Während manche Branchen extrem teuer bewertet sind und deren Aktien trotzdem immer weiter gekauft werden, sind andere Titel mittlerweile so deutlich unter Abgabedruck geraten, dass man sie als hoch spannend ansehen könnte. Die SÜSS MicroTec-Aktie gehört dazu.
Lange wollten weder Analysten noch Anleger wahrhaben, was zwangsläufig kommen musste: Dem Boom folgt die Baisse, nach einer Phase immenser Nachfrage und dadurch deutlich gestiegenen Gewinnmargen ist der Markt gesättigt: Die Nachfrage sinkt, die Margen mit ihr. Das gilt für den Großteil der Halbleiterbranche, für die Chiphersteller ebenso wie für Zulieferer.
SÜSS MicroTec stellt Spezialanlagen für die Chipindustrie her. Die Nische, die SÜSS bedient, war begehrt genug, um länger mit einem randvollen Auftragsbuch winken zu können als beispielsweise ASML oder Aixtron. Aber in der Bilanz zum dritten Quartal, die am 7. November vorgelegt wurde, enttäuschte auch hier der Auftragseingang, die Anleger hatten mehr erhofft.
Zumindest wurde das so kolportiert. Denn erstens reagierte die Aktie gar nicht mal so massiv negativ auf das Zahlenwerk, das außer dem Auftragseingang tadellos war und die Prognosen leicht übertraf. Zweitens war die Aktie ja bereits im Vorfeld kräftig nach unten gekommen, man durfte also mutmaßen, dass viele nachlassende Neuaufträge bereits vorweggenommen hatten. Das alleine wäre kein Argument, jetzt, da die Zahlen auf dem Tisch liegen, gleich zuzugreifen. Aber dass die „bad news“ jetzt eingepreist sein könnten, ist nicht der einzige Aspekt, der SÜSS MicroTec für die Watchlist interessant macht.
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Expertenmeinung: Zum einen ist die Aktie für einen Halbleiter-Anlagenbauer ziemlich günstig bewertet. Das Kurs/Gewinn-Verhältnis liegt auf Basis der durchschnittlichen 2024er-Gewinnschätzung der Analysten derzeit um 20. Das ist so niedrig, dass auch ein Rückgang bei Umsatz und Gewinn kein Problem wäre, solange es nicht gleich ein massiver Einbruch würde. Was auch die Analysten so sehen, denn außer der DZ Bank, die die Aktie bei 52 Euro korrekt bewertet sieht, liegen die anderen Kursziele höher, gehen bis zu 83 Euro hinauf und damit sogar über das bisherige Rekordhoch.
Zum anderen ist die Aktie jetzt chart- und markttechnisch interessant. Die Korrektur nach dem gescheiterten Versuch im Oktober, das im Juli erzielte Rekordhoch zu überwinden, war weitreichend und hatte die SÜSS MicroTec-Aktie zu Wochenbeginn in den überverkauften Bereich gedrückt. Und genau dort entstand ein „Hammer“ im Candlestick-Chart.
Das ist eine Kerze mit einem langen, unteren Docht. D.h., es ging innerhalb des Tages heftig abwärts, dann aber wurden die Verluste deutlich reduziert, so dass der Kurs zum Handelsende nahe unter dem Eröffnungskurs liegt, im Idealfall – was hier nicht gelang – sogar darüber. Der Punkt ist, dass es dadurch gelungen war, einen größeren, charttechnisch induzierten Selloff abzuwenden. Der denkbar gewesen wäre, wenn das markante August-Tief bei 45,70 Euro nicht durch das Aufkaufen der Verluste verteidigt worden wäre.
Dass die Käufer hier zugriffen, kann auf Eindeckungen von Leerverkäufen basieren, es können aber auch unmittelbar bullisch motivierte Akteure gewesen sein, die diese Diskrepanz von Ertragsstärke und gedrücktem Aktienkurs erkannten. Doch damit ist erst einmal nur ein weiterer Abstieg verhindert, ein bullisches Signal ist es nicht. Zumindest noch nicht.
Gut ist, dass diesem „Hammer“ Anschlusskäufe folgten, d.h. diese „Rettungsaktion“ an einem wichtigen Support endete nicht als Eintagsfliege. Die Kür, die jetzt folgen muss, wäre das Überwinden des Kreuzwiderstands bei 52,50 zu 53,50 Euro, bestehend aus mehreren Zwischentiefs und der 200-Tage-Linie.
Schafft es die SÜSS-Aktie über diese Zone, wäre der Weg aus charttechnischer Sicht erst einmal frei. Und bedenkt man, dass es jetzt jederzeit zu Gewinnmitnahmen in heiß gelaufenen Aktien aus den Bereichen kommen könnte, die die Hausse des Gesamtmarkts derzeit anführen, wäre es zumindest keine große Überraschung, wenn eine Aktie wie SÜSS MicroTec dann, im Fall eines frischen, bullischen Signals, einen Teil des frei werdenden Kapitals abbekäme.
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