihnen Vorbilder oder Mentoren geholfen Ihren Weg zu finden?

Nein, nicht wirklich.

Mit welchem bekannten Trader bzw. mit welcher Investmentlegende würden Sie denn gerne einmal einen Kaffee trinken?

André Kostolany… leider jedoch schon verstorben.

Wie sieht Ihr Tagesablauf aus, halten Sie sich strikt an einen speziellen Tradingplan oder führen ein Trading-Tagebuch?

Ich bin heute Pensionist und trade nur noch gelegentlich. Für mich jedoch mache ich mir Notizen während eines Trades. Es ist die Nachbetrachtung sehr wichtig um Fehler, die einem unterlaufen sind, präsent im Hinterkopf zu halten. Während meiner Zeit als Hedgefonds-Manager war ich verpflichtet genau Buch zu führen über alle Aktionen die durchgeführt wurden sowie deren Motivation. Diese Aufzeichnungen sind zum einen vom Fondsbetreiber vorgeschrieben und zum anderen ein laufendes Training. Das geschriebene Wort bleibt ihnen viel intensiver präsent als sich eine gewisse Situation nur merken zu „wollen“. 

Das soziale Umfeld von Arbeitskollegen oder Kunden fehlt bei den meisten Berufs-Tradern. Viele sind deshalb auch in sozialen Netzwerken unterwegs, um sich mit Trader-Kollegen auszutauschen. Sehen Sie sich als beruflichen „Lone Wolf“ bzw. wie gehen Sie mit diesem Thema um?

Als ich mit dem Traden ernsthaft begann, war ich, wie vermutlich die Meisten in diesem Metier, sehr aktiv in diversen Foren. Zur damaligen Zeit war es das Forum „Terminmarktwelt“ (heute www.zmp.de) und damals für mich die erste Wahl. Das war sehr hilfreich und ich konnte viel an Wissen mitnehmen. Börse bedeutet aber auch immer Unsicherheit was besonders bei Einsteigern eine gewisse Angst hervorruft. Und ich vermute, dass eben diese Unsicherheit, Angst das Bedürfnis weckt, sich in den Foren auszutauschen. Man hofft dort eben auch etwas mehr Sicherheit erhaschen zu können. Mehr Sicherheit für einen Trade den man eingehen will wird es aber deswegen nicht geben… aber Erfahrung und Fachwissen…  und auch das ist wichtig!  

Was bedeutet Ihnen Trading bzw. eigenständiges Anlegen und was ist für Sie das Schönste daran?

Es ist eine Leidenschaft von mir Strategien zu entwickeln. Die Trades an der Börse zu platzieren war für mich jedoch eher ein notwendiges Übel und als privater Trader unumgänglich. Als Fondsmanager hatte ich immer einen eigenen Händler. Mit dem wurde alles durchgesprochen und er hatte es in Folge umgesetzt. Bei kritischen Aktionen habe ich dem Händler über die Schulter geschaut, um in Krisensituationen eingreifen zu können, was jedoch eher die Ausnahme war.

Was würden Sie denn beruflich machen, wenn das mit dem Trading nicht geklappt hätte?

In diesem Falle wäre ich vermutlich in der Informatik geblieben… wer weiß…?

Ist Ihnen mal ein außergewöhnlicher Trade gelungen, an den Sie gerne zurückdenken?

Über jeden Trade, der aufgeht, freut man sich, so wie man sich über ein negatives Ergebnis ärgert. Aus meiner Sicht sage ich dazu Folgendes: Wenn man sich über einen Trade besonders gefreut hat, dann bedeutet das, dass man in der Regel ein erhebliches Risiko eingegangen ist und es eben gut ging. Dieser Trade hätte eventuell auch den Ruin bedeuten können (Frage 4, Punkt 5). Aus meiner Sicht erkennt man einen guten Trader an der Kontinuität der (kleinen) Erfolge. Und um kontinuierlich Gewinne zu erzielen, braucht man kein Glück, sondern die passenden Optionsstrategien. Diese lassen sich z. B. mit dem von mir entwickelten Vandermart-Tracker erstellen. Dabei handelt es sich um eine Software, die alle Einflussfaktoren einer Optionsstrategie bearbeitet und grafisch dargestellt. So kann jeder Nutzer der Software hocheffiziente Modelle generieren, die einem sonst verwehrt bleiben.

Jeder Trader oder Anleger braucht einen individuell passenden Handels-Stil basierend auf Techniken, Märkten und Zeitrahmen. Wie sieht Ihr Stil aus, nach welchen Gesichtspunkten wählen Sie Ihre Trades aus?

Ich arbeite fast ausschließlich mit Optionen. Da liegt es in der Natur der Sache, dass es ein „endlos“ nicht gibt, da jede Option eine definierte Laufzeit hat. Mein Zeitrahmen liegt in der Regel zwischen drei Monaten und einem Jahr. Grundsätzlich gilt: Für ein System, das aus fundamentaler Überlegung heraus erstellt wird, wähle ich eine relativ lange Laufzeit. In diesem Falle ca. ein Jahr. Bei einem rein technischen Ansatz ein bis drei Monate.

Welche Wünsche und Ziele haben Sie als Trader/Anleger und im privaten Bereich?

Als Trader (wie bereits erwähnt bin ich bereits in Pension) wünsche ich mir noch eine Menge kleiner Erfolgserlebnisse (die Summe machts). Im privaten Bereich wünsche ich mir, dass ich mein Leben weiterhin leben kann so wie ich es für richtig halte.

Welche Hobbies begeistern Sie, d.h. wie verbringen Sie tradingfreie Tage am liebsten?

Ich lese sehr gerne oder sehe mir Dokumentationen an

  1. Geschichte
  2. Die alten griechischen Philosophen
  3. Politik
  4. Technik allgemein
  5. Mathematik
  6. Soziologie (hoch interessant, besonders in der heutigen Zeit)

Welche Tipps geben Sie unerfahreneren Kollegen oder Lesern mit auf den Weg?

Einem Einsteiger würde ich raten sich die folgenden Punkte gut zu merken:

  1. Was im Kleinen nicht funktioniert, funktioniert im Großen schon zweimal nicht! (Positionsgrößen bzw. Risk / Money-Management )
  2. Erst Fachwissen aneignen, dann starten mit kleinem Geld (mit sich einstellendem Erfolg die Positionsgrößen erhöhen)
  3. Die benötigten Hilfsmittel beschaffen. Eine gute Ausrüstung ist die Voraussetzung einer guten Leistung! – Wer hier spart der wird es mit Sicherheit bereuen!
  4. Nichts erzwingen wollen – Geduld
  5. Nicht jedem Hype hinterherlaufen
  6. Keine Zeit zu verschwenden mit dem Versuch, ein perfektes System zu entwickeln. Es wird mit Sicherheit nur eine „never ending story“.
  7. Einen Broker wählen, der im Notfall „Gewehr bei Fuß“ steht und wirklich hilft… sprich: bester Support!