Verbio stürzt ab. Ist das nur eine Momentaufnahme oder ein Zeichen für tieferliegende Probleme? Ist die Panik angebracht?
Heute zerlegt es Verbio. Mit einem Minus von über 13 % ist man das Schlusslicht in der gesamten DAX-Familie. Und das an einem Handelstag, an dem die Vorzeichen ohnehin schon überwiegend rot sind.
Schauen wir uns also gemeinsam an, was passiert ist, ob die Panik gerechtfertigt ist oder es sogar eine Kaufgelegenheit sein könnte.
Das Geschäftsmodell von Verbio: Stärken und Schwächen im Fokus
Verbio Vereinigte BioEnergie AG, kurz Verbio, ist ein führender Anbieter von Biokraftstoffen und nachhaltigen Energielösungen mit Hauptsitz in Zörbig, Deutschland. Das Unternehmen hat sich auf die Produktion von klimafreundlichen Energieträgern wie Biodiesel, Bioethanol und Biomethan spezialisiert und zählt zu den Vorreitern in der Entwicklung innovativer Technologien zur Förderung der Energiewende.
Ein Schlüsselprodukt von Verbio ist Biomethan, das sowohl in gasförmiger als auch in verflüssigter Form erhältlich ist.
Das Geschäftsmodell von Verbio basiert auf der Herstellung und Vermarktung von Biokraftstoffen sowie der effizienten Nutzung von Nebenprodukten. Die Grundlage bildet eine geschlossene Wertschöpfungskette, die landwirtschaftliche Rohstoffe wie Raps, Mais und Stroh in hochwertige Biokraftstoffe und Energie umwandelt.
Ein Alleinstellungsmerkmal ist dabei die Fähigkeit, aus Reststoffen wie Stroh Biomethan zu gewinnen. Dieses Produkt wird unter anderem als erneuerbares Erdgas für den Verkehr und zur Strom- und Wärmeerzeugung genutzt. Verbio hat dadurch eine nachhaltige Kreislaufwirtschaft etabliert, die Abfälle minimiert und den CO₂-Fußabdruck reduziert.
Was kann da schon schiefgehen?
Das Unternehmen unterscheidet sich zudem durch seine vertikale Integration, die eine außergewöhnlich hohe Kontrolle über die gesamte Produktionskette erlaubt. Diese Strategie sichert nicht nur die Qualität der Produkte, sondern ermöglicht auch eine schnelle Anpassung an Marktanforderungen und regulatorische Änderungen.
So sieht sich das Unternehmen jedenfalls selbst. Schaut man sich die geschäftliche Entwicklung an, ergibt sich eine eher gemischte Leistungsbilanz.
Der Umsatz konnte in den letzten zehn Jahren von 618 Mio. auf 1,66 Mrd. Euro gesteigert werden, war im letzten Geschäftsjahr jedoch rückläufig.
Aktuell läuft es demnach suboptimal, was leicht zu erklären ist. Denn die Energiepreise sind von ihren Höchstständen spürbar zurückgekommen. Und da wären wir auch schon bei dem ersten Problem von Verbio.
Wie alle Rohstoffproduzenten, und nichts anderes ist Biomethan, kann das Unternehmen weder die Inputkosten noch den Verkaufspreis steuern.
Man kann nur hoffen, dass die Inputkosten nicht schneller steigen als der Biomethanpreis und dass am Ende etwas übrigbleibt.
Die Rolle der Energiepreise: Wie volatile Märkte Verbio beeinflussen
Das erklärt auch die unstete Entwicklung des Gewinns, denn der konnte über die Jahre hinweg nicht nahezu konstant gesteigert werden, ganz im Gegensatz zum Umsatz.
In drei der vier Jahre vor 2020 hat man jeweils rund 0,80 Euro je Aktie verdient (0,77 – 0,84 Euro je Aktie). In dem anderen Jahr hat man 0,24 Euro je Aktie verdient.
Von einer großartigen Wachstumsstory konnte keine Rede sein. Als der Gewinn dann ab 2020 durch die Decke ging und im Geschäftsjahr 2021/2022 auf 4,99 Euro je Aktie kletterte, überschlug man sich an der Börse regelrecht.
Die Euphorie kannte keine Grenzen. Dabei hätte jedem, aber wirklich jedem, klar sein müssen, dass diese Profitabilität unmöglich zu halten war.
Ausufernd hohe Energiepreise können niemals Bestand haben, denn sie richten einen derartig großen wirtschaftlichen Schaden an, dass sie ihre eigene Nachfragebasis zerstören.
Es hätte aber auch ein wenig gesunder Menschenverstand ausgereicht. Doch wie sagt man so schön: Gier frisst Hirn.
Wir erleben das an der Börse andauernd und daran wird sich niemals etwas ändern, weil sich die menschliche Psyche nicht ändert. Denn am Ende sind wir nur minimal höher entwickelte Affen, zumindest denken wir das, mit Atomwaffen und Computern. Und der Börse natürlich.
Zeit für Optimismus
Wen wundert es da, dass so viel Unfug an der Börse geschieht? George Carlin sagte dereinst: Denken Sie daran, wie dumm der Durchschnittsmensch ist, und erkennen Sie, dass die Hälfte von ihnen noch dümmer ist.
Nachdem der Gewinn im letzten Geschäftsjahr, welches bis Juni 2024 lief, auf 0,31 Euro je Aktie eingebrochen ist, hat sich der Abwärtstrend fortgesetzt, geschäftlich wie auch kurstechnisch.
Im ersten Quartal des laufenden Geschäftsjahres ist der Umsatz von 488,1 auf 358,0 Mio. Euro eingebrochen und das Ergebnis von +0,34 auf -0,36 Euro je Aktie.
Woher die Prognostiker die Zuversicht nehmen, dass Verbio in diesem Jahr 0,64 Euro je Aktie verdienen soll, ist mir schleierhaft.
Das Einzige, was Verbio vielleicht aus der Misere helfen könnte, sind die steigenden CO₂- und Rohölpreise. Die dämpfen aber wiederum das Wirtschaftswachstum, wenn man nach Jahren der Stagnation und Rezession in Deutschland überhaupt noch über Wachstum sprechen darf.
Es ist aber nicht diese Erkenntnis, die zum heutigen Absturz der Aktie geführt hat, sondern ein Downgrade von Jefferies. Dem ist nichts hinzuzufügen.
Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit,
Ihr Tobias Krieg, bekennender Daueroptimist (das ist nicht ironisch gemeint).
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Stabilität in stürmischen Zeiten. Bei LYNX selbstverständlich.
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