Seit Anfang vergangener Woche ist die thyssenkrupp-Aktie deutlich gestiegen. Auslöser ist wohl die Aussicht auf einen Börsengang des Unternehmensbereichs Marine Systems, der für dieses Jahr angedeutet wurde. Aber was konkret erwarten die Käufer eigentlich?
Gesprochen und geschrieben wird von einem großen Wertschöpfungspotenzial im Fall eines Börsengangs von thyssenkrupp Marine Systems. Was auch zweifellos der Fall wäre. Denn in diesem Bereich ist der Auftragseingang stark, seit sich Europa gezwungen sieht, seine Verteidigungsausgaben hochzufahren. Eine eigenständig notierte Marine Systems würde vermutlich also gut laufen, was wiederum hieße, dass thyssenkrupp bei einem solchen Börsengang starke Preise bei der Ausgabe der Aktie erzielen könnte.
Die Sache an sich ist also durchaus unterfüttert, zumal der Vorstandsvorsitzende López in einem Gespräch mit der „Westdeutschen Allgemeinen Zeitung“ bestätigte, dass man eine solche Notierung von Marine Systems für 2025 ins Auge gefasst habe. Was hier zu großer Vorsicht mahnt, ist nicht die Sache an sich, sondern wie damit umgegangen wird.
Dass ein eigenständig notierter, gut laufender Unternehmensbereich vom Markt allgemein höherwertig eingeordnet wird und damit auch den Konzern an sich wertiger erscheinen lässt, ist zwar richtig. Aber „höher“ heißt ja nicht, dass das die Bewertung des Mutterkonzerns komplett auf den Kopf stellen würde. Diese Kursexplosion seit dem 17. Februar hat den thyssenkrupp-Kurs in der Spitze um 54 Prozent nach oben gezogen. Und dass das womöglich zu viel des Guten sein könnte, deutet sich auch dadurch an, dass der starke Auftragseingang bei Marine Systems nicht erst da bekannt wurde, sondern früher:
Die Bilanz des ersten Geschäftsjahresquartals 2024/2025 kam bereits am 13. Februar. Da stieg die Aktie wegen des starken Auftragseingangs in der Marine-Spare kurzzeitig kräftig, am Ende kamen aber nach umgehenden Gewinnmitnahmen „nur“ 3,75 Prozent Kursgewinn dabei heraus. Erst, als die ersten US-Bankanalysten über das Wochenende auf den 17.2. „Feuer“ schrien, rannten alle zugleich los. Und das in Bezug auf Marine-Aufträge, die nicht erst am 13. Februar, sondern schon seit Ende des Vorjahres bekannt waren und auf die man damals deutlich moderater reagiert hatte.
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Expertenmeinung: Etwas Bekanntes neu zu formulieren hat also gereicht, um eine wilde Kaufwelle loszutreten, die zwar durch gerade herumgereichte 200 Milliarden für weitere Verteidigungsausgaben hierzulande ebenso befeuert werden wie durch heute erfolgte, erneute Kursziel-Anhebungen vor allem der Banken, deren Analysten die Kaufwelle losgetreten hatten, so von 5,50 auf 8,00 Euro durch die Citigroup und von 8,00 auf 9,00 Euro durch die Bank of America. Aber es geht hier nicht um die „neue“ Aktie thyssenkrupp Marine Systems, sondern um den Konzern insgesamt, dessen Quartalsbilanz nur wegen eben dieser Marine-Aufträge besser ausfiel als befürchtet, denn der Rest präsentierte sich ziemlich unerfreulich. Dass andere Bankanalysten die Gemengelage keineswegs so euphorisch sehen, manifestierte sich darin, dass z. B. Barclays sein Kursziel nach der Bilanz nur von 4,00 auf 4,90 anhob und JPMorgan die Aktie auch nach der Bilanz bei 4,10 Euro sieht. Also:
Wir sahen gestern die Fortsetzung einer Kaufwelle auf Basis der Erwartung eines Börsengangs von Marine Systems, ohne bislang den Zeitpunkt und die Bedingungen zu kennen und, vor allem, ohne absehen zu können, was das in Euro und Cent nach diesem avisierten IPO für den Gesamtkonzern thyssenkrupp bedeuten würde. Die Aktie läuft aus sich selbst heraus, je schneller sie steigt, desto mehr springen auf den Zug. Denen geht es aber nicht um die Substanz der Idee, sondern nur um schnelle Gewinne, die viele dieser Spekulanten dann auch mal ganz schnell mitnehmen könnten. Und wenn genau dann neue Käufer knapp sind, kann die Aktie genauso extrem wegsacken, wie sie aktuell steigt.

Rückenwind hat das Bullen-Lager weiterhin durch die Charttechnik: Durch den erneuten Anstieg zu Wochenbeginn wurde der Widerstandsbereich 5,95/6,00 Euro ebenso überboten wie die bereits seit Ende 2019 den Kurs drückende Abwärtstrendlinie. Der nächste charttechnische Zielbereich ist die Widerstandszone 7,57 zu 7,90 Euro. Aber ohne klare Fakten, alleine auf großen Erwartungen gebaut, ist eine Hausse immer äußerst fragil, daher: Hier mit hautengen Stop Loss Long zu arbeiten, ist zwingend!
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