Varta Aktie Prognose Varta: Es ist eine bodenlose Frechheit

News: Aktuelle Analyse der Varta Aktie

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Varta ist gerettet! Die Aktionäre werden enteignet. Kursziel Null. Wer es jetzt noch nicht verstanden hat, dem ist nicht mehr zu helfen.
Heute haben Sie noch die Wahl zwischen 2,53 Euro oder 0,00 Euro. Bald nicht mehr.

Das war‘s

Mit der Meldung vom Samstag wurde die letzte Hoffnung der Anleger zerschlagen. Wir hatten mehrfach davor gewarnt, dass es dazu kommen würde und die Aktie am Ende wertlos verfallen könnte.

Es wurde und wird dennoch mit diesen Papierschnipseln gezockt. Das ist absolut verantwortungslos und obendrein brandgefährlich.
Die Sache erinnert stark an Leoni. Die Aktie wurde damals auch wild gehandelt, obwohl bereits klar war, dass sie am Ende wertlos verfallen wird.

Man kann nur vermuten, dass es Anleger gibt, denen das gar nicht bewusst ist. Anders ist der Aktienkurs von 2,53 Euro nicht zu erklären.
Denn die Hoffnung, dass eine StaRUG (Restrukturierungsvorhaben nach dem Unternehmensstabilisierungs- und -restukturierungsgesetz) abgewendet werden kann, ist dahin.

Sanierungskonzept steht, Aktionäre gehen leer aus

Am Wochenende gab Varta bekannt, dass man ein Sanierungskonzept mit nahezu allen Konsortialkreditgebern sowie gewissen Schuldscheindarlehensgläubigern erreicht hat. Das Sanierungskonzept wird das Unternehmen wesentlich entschulden und mit frischer Liquidität ausstatten.

Das Konzept sieht den Einstieg von einer vom derzeitigen mittelbaren Mehrheitsaktionär der Gesellschaft DDr. Michael Tojner kontrollierten Gesellschaft („MT InvestCo“) sowie von einer Beteiligungsgesellschaft der Dr. Ing. h. c. F. Porsche AG („Porsche“) als die neuen Gesellschafter vor.

Die Umsetzung des Sanierungskonzepts wird die Finanzierung der Varta AG auf Basis der derzeitigen Unternehmensplanung bis Ende 2027 sicherstellen und soll im Rahmen des angezeigten Restrukturierungsvorhabens unter Anwendung des Unternehmensstabilisierungs- und -restrukturierungsgesetzes (StaRUG) erfolgen.

Hört sich doch super an!

Das Sanierungskonzept sieht eine deutliche Reduktion der bestehenden Schuldenlast von 485 Mio. Euro auf ca. 200 Mio. Euro durch einen Schuldenschnitt und eine Verlängerung der verbleibenden Kreditforderungen bis Ende 2027 vor.
Darüber hinaus hat man sich einen vorrangigen Kredit in Höhe von 60 Mio. Euro gesichert.

Varta ist demnach gerettet, der Fortbestand des Unternehmens ist gesichert. Das nützt den Aktionären aber herzlich wenig.
Wer investiert ist, sollte sich besser setzen. Stellen Sie am besten gleich Baldrian bereit.

Denn was hier geschieht, ist zwar vollkommen legal, gegenüber den Kleinanlegern aber eine unverfrorene Frechheit.
Wie in Deutschland mit Anlegern umgegangen wird, spottet jeder Beschreibung, und Varta ist nur eines von vielen Beispielen, die das belegen.

Bei Leoni sind die Kleinanleger leer ausgegangen, während sich ein Großinvestor einen einstigen Milliardenkonzern für Peanuts unter den Nagel gerissen hat.
Bei New Work führt der Mehrheitsaktionär ein Delisting durch und speist die Kleinanleger mit 66,25 Euro ab – am Hoch war die Aktie mehr als das Fünffache Wert.

Enteignung

Und bei Varta werden die Aktionäre schlichtweg enteignet. Natürlich alles höchst legal, keine Sorge.

Die Sache läuft wie folgt:

Das Sanierungskonzept sieht eine Herabsetzung des Grundkapitals auf 0 Euro vor, die zum kompensationslosen Ausscheiden der derzeitigen Aktionäre und zum Erlöschen der Börsennotierung der Varta-Aktien führt.

Das wäre für die bisherigen Aktionäre bereits ärgerlich genug. Das Sahnehäubchen kommt aber erst noch.

Unmittelbar im Anschluss an die Kapitalherabsetzung wird man eine Kapitalerhöhung und die Ausgabe neuer Aktien der Varta AG durchführen.

Nach Abschluss der Kapitalmaßnahmen soll der Kreditgeber des zuvor angesprochenen vorrangigen Kredits 36 % der Anteile halten, und „MT InvestCo“ sowie Porsche jeweils 32%.

Vor wenigen Jahren war Varta noch mehr als 6 Mrd. Euro wert, im Zuge der Sanierung bekommt ein Kreditgeber für 60 Mio. Euro satte 36 % des Unternehmens.

Nochmal zum Mitschreiben

Falls Sie Ihren Augen kaum trauen können, fasse ich die Lage nochmal für Sie zusammen:

Varta plant eine Kapitalherabsetzung auf 0 Euro, was zu einem kompensationslosen Ausscheiden der derzeitigen Aktionäre und zum Erlöschen der Börsennotierung führt.

Varta Aktie: Chart vom 19.08.2024, Kurs: 2,53 EUR - Kürzel: VAR1 | Online Broker LYNX
Varta Aktie: Chart vom 19.08.2024, Kurs: 2,53 EUR – Kürzel: VAR1 | Quelle: TWS

Anschließend gibt Varta unmittelbar neue Aktien aus, die gehören dann aber nicht den bisherigen Aktionären, sondern drei Großinvestoren.

Chapeau! Da knallen die Champagnerkorken.

Das Gesetz über den Stabilisierungs- und Restrukturierungsrahmen für Unternehmen (Unternehmensstabilisierungs- und -restrukturierungsgesetz bzw. StaRUG) war sicherlich gut gemeint.
Das bedeutet jedoch nicht, dass durch dieses Gesetz mit über 100 Paragraphen am Ende nicht mehr Schaden angerichtet wird als abgewendet.

Leider trifft das auf so Vieles in unserem Land zu und bedauerlicherweise sind derartige Vorgänge auch nur ein Symptom einer viel größeren, grundlegenden Krankheit.
Ich bin bekennender Daueroptimist, aber die realwirtschaftlichen Entwicklungen sind seit vielen Jahren katastrophal.

Das BIP pro Kopf ist in den letzten 15 Jahren um lausige 7 % gestiegen. Die Lebenshaltungskosten, den offiziellen Daten zufolge, jedoch um 50 %. Gefühlt ist es noch wesentlich mehr. Wenn wir so weitermachen, wird es übel enden. Vielleicht ist es auch schon zu spät.

Ich war nie Aktionär von Varta und hatte bereits bei Kursen von über 100 Euro vor der Aktie gewarnt, doch was hier geschieht, halte ich für falsch.

Mehr als 13.000 Investoren & Trader folgen mir und meinen täglichen Ausführungen auf Guidants.

Stabilität in stürmischen Zeiten. Bei LYNX selbstverständlich.

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Vorherige Analysen der Varta Aktie

In Aktien von Unternehmen zu investieren, die massive Schwierigkeiten haben, ist hochriskant. Manchmal geht das gut, manchmal aber auch fatal schief. Bei VARTA dürfte Letzteres zutreffen, denn was das Unternehmen am Sonntag meldete, bedeutet für Anleger den K.O.

Es war ja längst bekannt, dass die bisherigen Restrukturierungspläne nicht ausreichen werden, diese Meldung führte zum bis gestern letzten Crash der Aktie im April. Dann kam zwar ein kurzer Hoffnungsschimmer als es hieß, Porsche würde erwägen, sich im Bereich V4Drive von VARTA einzukaufen. Aber dazu hatte ich am 8. Juli ja bereits geschrieben, dass es da um ein Projekt geht, das bislang noch nicht produziert und man den auf die Meldung folgenden Kurssprung besser nur als das sehen sollte, was er ist: Eine Hoffnungsrallye mit entsprechend dünnen Beinchen. Und nun kam für diejenigen, die darauf gesetzt hatten, dass der Turnaround schon irgendwie gelingen wird, die nächste, fatale Ernüchterung.

Man habe entschieden, so VARTA am Sonntag, kurzfristig die Durchführung eines Restrukturierungsvorhabens nach dem Unternehmensstabilisierungs- und Restrukturierungsgesetz (kurz: StaRUG) in die Wege zu leiten. Was harmlos klingt, es aber für die Aktionäre nicht ist, denn, Zitat aus dieser adhoc-Meldung des Unternehmens hinsichtlich der in diesem Rahmen möglichen zwei Vorgehensweisen:

“Beide Vorschläge sehen eine vereinfachte Herabsetzung des Grundkapitals der Gesellschaft auf 0 EUR verbunden mit einer anschließenden Kapitalerhöhung mit Bezugsrechtsausschluss und unter Ausgabe neuer Aktien vor. Dies würde zu einem kompensationslosen Ausscheiden der derzeitigen Aktionäre aus der Gesellschaft und zu einem Erlöschen der Börsennotierung der Aktien der VARTA AG führen.”

Expertenmeinung: Anders ausgedrückt: Man fährt kurzfristig alles auf null, schüttelt so Aktionäre und Gläubiger ab und fährt dann wieder hoch … ohne die bisherigen Anteilseigner. Das mag das Unternehmen womöglich retten, aber wer hier und heute VARTA-Aktien hat, wäre dann aus dem Rennen. Entsprechend ungewöhnlich wie folgerichtig war das Urteil der ersten, auf diese Entwicklung reagierenden Analysten:

DZ Bank, Warburg und MWB setzten die Kursziele auf null und stuften, klar, mit „Verkaufen“ ein. Nun könnten sich diejenigen, die nach dem dramatischen Minus von 70,62 Prozent gestern noch immer investiert sind sagen: Jetzt kommt es auch nicht mehr darauf an. Aber erstens ist auch an der Börse ein Euro ein Euro. Zweitens wäre eine solche gelassene Haltung zwar nachvollziehbar, wenn man VARTA vor drei oder vier Jahren zu 100 oder mehr Euro gekauft hätte, nicht aber, wenn man sie erst in den vergangenen Wochen in der Hoffnung auf ein Schnäppchen eingesammelt hat. Dann wäre auch der gestrige Schlusskurs noch besser als das drohende Nichts.

VARTA Aktie: Chart vom 22.07.2024, Kurs 3,25 Euro, Kürzel: VAR1 | Quelle: TWS | Online Broker LYNX
VARTA Aktie: Chart vom 22.07.2024, Kurs 3,25 Euro, Kürzel: VAR1 | Quelle: TWS

Aber ob man da jetzt noch aussteigen will oder nicht, eines ist noch weitaus entscheidender: nicht einzusteigen! Sie sehen im Chart, dass die VARTA-Aktie am Tagestief bei 2,10 Euro notierte und am Schluss mit 3,25 Euro aus dem Handel ging. Da haben also wirklich Marktteilnehmer die Hand aufgehalten. Und es muss einige geben, die zwischen Tagestief und Closing 50 Prozent Gewinn gemacht haben. Aber das ist eine vollkommen irrwitzige Zockerei für Leute, die keine Sekunde vom Kursmonitor weggehen und denen das Spielgeld, mit dem sie da hantieren, egal ist. Und wer so etwas schon mal versucht hat, weiß: Auch von diesen Zockern dürften die meisten am Tagesende kein Plus geschafft haben. Daher bin ich, was nicht allzu oft der Fall ist, mit den Analysten völlig einer Meinung: Nicht kaufen und wer die Aktie noch hat: weg damit!

Quellenangaben: Meldung über die Änderung der Vorgehensweise bei der Restrukturierung, 21.7.24: https://www.varta-ag.com/de/ueber-varta/news-presse/details/varta-ag-ag-kuendigt-finanzielle-neuaufstellung-mit-starug-verfahren-an

In der Nacht zum Freitag meldete VARTA, dass man mit Porsche eine unverbindliche Absichtserklärung über eine Beteiligung der Sportwagenschmiede am VARTA-Bereich V4Drive unterzeichnet habe. Das klingt nach neuem Schwung. Aber ist es das auch?

Gute Nachrichten hätte man bei VARTA ja bitter nötig, denn hier griff in den letzten Jahren die alte Regel „was schiefgehen kann, geht auch schief“. Nachdem man im April sogar das angeschobene Restrukturierungsprogramm als nicht mehr ausreichend deklarieren musste (und noch ist ein neues nicht verkündet) und am 20.6. die Umsatzprognose gesenkt wurde (von „mindestens 900 Millionen“ auf 820 – 870 Millionen Euro) war die Aktie gerade im Begriff, in Richtung des bisherigen Allzeittiefs, das im April bei 7,435 Euro erreicht wurde, zu rutschen.

Und jetzt eine Meldung, die frisches Geld verheißt, mit dem man die vielen Probleme leichter lösen könnte … alleine der Name Porsche dürfte einige veranlasst haben, sofort zuzugreifen. Die Frage ist indes, ob das zwingend eine gute Idee war.

VARTA Aktie: Chart vom 05.07.2024, Kurs 10,59 Euro, Kürzel: VAR1 | Quelle: TWS | Online Broker LYNX
VARTA Aktie: Chart vom 05.07.2024, Kurs 10,59 Euro, Kürzel: VAR1 | Quelle: TWS

Rein charttechnisch gesehen ist das noch nichts, was man als Aufwärtswende ansehen dürfte. Sie sehen im Chart, dass der Kurs zwar deutlich über die mittelfristige, im November etablierte Abwärtstrendlinie gesprungen ist. Aber er bleibt unter den Hochs der Hoffnungskäufe, die nach dem Kurseinbruch als Reaktion auf die Meldung über die Neuausrichtung der Restrukturierung aufkamen. Für eine Aufwärtswende müsste der VARTA-Kurs wenigstens die Widerstandszone 12,38 zu 13,08 Euro überwinden. Und so richtig bullisch wäre er erst nach einem Anstieg über die durch die 200-Tage-Linie verstärkte Zone 15,62 zu 16,75 Euro.

Ein langer, ein sehr langer Weg. Aber man könnte das satte Plus von 19 Prozent vom Freitag doch immerhin als ersten, vertrauenerweckenden Schritt dorthin sehen … oder?

Expertenmeinung: Dass die Aktie in der Spitze am Freitag sagenhafte 32 Prozent höher lag, am Ende aber doch durch aufkommenden Abgabedruck „nur“ mit +19 Prozent aus dem Handel ging, sollte klarmachen, dass es da einiges zu bedenken geben dürfte. Und zwar?

Zum einen geht es hier um eine „nicht bindendes Term Sheet“, d.h. vollzogen ist die Sache noch nicht. Dann wurde in der Meldung nicht mitgeteilt, über welche Summen man da reden würde, so dass auch offen bleibt, ob Porsches Beteiligung in einer Größenordnung läge, die die Chance bietet, VARTA aus der Misere zu holen. Und drittens ist ohnehin die Frage, ob Geld ein entscheidendes Element wäre, um die Kurve zu kriegen, denn das Problem war ja vor allem eine weggebrochene Nachfrage in Teilbereichen von VARTAs Produktpalette. Zumal:

Der Bereich V4Drive leidet alleine deswegen nicht unter Nachfragemangel, weil er bislang noch nicht am Markt präsent ist. Hier geht es um einen von VARTA projektierten Produktionsbereich für Batterien für Elektrofahrzeuge, der deswegen für Porsche ideal wäre, weil man dort ohnehin vorhat, eigene Batterien herzustellen. Aber Sie sehen schon:

Das kann eine sehr hilfreiche Entwicklung sein, aber ob das VARTA insgesamt aus der Misere holt, ob am Ende wirklich daraus etwas wird, das ist noch offen. Auch, wenn die Aktie weiter zulegen sollte: Es wäre, wieder einmal, vorerst nur eine Hoffnungsrallye. Und so etwas steht grundsätzlich auf ziemlich dünnen Beinchen.

Quellenangaben: Gespräche mit Porsche über eine Beteiligung am V4-Drive-Bereich, 04.07.2024: https://www.varta-ag.com/de/ueber-varta/news-presse/details/varta-ag-befindet-sich-in-gespraechen-mit-porsche-ueber-investment-in-v4drive-geschaeft

Wird die Lage kritisch, neigt man im Sport dazu, den Trainer auszutauschen. Wenn sie ganz besonders kritisch ist, auch mal über Nacht. Vergleichbares ereignete sich jetzt bei VARTA … und die Anleger hoffen auf einen schnellen, positiven Effekt. Wunschtraum oder möglich?

Bei dieser Frage kann man beim Vergleich zum Sport bleiben. Wenn die Mannschaft selbst ein Problem hat, kann ein neuer Chef mit neuen Ideen und neuen Strukturen schnell viel verändern. Nicht zwingend immer zum Vorteil, aber, da ein solcher Wechsel auf dem Chefsessel oft einen Ruck durch das ganze Unternehmen gehen lässt, meistens. Wenn aber die Gegner zu stark sind, das Umfeld negativ ist, sieht das schon anders aus.

Der mit der adhoc-Meldung vom Montagabend unmittelbar auf den CEO-Posten gehobene Michael Ostermann ist zwar in der Branche erfahren. Aber der Druck auf Umsatz und Gewinnmargen basiert ja nicht darauf, dass man zuvor bei VARTA die Füße hochgelegt hätte. Die Nachfrage ist schwach und die Konkurrenz, vor allem aus Asien, stark. Da wäre ein sofortiger, nennenswert positiver und vor allem nachhaltig wirkender Effekt durch einen neuen Vorstandschef in der Tat ein Wunschtraum, zumal:

Expertenmeinung: Hier läuft immerhin ein umfassendes Restrukturierungsprogramm, das, wie gerade erst am 11. April gemeldet wurde, in seiner bestehenden Form nicht ausreicht und neu gefasst werden muss. Das macht sehr klar, dass es sich hier nicht um eine kurzzeitige Formschwäche handelt. So gesehen darf man von einem Trainerwechsel keine Wunder erwarten. Was die Aktie somit nach dieser adhoc-Meldung vom Montagabend trieb, war vor allem Hoffnung.

Aber Hoffnung hält nicht ewig vor, wenn keine Ergebnisse kommen, die sie aufrechterhalten. Und das ist eben kurzfristig nicht wahrscheinlich genug um zu glauben, dass man jetzt zugreifen müsste, nachdem die Aktie in der Spitze bereits wieder 64 Prozent seit dem Allzeittief bei 7,43 Euro (am 18.4. erreicht), gestiegen ist. Zumal sie auf charttechnischer Ebene alle wirklich entscheidenden Chartmarken weiterhin über sich hat.

VARTA Aktie: Chart vom 08.05.2024, Kurs 11,41 Euro, Kürzel: VAR1 | Quelle: TWS | Online Broker LYNX
VARTA Aktie: Chart vom 08.05.2024, Kurs 11,41 Euro, Kürzel: VAR1 | Quelle: TWS

Derzeit läuft ein „Gap Close“, d.h. die Aktie beginnt, die im Zuge der Meldung über die erforderliche Reform des Restrukturierungsprogramms gerissene Abwärts-Kurslücke zu schließen. Aber noch vor dem oberen Ende der Kurslücke bei 14,15 Euro würden die mittelfristige Abwärtstrendlinie bei aktuell 13 Euro und das markante 2023er-Jahrestief bei 13,82 Euro als starke, potenzielle Widerstände warten. Und da den meisten Akteuren klar sein dürfte, dass man hier besser keine Wunder erwartet und die „bad news“ nicht abreißen werden, nur, weil der Trainer gewechselt hat, wäre es aus derzeitiger Sicht unwahrscheinlich genug, dass VARTA durch diese Widerstände einfach durchläuft, um dieser Hoffnungs-Rallye besser nicht hinterher zu laufen.

Quellenangaben:
Meldung über den Wechsel des Vorstandschefs, 06.05.2024; https://www.varta-ag.com/fileadmin/varta_ag/publications/corporate_news/VARTA_AG_beruft_Michael_Ostermann_zum_CEO.pdf

Nach dem Freitags-Crash von 31,05 Prozent ist der Kurs der VARTA-Aktie jetzt einstellig. Vor wenig mehr als drei Jahren hatte man für diese Aktie am Hoch noch 181,30 Euro bezahlt, billiger kann es also fast nicht mehr werden … oder doch?

Auslöser des erneuten Kurseinbruchs auf einstelliges Niveau (wobei das am Freitag markierte Tief bei 9,30 Euro zugleich ein neues Allzeittief war) war die am Vorabend lancierte Meldung, dass man das im Sommer 2023 erstellte Restrukturierungsprogramm anpassen müsse, weil die veränderte Gesamtsituation die Rückkehr zu einem profitablen Wachstumskurs bis zum geplanten Endzeitpunkt des Programms nicht mehr gewährleisten würde. Die Gründe:

Die Verschlechterung der wirtschaftlichen Rahmenbedingungen, stark schwankende Abnahmemengen und hohe Lagerbestände seitens der Kunden, eine aggressive Preispolitik der Konkurrenz und anhaltende Lieferketten-Probleme. Oder anders formuliert: Es klemmt einfach überall. Dementsprechend wird das Sanierungsprogramm angepasst, aktuell konnte VARTA aber noch keine konkreten Maßnahmen mitteilen, man gehe davon aus, dass man das gegen Mitte des Geschäftsjahres tun könne.

Expertenmeinung: Dass diejenigen, die bislang investiert geblieben oder im Zuge des im März begonnenen Bodenbildungs-Versuchs gekauft hatten, daraufhin die Reißleine zogen, überrascht nicht. Aber bei einem derart immensen Minus unter hohen Umsätzen … könnte man da nicht unterstellen, dass verkauft hat, wer verkaufen wollte und der Weg nach unten damit begrenzt, die Chance auf eine Gegenreaktion an den Vortags-Schlusskurs aber vorhanden ist? Immerhin hätte die Aktie vom Freitags-Closing bei 9,75 bis zu eben diesem Schlusskurs davor bei 14,20 Euro fast 45 Prozent Kurspotenzial … und es hieß ja immerhin abschließend in dieser Meldung, man sei „zuversichtlich, eine Lösung zu erzielen, die dem Unternehmen eine nachhaltige Sanierung ermöglichen wird“. Klingt das nicht nach „Turnaround-Chance“?

VARTA Aktie: Chart vom 12.04.2024, Kurs 9,75 Euro, Kürzel: VAR1 | Quelle: TWS | Online Broker LYNX
VARTA Aktie: Chart vom 12.04.2024, Kurs 9,75 Euro, Kürzel: VAR1 | Quelle: TWS

Das klingt so, ja. Nur darf man nicht vergessen, dass man auch schon beim bisherigen Sanierungsprogramm zuversichtlich war, dass das funktionieren würde. Um jetzt melden zu müssen, dass es eben doch nicht reicht. Es ist absolut nicht möglich aktuell abzuschätzen, ob VARTA wirklich in absehbarer Zeit erfolgreich saniert wird. Und solange hier rote Zahlen das Bild dominieren, ist eine vernünftige Bewertung bezüglich der Frage, ob der Kurs „billig“ ist oder nicht, nicht drin. Zwei Analysten reagierten am Freitag sofort auf die Hiobsbotschaft und senkten ihre Kursziele. Die neuen Ziele liegen bei 7,00 und 8,80 Euro, beide stufen mit „Verkaufen“ ein. Diesem Rat würde ich mich nicht entgegenstellen, zumal:

Ja, die Aktie notiert jetzt fast 95 Prozent unter dem Rekordhoch. Aber das spielt ja, wenn Sie hier und jetzt kaufen wollten, keine Rolle. Dass es für jemanden, der bei 180 Euro gekauft hat, nicht mehr darauf ankommen würde, wenn die Aktie von den 9,75 Euro des Freitags noch auf 5,00 Euro weiter fallen würde, ist richtig. Aber wer bei 9,75 kauft, würde dann eben trotzdem fast die Hälfte seines Einsatzes verlieren, daher: Die Aktie ist weiterhin ein fallendes Messer und kein „Schnäppchen“, denn um Letzteres zu sein, müsste man wissen, was sie wirklich wert ist. Und das ist derzeit nicht vernünftig zu ermitteln.

Quellenangaben: Aktualisierung des Restrukturierungskonzepts, 11.04.2024:
https://www.varta-ag.com/de/ueber-varta/aktuelles/details/varta-ag-aktualisiert-restrukturierungskonzept

Am Dienstagnachmittag meldete der Batteriehersteller VARTA, dass seine IT-Systeme von einer Cyberattacke getroffen wurden und man die Produktion sicherheitshalber gestoppt habe. Das galt auch gestern noch, aber die Aktie drehte zum Handelsende ins Plus. Gewagt?

Offiziell war bis zum gestrigen Abend noch nichts zu hören oder zu lesen, was den bisherigen Status verändert hätte. Man untersucht, ob es zu Schäden durch den Cyberangriff gekommen ist und wird erst dann die Produktion an den betroffenen fünf Standorten wieder aufnehmen, wenn das gefahrlos machbar ist.

Doch obwohl damit die Möglichkeit fortbesteht, dass statt „nichts passiert“ ein tiefgreifender Schaden für eine längere Produktionspause sorgen könnte, drehte die Aktie, die nach einem Minus von 4,7 Prozent am Dienstag am Mittwochmorgen erneut mit Abschlägen bis zu 5,1 Prozent auf diese unwägbare Lage reagierte, zum Handelsende ins Plus und schloss 2,8 Prozent höher. Ist das seitens der Käufer nicht ein ziemlich gewagter Schuss ins Blaue?

Expertenmeinung: Das kommt darauf an, wer genau da am Mittwoch den Kurs ins Plus zog. Wären es normale Käufer gewesen, die den Rücksetzer nach dem Motto „wird schon nichts groß passiert sein“ als Schnäppchen-Chance ansahen, dann wäre das zweifellos gewagt.

Zwar fällt auf, dass die VARTA-Aktie nach den Anfang November vorgelegten Ergebnissen zum dritten Quartal zulegte und am 17. November immerhin 24,13 Euro erreichte, seither Zuversicht und Kurs aber wieder zusammenschmolzen. Da könnte man also unterstellen, dass im Vorfeld der Ergebnisse des Gesamtjahres und eines Ausblicks auf 2024, die am 28.3. anstehen, schon so viel Pessimismus eingepreist ist, dass nach unten nicht mehr viel Luft vorhanden wäre, aber:

VARTA Aktie: Chart vom 14.02.2024, Kurs 17,12 Euro, Kürzel: VAR1 | Quelle: TWS | Online Broker LYNX
VARTA Aktie: Chart vom 14.02.2024, Kurs 17,12 Euro, Kürzel: VAR1 | Quelle: TWS

Erstens gilt an der Börse das Motto „schlimmer geht immer“. Zweitens würde ein längerer Produktionsstopp und hohe Kosten zur Bereinigung der Folgen eines Cyberangriffs die Gesamtsituation ja deutlich zum Negativen verändern, selbst, wenn das vierte Quartal recht gut gelaufen sein sollte. Sollten da Schnäppchenjäger zugegriffen haben, wären die in der Tat ein unkalkulierbares Risiko eingegangen, zumal VARTA unverändert im Abwärtstrend läuft.

Es kann aber auch sein, dass es sich hier vor allem um Short-Eindeckungen gehandelt hat, bei denen die Bären, die zuvor VARTA-Aktien geliehen und leer verkauft hatten, um den Kurs zu drücken, einfach der Ansicht waren, dass man diese Gelegenheit nutzen sollte, um den Gewinn durch den Rückkauf der leer verkauften Aktien zu sichern. Die hätten damit nicht mehr riskiert als einen eventuell größeren Gewinn, falls VARTA doch noch wegbricht. Fazit:

Solange offen ist, ob diese Cyber-Attacke die Produktion und die Konten des Unternehmens nennenswert unter Druck setzt oder nicht, würde man gut daran tun, sich auf das Beobachten zu verlegen, denn auf eine völlig offene Lage hin einen Trade einzugehen wäre, egal, ob Long oder Short, nicht mehr als der oben erwähnte „Schuss ins Blaue“.

Quellenangaben: Meldung über Cyber-Attacke, 13.02.2024:
https://www.varta-ag.com/fileadmin/varta_ag/publications/ad-hoc_announcements/20240213_VARTA_AG_Ad_hoc_Cyberangriff_DE.pdf