Börse aktuell

Hier erfahren Sie, was an der Börse aktuell geschieht. Unser Börsenexperte Ronald Gehrt beobachtet täglich das aktuelle Börsengeschehen und fasst die neuesten Börsendaten und Börsenberichte wöchentlich für Sie zusammen. Mit Börse aktuell bringen wir die wichtigsten Börsennachrichten auf den Punkt und kommentieren, was momentan an der Börse los ist.

Börse: Aktuelle Nachrichten der Woche

Neues von der Börse: Unsere aktuellen Börsennachrichten informieren Sie jede Woche über die derzeitige Börsenentwicklung. Was beschäftigt die Börse? Was steht diese Woche an? Diktieren Bullen oder Bären die Märkte? Sollten Sie Ihre Investitionen erhöhen oder lieber Gewinne mitnehmen? Wir geben Ihnen die Antworten auf diese Fragen, wagen einen Ausblick auf die kommende Börsenwoche und bewerten anstehende Ereignisse, die Auswirkungen auf den Börsenverlauf haben könnten.


Börse aktuell vom 10.-16.03.2025

Märkte im Ausnahmezustand: Diese Schlüsselmarken sind jetzt entscheidend

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S&P 500
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Zum S&P 500

In Europa werden die Aktienmärkte von Hoffnung und Gier getrieben, in den USA zeitgleich von Enttäuschungen und Angst gedrückt. Die Volatilität läuft dabei umso heftiger aus dem Ruder, je mehr die Emotionen den Handel bestimmen. Das macht die Kursbewegungen kurzfristig kaum noch berechenbar … aber es existieren charttechnische Schlüsselmarken, deren Überwinden oder Bruch die Sache sogar noch extremer werden ließe.

Die Kurse schaukeln sich an der Börse aktuell immer weiter auf. Was ich in der Vorwochen-Kolumne noch als hohe Volatilität bezeichnete, wirkt nach der vergangenen Börsenwoche wie ein laues Lüftchen. Dass der DAX mal mit einer größeren Kurslücke startet, ist nicht unüblich. Dass diese Lücken aber andauernd über ein Prozent ausmachen und zuletzt täglich auftraten, das ist sehr wohl ein Ausnahezustand. Und an den US-Börsen nimmt die Volatilität ebenso zu, nur bewegen sich die Kurse dort im übergeordneten Bild seit Wochen nach unten.

Diese Divergenz zwischen den beiden Wirtschaftsräumen ist ohnehin eher ungewöhnlich. Aber dass es dabei auch noch derart hektisch zugeht, macht die Sache für Anleger noch kniffliger.

Börse aktuell: DAX Entwicklung von Februar zu März 2025 - Häufige Kurslücken | Quelle: marketmaker pp4 | Online Broker LYNX
DAX Entwicklung von Februar zu März 2025 – Häufige Kurslücken | Quelle: marketmaker pp4

Das Richtige zu tun ist in Phasen wie diesen manchmal Glückssache, aber …

Man hat nicht nur das Gefühl, am Abend nicht ansatzweise absehen zu können, wie die Märkte am nächsten Morgen aufmachen. Man muss auch damit zurande kommen, dass sehr starke Kursbewegungen in jedem Moment auftreten und einen, wenn man zufällig auf der falschen Seite steht, überrollen können. Und das, ohne zu wissen, ob es nicht wenige Stunden oder sogar nur Minuten später in die andere Richtung geht. Man steht also unter dem Dauerstress nie zu wissen, ob und wann es klug wäre, die Positionierung von Long auf Short oder von Short auf Long zu drehen und ebenso nicht absehen zu können, ob ein Impuls andauert und man daher reagieren muss oder nichts zu tun die bessere Wahl wäre.

Natürlich wirkt ein solcher Markt, als würden Chancen hinter jeder Ecke warten. Aber wenn man die Sache mit Abstand betrachtet, versteht man schnell: Weniger Bewegung, dafür aber konstantere Impulse, das bringt zwar kleinere Gewinnchancen, dafür aber eine deutlich bessere Chance/Risiko-Relation.

Börse aktuell: Entwicklung DAX und VDAX im Vergleich von 2023 bis 2025 | Quelle: marketmaker pp4 | Online Broker LYNX
Entwicklung DAX und VDAX im Vergleich von 2023 bis 2025 | Quelle: marketmaker pp4

… es gibt Schlüsselmarken, an denen man sich orientieren könnte

Diese ruhigeren Phasen, die den weitaus größeren Teil der Handelszeit ausmachen, werden wiederkommen, keine Frage. Aber bis dahin muss man sich eben auf „Sturm“ einstellen, indem man, wie letzte Woche schon vorgeschlagen, entschlossen die Segel refft und mit weniger Kapitaleinsatz, weniger Hebel und nie ohne Stoppkurse agiert. Denn wer jetzt zu viel wagt, könnte dann, wenn das Trading wieder einfacher wird, mit weit weniger Geld dastehen als zuvor.

Damit es anders herum läuft, muss man einige entscheidende Schlüsselmarken im Blick haben die, wenn gekreuzt, den Sturm zum Hurrikan machen könnten. Einige dieser Marken lassen sich recht gut ausmachen. Die nicht aus den Augen zu lassen, ist meiner Ansicht nach zwingend, denn wenn sie gekreuzt werden, kann das umgehend immense Reaktionen auslösen und die hektische Börse noch viel hektischer machen.

Vier Schlüssel-Indizes bieten aktuell gut definierbare Entscheidungsmarken

Keineswegs alle Indizes bieten momentan solche charttechnisch fixierbaren Ankerpunkte. Aber letzten Endes kommt es auch nur auf wenige, entscheidende Indizes an. Kippen die oder brechen nach oben aus, ist die Wahrscheinlichkeit, dass sie die mit ihnen verbundenen Indizes mitziehen, recht hoch.

Der als erstes gezeigte Euro Stoxx 50 Index besteht beispielsweise zu etwa einem Drittel aus DAX-Aktien, der S&P 500 umfasst alle wichtigen US-Blue Chips aus Dow Jones und Nasdaq 100 … und der Nasdaq 100 wird von den Mega-Caps des Technologiesektors dominiert. Dazu als vierter im Bunde ein chinesischer Index, denn China wird bei der heimischen Hektik momentan zu wenig beachtet. Eine kleine Chartgalerie aktuell neuralgischer Punkte:

Europas Leitindex könnte den DAX kurzfristig noch mehr befeuern … oder ausbremsen

Vergleicht man die Performance des Euro Stoxx 50 mit der des DAX seit dem letzten markanten Zwischentief von Anfang August, so fällt auf, dass der europäische Leitindex zuletzt nicht ansatzweise mithalten konnte. Daraus ergeben sich zwei Optionen. Sollte der Euro Stoxx 50 nach oben ausbrechen, könnte das dem DAX die zweite Luft geben, immerhin stammen etwa ein Drittel der Euro Stoxx 50-Aktien aus dem DAX. Bricht der Eurozone-Index aber nach unten weg, kann das für die DAX-Hausse durchaus das Ende bedeuten. Und dass sich beim Euro Stoxx 50 kurzfristig etwas entscheiden kann, legt das Chartbild nahe:

Börse aktuell: Entwicklung Euro Stoxx 50 von 2023 bis 2024 mit aktueller Trompetenformation | Quelle: marketmaker pp4 | Online Broker LYNX
Entwicklung Euro Stoxx 50 von 2023 bis 2024 mit aktueller Trompetenformation | Quelle: marketmaker pp4

Wir sehen, dass der Euro Stoxx 50 über der oberen Begrenzungszone des im Februar nach oben durchbrochenen August-Aufwärtstrendkanals hoch volatil seitwärts läuft. Dabei lassen sich Ansätze einer Trompeten-Formation erkennen, die deutlich macht, dass sich die Kurse immer weiter aufschaukeln. Ein Ausbruch aus einer solchen „Trompete“ ist in der Regel extrem stark, siehe dazu auch die heutige Analyse zu Nordex im LYNX Börsenblick. Behalten Sie den Bereich 5.350/5.380 Punkte im Auge, das ist aktuell, wenngleich noch innerhalb der „Trompete“, ein für die Bullen entscheidender Support.

Nasdaq 100: Vorerst gerettet … aber die Bären wissen, wo sie ansetzen müssten

In den letzten zwei Wochen hat der Nasdaq 100 dramatisch Boden verloren. Während man hierzulande im Haussetaumel unterwegs war, dominierten im US-Tech-Sektor die langen Gesichter. Das hat dazu geführt, dass der Index ein Doppeltopp vollendet und am Donnerstag sogar die wichtige 200-Tage-Linie unterboten hat, die er am Freitag nicht zurückerobern konnte bzw. möglicherweise nur „noch nicht“, denn:

Börse aktuell: Entwicklung Nasdaq 100 von 2022 bis 2025 mit wichtigen Chartmarken | Quelle: marketmaker pp4 | Online Broker LYNX
Entwicklung Nasdaq 100 von 2022 bis 2025 mit wichtigen Chartmarken | Quelle: marketmaker pp4

Es gelang, die Anfang 2023 etablierte Aufwärtstrendlinie punktgenau zu verteidigen. Genau dort setzten Käufe ein, das unterstreicht, dass sich das bullische Lager noch keineswegs aufgegeben hat. Jetzt müssten aber umgehend überzeugende Anschlusskäufe kommen, die ausreichen, um die 200-Tage-Linie und die Nackenlinien-Zone des Doppeltopps umgehend zurück zu erobern. Gelingt das, ist die Kuh für die Bullen zunächst vom Eis. Aber die Bären sind eben auch noch da und wissen: Diese Aufwärtstrendlinie ist eine Schlüsselmarke … und der Weg, um sie zu brechen, bislang noch kurz!

S&P 500: Steht besser da als der Nasdaq 100, ist aber auch noch nicht gerettet

Eine Chance für den Nasdaq 100 dürften die Bullen beim Blick auf den marktbreiten S&P 500 sehen, immerhin listet der alle wichtigen Hightech-Aktien ebenso. Kriegt der S&P 500 die Kurve, kann das den Nasdaq 100 mit aus dem Morast ziehen. Der Vorteil hier ist, dass es am Freitag gelang, die zeitweise schon klar unterschrittene 200-Tage-Linie zum Handelsende zu retten, nachdem die Supportzone 5.651/5.670 Punkte gehalten und dies Käufer mobilisiert hatte.

Börse aktuell: Entwicklung S&P 500 von 2024 bis 2025 mit wichtigen Chartmarken | Quelle: marketmaker pp4 | Online Broker LYNX
Entwicklung S&P 500 von 2024 bis 2025 mit wichtigen Chartmarken | Quelle: marketmaker pp4

Aber auch hier gilt: In dieser Woche müssten sofort Anschlusskäufe kommen, die stark genug sind, um den Index wieder über das im Chart violett hervorgehobene „Trump Gap“, diese Aufwärts-Kurslücke, die am Tag nach der US-Wahl entstand, zu tragen. Dass der Index derzeit tiefer steht als vor Trumps Wahlsieg, ist für das Bullen-Lager ein psychologisch negativer Aspekt. Den müsste man also erst einmal erfolgreich und vor allem schnell „wegkaufen“, um die Kuh vom Eis zu bekommen.

Hang Seng China Enterprises Index: Hoffnung und Trotz, die nicht bis zu uns reichen

Die hochkochenden Märkte in Europa und den USA führen leicht dazu, einen anderen aus den Augen zu verlieren. Um, wenn man doch mal hinschaut, verblüfft festzustellen, dass die Rallye des Hang Seng China Enterprises Index (kurz HSCEI) gerechnet ab Jahresbeginn sogar noch massiver nach oben führt als die des DAX. Die Überzeugung, gegen den Druck der USA bestehen zu können ebenso wie die Erwartung, dass man in Peking aufgrund dieser Entwicklung noch mehr Stimuli für die Wirtschaft liefern wird, haben die Notierungen dieses Index, der die größten 50 in Hongkong frei gehandelten Aktien aus China listet, wie eine Rakete nach oben getrieben.

Börse aktuell: Entwicklung Hang Seng China Enterprises Index von 2024 bis 2025 mit wichtigen Chartmarken | Quelle: marketmaker pp4 | Online Broker LYNX
Entwicklung Hang Seng China Enterprises Index von 2024 bis 2025 mit wichtigen Chartmarken | Quelle: marketmaker pp4

Aber die in der Spitze knapp 25 Prozent, die der HSCEI seit Ende 2024 gestiegen ist, basieren eben nicht weniger auf Hoffnung und Gier wie beim DAX und gehen entsprechend mit immensen Risiken auf der Unterseite einher. Die charttechnische Schlüsselmarke wäre hier das Tief des vergangenen Dienstags und das Hoch vom Oktober 2024 im Bereich 8.209 bis 8.373 Punkte. Diese Zone darf nicht brechen, sonst kann eine Korrektur den HSCEI schnell ziemlich weit nach unten führen, denn solche Super-Rallyes haben die Nebenwirkung, dass die Kurse auf ihrem Weg nach oben keine tauglichen Supportzonen ausbilden.

Jetzt müssen die Augen offenbleiben, zumal der März ein besonderer Monat ist

Rational unterfüttert ist an der Börse so gut wie nichts, wenn es um Auffälligkeiten in der Saisonalität geht. Aber für starke Trendimpulse und markante Richtungswechsel sind ja auch höchst selten Fakten, sondern vor allem die Emotionen verantwortlich. Wenn die Richtung erst einmal gedreht hat, werden das Ganze scheinbar begründende Fakten nachgereicht und nötigenfalls halt entsprechend zurechtgebogen. Also sollte man, Logik hin oder her, im März besonders aufpassen, denn er ist für Wendepunkte nun einmal berüchtigt.

Die große Abwärtswende nach der Internetblase im Jahr 2000? Im März. Die Aufwärtsschwenks nach der Baisse 2000-2003 und 2008/2009? Im März, ebenso wie der Upturn nach dem Corona-Crash im Jahr 2020. Dass DAX & Co. in diesem Monat scharf abdrehen und die Korrektur der US-Börsen einer neuen Hoffnungswelle weicht, sprich sich die derzeit konträren Trendrichtungen ins Gegenteil verkehren, wäre also alleine aus der Erinnerung der Investoren heraus denkbar, dass der März irgendwie für so etwas prädestiniert ist. Denkbar heißt nicht, dass es wirklich so kommen muss. Aber es heißt, dass man jetzt auf jeden Fall extrem aufmerksam agieren muss!

Ich wünsche Ihnen eine erfolgreiche Börsenwoche!

Ihr

Ronald Gehrt

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Börse aktuell: DAX, Dow Jones und Co.

Die heutigen Top-News und Börsenmeldungen zum DAX und der Börse USA mit dem Dow Jones, dem Nasdaq und dem S&P 500 als weltweit einflussreiche Indizes bilden einen Schwerpunkt unserer aktuellen Berichterstattung von der Börse. Auch gute Aktien, die momentan sehr stark im Fokus der Anleger stehen und steigende Börsenkurse prophezeien, werden wir Ihnen hier vorstellen. So bekommen Sie einen umfassenden Börsenausblick und können Ihre eigenen Börsenprognosen verifizieren oder falsifizieren.

Börse: Aktuelle Entwicklung und Trends

Die aktuelle Entwicklung und der aktuelle Trend an der Börse werden maßgeblich von Wirtschaftsnachrichten, Konjunkturdaten und Neuigkeiten von börsennotierten Unternehmen bestimmt. Diese wirken sich nicht nur auf Aktienkurse aus, sondern auch auf andere Assetklassen wie börsengehandelte Fonds, Optionen und Futures. Des Weiteren werden durch Börsennachrichten auch die Anleihemärkte und Rohstoffmärkte in Bewegung versetzt. Daher haben wir auch die Zinsen, den Ölpreis und Goldpreis immer im Blick.

Börse: Aktuelle Tipps zum Marktgeschehen

Neben Börsennews bekommen Sie auch hilfreiche Tipps, um das gegenwärtige Marktgeschehen besser zu interpretieren. Der Börsenmarkt setzt sich aus vielen verschiedenen Märkten zusammen. Jedes Land, jede Branche und jedes Finanzprodukt wird von individuellen Faktoren beeinflusst, sodass es schwierig ist, alle Märkte mit ihren jetzigen Chancen und Risiken zu verfolgen und zu analysieren. Mit Börse aktuell liefert Ihnen unser Börsenprofi die Börseninformationen, die wirklich wichtig sind, und zugleich eine kompakte Börsenvorschau der Woche.

Börse aktuell: Die letzten Nachrichten

Die Intensität der Kursbewegungen nimmt deutlich zu. Und das beschränkt sich, wenn wir uns mal z.B. den Bitcoin ansehen, nicht nur auf den Aktienmarkt, sondern erfasst mehr und mehr Bereiche der Börsen. Damit wird es schwierig zu erkennen, ob ein Kursimpuls Basis einer größeren Bewegung wird oder nur eine kurzfristige Irritation ist, der man nicht folgen muss bzw. sollte. Wie kann man damit umgehen?

Es ist manchmal gar nicht so leicht, sich strikt auf die Börse zu beschränken, diesmal besonders, nach dieser Übertragung des „Gesprächs“ zwischen US-Präsident Trump und seinem Vize mit dem ukrainischen Präsidenten. Aber meine Aufgabe ist es, mich um die Börsen zu kümmern, meine persönliche Meinung zu dieser politischen Entwicklung hat da nichts verloren. Festhalten darf und muss man indes: Der Anteil derer, die erkennen, dass die USA ernste Probleme schaffen, dürfte am Freitagabend weiter gestiegen sein. Und das wird alle Bereiche erreichen, die Märkte werden dadurch noch volatiler, emotionaler, unberechenbarer. Was bedeutet:

Für uns Marktteilnehmer wird es an der Börse aktuell schwieriger bis tendenziell unmöglich, zeitnah abschätzen zu können, ob ein aus dem Nichts heraus startender, immenser Impuls in zehn Minuten ins Gegenteil umschlägt oder der Beginn einer Tage oder sogar Wochen andauernden Bewegung ist. Grund:

Die Suche nach den Auslösern kostet Zeit, die zu spekulativ agierende Trader nicht haben

Reagieren die Kurse auf überraschende Nachrichten, gilt: Wer die Nachricht als erster sieht, ist im Vorteil. Für die Trader geht dann eine hektische Suche nach einer möglichen Quelle los. Ein Auslöser für starke Impulse kann letztlich ja von überall herkommen. Hat Trump irgendetwas auf seinen Media-Accounts gepostet? Kam da etwas von Notenbankern? Hat eine Unternehmensmeldung den Markt in Bewegung gesetzt? Oder hat ein plötzlicher Schub womöglich rein charttechnische Gründe? Ist es vielleicht durch strategische Aktionen großer Adressen, z.B. vor Abrechnungen am Terminmarkt, Monats- und Quartalsultimos motiviert?

Börse aktuell: Entwicklung DAX und Volatilität von 2023 bis 2025 | Quelle: marketmaker pp4 | Online Broker LYNX
Börse aktuell: Entwicklung DAX und Volatilität von 2023 bis 2025 | Quelle: marketmaker pp4

Das herauszufinden kostet Zeit. Zeit, die man nicht hat, wenn man sich nicht auf ein solches Kursverhalten eingestellt hat, denn dann wird es, wenn es in die falsche Richtung geht, teuer. Das Problem dabei ist:

Bis man einigermaßen klar sieht, warum ein Kurs auf einmal schnell und weit in eine Richtung läuft, ist die Bewegung großenteils vorbei, egal, wie schnell man bei seiner Suche ist. Immer vorausgesetzt, man bekommt den Schub überhaupt mit und liegt nicht gerade im Bett, während die Futures mitten in der Nacht nach oben schießen oder einbrechen, sitzt nicht gerade beim Essen, ist im Auto unterwegs etc. Die Märkte laufen heutzutage rund um die Uhr, sogar am Wochenende gibt es indikative Index-Notierungen und die Kryptowährungen werden weiter gehandelt. Niemand kann durchgehend aufmerksam hinter dem Monitor sitzen … und das kann und sollte auch niemand wollen.

Ein Freitag mit vielen Überraschungen

Um darzulegen, wie knifflig die Sache ist, wenn sich die Volatilität hochschaukelt, weil die Risiken immer größer werden, weil zudem immer mehr Hochrisikokapital im Markt herumgeistert, während die Rahmenbedingungen immer kritischer werden, bietet sich der Freitagabend perfekt an … er ist auch der Grund, warum ich heute dieses Thema gewählt habe. Sehen wir uns das mal anhand des Intraday-Kursverlaufs des Nasdaq 100 an:

Börse aktuell: Der Einfluss von Nachrichten auf die Intraday-Entwicklung des Nasdaq 100 am 28.02.2025 | Quelle: marketmaker pp4 | Online Broker LYNX
Börse aktuell: Der Einfluss von Nachrichten auf die Intraday-Entwicklung des Nasdaq 100 am 28.02.2025 | Quelle: marketmaker pp4

Wir sehen hier, dass der Index auf negative Nachrichten jeweils reagierte. Um 14:30 Uhr unserer Zeit und damit eine Stunde vor US-Handelsbeginn kamen die persönlichen Einnahmen und Ausgaben der US-Bürger für den Januar heraus. Einnahmen unerwartet hoch (+0,9 Prozent), Ausgaben unerwartet zurückgegangen (-0,2 Prozent). Die US-Verbraucher sparen also. Ein Warnsignal. Um 17:05 Uhr kam der GDP Now-Tracker der US-Notenbank von Atlanta, der das aktuelle Wirtschaftswachstum anhand einlaufender Konjunkturdaten zu messen versucht, erstmals seit Jahren und völlig unerwartet mit einem negativen Wert heraus, indizierte also, dass die US-Konjunktur rückläufig ist. Auch da ging es abwärts. Und dann kam der Eklat beim Treffen Selenskyj/Trump, gegen 18:30 wurde schon sichtbar, dass da etwas äußerst Ungutes passiert. Auch da reagierte der Nasdaq 100 entsprechend mit fallenden Kursen.

Aber was passierte dann ab 19:20 Uhr? Auf einmal kamen drei Kaufwellen, die den Index bis zum Handelsende um 2,2 Prozent über das Tief nach der Eskalation im Weißen Haus und damit gegenüber dem Vortag weit in die Gewinnzone katapultierten. Ich weiß nicht, ob es Ihnen genauso ging, aber mein erster Gedanke war, dass irgendwer auf die schräge Idee gekommen wäre, dieses Scheitern der Gespräche in Washington in eine bullische Entwicklung umzudichten. Einfach, weil da gerade etwas extrem Drastisches passiert war und man eine extreme Bewegung am Markt dann mit eben diesem Ereignis verknüpft. Andere „News“ kamen zu dieser Zeit ja nicht. Ich hatte zwar zu dieser Zeit alle Hände voll zu tun, trotzdem war es nicht gut, dass ich erst beim allerletzten der drei Schübe verstand, was da eigentlich passiert. Die Lösung zeigte sich, wenn man von diesem Mikrokosmos des Intraday-Charts auf die Tagesbasis wechselt:

Börse aktuell: Entwicklung Nasdaq 100 von 2024 bis 2025 | Quelle: marketmaker pp4 | Online Broker LYNX
Börse aktuell: Entwicklung Nasdaq 100 von 2024 bis 2025 | Quelle: marketmaker pp4

Dann wird auf einmal klar, was da los war: Diese Kaufwellen hatten mit der extrem brisanten Entwicklung im Weißen Haus gar nichts zu tun, es wirkte nur so, weil sie zeitlich so nahe dran lagen. Hier ging es darum, durch ein gezieltes Dagegenhalten zu verhindern, dass dieser Eklat in Washington dazu führt, dass ausgerechnet an einem Monatsultimo, wo so etwas besonders beachtet wird, ein Selloff eine wichtige Schlüssel-Unterstützung im Nasdaq 100 durchschlägt und damit für den März eine massiv bärische Vorlage liefert.

Es war also letztlich ein Gegenangriff der bedrängten Bullen, der Dow Jones und S&P 500 (die noch nicht so extrem kritisch im Chartbild daherkamen) mitzog, weil die Schwergewichte der Nasdaq in allen drei Indizes vertreten sind. Und der dann automatisch den DAX nachbörslich mit nach oben zog. Letzteres zum einen, weil die Handelsprogramme, die da dann dominieren, nicht denken können, sondern stur nachmachen, was die US-Indizes vormachen. Und zum anderen, weil Trader am Freitagabend hierzulande vermutlich genauso wie ich dachten, da sei irgendwas bullisches passiert, das sie nur noch nicht haben finden können und sicherheitshalber einfach mitzogen. Aber was jetzt?

Eine Antwort, die nur zu neuen Fragen führt … typisch für eine volatilitätsgetriebene Börse

Wird diese Rallye am Montag vorhalten? Wird sie womöglich alleine wegen dieses Intraday-Turnarounds zu Anschlusskäufen führen? Wie weit könnten die reichen? Wird der US-Präsident am Wochenende oder am Montag (ich schreibe diesen Text am Samstagmittag) die Zölle, die am Dienstag in Kraft treten sollen, erneut „stunden“ oder nicht? Könnten Investoren, die sich über das Wochenende Gedanken machen konnten, wie sich die Rahmenbedingungen jetzt darstellen, in diese höheren Kurse hinein aussteigen oder Short gehen, so dass die Kaufwelle des Freitagabends am Montagabend Geschichte ist? Man weiß es definitiv nicht, bevor es passiert ist.

Das zeigt, wie unberechenbar der Markt momentan ist. Und angesichts solcher nicht gerade kleinen Impulse, bei denen man nie weiß, ob sie auf den nächsten Tag wirken oder alles umgehend in die Gegenrichtung läuft, birgt das für Trader ein höheres Risiko. Man kommt aus den offenen Fragen gar nicht mehr heraus, im Gegenteil, eine Antwort ist die Basis für immer wieder neue Fragezeichen, mit denen man sich konfrontiert sieht. Was kann, was muss man tun, um dem zu begegnen?

Eine simple Antwort, die aber manchmal nicht so simpel umzusetzen ist

Im Prinzip ist die Antwort recht einfach: Sorgen Sie dafür, dass Sie dieser zunehmenden Hektik nicht unter die Räder kommen. Beherzigen Sie die einfache Regel: Wer mit vollen Segeln fährt, riskiert schon bei leicht zunehmendem Sturm einen Mastbruch, also: Reffen Sie die Segel.

Runter mit dem Kapitaleinsatz. Runter mit dem Risikolevel, sprich fahren Sie die Hebel bei Derivaten herunter. Je weniger Sie bei plötzlichen Impulsen exponiert sind, desto geringer ist das Risiko, dass Sie sich von der zunehmenden Hektik der Märkte anstecken lassen und übereilt handeln.

Natürlich ist das leichter gesagt als getan. Wäre das eine ganz natürliche Reaktion, bräuchte es diese Kolumne ja nicht. Höhere Risiken bergen eben auch höhere Chancen. Man denkt sich immer:

Ja, aber wenn ich mit vollen Segeln heil durch den Sturm komme, ist mein Gewinn auch größer. Stimmt. Wenn Sie heil durchkommen.

Außerdem entstehen bei einer sich hochschaukelnden Volatilität auch schnell Verluste, bei denen man dann aber denken könnte: Blöd gelaufen, aber da es immer auf und ab geht, hole ich die ja schnell beim nächsten Schub in die Gegenrichtung wieder auf. Stimmt auch. Wenn der nächste Schub wirklich in die für Sie richtige Richtung gehen sollte. Aber wenn nicht, machen Sie sich Ihr Problem noch größer.

Je hektischer der Markt wird, desto mehr wird man davon in den Bann gezogen und kommt gar nicht dazu, den nötigen Schritt zurück zu machen, sich das „Große Ganze“ zu betrachten. Man ist im Mikrokosmos der hektisch blinkenden Kursmonitore gefangen und glaubt, mit dem zunehmenden Tempo mithalten zu müssen, um nicht abgehängt zu werden.

Mit geht es nicht anders. Aber ich versuche dann, gezielt etwas anderes zu tun … mir am Abend, wenn die wilde Hatz Pause macht, Gedanken zu machen … über die Wochenenden Bilanz zu ziehen und mein Handeln zu hinterfragen. Und ja, die Segel zu reffen. Fehlerfrei werde ich dadurch trotzdem nicht. Aber es kann helfen, den einen oder anderen teuren Fehler nicht zu machen. Und was könnte man mehr wollen, in einem Umfeld, in dem Fehler nun einmal unvermeidlich sind, weil man in einem unberechenbaren Umfeld erst erkennt, dass etwas ein Fehler war, wenn man ihn schon begangen hat?

Ich wünsche Ihnen eine erfolgreiche Börsenwoche!

Ihr

Ronald Gehrt

Wie oft haben wir sie schon erlebt, diese völlig unlogisch wirkenden Kursbewegungen z.B. nach Notenbankentscheidungen. Oder abrupte, starke Impulse, die scheinbar aus dem Nichts kommen. Das verunsichert viele, weil das, was die Kurse wirklich bewegt, zwar vollkommen logisch, zugleich aber vielen Anlegern nicht klar ist. Was steckt hinter dieser „Mechanik der Märkte“? Die vergangene Woche bietet sich ideal an, um das zu erläutern.

Während ich diesen Beitrag schreibe, ist das Ergebnis der Bundestagswahl weitgehend klar. Aber wie der DAX heute darauf reagieren wird, weiß ich nicht. Einfach, weil es offen ist. Was zugleich ein perfekter Aufhänger für diese Kolumne ist, denn das ist genau der Grund, warum ich Prognosen zwar interessiert und oft amüsiert lese, aber ihnen nicht folge: Was an den Börsen passiert, ist eben nicht vorhersagbar. Es wird aber oft so dargestellt – und das birgt für Anleger eine Gefahr:

Nämlich die zu glauben, man wisse, was passieren wird und als Folge daraus der eigenen Gewissheit stur zu folgen … auch, wenn die Kurse gerade dabei sind, in die Gegenrichtung zu laufen und aus sicher geglaubten Gewinnen Verluste werden. Aber wieso denken viele, dass die Börse logisch und damit berechenbar sei?

Nachrichten machen Kurse heißt es … aber meist ist es umgekehrt

Die Anleger wollen erfahren, was vorgeht. Und die Medien sollen ihnen das liefern. Das Problem dabei ist: Das alles ist nicht ganz unkompliziert. Einfache Wahrheiten gibt es selten. Und diejenige Klientel, die die Hauptrolle in alldem spielt, ist von den Medien nicht darstellbar: Die Menschen und ihre meist emotional eingefärbten und plötzlichen Entscheidungen. Also versucht man, Nachrichten an die Kursbewegungen zu koppeln und letztere damit zu erklären, was aber oft nicht korrekt ist. Was man auch daran merken könnte, dass, je nach Tagestendenz, die Anleger gestern angeblich Angst vor steigenden Zinsen/Inflation/Rezession oder was auch immer hatten, weil DAX oder Dow Jones fallen, einen Tag später aber angeblich höchst zuversichtlich sein sollen, dass steigende Zinsen/Inflation/Rezession etc. keine Gefahr seien, weil DAX und/oder Dow Jones wieder steigen.

Wachen Sie morgens mit der komplett gegenteiligen Marktmeinung des Vortages auf und drehen ihr Depot auf links? Gut, es ist halt einfacher, in einer Schalte von bestenfalls drei, vier Minuten das, was gerade über die Nachrichtenticker lief, mit den Kursen zu verbandeln. Aber selten werden Sie hören, dass die Reaktion seltsam sei oder unlogisch. Im Zweifelsfall werden die Nachrichten einfach so zurechtgebogen, dass es passt. Und der Anleger damit auf den falschen Dampfer geschickt. Der richtige Dampfer folgt einer grundsätzlichen Überlegung:

Alle anderen denken und handeln nicht komplett anders als Sie!

Der Antrieb, den Sie bei Ihren Entscheidungen zu kaufen, abzuwarten oder zu verkaufen haben, haben die meisten anderen auch … wenn nicht sogar alle. Und ich behaupte jetzt mal, dass Sie nicht bei einer bullischen Konjunkturzahl umgehend kaufen und am nächsten Tag, wenn auf einmal bärische Daten kommen, wieder verkaufen. Die Nachrichten liefern uns das Gesamtbild, mehr nicht. Eines, das dann auch noch sehr individuell und subjektiv wahrgenommen wird. Dieses Bild zeichnet den Hintergrund für Entscheidungen. Aber ein unmittelbarer Auslöser sind Nachrichten eher selten. Und wenn wir mal auf die Bundestagswahl und die Börse aktuell sehen:

Börse aktuell: Entwicklung DAX von 2022 bis 2025 | Quelle: marketmaker pp4 | Online Broker LYNX
Entwicklung DAX von 2022 bis 2025 | Quelle: marketmaker pp4

Es gab, zumindest Stand Sonntag 22 Uhr, keine komplette Überraschung. Angenommen, jemand hätte im Vorfeld des Wahltermins gekauft oder verkauft, hätte dieser Jemand am heutigen Montagmorgen also noch keine Grundlage, etwas anderes zu tun … letztlich wird es ohnehin dauern, bis sich absehen lässt, wann eine neue Regierung steht und aus welchen Parteien sie zusammengesetzt ist.

Trotzdem wird es heute zu kräftigen Kursbewegungen kommen. Aber wenn man eigentlich noch nicht klar weiß, was daraus wird, kann der Wahlausgang dann wirklich die eigentliche Basis des Geschehens sein? Ich meine: Der Auslöser ist sie durchaus. Aber was da am Ende bei DAX & Co. herauskommt, muss deswegen noch lange keine logische Ableitung der Wahl sein.

Investoren sind alle Menschen. Wenn es um Geld geht, verstehen sie einerseits wenig Spaß und gehen die Sache oft emotional an. Hinzu kommt, dass vielen das nötige Fachwissen fehlt.  Aber ob mit oder ohne Basiswissen in Sachen Börse: Die Anleger verkaufen, wenn sie fürchten, dass es ab jetzt eher abwärts geht und kaufen, wenn sie, aus ihrer ureigenen Sicht der Dinge heraus, mit steigenden Kursen rechnen. Aber woran machen sie das fest? An den nonstop einlaufenden Nachrichten, an Bilanzen, an Konjunkturdaten?

Es sind nicht die Nachrichten, die die Zahnräder der Kurse drehen … es ist die Herde!

Eher nicht, sondern vor allem an dem, was sie unmittelbar vor sich sehen: den Kursbewegungen. Und tun Sie und ich das nicht am Ende auch? Sehen wir eine Hausse und sagen uns: Gut, eigentlich denke ich, dass der DAX zu teuer ist, also steige ich lieber aus? Oder sagt man sich, wenn man nicht gerade passionierter Trader mit großem Hang zum Risiko ist, nicht vielmehr: Naja, der DAX ist teuer bewertet, aber der Trend weist nach oben, also bleibe ich dabei? Eben. Aber was ist denn dann letzte Woche passiert?

Börse aktuell: Entwicklung DAX mit Selloff Mitte Februar 2025 | Quelle: marketmaker pp4 | Online Broker LYNX
Entwicklung DAX mit Selloff Mitte Februar 2025 | Quelle: marketmaker pp4

Als der DAX am Mittwochmorgen noch ein neues Verlaufshoch markierte und dann gegen 10:30 Uhr auf einmal anfing zu fallen, dachte ich an ein kurzes Ausatmen. Das hatten wir am Dienstagmorgen ja schon mal gesehen … und da wurde der Rückgang von in der Spitze ca. 150 Punkten stur über den Rest des Tages wieder aufgekauft, wie der vorstehende Chart zeigt, der den DAX für die letzte Woche auf 15-Minuten-Basis abbildet. Aber diesmal blieben die Käufer weg. Das überraschte mich und viele andere zweifellos auch. Die große Frage ist jetzt: warum? Was war am Mittwoch anders als am Dienstag?

Von der Nachrichtenseite her nichts. Vom Umfeld an sich auch nicht. Auch seitens der Markt- und Charttechnik nicht … zumindest nicht auf den ersten Blick. Überkauft war der DAX vorher auch schon. Und er notierte, wie der oberste Chart auf Wochenbasis zeigte, über allen Aufwärtstrendkanälen, war damit also einerseits heiß gelaufen, andererseits aber ohne charttechnische Widerstände unterwegs und damit nach oben frei. Aber wenn man sich den Intraday-Chart genauer ansieht, findet man etwas, was die Sache ausgelöst haben und dazu geführt haben könnte, dass ab dann immer mehr Anleger ausstiegen, weil sie merkten: Hier stimmt etwas nicht. Nicht, weil sie das genau an etwas hätten festmachen könnten, aber man bekam eben den Eindruck, die Herde beginnt gerade, die Richtung zu wechseln. Also, was war da? Der folgende Chart zeigt, was aus meiner Sicht die Sache ins Rollen brachte:

Erst reagieren die Handelsprogramme, dann folgen die emotionalen Entscheidungen

Wir sehen hier den gleichen DAX auf 15-Minuten-Basis wie oben, hier aber mit Gleitenden Durchschnitten, die bei Handelsprogrammen und Tradern wichtige Orientierungen für ihre Entscheidungen sind. Und da sehen wir:

Börse aktuell: Entwicklung DAX mit Selloff Mitte Februar 2025 - Mögliche Gründe | Quelle: marketmaker pp4 | Online Broker LYNX
Entwicklung DAX mit Selloff Mitte Februar 2025 – Mögliche Gründe | Quelle: marketmaker pp4

Als es am Dienstag zu diesem ersten „Ausatmen“ kam, landete der DAX nach knapp 150 Punkten im Bereich dieser Linien. Dort setzten die Handelsprogramme, wohl aber auch viele rein charttechnisch agierende Trader, sofort erneut zum Kauf an. Am Mittwoch aber war der DAX in ebenso kurzer Zeit nach derselben Distanz durch diese Linien durchgerutscht. Das bedeutete für manche Computerprogramme: Nicht kaufen … und ggf. sogar schon „verkaufen“.

Und das führte zum Grundsatz in Sachen „Mechanik der Märkte“: Überwiegt das Kaufvolumen das Verkaufsvolumen, geht es eben aufwärts, umgekehrt abwärts … so simpel ist die Sache.

Als es nach eigentlich ganz normalen Gewinnmitnahmen durch diese kurzfristigen Leitlinien ging, kippte das Verhältnis Käufer zu Verkäufern … und der DAX fiel weiter. Und das intensivierte sich, als die Linien für die Systeme, die einen längeren Zeitraster auf Stundenbasis nutzen, ebenso brachen, hier könnten die auf 15 Minuten eingestellten Systeme sogar schon angefangen haben, Short zu gehen. Das sehen wir im folgenden Chart:

Börse aktuell: Entwicklung DAX Intraday im Februar 2025 | Quelle: marketmaker pp4 | Online Broker LYNX
Entwicklung DAX Intraday im Februar 2025 | Quelle: marketmaker pp4

Und die Anleger bzw. die Trader? Die tun genau das, was Sie und ich auch tun: Sie schauen sich die Sache an und urteilen aus der Situation heraus. Wir hatten beobachten können, dass der DAX abrutschte und anders als in den Wochen zuvor auf einmal Gegenreaktionen entweder schwach waren oder ganz ausblieben. Das setzt dann den Prozess in Gang, der uns reagieren lässt:

Die Kurse sind wir … und wir sind die Kurse: Das ist die simple „Mechanik der Märkte“

Wir schauen, ob andere kaufen. Kaufen sie nicht, lassen wir es normalerweise auch bleiben. Weil alle genau dasselbe tun, warten viele, handeln aber wenige. Bis ein erster Impuls kommt, z.B. in diesem Fall, dass der Erholungsversuch des Donnerstags auf Abgaben traf und der Index gegen Handelsende unter das Tief des Vortages rutschte. Das ist für viele dann ein Signal, dass hier etwas faul ist, auch, wenn sie meist gar nicht sehen, dass der DAX seither unter den nach unten gedrehten Leitlinien lief und die Erholungsversuche des Donnerstags ebenso wie des Freitags genau dort nach unten abgewiesen wurden, was andeutet, dass die ersten Handelsprogramme jetzt Short agieren.

Es sind die Kurse selbst, die Reaktion darauf also, was die anderen tun, was uns leitet, nicht der Blick auf Nachrichten, die ein Auslöser sein können, aber nie müssen. Heult man den falschen Mond an, weil man nicht erkennt, dass die Anleger nicht wie Roboter scheinbar logisch und emotionslos auf irgendwelche „News“ reagieren, sondern – wie wir letztlich alle – einer vom anderen „abschaut“ und es damit die subjektiven Einschätzungen eines jeden von uns sind, die die Bewegungen und am Ende auch den Trend ausmachen, kann man übel auf die Nase fallen. So, und jetzt, was wird die Wahl bewirken?

Die Kurse müssen uns leiten, kein „müsste aber“ auf Nachrichtenbasis

Genau das ist ja der Punkt. Wer versteht, dass es am Ende auf die simple Regel hinausläuft, ob heute mehr Käufer oder mehr Verkäufer antreten und das wiederum unser aller Wahrnehmung und somit die aus der Wahrnehmung heraus folgenden, zukünftigen Handlungen beeinflusst, wagt sich gar nicht erst auf das dünne Brett, das vorhersagen zu wollen. Es wird darauf ankommen, wer heute was und wann tun wird. Das wird Folgeentscheidungen auslösen … und am Ende des Tages steht der DAX ggf. ein paar hundert Punkte höher oder tiefer. Und da hilft dann kein „aber“ und kein Pochen auf eine den Markt selten leitende Logik:

Wer realisiert, dass z.B. aus reinen Gewinnmitnahmen überzeugt bullischer Trader durch die Kette aus Aktion und Reaktion durchaus mal „aus Versehen“ eine mittelfristige Abwärtswende werden kann, was dazu führt, dass aus Bullen wegen der Folgen ihres eigenen Handelns Bären werden, schaut an der Börse aktuell nicht auf das exakte Wahlergebnis, sondern nur und konsequent auf die Kurse!

Ich wünsche Ihnen eine erfolgreiche Börsenwoche!

Ihr

Ronald Gehrt

Der Legende nach soll der russische Feldmarschall Potemkin der Zarin Katharina der Großen durch bemalte Kulissen moderner, schöner Dörfer vorgegaukelt haben, dass die von ihr angestrebte Verbesserung der Verhältnisse der Landbevölkerung auf gutem Wege sei. Am europäischen Aktienmarkt gibt es solche potemkin‘schen Dörfer auch, mit einem Unterschied: Die, die man damit täuschen kann, stellen sie sich selber auf.

Ich weiß, dass so etwas nun wirklich niemanden motiviert, aber ich rate jedem, der sich unerfahren und mit großen Erwartungen zum ersten Mal dem Aktienmarkt zuwendet: Fang nicht damit an, schon mal hochzurechnen, wie reich du in ein paar Jahren damit sein wirst. Geh besser erst einmal davon aus, dass das Geld weniger werden kann und kümmere dich darum, genau das zu vermeiden.

Würden alle Neuanleger nicht mit der Aussicht auf viel Geld ohne Arbeit gelockt, sondern erst einmal vor möglichen Risiken gewarnt, würde es mancher womöglich bleiben lassen. Und andere würden auf die Idee kommen, dass es womöglich gar nicht so abgrundtief dumm wäre, sich erst zu informieren, das nötige Basiswissen zu erlernen und dann mit echtem Geld am Aktienmarkt anzutreten, statt einfach mal zu machen … weil es doch allgemein bekannt ist, dass Aktien langfristig sowieso immer steigen.

Euro Stoxx 50: Neue Rekorde über alten Hochs … sehr alten Hochs.

Was auch zutrifft, keine Frage. Was man aber gerne übersieht ist, dass es durchaus einen nicht so ganz kleinen Unterschied bedeutet, ob man da gerade an einem mittel- oder langfristigen Hoch überbewertete Zocker-Aktien kauft oder nach einer Baisse billig Blue Chips einsammelt. Man könnte daran sogar an der Börse aktuell erinnert werden … wenn man denn hinsehen wollte. Denn ist es nicht verwunderlich, dass es zum Ende der Woche darum ging, das „alte Hoch“ des Euro Stoxx 50 zu überwinden? Und nein, da geht es nicht um das Hoch vom Dezember letzten Jahres oder um Hochs der letzten Tage. Es ging um das Verlaufshoch bei 5.495,18 Punkten vom 6. März 2000 (das Schlusskurs-Hoch lag bei 5.965, siehe der folgende Chart)!

Wie kann das sein? Ein 25 Jahre altes Hoch, bislang nicht wieder erreicht? Bei Aktien, die doch angeblich irgendwie immer steigen? Nun, das Problem liegt schon auch teilweise in der Gestaltung von Indizes.

Da man hier die jeweils 50 größten Eurozone-Unternehmen nach Marktkapitalisierung im Index hat, fallen immer diejenigen raus, die so stark gefallen sind, dass sie eben nicht mehr zu den Top 50 gehören. Bis zu deren Rauswurf aber drücken sie den Index durch ihren Kursabstieg. Dafür werden dann Aktien aufgenommen, die stark gestiegen sind und deswegen eine ausreichend hohe Marktkapitalisierung (i.e. die Zahl der im Streubesitz befindlichen Aktien x der aktuelle Kurs) erreicht haben, um zu diesen Top 50 zu gehören. Dieses Prinzip gilt übrigens für die meisten Indizes, so auch für DAX, MDAX, SDAX und TecDAX.

Erst muss also etwas fallen, um herausgenommen zu werden und etwas steigen, um hereinzukommen. Solche Neuzugänge müssten dann aber noch weiter steigen, um den Index höher zu ziehen. Aber das ist, gerade weil viele in Erwartung eines Aufstiegs vorher kaufen, gar nicht so selten nicht der Fall. Das ist der sogenannte „Aufstiegs-Fluch“, über den ich im täglichen Börsenblick von LYNX ja schon öfter geschrieben habe.

Börse aktuell: Entwicklung Euro Stoxx 50 von 1998 bis 2025 - 25 Jahre für ein neues Hoch | Quelle: marketmaker pp4 | Online Broker LYNX
Entwicklung Euro Stoxx 50 von 1998 bis 2025 – 25 Jahre für ein neues Hoch | Quelle: marketmaker pp4

Und so kann es eben sehr wohl sein, dass ein Index wie der Euro Stoxx 50 25 Jahre braucht, um ein altes Hoch, entstanden damals im Zuge der Internetblase durch eine völlig irre Übertreibungsphase, wieder zu erreichen. Und wer meint, dass man das ja mit der geschickten Auswahl von Einzelwerten für das Depot vermeiden kann, hat Recht …

… wenn man das Wörtchen „geschickt“ auch wirklich beherzigt. Denn dafür braucht es Wissen, Disziplin, Aufmerksamkeit und Zeit. Was indes von immer mehr Menschen, die am Aktienmarkt agieren wollen, als unnötig abgetan wird, denn es läuft ja auch so, scheinbar. Dachte man übrigens vor diesem 2000er-Hoch auch. Ich war schon damals Börsen-Journalist, so etwas wie damals vergisst man nicht. Vor allem nicht, wenn die aktuelle Situation diese Erinnerung so massiv wiederbelebt. Ein potemkin’sches Dorf, das man sich selbst vor die Nase baut. Damals wie heute.  

Hausse à la Potemkin: Der Euro Stoxx 50, der DAX und der „andere DAX“

Ja, aber der DAX? Der läuft doch viel, viel besser, da braucht den Euro Stoxx 50 doch eh keiner. Wirklich? Nein, nicht wirklich. Denn dieser DAX, den die meisten als alleinigen DAX kennen, ist selbst so ein potemkin’sches Dorf, eine schöne Fassade, hinter der es aber weniger schön aussieht. Weil? Weil er ein sogenannter „Performanceindex“ ist. Und bei dem werden ausgeschüttete Dividenden der im DAX gelisteten Unternehmen gerechnet, als wären es Kursgewinne. Und auch noch sofort reinvestiert, so dass der Zinseszinseffekt die Performance noch zusätzlich künstlich aufbläht. Der Euro Stoxx 50 aber wird als Kursindex gezeigt, bei dem dieses potemkin’sche Dorf eben fehlt, deswegen wirkt es, als liefe er so schlecht im Vergleich zum DAX.

Da es beide Indizes auch in der jeweils anderen Variante gibt, also den DAX als (aber in den Medien ignorierten, weil eben viel weniger „attraktiven“) Kursindex und den Euro Stoxx 50 als Performanceindex, können wir uns hier mal ansehen, wie extrem der Unterschied zwischen diesen beiden Berechnungsweisen ist. Übrigens:

Börse aktuell: Entwicklung DAX und Euro Stoxx 50 als Kursindex und Performanceindex von 1999 bis 2025 im Vergleich | Quelle: marketmaker pp4 | Online Broker LYNX
Entwicklung DAX und Euro Stoxx 50 als Kursindex und Performanceindex von 1999 bis 2025 im Vergleich | Quelle: marketmaker pp4

Ich wüsste auf Anhieb keinen Index, der außerhalb der deutschen Indexlandschaft regulär als die Performance schönender Performanceindex dargestellt würde, auch die US-Indizes nicht. Und schaut man sich im vorstehenden Chart mal an, was der DAX seit Ende 1999 ohne diese Stütze der Dividenden-Einberechnung zuwege gebracht hat und wie lange es dauerte, bis das 2000er-Hoch wieder erreicht wurde (bis 2015), ist es vielleicht gar nicht so verkehrt, sich nicht nur um zukünftige, vermeintlich sichere Gewinne zu kümmern, sondern sich auch eine Strategie zurechtzulegen, was zu tun ist, falls es doch anders kommt. Und zwar nicht erst, wenn es soweit ist.

Aber jetzt ist ja an der Börse aktuell erst einmal Super-Hause angesagt, also: Genießen und nicht zurückschauen, denn wie sagt man doch: Aufwärts immer, abwärts nimmer … oder?

Der schöne Schein suggeriert: Je höher es geht, desto geringer das Risiko

Was steigt, steigt weiter … was lange steigt, wird am Ende gut: Je länger eine Hausse „funktioniert“, desto mehr reduziert sich das Denken vieler Marktteilnehmer auf zwei Dinge. Erstens darauf, dass es irgendwie von alleine läuft, das Depot also auch dann weiter an Wert zulegt, wenn man einfach gar nichts tut. Zweitens auf die scheinbare Gewissheit, dass alle Risiken, die den Markt bislang nicht bremsen konnten, ihn, vermeintlich logischerweise, auch weiterhin nicht bremsen werden.

Man gewöhnt sich nun einmal schnell daran, dass etwas funktioniert und stellt dann die entscheidende Frage nicht mehr: Warum funktioniert es? Sollte man aber.

Denn diejenigen, die sich diese Frage sehr wohl stellen und ernüchternde Antworten vorfinden, sind eine unsichtbare, aber dauerhaft vorhandene Gefahr für schläfrige Dauer-Bullen mit Verlust des Sinns für Gefahren. Für Dauer-Bären in einer scheinbar endlosen Baisse wie zuletzt 2000 bis 2003 übrigens vice versa. Nur sind die jetzt natürlich kein aktuelles Thema.

Was ich persönlich als eines der größten Risiken sehe ist, dass sich zu viele unerfahrene Anleger nicht damit beschäftigen, was die Börsenhistorie an Beispielen und Lehren zu bieten hätte. Dann würden sie erkennen: Dieses Gefühl, dass eine Zeit lang ignorierte Risiken dadurch automatisch ungefährlich werden, hatten viele Anleger vor jedem Abwärtsschwenk nach jahrelanger Hausse auch. Immer. Egal, ob wir von der Tulpenkrise des 17. Jahrhunderts, dem Crash 1929 nebst folgender, jahrelanger Baisse oder dem Corona-Crash 2020 reden: immer.

Börse aktuell: Entwicklung S&P 500 von 2006 bis 2009 | Quelle: marketmaker pp4 | Online Broker LYNX
Entwicklung S&P 500 von 2006 bis 2009 | Quelle: marketmaker pp4

Und nein, mit dem Strom zu schwimmen ist kein garantierter Schutz vor bösen Überraschungen. Ich höre immer wieder den Spruch, dass man deswegen getrost der Masse folgen könne, weil „die anderen ja wohl wissen, was sie tun“. Wissen sie aber oft nicht. Vor allem dann, wenn eben diese anderen sich genauso auf angeblich vorhandene Experten in der Herde stützen, ohne zu ahnen, dass zu viele genau dasselbe denken.

Auch die Sicherheit der Masse ist so ein schöner Schein, ein potemkin’sches Dorf, das sich viele Anleger selbst vor die Nase stellen.

Und dann wäre da ja noch ein weiterer Aspekt, der oft übersehen wird: die zunehmende Bedeutung computergesteuerter Handelsprogramme.

Handelsprogramme – ein Tool wie Goethes Zauberbesen

Viele glauben nicht nur, dass die Aktienmärkte sich entlang der Nachrichtenlage bewegen … was durch Medien auch noch gefördert wird, weil man da fast immer versucht, Anlegerverhalten und die das Handeln beeinflussenden Emotionen zu ignorieren und ein Plus oder Minus nötigenfalls mit der Brechstange mit aktuellen Nachrichten verknüpfen. Sie glauben auch, dass da ja irgendwo erfahrene und superclevere Entscheider bei den großen Adressen sitzen müssen, die die Trends lenken. Was implizieren würde: Die, die das ganz große Geld bewegen, die wissen genau, was sie tun, also kann man ihnen bedenkenlos folgen.

Dazu hätte ich zwei Dinge einzuwenden. Erstens gab es diese Entscheider früher ja auch schon. Und sie lagen meistens mit falsch, wenn auf einmal der Stecker aus der Hausse gezogen wurde. Der Chaos-Strudel der internationalen Banken nach dem Platzen der Subprime-Blase macht das sehr deutlich. Und würde jemand einwenden: Naja, aber das kann ja heute nicht mehr passieren, würde ich entgegnen: Und warum nicht? Weil die Banken „gelernt“ haben und jetzt solche Risiken nicht mehr da sind? Wenn ich da an Eurokrise, FlashCrash oder Corona-Crash denke, würde ich da erhebliche Zweifel anmelden. Zumal man eine Entwicklung forciert hat, die die Sache in einem brisanten Maß weg von vernunftbegabten Entscheidungen in Richtung einer Art „Robo-Börse“ verlagert hat.

Was Handelsprogramme sind, was sie tun und wo ihre Risiken liegen, hatte ich zuletzt im Juni 2024 an dieser Stelle dargelegt. Damit Sie als Leser nicht einen Endlos-Text lesen müssen, hier nur eine extrem gekürzte Erläuterung. Der komplette Artikel „Handelsprogramm und ihre Auswirkungen“ ist unter dem folgenden Link zu finden. Wobei Sie da dann am aktuellen Artikel vorbei scrollen und darunter im Bereich „Börse aktuell: Die letzten Nachrichten“ schauen müssten, da finden Sie diesen Beitrag dann bereits aufgeklappt und lesefertig vor:

https://www.lynxbroker.de/boerse/boerse-kurse/boerseninfo/boerse-aktuell/#handelsprogramme-und-ihre-auswirkungen

Also, hier jetzt im Schnelldurchlauf: Computergesteuerte Handelsprogramme sind Systeme, die imstande sind, die früheren, großen Handelssäle bei großen Adressen großenteils oder sogar ganz zu ersetzen. Statt 50 brüllenden und teuren Tradern reicht ein Programm, das genau das an der Börse tut, was die Programmierer ihm vorgegeben haben. Extrem schnell, ohne Pausen, ohne Zweifel. Ohne Fehler?

Börse aktuell: Entwicklung Euro Stoxx 50 im Februar 2025 - Anzeichnen für Handelsprogramme | Quelle: marketmaker pp4 | Online Broker LYNX
Entwicklung Euro Stoxx 50 im Februar 2025 – Anzeichnen für Handelsprogramme | Quelle: marketmaker pp4

Tja, das ist eben so eine Sache. Fast alle dieser Handelsprogramme agieren auf Basis einer Kombination aus chart- und markttechnischen Aspekten. Die Rahmenbedingungen taugen als Vorlage für solche Handelsprogramme nicht, weil sie immer kompliziert zu interpretieren sind, vom Gesamtbild abhängen und viel zu zahlreich sind. Was bedeutet:

Handelsprogramme agieren völlig unabhängig von der Gesamtsituation, die ja (eigentlich) die Vorlage für Auf- oder Abwärtstrends sein sollte. Und weil diese Programme immer größere Volumina bewegen und von sehr vielen eingesetzt werden, ist das ein entscheidender Grund, warum diese ganzen Risikofaktoren derzeit keinen Niederschlag in den Kursen finden: Diese Programme sehen sie ja nicht!

Den meisten Anlegern ist das, soweit ich das mitbekomme, nicht klar. Und auch nicht, dass diese Systeme eine für Bullen womöglich ein wenig unschöne Eigenschaft haben:

Es handelt sich hier nicht um „Kaufprogramme“. Diese Systeme können sehr wohl auch Short.

Und das würde dann genauso blitzschnell, kompromisslos und „fehlerfrei“ durchgezogen wie die derzeitige Super-Hausse. Und das ist meiner Meinung nach ein Risiko, das sogar größer ist als die anderen, denn:

Diejenigen, die diese Handelsprogramme einsetzen, haben sie in der Regel nicht programmiert. Sie lassen diese Systeme oft wie eine „Black Box“ die Arbeit machen im Vertrauen darauf, dass sie bessere Ergebnisse erzielen als Menschen und man, wenn es doch nicht so ist, die Schuld auf die „doofen Maschinen“ abwälzen kann. Damit steht man aber ungefähr so gescheit da wie Goethes Zauberlehrling mit seinem Besen, den er glaubt, völlig im Griff zu haben und der ihm dann auf bittere Weise beweist, dass das ganz und gar nicht der Fall ist.

Die Risiken sind da. Aber das sind sie immer, das ist nie das Problem

Gerade das kompromisslose Umsetzen ihrer programmierten Vorgaben könnten die computergesteuerten Handelsprogramme zu einem Element machen, dass eine Hausse beendet, die zuvor Risiken ignorierte, die diese Programme ja auch nie interessierten.

„Könnte“ heißt nicht „Muss“. Aber mal angenommen, wir sehen wieder eine solche Abwärts-Kurslücke wie an diesen Montagen Ende Januar (DeepSeek) und Anfang Februar (Zölle) und sie fiele diesmal größer aus. So groß, dass bestimmte Linien, die bei gängigen Handelsprogrammen bei Erreichen von oben Käufe zum Erhalt des aktuell verfolgten Aufwärtstrends auslösen, direkt unterschritten werden. Dann kann es sein, dass viele dieser Systeme sofort umschalten, alles, was Long da ist, glattstellen und auf Short wechseln. Dass muss nicht passieren. Aber man würde sich selbst dieses sprichwörtliche potemkin’sche Dorf vor die Nase stellen, wenn man behaupten würde, dass es nicht passieren kann.

Es war schon immer so, dass Risiken ihr Potenzial, Haussen zu brechen, erst verlieren, wenn sie als gelöst vom Tisch kommen. Und derzeit bauen sich insgesamt mehr Risiken auf als gelöst werden. Nur, wer bereit ist, diesen so praktischen, meist selbstgemachten schönen Schein beiseite zu schieben und bewusst und mit wachem Auge zu handeln, egal, ob lang- oder kurzfristig, reagiert schnell und richtig, wenn, was so viele für unmöglich halten, auf einmal doch möglich ist.

Bis dahin gilt: Irgendwann ist jede Hausse zu Ende, aber jeden Tag, der bis dahin vergeht, geht sie eben weiter.

Ich wünsche Ihnen eine erfolgreiche Börsenwoche!

Ihr

Ronald Gehrt

Das Thema von US-Einfuhrzöllen beherrschte die Wochen nach der US-Wahl, das zog sich bis in die vergangenen Tage. Doch jetzt sind sie ja vom Tisch, bis auf China, und da sind es ja nur zehn Prozent, scheinen viele zu denken. Also alles wie zuvor, weiter im Text? Ich denke, dass man sich da erheblich irren könnte. Ein paar Gedanken zum Thema … und warum ich vermute, dass diese Thematik uns noch lange beschäftigen wird.

Erst dachte man, Donald Trump werde das mit den Einfuhrzöllen bleiben lassen, als er sie in seiner Antrittsrede nicht erwähnte. Zumal Gerüchte umgegangen waren, seine Berater würden eher moderate Zölle präferieren und die auch nicht gleich von „Day One“ an. Das war am 20. Januar. Noch am selben Abend erwähnte Trump die Sache aber doch. Und schon wurde man nervös. Nervös, aber nicht bärisch, die Aktienmärkte hielten sich. Zwar hatte der US-Präsident erwähnt, dass er ab dem 1. Februar Einfuhrzölle gegen Mexiko und Kanada und auch gegenüber China einführen werde. Aber es schien, als würden die Anleger das mehrheitlich nicht ernst nehmen, immerhin gab es da schon im Vorfeld immer wieder ein Hin und Her.

Dann kam der 31. Januar: Donald Trump machte ernst, ab Dienstag, den 4. Februar sollten die Zölle also doch genauso wie im Vorfeld avisiert in Kraft treten. Doch nachdem die Aktienmärkte daraufhin am Morgen des 3. Februar (letzten Montag also) mit einem Gap Down aufgemacht hatten, weil diejenigen panisch und offenbar teils unlimitiert verkauften, die Trump untereschätzt hatten, kam es schon wieder anders.

Börse aktuell: Entwicklung Nasdaq 100 und die Auswirkungen von Zollankündigungen Anfang 2025 | Quelle: marketmaker pp4 | Online Broker LYNX
Entwicklung Nasdaq 100 und die Auswirkungen von Zollankündigungen Anfang 2025 | Quelle: marketmaker pp4

Am Montagnachmittag (europäischer Zeit) wurde gemeldet, die Zölle gegen Mexiko seien für einen Monat zurückgestellt worden. Am Abend dann auch die gegen Kanada. Zölle und Gegenzölle, reißende Lieferketten, steigende Kosten für alle: Alles wieder vom Tisch. Die Zölle gegen China traten zwar in Kraft, China will auch ab heute Gegenzölle verlangen, aber es scheint, als würden sich die Anleger sagen: Das sind doch bloß „Peanuts“, diese zehn Prozent. Außerdem hat Mr. Trump die Zölle auf Eis gelegt, weil Mexiko und Kanada verstärkte Grenzkontrollen zugesagt haben, das ging also ohne wirtschaftliche Zugeständnisse der Länder ab.

Das wird schon alles nicht so problematisch? Ich bezweifle das

Nichts passiert, alles bestens … und so wurde das anfängliche Minus des Zoll-Schock-Tages am vergangenen Montag zügig wieder aufgekauft, bei DAX und Euro Stoxx 50 sogar weit überkompensiert, als sei eine große Last von den europäischen Anlegern gefallen. Immerhin stand Europa noch gar nicht auf der Strafliste, wurde „nur“ erwähnt.

Zwar darf man sich fragen, wie es sein kann, dass eine Erleichterungsreaktion auf neue Hochs führen kann und man vorher nicht erkennen konnte, dass da irgendwer in größerem Umfang verkauft hätte. Aber das ist das Problem derer, die da auf Höhe neuer Rekorde an der Börse aktuell wie Maschinen (oft, weil Handelsprogramme, waren das ja auch welche) weiter gekauft haben. Oder die wie manche US-Fonds, Europa in Erwartung eines massiven Wachstumsschubes weiter übergewichten, von dem wir hier in Europa nicht wissen, woher dieser Schub denn kommen soll. Das soll Thema anderer Kolumnen sein.

Was mich momentan umtreibt ist der sich verbreitende Gedanke, dass das mit den Zöllen gar nicht so schlimm wird und die Aufschübe gegenüber Kanada und Mexiko das beweisen. Ich fürchte, dass man da auf dem falschen Dampfer ist.

Tariff Squeeze: Die Zölle könnten als Dauer-Daumenschraube dienen

Dieses Druckmittel, das Trump sich da erschaffen hat, ist ja keines, das bei Nichtbenutzung zu Staub zerfallen würde. Und es ist eines, das er auch immer wieder intensivieren kann. Und das gegen alles und jeden. Gegen Europa und, wenn man ihm dort querkommt, auch gegen BRICS-Staaten oder gegen Japan, ganz, wie es ihm beliebt.

Die „Zoll-Waffe“ ist und bleibt scharf. Und zwar genau wegen dieser Methode, sie erstmal NICHT zu verhängen. Man tut, was er will: Die Waffe schießt nicht. Dann kommt er wieder und will ein anderes Zugeständnis. Man tut wieder, was er will … die Waffe schießt wieder nicht. Das führt dazu, dass Donald Trump immer mehr Zugeständnisse erzwingt, ohne selbst etwas geben zu müssen und, das ist entscheidend, ohne dadurch die negativen Nebenwirkungen im eigenen Land auszulösen. Wenn jemand von dieser Vorgehensweise profitiert, dann die USA, zumindest vordergründig.

Denn natürlich ist dem US-Präsidenten klar, dass höhere Einfuhrzölle gegen wichtige Handelspartner auch Probleme für die eigene Wirtschaft und Konjunktur nach sich ziehen. Daher zielt er vermutlich bewusst darauf ab, seine Ziele scheibchenweise zu erreichen, um den Widerstandswillen der von Zöllen bedrohten Länder nicht zu schüren. Das kann lange so weitergehen …

… bis Kanada, Mexiko und die anderen an einem Punkt sind, wo sie mit einem umgehenden Zollkrieg weit besser gefahren wären als mit einer endlosen Kette an Zugeständnissen, für die sie nichts bekommen. Und man darf sicher sein, dass die nächsten Forderungen über kurz oder lang mit wirtschaftlichen Aspekten zu tun haben werden. Dann wird es auch die Börse direkt angehen.

Ich persönlich vermute, dass China das erkannt hat und deswegen bewusst auf Trumps Spiel eingestiegen ist, um genau die Folgen in den USA auszulösen, die den Verbrauchern dort klar machen, dass solche Zölle eine sehr problematische Methode sind, wenn man sie wirklich einsetzt. Das muss nicht, kann aber dieses Druckmittel aufweichen. Man wird es sehen.

Aber ich bin ziemlich sicher, dass das Thema Zölle gerade wegen des Umstands, dass Kanada und Mexiko sofort scheinbar harmlose Zugeständnisse zu geben bereit waren, erst richtig losgeht. Und irgendwann ist es den Betroffenen dann sicherlich zu viel, falls Mr. Trump nicht weiß, wann er aufhören sollte (was sehr, sehr schwer einzuschätzen ist, deswegen enthalte ich mich da jeder Prognose). Es scheint, das erkennt man in den USA momentan besser als in Europa. Auf jeden Fall sollte man die Meinungen und Zahlen, die man seitdem zu sehen bekam, besser ernst nehmen, eine kleine Auswahl dazu:

Diese Daten und Meinungen würde ich besser ernst nehmen

Bei JPMorgan hielt man nach der Ankündigung der Zölle gegen Kanada, Mexiko und China (und vor der Stundung der Maßnahme bzgl. Mexiko und Kanada) fest, dass das Risiko bestehe, dass der Politikmix – vielleicht unbeabsichtigt – in eine wirtschaftsunfreundliche Richtung abdriftet. Die geplanten Zölle seien nicht nur höher, sondern auch anders gelagert als das, was man in der unternehmenseigenen Wirtschaftsprognose angenommen habe. Würden die Maßnahmen so umgesetzt (wie es vor der zeitlich limitierten Rücknahme geplant war), würde das weitaus größere Auswirkungen auf die USA haben.

Börse aktuell: Entwicklung Rendite US-Staatsanleihen mit Laufzeit 10 Jahre von 2022 bis 2025 | Quelle: marketmaker pp4 | Online Broker LYNX
Entwicklung Rendite US-Staatsanleihen mit Laufzeit 10 Jahre von 2022 bis 2025 | Quelle: marketmaker pp4

Bei Goldman Sachs berichtete man, dass große US-Einzelhändler wie Walmart, Target und Home Depot versuchen, Druck zu machen, um diese Zölle zu verhindern. Zugleich sei aus Sicht der Investmentbank die Begründung für diese Zölle, vor allem in Bezug auf die Bedrohung durch Fentanyl-Schmuggel aus Kanada, auf Grundlage der verfügbaren Daten fragwürdig.

Die Argumente, so denke ich persönlich, werden auch weiterhin fragwürdig sein, die stete Klage, dass die USA im Rahmen einer freien Marktwirtschaft unfair behandelt würden, weil man viel mehr im- als exportiere, ist an sich schon nicht stichhaltig. Das wird die US-Regierung also zweifellos nicht daran hindern, die „Zoll-Waffe“ weiter zu benutzen.

Eine weitere, hochinteressante Meldung war, dass Goldman Sachs berichtet, dass Hedgefonds in der letzten Januarwoche im Saldo internationale Aktien verkauft und Short-Positionen ausgebaut haben sollen (zur gerade vergangenen Woche gibt es da noch keine Informationen). Dass die US-Indizes bislang nicht oder nicht dauerhaft (Fehlausbruch beim S&P 500) an ihren Hochs vom Dezember vorbeigekommen sind, deutet an, dass die Profis einen Gang heruntergeschaltet haben, was man auch am US-Anleihemarkt sieht … siehe der Chart oben… an dem man vorherige, hohe Erwartungen an 2025 erfolgende Leitzinssenkungen zügig wieder ausgepreist hat.

Und dass nicht nur die Profis die Sache mit Sorge sehen, belegen die am Freitag von der Uni Michigan vorgelegten, aktuellsten Daten zum US-Verbrauchervertrauen. Das Verbrauchervertrauen ist deutlich von 71,1 auf 67,8 Punkte gefallen, damit ist der kurze Stimmungsanstieg nach der US-Wahl komplett dahin, der Level so niedrig wie im August 2024. Wichtiger noch war bei diesen Daten, dass die Inflationsrate, die die befragten US-Bürger für die nächsten zwölf Monate erwarten, von 3,3 Prozent im Januar auf 4,3 Prozent geschnellt ist. Man rechnet also damit, dass die Trump’sche Politik den eigenen Geldbeutel spürbar belasten wird. Das sind Warnsignale, die zu ignorieren aus meiner Sicht äußerst fahrlässig wäre.

Europa hätte dieser Dauer-Daumenschraube wenig entgegenzusetzen

Im Wochenverlauf war zu lesen, dass Frankreichs Präsident Emmanuel Macron eine entschlossene Antwort der EU auf mögliche neue US-Zölle fordere, um sich Respekt zu verschaffen. Ich fürchte, das mit dem Respekt wird nichts. Donald Trump weiß genau, dass das Problem der EU die Notwendigkeit ist, auf einen gemeinsamen Nenner zu kommen. Bereits in seiner ersten Amtszeit hatte er einzelne Länder gezielt mit dem Angebot von Zugeständnissen gelockt, um sie aus dem Kordon herauszubrechen. Das wird er wieder tun.

Europa wäre einer Vorgehensweise in Form einer Dauer-Daumenschraube nicht gewachsen. Wobei man nicht „wäre“, sondern „ist“ schreiben sollte, denn dass die EU über kurz oder lang (eher über kurz) „fällig“ ist, ist zu erwarten. Speziell die Automobilindustrie hat Trump auf dem Kieker. Dass Europa viel mehr in die USA exportiert, als man hier US-Waren haben will, basiert zwar nicht auf mangelnder Fairness sondern – wie immer im freien Handel – auf Qualität und Preis. Aber das interessiert den US-Präsidenten keineswegs, er will einen Ausgleich haben, egal, wie Europa das bewerkstelligt … oder er wird die Zoll-Waffe einsetzen. Zu sagen, man müsse dem entschlossen entgegentreten, ist eine Sache. Es auch zu können, eine ganz andere. Es ist zu befürchten, dass Trump auch die EU mit der Zoll-Keule ausquetschen wird wie eine Zitrone.

Börse aktuell: Entwicklung DAX und Dow Jones im Vergleich seit der US-Wahl | Quelle: marketmaker pp4 | Online Broker LYNX
Entwicklung DAX und Dow Jones im Vergleich seit der US-Wahl | Quelle: marketmaker pp4

Mir scheint, dass man das in Europa gerade unterschätzt. Auch diese US-Fonds, die Europa seit Dezember angeblich wie wild übergewichten, weil sie da große Wachstumschancen auf irgendwelchen Reißbrettern stehen sehen, scheinen das bislang nicht recht ernst zu nehmen. Aber wenn man in den USA, also dort, wo man wenigstens kurzzeitig von einem „Zoll-Händel“ profitieren würde, spürbar vorsichtiger wird, täte man als Investor hierzulande gut daran, sich dieser Vorsicht anzuschließen, wovon aber beim DAX (ebenso wie beim Euro Stoxx 50) bislang aber nicht wenig, sondern schlicht gar nichts zu sehen ist.

Ich wünsche Ihnen eine erfolgreiche Börsenwoche!

Ihr

Ronald Gehrt

Jetzt sind sie also da, die US-Einfuhrzölle. Noch nicht für Europa, aber Donald Trump deutete am Wochenende an, dass auch da etwas kommen wird. Man musste damit rechnen, aber so, wie sich der Aktienmarkt bis zum Monatsende des Januars präsentierte, taten viele genau das nicht. Wie kommt es, dass scheinbar so viele nicht mehr auf die Rahmenbedingungen reagieren? Und wie lange geht das gut?

Mit +9,15 Prozent gehört der Januar 2025 beim DAX zwar nicht zu den absoluten Rekordmonaten, aber ungewöhnlich stark ist diese Performance dennoch, wie der unten folgende Chart auf Monatsbasis zeigt, der die Veränderungen, der besseren Vergleichbarkeit wegen, logarithmisch abbildet. Wie ungewöhnlich der Januar war, zeigt sich auch, wenn man mal die 20 stärksten Monate des DAX seit 1960 (vor 1988 zurückgerechnet) hernimmt: Platz 20 hat 11,62 Prozent erreicht … und da blickt man auf 65 Jahre. Da müsste man sich eigentlich sagen: Für einen derart sportlichen Anstieg braucht es gute Argumente. Gibt es die nicht, dann: „take the money and run!“

Zumal die besonders starken Monate der hier gezeigten, letzten zehn Jahre immer entweder auf eine starke Abwärtsbewegung folgten oder es, wie nach der US-Wahl 2016 oder der Hoffnung auf ein baldiges Corona-Ende Ende 2020 Argumente gab, die eine Rallye verständlich machten. Sicher, in den beiden letztgenannten Fällen bauten die Bullen zwar auf Sand. Aber derzeit hat man den Eindruck, dass sie nicht einmal diesen Sand haben.

Börse aktuell: Entwicklung DAX von 2015 bis 2025 - logarithmische Skalierung | Quelle: marketmaker pp4 | Online Broker LYNX
Entwicklung DAX von 2015 bis 2025 – logarithmische Skalierung | Quelle: marketmaker pp4

Ein Aktienindex der steigt, weil er eben steigt, ein Selbstläufer also? Das kommt vor, wenngleich nicht unbedingt oft. Wichtig ist da vor allem zu verstehen, was dahinterstecken könnte, um nicht völlig aus allen Wolken zu fallen, wenn dieses scheinbare „Perpetuum Mobile“ in sich zusammenfällt, sondern vorbereitet zu sein.

Draußen die Welt, drinnen mein Geld: Die Geburt eines „Perpetuum Mobile“

Wenn es darum geht herauszufinden, warum Anleger dies tun oder jenes lassen, landen wir am Ende immer im Bereich von „Behavioural Finance“, sprich der Börsenpsychologie. Und immer wieder bei der eigentlich altbekannten Tatsache, dass viele dazu neigen, sich selbst nicht mitten im Denken und Handeln der Masse zu sehen, sondern sich daneben einordnen, als wären sie Beobachter und anders als die anderen.

Tut man das, ist man nicht weit von dem Schritt entfernt zu glauben, dass man selbst alles im Griff hat, während die „blöde Masse“ keine Ahnung hat. Einfach, weil man selbst gerade erfolgreich ist. Aber hebt man sich selbst auf dieses Podest, stellt man sich eine entscheidende Frage nicht mehr: Warum läuft es bei mir gerade so gut? Habe ich wirklich alles richtig gemacht oder habe ich vielleicht nur … Glück?

Wer die Realität aussperrt, insbesondere Informationen, die für die eigene Selbsteinschätzung ein Risiko sein könnten … z.B. negative Bilanzen und Konjunkturdaten, während man selbst bis zur Halskrause Long ist … koppelt sich selbst, meist höchst zufrieden damit, von relevanten Informationen ab. Man ist dann also nicht in einem Zustand erhöhter Wachsamkeit, weil man um die Risiken des eigenen Handelns weiß, sondern wegen des Abkoppelns des steigenden Depotwerts von den Fakten „da draußen“ ebenso leichtsinnig wie ahnungslos. Und wenn Sie mal Ihre eigenen Gedanken im Spiegel betrachten:

Passiert es Ihnen denn nicht auch bisweilen, dass Sie eine Position halten, die gut läuft und dann unerwünschte Nachrichten einfach ignorieren? Wer versteht, dass man als Anleger ein Teil der Masse ist und somit die meisten anderen genau dasselbe denken und tun wie Sie und ich, weiß:

Wenn ich nur noch auf die immer weiter steigenden Kurse starre, tun andere das auch. Tun das ungewöhnlich viele, steigen die Kurse, weil diese Anleger aus dem Anstieg z.B. des DAX ableiten, das Richtige zu tun, deswegen weiter kaufen, dadurch der DAX erneut steigt und so fort. Das Perpetuum Mobile, unter Ausschluss der Rahmenbedingungen, ist geboren und wirkt unzerstörbar. Denn wenn von außen kein Stock in die Speichen gelangen kann, wie sollte das Rad aufhören, sich immer weiter zu drehen?

Börse aktuell: Entwicklung DAX und Nasdaq 100 im Januar 2025 im Vergleich | Quelle: marketmaker pp4 | Online Broker LYNX
Entwicklung DAX und Nasdaq 100 im Januar 2025 im Vergleich | Quelle: marketmaker pp4

Den anderen wird es schlechter gehen … aber mir doch nicht!

Dass dieser ungewöhnlich starke Anstieg des DAX, der zuletzt zudem ohne den Begleitschutz der US-Indizes lief, mit dieser Neigung zusammenhängt, sich von einer risikobehafteten Realität zu lösen,  deutet auch das Ergebnis einer Umfrage an, die Forsa im November 2024 für Union Investment durchgeführt hatte und bei der Anleger nach ihrer Einschätzung der konjunkturellen Perspektiven sowie nach ihren eigenen Erwartungen und Plänen gefragt wurden.

Laut dieser Umfrage rechnen 59 Prozent der befragten Anleger für dieses Jahr mit einer weiteren Verschlechterung der deutschen Wirtschaftslage, 31 Prozent erwarten, dass wir auf dem schwachen, jetzt erreichten Niveau verbleiben, nur sieben Prozent glauben, dass wir eine Verbesserung sehen (was zu 100 Prozent fehlt, sind „weiß nicht“-Angaben). Und jetzt wird es interessant:

Auf die Frage hin, wie die Anleger die Entwicklung ihrer persönlichen finanziellen Situation im Jahr 2025 sehen, rechnen 53 Prozent damit, dass diese stabil bleiben wird, 30 Prozent geht davon aus, dass sie sich verbessern wird und nur 16 Prozent fürchten Einbußen beim Vermögen. Wirtschaft abwärts, eigenes Vermögen aufwärts – wie geht das zusammen?

Angesichts dieser Ergebnisse muss es einen nicht unerheblichen Anteil unter den Befragten geben, der zugleich mit einer weiteren Talfahrt der Konjunktur und einem Anstieg des eigenen Geldvermögens rechnet. Und da darf man eben schon vermuten, dass wir hier diese vorbeschriebene Abkopplung des eigenen finanziellen Fortkommens von den äußeren Bedingungen sehen, zumal 64 Prozent der Befragten Investmentfonds besaßen. Das heißt:

Man geht davon aus, dass man in Sachen Krise außen vor ist. Und je länger ein Phänomen wie das eines DAX fortbesteht, der sich von den sonst wegweisenden Rahmenbedingungen nach oben löst, desto mehr Anleger werden so denken … und handeln.

Würde daraus wirklich ein unzerstörbares Perpetuum Mobile, wäre das ja kein Problem. Unzerstörbar ist es aber nicht. Nicht in früheren Fällen, in denen wir dieses Phänomen „draußen die Welt, drinnen mein Geld“ erlebt haben und heute ebenso wenig.

Börse aktuell: Entwicklung DAX von 1987 bis 2025 - logarithmische Skalierung | Quelle: marketmaker pp4 | Online Broker LYNX
Entwicklung DAX von 1987 bis 2025 – logarithmische Skalierung | Quelle: marketmaker pp4

Wer bremst, verliert nicht, sondern kommt heil ins Ziel

Ein Nebeneffekt dieser Abkoppelung war früher und ist auch heute, dass immer mehr Wirkung und Ursache verwechseln. Sie glauben, dass weiter steigende Kurse ein Beweis seien, dass bestimmte Risiken entweder nicht relevant oder bereits eingepreist seien. Wie z.B. den Rücksetzer in Sachen KI-Phantasie vor einer Woche, der beim DAX einfach „weggekauft“ wirkt, ebenso wie das Thema der US-Einfuhrzölle. Man sieht nicht mehr, dass die steigenden Kurse nur der Effekt des eigenen Ignorierens der Risiken sind. Auch und gerade, weil so viele dazu neigen, sich neben, statt in der Masse zu sehen und daher denken, dass sie alleine es sind, die sich von steigenden Kursen zu immer weiteren Käufen animieren lassen, während die Masse den Fakten folgt.

Aber war es wirklich die Einordnung des „DeepSeek“-Schocks als unproblematisch, der den DAX kurz darauf auf die nächsten Rekorde zog … oder war es die Sogwirkung des Ultimos eines besonders starken Monats, verbunden mit immer weiter zunehmender Gier? Liegt man wirklich richtig damit, wenn man unterstellt, dass die jetzt zum 1.2. verhängten US-Einfuhrzölle die Hausse nicht bremsen können, weil Trump die ja schon lange avisiert hatte und weder DAX noch Dow deswegen abgedreht hatten?

Wem es gelingt, die Gier im Zaum zu halten, sich zurückzunehmen und das „Große Ganze“ im Blick zu behalten statt nur den Saldo des eigenen Depotbestands, würde realisieren, dass das Ignorieren von Gefahren eine Gefahr noch nie vertrieben hat. Das ist, als würde jemand „Vorsicht“ rufen, weil sie gerade auf immer dünneres Eis marschieren und Sie daraufhin unterstellen, dass da ein Spinner ruft. Nur, weil ihre nächsten beiden Schritte immer noch scheinbar festes Eis sehen und Sie daraus ableiten, dass auch der dritte und vierte Schritt kein Risiko birgt … und die anderen eben keine Ahnung haben.

An der Börse ab und an zu bremsen, wenn das Tempo irrwitzig wird, ist nicht dasselbe, wie mit dauernd angezogener Handbremse unterwegs zu sein. Auf einer langen Geraden ist Vollgas kein Problem, wenn man seinen Boliden beherrscht bzw. sich in Sachen Börse mit der Materie auskennt. Aber wenn die Strecke kurvig und unübersichtlich wird wie jetzt, zeichnet die guten Fahrer aus, im rechten Moment vorsichtig zu sein. Augen zu und durch, weil es doch bisher auch gut ging, das hingegen wäre, gerade jetzt, nicht zu empfehlen!

Ich wünsche Ihnen eine erfolgreiche Börsenwoche!

Ihr

Ronald Gehrt

Quelle:
Anlegerbarometer 1. Quartal 2025, Union Investment, vom 29.01.2025; https://unternehmen.union-investment.de/dam/jcr:7141856a-ac7f-4815-9152-1ee793da8ead/20250129_Presse-Info_Anlegerbarometer%20Q1-2025_final.pdf