Mit zweistelligen Wachstumsraten und einem wachsenden Auftragsbestand scheint Workday kaum zu bremsen. Die Entlassungen werfen jedoch Fragen auf.
Immer wieder sonntags
Man könnte eine Analyse zu Workday schreiben und sie alle drei Monate nach den Quartalszahlen wortgleich wieder veröffentlichen. Die einzigen Dinge, die sich ändern würden, wären die aktuellen Quartale, der Kurs und die Bewertung, die man auf den Tisch legen muss.
Abgesehen davon wären die Analysen inhaltlich identisch. Workday hatte wieder ein starkes Quartal und die Erwartungen übertroffen.
Der Gewinn lag mit 1,92 USD je Aktie weit über den Erwartungen von 1,75 USD. Mit einem Umsatz von 2,21 Mrd. USD hat man die Analystenschätzungen von 2,18 Mrd. USD ebenfalls übertroffen.
Auf Jahressicht entspricht das einem Umsatzplus von 15 % und einem Gewinnsprung um 22 %.
Der Auftragsbestand zeigt, wohin die Reise geht
Im gesamten Geschäftsjahr konnte der Umsatz um 16,4 % auf 8,47 Mrd. USD gesteigert werden, davon entfallen 7,72 Mrd. USD auf Subskriptionen. Das Ergebnis konnte um 24 % auf 7,30 USD je Aktie gesteigert werden.
Am aussagekräftigsten ist jedoch der freie Cashflow, der bei 2,19 Mrd. USD lag, was einem FCF von 8,25 USD je Aktie entspricht.
Bei Workday läuft es demnach prächtig und es spricht vieles dafür, dass das auch so weitergehen wird.
Der Auftragsbestand für die kommenden 12 Monate (12-month subscription revenue backlog) konnte um 15,2 % auf 7,63 Mrd. USD gesteigert werden. Der gesamte Auftragsbestand (total subscription revenue backlog) kletterte sogar um 19,7 % auf 25,06 Mrd. USD.
Das dürfte unter anderem auch durch die Gewinnung namhafter Neukunden gelungen sein, darunter die Dänische Nationalbank, die Hotelkette Iberostar, Bayer, Cisco, der Staat North Carolina, Rakuten und Toyota.
Einer der wichtigsten Wachstumstreiber ist KI, denn inzwischen enthalten mehr als 30 % der Kundenerweiterungen KI-Lösungen.
KI wirkt sich auf mehreren Ebenen aus
Mit der Einführung des „Agent System of Record“ hat man ein zentrales System zur Verwaltung aller KI-Agenten von Unternehmen auf den Markt gebracht, das Agenten von Workday und Drittanbieter umfasst.
Dem CEO zufolge verzeichnen KI-Produkte wie Extend Pro, Recruiting Agent und Developer Copilot starkes Wachstum und steigern die Produktivität. Die Produktivität von Programmierern könne durch den Developer Copilot um mehr als 50 % gesteigert werden.
Dasselbe geschieht aber auch im Unternehmen selbst. Durch KI ist die Produktivität vieler Mitarbeiter stark gestiegen, daher benötigt man weniger Personal und hat die Entlassung von 8,5 % der Belegschaft beschlossen.
Persönlich bin ich kein großer Freund dieser Maßnahme. Da Workday mit erheblichem Tempo wächst, hätte man das Problem aus meiner Sicht durch einen weitgehenden Einstellungsstopp besser lösen können. Für die Mitarbeiter wäre es definitiv die bessere Lösung gewesen und man hätte sich auch die kostspieligen Abfindungen sparen können.
Für das kommende Geschäftsjahr stellt man für das Abo-Geschäft ein Umsatzplus um 18 % auf 8,8 Mrd. USD in Aussicht.
Die operative Marge (non-GAAP) soll von 25,9 % auf 28,0 % und der operative Cashflow von 2,19 auf 2,75 Md. USD steigen.
Der freie Cashflow dürfte dann bei knapp über 2,4 Mrd. USD liegen. Dank der laufenden Buybacks würde der FCF je Aktie um etwa 13 % auf 9,30 USD je Aktie steigen.
Workday kommt demnach auf einen forward P/FCF von 27,4.

Gelingt im regulären Handel ein nachhaltiger Ausbruch über 277 USD, kommt es zu einem prozyklischen Kaufsignal, das den Weg in Richtung Allzeithoch freimachen würde.
Geschäftsmodell
Workday ist einer der führenden Anbieter cloudbasierter Computersoftware für Rechnungswesen, Personalverwaltung und Unternehmensplanung.
Das Kernstück ist das Human Capital Management (HCM), mit dem selbst international agierende Konzerne die Arbeitsstunden, Überstunden, Feiertage und weitere Details von Mitarbeitern erfassen und die Löhne automatisch berechnen können.
Das hört sich im ersten Moment trivial an, ist es aber nicht. Und an dieser Stelle enden die Möglichkeiten der Workday-Systeme auch nicht.
Egal ob Buchhaltung, Finanzen, HR oder Entgeltabrechnung: Workday deckt alle angrenzenden Themen ab. Die Analyse von Finanzen, Personal, operativen Themen, das Personalmanagement, Talentakquise, Projekt- und Ressourcenmanagement, Zeiterfassung, die Planung von Budgets, Vertrieb und so weiter.
Darüber hinaus können alle vorliegenden Datensätze eingehend analysiert werden.
Im Endeffekt benötigt jedes Unternehmen ab einer gewissen Größe Systeme, um diese Herausforderungen zu meistern, und immer mehr setzen auf Workday.
Gleichzeitig baut Workday die Anwendungsmöglichkeiten immer weiter aus. Derzeit deckt man einen der wichtigsten Bereiche von ERP-Systemen ab, jedoch noch lange nicht alle.
Die Kombination aus neuen Kunden und neuen Anwendungsfeldern hat in der Vergangenheit zu erheblichem Wachstum geführt und dürfte es auch in Zukunft.
Workday wächst also nicht nur durch die Gewinnung von Neukunden, sondern durch neue Services, baut auch konsequent das Geschäft mit den Bestandskunden aus.
Doch das sind nicht die einzigen Pluspunkte von Workday.
Das Geschäft ist gut skalierbar, nicht kapitalintensiv und hat eine hohe Kundenbindung.
Gut skalierbar bedeutet, dass die Kosten für jeden weiteren Kunden, den man gewinnt, gering sind.
Entwicklungskosten fallen beispielsweise nur einmal an, unabhängig davon, ob ein Produkt am Ende von 1.000 oder 10.000 Kunden genutzt wird.
Die hohe Kundenbindung ergibt sich aus der hohen Qualität der Plattform von Workday, aber auch daraus, dass eine Umstellung auf andere Systeme äußerst aufwendig ist.
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