Hohe Zinsen mit US-Staatsanleihen: Alles, was Sie über T-Bills und Co. wissen müssen

Wie Sie mit US-Staatsanleihen 4 % Zinsen und mehr erzielen könnten.
von Wendelin Probst
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US-Staatsanleihen - T-Bills, T-Notes, T-Bonds und TIPS | Online Broker LYNX
In den USA gibt es auf Staatsanleihen mehr Zinsen als in Deutschland – bei allen Laufzeiten. So kommt eine zweijährige US-Anleihe in den USA aktuell auf eine Verzinsung von 4,36 %, während Staatsanleihen mit derselben Restlaufzeit in Deutschland auf gerade mal 2,03 % Rendite kommen. Das ist ein deutlicher Unterschied von mehr als zwei Prozentpunkten.

In diesem Artikel sehen wir uns für Sie an, ob und wann es für Privatanleger Sinn machen könnte, einen Teil ihres Vermögens in US-Staatsanleihen zu investieren.

Was sind US-Staatsanleihen?

US-Staatsanleihen sind Wertpapiere, die von der US-Regierung ausgegeben werden, um Schulden zu finanzieren. Während der Laufzeit bezahlen die USA als Gläubiger in der Regel halbjährlich Zinsen, einen sogenannten Kupon, bis die Anleihe bei Fälligkeit komplett, d. h. zum Nennwert, getilgt wird.

Kurzfristige US-Staatsanleihen mit Ursprungslaufzeiten von weniger als einem Jahr werden als sogenannte T-Bills (Treasury Bills) bezeichnet. Für diese sogenannten Nullkuponanleihen fallen zwar keine Zinszahlungen an, aber weil die Papiere unter dem Nennwert ausgegeben werden, erwirtschaften sie trotzdem eine Rendite. Aufgrund des extrem geringen Ausfallrisikos werden T-Bills in den USA oft zur Bestimmung des kurzfristigen risikolosen Zinssatzes herangezogen. Während in den USA T-Bills mit einer Laufzeit von 3 Monaten sehr beliebt sind, werden Staatsanleihen mit einer Laufzeit von weniger als 12 Monaten in Deutschland gar nicht erst ausgegeben. Wer vergleichbare deutsche Staatsanleihen sucht, kann jedoch auf Anleihen mit einer entsprechenden Restlaufzeit blicken.

Länger laufende US-Staatsanleihen mit einer Laufzeit von bis zu 10 Jahren werden als T-Notes (Treasury Notes) bezeichnet. US-Anleihen mit Laufzeiten von 20 oder 30 Jahren heißen T-Bonds (Treasury Bonds).

Wenn Sie mehr zum Thema Anleihen und deren Funktionsweise wissen möchten, empfehlen wir Ihnen unseren Artikel Anleihen Vergleich: Die besten Anleihen und Anleihen ETFs.

Weitere Zinssenkungen in den USA erwartet – aber …

Die Federal Reserve, kurz Fed, gibt als wichtigste Notenbank der Welt in Sachen Geldpolitik den Takt vor. Die anderen Notenbanken, wie die Europäische Zentralbank (EZB), folgen dem vorgegebenen Kurs dann meist mit einer gewissen zeitlichen Verzögerung. Um die hohen Inflationsraten in den Griff zu bekommen, wurden die Zügel in Sachen Geldpolitik bis Mitte 2023 deutlich straffer angezogen als in den Jahren zuvor. Doch nachdem die Fed den Leitzins im Juli 2023 auf eine Spanne von 5,25 bis 5,50 Prozent erhöht hatte, war das Zinshoch erst einmal erreicht. Nachdem sich der überhitzte Arbeitsmarkt abkühlte und auch der Inflationsdruck nachließ, wurden die Zinsen im November 2024 erstmals wieder um -0,5 Prozentpunkte auf 4,75 bis 5,00 Prozent gesenkt. Zwar gehen die Marktteilnehmer davon aus, dass Fed-Chef Jerome Powell die Zinsen in nächster Zeit weiter senken wird, aber die Erwartungen wurden diesbezüglich zuletzt deutlich gedämpft, da der Preisdruck weiterhin höher ist als erwartet. Sollte sich eine neue Inflationsdynamik entwickeln, so könnte sich der erwartete Zinssenkungspfad durchaus als Illusion erweisen. Die Fed wäre möglicherweise sogar gezwungen, die Zinsen erneut anzuheben …

Welche US-Staatsanleihen gibt es?

Da der Schuldner jeweils die US-Regierung ist, unterscheiden sich die US-Staatsanleihen nur nach Laufzeiten. Und hier gibt es in den USA ein breites Spektrum von 3 Monaten Laufzeit bis zu 30-jährigen Papieren. In der folgenden Tabelle sehen Sie die gängigsten Laufzeiten und deren aktuelle Rendite:

Laufzeiten und Renditen von
US-Staatsanleihen

LaufzeitRendite am 25.11.2024
3 Monate 4,53 %
6 Monate4,47 %
12 Monate 4,38 %
2 Jahre 4,31 %
5 Jahre 4,21 %
10 Jahre 4,31 %
30 Jahre 4,50 %

T-Bills aktuell am lukrativsten

Aus Renditeaspekten heraus erscheinen T-Bills mit einer Laufzeit von 3 Monaten derzeit am lukrativsten. Dass diese Laufzeit mit 4,53 % aktuell die höchste Verzinsung aufweist, liegt daran, dass die Marktteilnehmer für diesen Zeithorizont eine weitere Zinssenkung um mindestens 0,25 Prozentpunkte antizipieren. Anschließend flacht die Zinskurve bis in den Bereich der 5-jährigen Staatsanleihen ab, bevor die 10- und 20-jährigen US-Bonds wieder einen Renditeanstieg zeigen. Dieser ist jedoch der Tatsache geschuldet, dass die Zinsunsicherheit bei längerfristigen Zeiträumen sehr hoch ist und die Marktteilnehmer dafür in der Regel einen Aufschlag verlangen.

Was Anleger beim Kauf von US-Staatsanleihen beachten sollten

Wenn Sie sich für den Kauf von US-Staatsanleihen entscheiden, sollten Sie die folgenden Faktoren unbedingt beachten.

Faktor Nummer 1: Der USD-Wechselkurs

Bei den Risiken ist natürlich an erster Stelle das Währungsrisiko zu nennen. Denn, wenn der US-Dollar im Vergleich zum Euro nachgibt, dann sinkt im selben Verhältnis auch der Wert aller in USD notierten Anlagen. Sieht man sich die Historie der EUR/USD-Wechselkursschwankungen an, so wird schnell klar, dass es immer wieder Kursveränderungen von 5 bis 10 % innerhalb weniger Monate gibt. Wechselkursverluste drohen vor allem dann, wenn viel Kapital aus den USA in andere Währungsräume abfließt. Ein Renditevorteil von ein bis zwei Prozentpunkten rückt so rasch in den Hintergrund.

Allerdings können die Wechselkurse im umgekehrten Fall Vorteile bringen. So wirkt ein steigender USD wie ein Renditeturbo für US-Staatsanleihen, die dadurch zusätzlich an Wert gewinnen. Aus diesem Grund machen US-Staatsanleihen in erster Linie für Anleger Sinn, die entweder einen steigenden USD erwarten oder aus anderen Gründen einen Teil ihres Guthabens in USD diversifizieren möchten.

Faktor Nummer 2: Die Zinsentwicklung

Anleihegläubiger verzeichnen immer dann Kursgewinne, wenn Zinsen fallen, und Kursverluste, wenn Zinsen steigen. Derzeit sind noch etwas niedrigere Zinsen das wahrscheinlichere Szenario. Allerdings sind weitere Zinssenkungen durch die Fed bereits in die Marktzinsen eingepreist, sodass sich erwartungsgemäße Zinsschritte auf die Preisentwicklung auswirken würden. Zuletzt wurde die Hoffnung vieler Investoren auf stärker fallende Zinsen deutlich gedämpft und die Marktzinsen zogen wieder ein gutes Stück an. Je nachdem, wie sich die Inflationsrate entwickelt, dürfte die Kurve in nächster Zeit in die eine oder andere Richtung zeigen. Doch Aufwärtsdruck auf die Zinsen und Anleihen könnte auch von anderer Seite kommen. Beispielsweise dann, wenn große Gläubiger der USA wie China – so wie das zuletzt der Fall war – im großen Stil US-Staatsanleihen verkaufen. Kursveränderungen während der Laufzeit sind bei Anleihen allerdings nur für Anleger relevant, die ihre Papiere nicht bis zur Endfälligkeit halten möchten. Denn mit dem Kauf einer fest verzinsten Anleihe steht die Rendite bis zum Ende der Laufzeit fest. Auch dies spricht neben der höheren Rendite dafür, dass Anleger eher auf kürzere Laufzeiten, beispielsweise bis 2 Jahre, schielen sollten. Anleihen mit längeren Laufzeiten hingegen verzeichnen bei Zinsänderungen höhere Kursschwankungen, denn jede Renditeanpassung wird bis zur Tilgung im Kurs reflektiert.

Faktor Nummer 3: Die leidige US-Schuldenobergrenze

Regelmäßig gab es im US-Kongress in den letzten Jahren heftige Schlagabtausche zwischen Demokraten und Republikanern zur US-Schuldenobergrenze. Dabei gibt es immer wieder die Befürchtung, dass der US-Regierung ohne eine Einigung das Geld ausgehen könnte. Meist erfolgt dann in letzter Sekunde doch noch eine Einigung, denn einen Staatsbankrott möchte dann wohl doch niemand verantworten. Im Juni 2023 wurde die Schuldenobergrenze von 31,4 Bio. USD mit einem neuen Schuldengesetz zwar vorerst bis 2025 ausgesetzt, aber eine längerfristige Lösung ist nach wie vor nicht in Sicht. Deshalb drohte die Ratingagentur Moody’s bereits damit, den USA die Spitzennote von AAA zu entziehen, so wie es die anderen großen Ratingagenturen aufgrund der lähmenden Schulden- und Haushaltsstreitigkeiten bereits getan haben. Im US-Kongress wird zwar jedes Mal ein großer Zirkus veranstaltet, aber ein tatsächlicher Zahlungsausfall ist eigentlich nur schwer vorstellbar. Allen Kongressabgeordneten dürfte klar sein, welche Schockwellen eine Pleite der USA nicht nur an den Finanzmärkten verursachen würde. Deshalb ist das Risiko durch die Schuldenobergrenze aus unserer Sicht überschaubar. Dies sieht übrigens auch Anleihen-Starinvestor Bill Gross so, der vor allem kurzlaufende US-Staatsanleihen, also T-Bills zum Kauf empfiehlt. Dadurch, dass vorläufig sowohl im Kongress als auch im Senat eine republikanische Mehrheit erreicht wurde, dürfte dieses Thema allerdings bis zu den nächsten Kongresswahlen im Jahr 2026 vom Tisch sein. Die Trump-Regierung kann Beschlüsse und Gesetze in der aktuellen Konstellation problemlos durchsetzen und die Schuldengrenze vorübergehend aufweichen. Je exzessiver die US-Regierung davon gebraucht macht, desto mehr Druck gibt es allerdings auf die Preisentwicklung, sodass auch die Fed wieder unter Zugzwang gesetzt wird, die Zinsen zu erhöhen. Dies würde dann vor allem länger laufende US-Staatsanleihen unter Druck bringen.

Wie kaufe ich eine US-Staatsanleihe?

Sofern ein Brokerkonto für den Handel von Anleihen freigeschaltet ist, können Anleger US-Staatsanleihen erwerben. Jede US-Staatsanleihe, die emittiert wird, hat eine eigene ISIN, sodass keine Verwechslung erfolgen kann. Eine Anleihe, die am 15.08.2033, also in knapp neun Jahren fällig wird, hat beispielsweise die ISIN US91282CHT18 und notiert bei einem Kupon von 3,875 % aktuell bei ca. 97,00 % des Nennwerts. Daraus errechnet sich eine Rendite von 4,44 %. Eine knapp 1-jährige US-Anleihe mit der ISIN US912810EV62 notiert aktuell bei 102,29 % und kommt bei einem Kupon von 6,875 % auf eine Rendite von 3,66 %. Anleger sollten allerdings beachten, dass Anleihen immer im Nominalwert geordert werden. Notiert eine Anleihe beispielsweise bei 93 %, so bedeutet eine Ordergröße von 10.000 USD einen tatsächlichen Kaufbetrag von 9.300 USD. Die Mindeststückelung beträgt bei allen US-Papieren 100 USD, so dass eine Order stets über volle 100 USD lauten muss, also beispielsweise über 4.500 USD oder 7.200 USD.

Fazit: Währungsrisiken und Laufzeiten beachten

Investments in US-Staatsanleihen sind grundsätzlich nur für Anleger interessant, die beispielsweise zur Diversifizierung oder in Erwartung eines schwachen Euros im USD-Bereich anlegen wollen. Denn andernfalls würden die Renditeunterschiede zu deutschen oder anderen europäischen Staatsanleihen rasch durch stärkere Wechselkursbewegungen überlagert. Bei der Fälligkeit würden wir auf T-Bills oder auf T-Notes mit einer maximalen Laufzeit von zwei Jahren setzen. Bei diesen ist zum einen die Rendite am höchsten und zum anderen sind die Kursrisiken sehr überschaubar und kommen auch nur dann zum Tragen, wenn vor der Fälligkeit verkauft wird.

Quellen:
Bloomberg: Bill Gross Advises Buying T-Bills to Bet Debt-Ceiling Issues Will Be Resolved (10.10.2023); https://www.bloomberg.com/news/articles/2023-05-08/gross-advises-buying-t-bills-to-bet-debt-ceiling-issues-resolved#xj4y7vzkg

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