Peter Lynch

Peter Lynch ist der Mann, der hinter dem Erfolg des legendären Magellan Fonds von Fidelity steht. Peter Lynch hatte seit seinem zehnten Geburtstag einen Nebenjob als Caddie auf dem örtlichen Golfplatz, wo er den Fidelity Präsidenten George Sullivan kennenlernte. Nach dem Abschluss seines MBA an der Wharton School gelang Peter über ihn an das Unternehmen Fidelity. Peter‘s Leidenschaft für Investment war so groß, dass er bei seiner ersten Verabredung mit seiner zukünftigen Frau Carolyn über nichts anderes reden konnte. Offensichtlich war das kein Problem für sie…

Wachstum gegen einen angemessenen Preis

Bis zu seinem Ruhestand 1990 (in einem Alter von nur 46 Jahren) hat Lynch mit seiner persönlichen Herangehensweise den Magellan Fonds innerhalb von 13 Jahren – halten Sie sich fest – von $20 Millionen auf $14 Milliarden erweitert. Natürlich ist das nicht nur reiner Investitionsgewinn, da Erfolg auch schnell eine Anzahl von neuen Investoren anlockt.

„The real key to making money in stocks is not to get scared out of them.“

Wie ist der Fonds zu so einem Erfolg geworden? Falls Sie zu Beginn von Lynchs dreizehnjähriger Etappe $10.000 in den Fonds gesteckt hätten, wären Sie am Ende dieser Zeitspanne mit $280.000 ausgestiegen. Eine Verachtundzwanzigfachung Ihrer Investition. Das entspricht einer durchschnittlichen jährlichen Steigerung von 29,2%. Verglichen mit dem S&P, der in derselben Zeitspanne von 13 Jahren eine durchschnittliche jährliche Steigerung von 15,8% verzeichnete, ist das natürlich eine unglaubliche Leistung.

Die Philosophie von Lynch ist in seinem 1989 erschienen Buch „One Up on Wall Street“ relativ einfach dargestellt. Hierin kann man lesen, dass die Börse auf kurze Dauer nicht rational ist. Denn Kurse können sowohl weit unter als auch weit über dem inneren Wert des Unternehmens liegen. Genau wie Graham und Buffett lässt Lynch sich ebenfalls nicht auf den Wahnsinn des täglichen Geschäfts oder auf kurzfristige Kursbewegungen ein.

Der Ansatz von Lynch beruht, genau wie bei anderen Gurus, auf dem disziplinierten Ausführen einer Strategie. Diese Strategie enthält die Anschaffung von unbeliebten oder außer Acht gelassene gewöhnlichen Aktien, die ein langfristiges Ziel haben. In Panik geraten, wenn der Kurs kurzfristig absackt oder gar stagniert, gehört hier nicht zu, solange die Grundvoraussetzungen gut bleiben. Bekannt sind Aussagen wie:

“Putting money into stocks and counting on having nice profits in a year or two is just like betting on red or black at the casino. What the market’s going to do in one or two years, you don’t know.”

Unternehmen reizen Lynch aufgrund von diversen Kennzeichen. Kennzeichen wegen denen Lynch sich anschließend ans Analysieren begab; etwas, das er dann mehrere Wochen hintereinander machte. Womöglich ein Grund, warum er so früh (an seinem 46. Geburtstag) in Rente ging.

Reizvolle Unternehmen nach Lynch

  • Das Produkt ist einfach, verständlich und gefällt ihm. Berühmt ist die Unterwäsche von Hanes, die auch seine Frau Carolyn trug. Lynch analysierte das Unternehmen, es gefiel ihm (genau wie die Unterwäsche selbst) und seine Investition in Hanes versechsfachte sich (ein „six-bagger“).
  • Kurs-Gewinn-Wachstums-Verhältnis (PEG-Ratio); oder auch das Kurs-Gewinn-Verhältnis geteilt durch das Gewinnwachstum. Lynch hat dieses PEG-Ratio bekannt gemacht. Ein Unternehmen fand vor allem seine Beachtung, wenn es ein PEG-Ratio von weniger als 0,5 hatte. Das PEG-Ratio setzt das Kurs-Gewinn-Verhältnis in Relation zu dem erwarteten Wachstum vom Gewinn und ist damit ein Instrument um „GARP Aktien“ auszuwählen. GARP steht für „Growth At a Reasonable Price“, oder auch Wachstum zu einem angemessenen Preis. Je niedriger das PEG-Ratio ist, desto günstiger ist die Aktie hinsichtlich des Gewinnwachstums. Ein schönes Beispiel ist Wal-Mart, der bekannte Supermarkt. Das Kurs-Gewinn-Verhältnis dieses Unternehmens lag selten unter 20, was den Aktienpreis relativ teuer machte. In der Tat relativ, denn das Gewinnwachstum war mit 25-30% für gewöhnlich höher. Hierdurch lag das PEG-Ratio unter 1 und Lynch sah die Aktie doch als eine reizvolle Investition. Und es zeigte sich, dass der Verlauf der Aktie ihm hier Recht gegeben hat.
  • Peter Lynch mochte auch einfallslose Firmennamen (wie z.B. Bob Evans Farms), denn einfallslose Firmennamen sollen auch gut dafür sein, um ein paar Dollar Rabatt auf den Aktienpreis zu bekommen.
  • Mit Warren Buffett hatte Peter Lynch gemeinsam, dass er wenig oder nichts von Technologie-Aktien hielt und am liebsten in gewöhnliche Unternehmen investierte. Die Versuchung zur Investition wurde größer, als diese Unternehmen relativ unbekannt waren; etwas, das für eine Ermäßigung auf den Börsenpreis sorgte.
  • Ermäßigungen kann man auch bei Unternehmen bekommen, bei denen böse Gerüchte die Runde machen. Berühmt ist die Aussage von Lynch, dass er am liebsten in Unternehmen investierte, bei denen das Gerücht die Runde machte, sie verwendeten giftige Abfälle oder sie seien in den Händen der Maffia. Noch besser war eine Kombination aus beidem.
  • Ermäßigungen können außerdem bei Unternehmen erworben werden, die in deprimierenden Industrien tätig sind (sowie Bestattungsunternehmen) oder bei Unternehmen, die kein oder kaum Wachstum aufweisen (Mangel an Aufmerksamkeit).
  • Nischenunternehmen fand Lynch auch sehr interessant. Diese haben oft weniger Konkurrenz.
  • Produkte, die immer wieder neu angeschafft werden müssen. Beispiele sind Medikamente, Rasiermesser und Zigaretten.
  • Unternehmen, bei denen Insider (oder das Unternehmen selbst) eigene Aktien kaufen.

Das alles sind Charakteristiken, die Lynchs Beachtung finden. Um jedoch jedwede Missverständnisse aus der Welt zu schaffen: diese Charakteristiken sind keinesfalls ausreichend Grund dafür, eine Aktie ohne weiteres anzuschaffen. Da ist viel Analyse für nötig, sehr viel.

6 verschiedenen Unternehmenskategorien

Lynch unterteilt in sechs verschiedene Aktienkategorien, die er auch alle einzeln bewertet:

  • Aktien mit starkem Wachstum; Ein Gewinnwachstum von mindestens 20% über eine lange Zeitspanne hinweg.
  • Die Unerschütterlichen („Stalwarts“); Ein langfristiges Gewinnwachstum zwischen 10-19%.
  • Aktien mit schwachem Wachstum; Gewinnwachstum pro Aktie (EPS) unter 10%. Diese Aktien bekommen im Allgemeinen nicht seine Aufmerksamkeit.
  • Turnarounds; Das sind Unternehmen, die kurz vor der totalen Pleite wieder aufgepäppelt werden, nachdem sie in Schwierigkeiten gekommen waren.
  • Zyklische Aktien; Betriebe, die in Industrien mit einer zyklischen Wellenbewegung tätig sind, wie z.B. Basischemie und Investitionsgüter.
  • Asset plays; Unternehmen mit besonderen Aktiva, die in der Bilanz nicht direkt sichtbar sind (beispielsweise, weil Gebäude schon vor vielen Jahren angeschafft wurden und im Moment zu Anschaffungskosten in der Bilanz stehen. Bei Verkauf kann auf diese Weise ein enormer Gewinn realisiert werden.)

Der wichtigste Punkt ist, dass Lynch diese sechs verschiedenen Unternehmenskategorien mit verschiedenen Kriterien beurteilt.

Allgemeine Kriterien

Es gibt Kriterien, die für jede Kategorie gelten:

  • PEG-Ratio. Je niedriger, desto besser. Das bedeutet, dass Investoren für ein ordentliches Gewinnwachstum wenig bezahlen müssen. Das PEG-Ratio muss in jedem Fall unter 1 liegen, wobei ein PEG-Ratio von weniger als 0,5 am vorteilhaftesten ist. Bei `Stalwarts´ und wachstumsschwachen Aktien wird auch die Dividendenrendite bei der Berechnung des PEG-Ratios berücksichtigt.
  • Veränderung der Lagerumschlagshäufigkeit. Wenn diese ansteigt, weist dies darauf hin, dass ein Unternehmen mehr produziert als verkauft und der Absatz somit zu optimistisch eingeschätzt wurde. Sie erraten es schon, dies ist kein gutes Zeichen. Als Kriterium wird hier verwendet, dass dieses Verhältnis nicht mehr als fünf Prozentpunkte in einem Jahr steigen darf.
  • Verschuldungsgrad darf nicht größer sein als 0,8. Vorzugsweise sogar unter 0,5 (außer wenn es sich um Finanz- oder Versorgungsbetriebe handelt, die mit mehr Schulden finanziert werden).
  • Für Finanzbetriebe gilt, dass das Eigenkapital mehr als 5% der gesamten Vermögenswerte ausmachen muss. Nach Möglichkeit wird mit einem Prozentsatz von mehr als 13,5% der Vermögenswerte gerechnet und einer Vermögensrendite, die größer oder gleich 1% ist.

Spezielle Kriterien

Wie bereits erwähnt, verwendet Lynch auch spezielle Kriterien für die verschiedenen Kategorien:

  • Wachstumsstarke Unternehmen mit einem Umsatz von über $1 Milliarde dürfen kein Kurs-Gewinn-Verhältnis von über 40 haben und der Gewinn darf nicht schneller als 50% pro Jahr wachsen (denn das ist nicht nachhaltig und weist auf einen Hype innerhalb der Industrie hin). Vorzugsweise sieht er hier ein Gewinnwachstum pro Aktie (EPS) von 20-25%.
  • Stalwarts haben einen Umsatz von mindestens $1,9 Milliarden und ein EPS-Wachstum zwischen 10% und 20%, ohne jeglichen Verlust in den vergangenen 12 Monaten.
  • Wachstumsschwache Unternehmen müssen einen Umsatz von mindestens $1 Milliarde haben, sowie eine Dividendenrendite, die den Durchschnitt des S&P und die 3%-Marke übersteigt.

Bonuskriterien

Lynch führte außerdem noch zwei Bonuskriterien unter der Kategorie „nicht notwendig, aber immer ein Plus“ ein:

  • Ein freier Cashflow je Aktie von mehr als 35% des Aktienwertes. In diesem Fall kann ein Unternehmen, das zum Beispiel durchschnittlich ist, in einem anderen Kriterium, aufgrund des enormen freien Cashflows, doch noch sehr interessant sein.
  • Das Besitzen von Cash (plus liquider Wertpapiere) ist ein Bonus. Es sollte mindestens 30% des Aktienwertes ausmachen, aber besser noch bei über 40% liegen.

Performance von Peter Lynch

Da Lynch schon seit mehr als 20 Jahren in Rente ist und Fidelity Investments zu einem Monstrum von dutzenden von Investmentfonds geworden ist, erweist es sich als etwas schwieriger zu schauen, was die Auswahlkriterien von Lynch in den vergangenen 10 Jahren geleistet haben. Dennoch ist es möglich, einen ungefähren Vergleich zu ziehen. So hat ein Portfolio von 20 Aktien, die allesamt die Lynch-Kriterien erfüllen, in den vergangenen 10 Jahren eine durchschnittliche Jahresrendite von 13,2% eingeholt. Der S&P 500 kann in dieser Periode nicht mehr als 4% pro Jahr vorweisen. Mit solchen Renditen ziehen wir dann sicherlich Lynch-Aktien einem Index-Tracker vor!

„Go for a business that any idiot can run – because sooner or later, any idiot is probably going to run it.“

Börsenweisheiten

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