Siltronic Aktie Prognose Siltronic: Wie weit denn noch?

News: Aktuelle Analyse der Siltronic Aktie

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Zur Siltronic Aktie

Fast jedes Mal, wenn ein Chiphersteller mit Ergebnis und Ausblick enttäuscht, fällt die Aktie des Wafer-Herstellers Siltronic mit. Damit wird ein Problem immer wieder aufs Neue eingepreist. Jetzt wäre eine massive Supportzone erreicht – bremst das die Bären endlich?

Grundsätzlich entbehrt die Sache ja durchaus nicht der Logik: Wenn die Nachfrage nach Halbleiterelementen schwach ist, werden auch weniger der von Siltronic gefertigten Wafer benötigt. Und das wirkt sich über unter den Erwartungen bleibende Stückzahlen, nicht ausgelastete Kapazitäten und Druck auf die Preise bei solchen Zulieferern besonders stark aus. Umgekehrt explodieren die Gewinne förmlich, wenn die Nachfrage nach Wafern stark steigt. Ein Szenario, das während und kurz nach der Corona-Phase galt und die Siltronic-Aktie steil nach oben trug. Jetzt sehen wir eben das Gegenteil.

Dass Zulieferer für die Chipindustrie besonders starke Schwankungen ausweisen, ist daher normal, das sehen wir nicht nur bei Siltronic, vergleichbar sieht es z.B. bei ASML oder Aixtron aus, beide stellen Produktionsanlagen für die Branche her. Aber irgendwann müsste der Fahrstuhl ja mal im Keller angekommen sein.

Siltronic Aktie: Chart vom 19.11.2024, Kurs 47,50 Euro, Kürzel: WAF | Quelle: TWS | Online Broker LYNX
Siltronic Aktie: Chart vom 19.11.2024, Kurs 47,50 Euro, Kürzel: WAF | Quelle: TWS

Und wenn wir uns im Chart auf Wochenbasis ansehen, dass die Aktie den tiefsten Stand seit der Corona-Panik vom März 2020 erreicht hat und zugleich dadurch in einer massiv wirkenden Unterstützungszone angekommen ist, könnte der Spuk ja idealerweise genau hier zu Ende gehen. Könnte.

Die aktuellen Kurse, Charts, Dividenden und Kennzahlen zur Siltronic Aktie finden Sie hier.

Expertenmeinung: Rein logisch betrachtet könnte man eine Aufwärtswende auf diesem Level durchaus begründen, zumindest eine Bodenbildung wäre drin. Denn wie eingangs betont: Bei fast jeder schwachen Bilanz eines Chipherstellers fällt Siltronic ein Stück weiter, obwohl ja klar ist, dass die Probleme außerhalb des aktuell offenbar noch laufenden Booms bei KI-tauglichen Chips branchenweit gelten. Und auch, wenn die Lager der Kunden immer noch relativ voll sind: Chips werden ja trotzdem hergestellt und verkauft. Weniger als von den Optimisten vor zwei, drei Jahren erhofft, sicher. Aber schrumpft der Lagerbestand, wird auch die Nachfrage anziehen. Was es bräuchte, um den Dauerdruck auf die Aktie ins Gegenteil zu verkehren, ist also nur eine berechtigte Hoffnung, dass die Lage früher besser wird als derzeit vermutet.

Und ob dazu viel nötig wäre, ist fraglich, immerhin haben diejenigen Analysten, die zuvor stur an steigenden Umsätzen und Gewinnen festhielten, offenbar aufgegeben, im Schnitt sehen die Experten für das nächste Jahr weiter fallende Gewinne. Käme es so, wäre nicht einmal die jetzt im Feuer stehende Supportzone 46,56 zu 51,65 Euro „safe“. Aber der kleinste Silberstreif könnte ausreichen, um die Bären dazu zu bringen, ihre Leerverkäufe zurückzukaufen, was die Aktie schnell und deutlich höher ziehen kann. Da die Zukunft bekanntlich den Haken hat, nicht vorhersehbar zu sein, wäre es zwar eine gewagte Wette, in den erneut intensivierten Abgabedruck hinein einfach im Vertrauen auf bessere Zeiten zu kaufen, aber:

Nvidia meldet heute nach US-Handelsende seine Zahlen. Ein Unternehmen, das die gesamte Branche bewegen kann und wird. Enttäuschen Nvidias Zahlen und Ausblick, kann Siltronic durch diese Unterstützungszone rutschen, als wäre sie gar nicht da. Aber kommt es anders, wäre die Aktie für risikofreudige Akteure spannend, wenn Sie mit Schlusskursen klar über 51,65 Euro aus dieser Supportzone nach oben herausläuft – das sollte man im Auge behalten!

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Vorherige Analysen der Siltronic Aktie

Man hatte im Vorfeld der Quartalsbilanz des Wafer-Herstellers Siltronic nichts Gutes erwartet und wurde positiv überrascht: Umsatz, Marge und Gewinn sahen besser aus als befürchtet. Die Aktie machte einen Riesensatz … aber dann wurde das Plus gnadenlos abverkauft.

Am Tageshoch hatte die Aktie des Chipindustrie-Zulieferers ein Plus von über acht Prozent erreicht, am Ende standen aber nur noch klägliche 1,96 Prozent zu Buche. Damit drehte der Kurs knapp unterhalb der 20-Tage-Linie und noch deutlich unter den Tiefs des Septembers wieder nach unten.

Trotz einer Bilanz, die besser als gedacht ausfiel. Was indiziert, dass das Lager der Leerverkäufer, sprich der Bären, den Kurssprung nicht nutzten, um ihre Short-Position zu schließen und auf die Long-Seite zu wechseln, sondern um die bestehenden Positionen noch auszubauen, sprich in den Kurssprung hinein weiter leer zu verkaufen.

Siltronic Aktie: Chart vom 24.10.2024, Kurs 59,95 Euro, Kürzel: WAF | Quelle: TWS | Online Broker LYNX
Siltronic Aktie: Chart vom 24.10.2024, Kurs 59,95 Euro, Kürzel: WAF | Quelle: TWS

Wer ein solches Chartbild sieht, neigt dazu, den Gedanken an einen Einstieg zu verwerfen. Vor allem, wenn „good news“ auf den Tisch kommen, die eine ideale Basis für eine kräftige Erholung hätten sein können. Kurz: Das Bären-Lager hat diesen Tag so eindrucksvoll für sich entschieden, dass das die Käufer massiv verunsichern, wenn nicht vertreiben dürfte. Aber wurde der anfängliche Kursanstieg zu Recht abverkauft? Oder ist nicht langsam doch ein Kursniveau erreicht, auf dem man mit dem Einsammeln nicht mehr viel falsch machen kann?

Expertenmeinung: „Billig“ ist Siltronic auch auf diesem Kursniveau noch nicht, weil der Gewinn pro Aktie seit dem Rekord von 13 Euro im Jahr 2022 in einem rasanten Tempo weggeschmolzen ist. Dass Siltronic leicht mehr umsetzte als im Vorjahresquartal und der als EBITDA gerechnete, operative Gewinn bei 89,4 Millionen lag und nicht bei 80 Millionen, wie im Schnitt zuvor prognostiziert wurde, ändert daran nichts. Auch die Anhebung der EBITDA-Margenprognose von bislang 23 – 25 auf 24 – 26 Prozent nicht.

Siltronic hat sich gut geschlagen, aber der Abwärtssog ist eben weiterhin da. Was das Unternehmen auch selbst so einräumt. Die Nachfrage aufgrund hoher Lagerbestände bei den Kunden sei weiterhin schwach und es sei unklar, wann sich die Situation wieder normalisieren könnte, hieß es. Und da Siltronic als Wafer-Hersteller ein Zulieferer der Halbleiterindustrie ist, die selbst schon eine sehr konjunktursensible Branche ist, kann eben aus einem jetzt solide erwirtschafteten, kleinen Gewinn auch jederzeit ein Verlust werden.

Dass es wirklich so kommt, ist zwar nicht gesagt. Aber durch dieses so effektive Eliminieren des Faktors Hoffnung im Chartbild hat das bärische Lager gestern Zeichen gesetzt, die die Bereitschaft, auf Basis eines „wird schon wieder“ einzusteigen, bei vielen vom Tisch gefegt haben dürfte. Ein Bruch des dadurch wieder nahen, erst am Vortag markierten Jahrestiefs bei 58,80 Euro wäre jederzeit möglich … und dem Weg nach unten keine Grenze gesetzt, denn jetzt liegen die Zahlen auf dem Tisch, neue kommen erst im Januar. Und Befürchtungen können einen Trend genauso effektiv, nur eben nach unten, treiben, wie es Optimismus bei einem Aufwärtstrend vermag. Die Aktie bleibt damit ein heißes Eisen, dass bislang noch keine Basis liefert, um es anzufassen.

Quellenangaben: Ergebnis 3. Quartal 2024, 24.10.2024: https://www.siltronic.com/de/presse/presseinformationen/siltronic-schliesst-drittes-quartal-2024-im-rahmen-der-erwartungen-ab.html

Wenn Anleger im Vorfeld von Bilanzdaten den Kopf einziehen, weil ihnen Ungemach schwant, entsteht Raum für positive Überraschungen. So geschehen gestern bei der Siltronic-Aktie, die nach den Quartalsergebnissen kräftig Boden gutmachte. Aber reicht das schon für die Wende?

Es reicht nicht, zumindest noch nicht, jetzt müssen Anschlusskäufe her, wie Sie im Chart sehen. Das Plus von 7,48 Prozent machte die Aktie des Wafer-Herstellers zwar am Donnerstag zum Tagessieger im MDAX ebenso wie im TecDAX und löste den Kurs vom unteren Ende einer seit Ende April bestehenden Seitwärts-Range. Aber es trug sie nicht nach oben hinaus.

Siltronic Aktie: Chart vom 25.07.2024, Kurs 76,15 Euro, Kürzel: WAF | Quelle: TWS | Online Broker LYNX
Siltronic Aktie: Chart vom 25.07.2024, Kurs 76,15 Euro, Kürzel: WAF | Quelle: TWS

Und auch, wenn das mit Schlusskursen über 78,50 Euro gelingen sollte: Die entscheidende charttechnische Hürde käme dann erst noch, konkret der die 200-Tage-Linie einschließende Widerstandsbereich 81,70/82,50 Euro. Rein prozentual wäre das kein Unding, aber:

Gelingen müsste es eben trotzdem, sprich jetzt müssten die Bullen dranbleiben. Und das wird davon abhängen, ob man das „besser als befürchtet“, was Siltronic im Zuge der Quartalszahlen meldete, als tragfähig und gut genug für einen größeren Aufwärtsimpuls ansieht. Denn wer da dann knapp über 80 Euro einsteigt, will ja Kursgewinne erzielen, müsste also davon ausgehen, dass Siltronic danach noch weiter zulegt. Was kam da auf den Tisch?

Expertenmeinung: Umsatz und Gewinn gaben zum Vorjahr zwar heftig nach, lagen aber über den Prognosen der Analysten. So fiel der Umsatz zwar von 404 auf 353 Millionen, die Analysten hatten im Schnitt aber nur 331 Millionen erwartet. Gleiches beim Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (EBITDA): Da kam Siltronic auf 90,6 nach 119 Millionen, die Prognose hatte aber nur 69 Millionen avisiert. Und die EBITDA-Gewinnmarge fiel zwar von 29,4 auf 25,8 Prozent, das war aber weit besser als die von den Experten im Durchschnitt befürchteten 20,7 Prozent.

Dass man auch bei Siltronic selbst angenehm überrascht war, manifestierte sich in einer leichten Anhebung des Gesamtjahres-Ausblicks. Da grenzte das Unternehmen das Margenziel auf der Unterseite ein und sieht jetzt eine EBITDA-Marge zwischen 23-25 statt zuvor 21-25 Prozent. Und der Umsatzrückgang soll jetzt nicht mehr auf um die zehn Prozent kommen, sondern im hohen einstelligen Prozentbereich liegen.

Das ist keine dramatische Aufhellung. Aber eine, die viele nicht zu erhoffen gewagt hatten. Und da die Halbleiterbranche, für die Siltronic Wafer liefert, derzeit weiter unter Druck steht … die üblen Zahlen von STMicroelectronis am Donnerstag unterstrichen das erneut … war das ein Zahlenwerk, das sich sehen lassen konnte. Die Chance, dass Siltronic Anschlusskäufe sieht, wäre also da. Aber da Chancen und das, was wirklich kommt, zwei Paar Schuhe sind, sollte, wer hier über den Einstieg nachdenkt, besser abwarten, ob der Befreiungsschlag auch wirklich gelingt.

Quellenangaben: Ergebnis 1. Halbjahr 2024, 25.07.2024: https://www.siltronic.com/de/presse/presseinformationen/nachfrageschwaeche-praegt-wie-erwartet-das-ergebnis-der-siltronic-ag-im-ersten-halbjahr-2024-umsatz-im-zweiten-quartal-leicht-ueber-dem-vorquartal.html

An diesem Donnerstag steht das Quartalsergebnis des Wafer-Herstellers Siltronic im Terminkalender. Wenn das Unternehmen da am Freitag, also nur wenige Tage vorher, die Gesamtjahresprognose senkte, konnte es nicht um „Peanuts“ gehen. Und die Aktie?

Die lag zum Handelsende 0,91 Prozent zum Vortag niedriger. Also doch „Peanuts“? Nein, denn erstens war diese Prognoseanpassung nicht ohne. Zweitens sehen Sie im Chart, dass das Minus, kurz nachdem die Meldung am Nachmittag auf dem Tisch lag, ganz anders ausgesehen hatte. Was kam da auf den Tisch?

Siltronic Aktie: Chart vom 26.04.2024, Kurs 76,05 Euro, Kürzel: WAF | Quelle: TWS | Online Broker LYNX
Siltronic Aktie: Chart vom 26.04.2024, Kurs 76,05 Euro, Kürzel: WAF | Quelle: TWS

Immer noch hohe Lagerbestände bei den Kunden, Lieferverschiebungen und die Unberechenbarkeit dieser Situation in Bezug auf Dauer und Dimension veranlasste Siltronic, die ursprüngliche 2024er-Prognose, die am 12.2. vorgelegt wurde, nach nur gut zehn Wochen zu kassieren und eine neue auszugeben:

Der Umsatz wird jetzt etwa zehn Prozent unter dem des Jahres 2023 gesehen, bislang rechnete man mit einem Umsatz in etwa auf Vorjahresniveau. Die operative Marge (EBITDA-Marge) sieht Siltronic jetzt zwischen 21 und 25 Prozent (bislang 29 Prozent bzw. unter Berücksichtigung der Anlaufkosten einer neuen Fabrik bis zu drei Prozent weniger).

Was klar macht: Der Gewinn wird, wenn es bei dieser Gemengelage bleiben würde, sehr deutlich unter dem des Vorjahres liegen. Und 2023 hatte sich das EBIT schon gegenüber 2022 halbiert. Nicht gut. Wie kann es da sein, dass die Aktie am Ende so glimpflich davonkam?

Expertenmeinung: Da an den Orders, die dazu führten, dass das zeitweise satte 10,4 Prozent ausmachende Minus zum Handelsende so klein wurde, kein Zettel dranhängt, auf dem steht, wer da warum gekauft hat, kann man das nur mutmaßen:

Die Möglichkeit, dass sehr viele trotz der zuvor ja besseren, jetzt kassierten Prognose mit viel Schlimmerem gerechnet hatten und daher Short-Positionen, die sie zuvor aufgebaut hatten, eindeckten, um den Gewinn, der ihnen in den Schoß fiel, mitzunehmen, ist eine Möglichkeit.

Zur Reduzierung des Minus kann auch beigetragen haben, dass bullische Trader versuchten, einen kompletten Selloff zu verhindern, indem sie den Kurs durch Käufe wieder über die im Tief bereits gefallene Supportlinie bei 70,80 zurück an die Auffanglinie bei 76,10 Euro zogen.

Aber Gewinne eindeckende Bären sind deswegen nicht bullisch, dürften also jetzt, nach dieser Chance, einen guten Short-Gewinn mitzunehmen, womöglich überlegen, erneut leer zu verkaufen. Und „Rettungskäufe“ sind eben keine aus Überzeugung, sondern Käufe aus Angst vor größeren Verlusten, sowas macht man nicht mehrmals nacheinander. Und diese niedrigere Prognose ist eben schlecht genug, um der Aktie Luft nach unten zu bieten, zumal Intels Bilanz am Donnerstagabend bewies, dass die Kundschaft, sprich die Halbleiterindustrie, nicht unmittelbar vor einem rasant anziehenden Bedarf an Wafern steht. Dieses Aufkaufen markanter Verluste als bullisches Signal zu interpretieren, wäre daher ziemlich verwegen.

Quellenangaben:
Anpassung der 2024er-Prognose, 26.04.2024, 13:25 Uhr:
https://www.siltronic.com/de/investoren/finanzmeldungen/ad-hoc-meldungen/siltronic-passt-die-prognose-fuer-das-geschaeftsjahr-2024-an-2753759-1714130734.html

Die Halbleiter-Branche wartet immer noch auf die schon lange erhoffte Nachfragebelebung, da können Zulieferer wie Siltronic natürlich bei Umsatz und Gewinn keine Bäume ausreißen. Aber irgendwann wird sie ja kommen, diese Belebung, also: Warum ist man hier so bärisch?

Die Aktie des Wafer-Herstellers steht vermutlich vor allem deswegen unter Druck, weil aus dem Kurs gerade die Hoffnung entweicht, dass der Turnaround bei den Chips (außerhalb des begrenzten Sektors mit KI-Phantasie, wo man noch etwas intensiver hofft) in absehbarer Zeit kommt.

Und wenn die Chip-Branche durchhängt, drückt das nicht nur den Umsatz von Zulieferern drastisch, sondern vor allem ihre Gewinnmarge. Nicht umsonst heißen Aktien von Unternehmen, die konjunktursensible Branchen beliefern, Fahrstuhl-Aktien: Wenn es läuft, sausen Gewinne und Kurs nach oben wie in einem Express-Fahrstuhl. Wenn aber nicht, stürzen sie auch in vergleichbarem Tempo ab. Und momentan rechnet man mit Letzterem.

Expertenmeinung: Derzeit sehen die Analysten den Gewinn bei Siltronic im laufenden Jahr nur noch knapp über der Nulllinie bei einem gegenüber 2023 (als der Umsatz zum Vorjahr um gut 16 Prozent fiel) gehaltenen Umsatz. Das Auf und Ab im Fahrstuhl soll also weitergehen, wenn die Experten Recht behalten. Zwischen 2016 und 2018 war Siltronics Gewinn pro Aktie rasant gestiegen, sackte dann 2019 weg, erholte sich bis 2022 … und sackt jetzt erneut weg. Aber wo bleibt hier die Zuversicht, das sonst so typische Vorgreifen der Trader in Erwartung wieder besserer Zeiten?

Das könnte jederzeit zurückkehren. Da sollte man sich den 2. Mai dick im Terminkalender anstreichen. Da stehen Siltronics Ergebnisse zum ersten Quartal an … und sollte man imstande sein, den Markt positiv zu überraschen, wäre nach oben wieder nichts unmöglich. Bis dahin jedoch sollte man sich hüten, sich gegen ein aktuell eben noch eindeutig bärisches Chartbild zu stemmen.

Siltronic Aktie: Chart vom 22.04.2024, Kurs 76,80 Euro, Kürzel: WAF | Online Broker LYNX
Siltronic Aktie: Chart vom 22.04.2024, Kurs 76,80 Euro, Kürzel: WAF | Quelle: TWS

Sie sehen im Chart, dass die Siltronic-Aktie in den vergangenen Wochen zwei Versuche sah, sich nach oben abzusetzen, die beide scheiterten. Daraus lässt sich eine Abwärtstrendlinie konstruieren, die den Kurs zuletzt recht deutlich unter die 200-Tage-Linie gedrückt hat. Zwar hat der Kurs die nächstliegende, potenzielle Unterstützungslinie bei 76,10 Euro zunächst gehalten. Und unter dieser Linie würden bei 70,80 und 66,70 Euro weiter Linien warten, die die Bären zum Eindecken und die Bullen zum Einstieg animieren könnten, aber:

Solange die Stimmung hier so grau in grau ist, müsste man das „könnte“ so dick unterstreichen, dass es besser wäre abzuwarten, ob Siltronic am 2. Mai wirklich imstande ist, das Ruder durch erfreuliche Nachrichten herumzureißen.

Siltronic ist einer der weltweit führenden Hersteller von Wafern für die Halbleiterindustrie. Startet die Aktie jetzt richtig durch?

Boom-Branche

Reinstsiliziumwafer sind die Basis fast aller Halbleiterbauelemente und damit wesentliche Grundbausteine der weltweiten Elektronikindustrie.
Diese Chips finden Anwendung in einer Vielzahl von elektronischen Geräten wie Smartphones, Computern, Automobilen und Industrieanlagen.

Siltronic produziert hochreine Siliziumwafer in verschiedenen Größen und Spezifikationen, um den Anforderungen der Kunden gerecht zu werden. Das Unternehmen setzt dabei auf fortschrittliche Fertigungstechnologien und strenge Qualitätskontrollen, um Produkte von höchster Qualität und Zuverlässigkeit zu gewährleisten.

Die Kunden von Siltronic sind führende Unternehmen der Halbleiterindustrie, darunter Halbleiterhersteller, Auftragsfertiger und Systemintegratoren.

Die Halbleiterbranche boomt, bei den meisten Unternehmen ist der Gewinn in den letzten Jahren komplett durch die Decke gegangen und steigt unaufhörlich weiter. Man muss keine Extrembeispiele wie Nvidia heranziehen, es gibt zahllose Profiteure.

… oder auch nicht

Zeitweise schien Siltronic ebenfalls dazuzugehören. Nach einem eher schwachen Geschäftsjahr 2020, legte der Gewinn in den beiden darauffolgenden Jahren jeweils um mehr als 50% zu.
Doch seitdem geht es mit großen Schritten abwärts.

Halbleiter sind eben nicht gleich Halbleiter. Im letzten Geschäftsjahr kam es zu einer regelrechten Auftragsflaute. Die Nachfrage, insbesondere aus der Konsumelektronikbranche war schwach.

Darüber hinaus sind die Preise für Rohstoffe und Energie stark gestiegen. Dadurch sind die Kosten von Siltronic gestiegen, was die Margen zusätzlich belastet hat.
Hinzu kamen nachteilige Wechselkurseffekte, die die Probleme weiter verstärkten.

Unter dem Strich ist der Umsatz 2023 um 16,1% auf 1,51 Mrd. Euro gesunken. Die Bruttomarge war von 34,1% auf 24,6% rückläufig, das EBIT ist von 496 auf 231 Mio. Euro eingebrochen.
Der Gewinn je Aktie hat sich von 13,02 auf 6,15 Euro mehr als halbiert.

Auf der Suche nach Lösungen

Da man enorme Investitionen tätigen musste, wie beispielsweise den Bau einer neuen Fabrik in Singapur und die Erweiterung der Anlagen in Freiberg, war der freie Cashflow war sogar negativ und lag bei -624,2 Mio. Euro.

Man kann sich daher vortrefflich darüber streiten, wie groß die realwirtschaftlichen Gewinne tatsächlich sind, wenn 624 Mio. Euro mehr ausgegeben wurden als man eingenommen hat.
In Wirklichkeit wissen wir das heute noch nicht, denn das hängt maßgeblich davon ab, ob die neuen Fabriken und Anlagen in Zukunft einen nennenswerten Return on Investment erzielen oder nicht.

Wenn die Resultate in Zukunft so ausfallen werden wie in der Vergangenheit, sieht es für die Aktionäre eher schlecht aus. Der Aktie notiert nicht grundlos auf demselben Niveau wie vor einem halben Jahrzehnt.

Siltronic Aktie: Chart vom 13.03.2024, Kurs: 83,55 - Kürzel: WAF | Quelle: TWS | Online Broker LYNX
Siltronic Aktie: Chart vom 13.03.2024, Kurs: 83,55 – Kürzel: WAF | Quelle: TWS

Darüber hinaus stellt sich die Frage, warum es bei der direkten Konkurrenz deutlich besser läuft.
GlobalWafers Co. hat im letzten Geschäftsjahr einen Gewinnsprung um 24% verzeichnet, während sich der Gewinn von Siltronic halbiert hat.

Rosige Aussichten oder trügerische Hoffnung?

Vorerst ist auch keine Verbesserung zu erwarten. Siltronic zufolge dürfte 2024 von einer Nachfrageschwäche geprägt sein, vor allem im ersten Halbjahr. Darüber hinaus soll die Marge um 3 Prozentpunkte sinken.
Das EBIT soll gegenüber dem abgelaufenen Geschäftsjahr spürbar sinken, der Cashflow soll weiterhin negativ sein.

Warum man in Anbetracht von 335,7 Mio. Euro an Nettoschulden und der schwachen Geschäftsentwicklung eine Dividende zahlen will, ist unverständlich.
Die Dividende wird wortwörtlich auf Pump finanziert.

Ist der Cashflow negativ, steigen die Schulden ohnehin. Zahlt man die geplante Dividende kommen nochmal 36 Mio. Euro an Schulden, für die dann Zinsen anfallen, obendrauf.

Geht es nach dem Vorstand, soll langfristig aber alles besser werden:

Der Vorstand bestätigt die im November 2023 kommunizierten Mittelfristziele bis zum Geschäftsjahr 2028. Diese sehen ein deutliches Umsatzwachstum auf mehr als EUR 2,2 Mrd. und eine Verbesserung der EBITDA-Marge auf einen hohen 30-Prozent-Wert vor. Getragen werden die Ziele von der weiter zunehmenden Relevanz globaler Megatrends mit einer stark steigenden Halbleiter- und damit Wafernachfrage. Die Verbesserung der Konzernprofitabilität wird vor allem vom erwarteten Volumenwachstum und einer höheren Kosteneffizienz getrieben.

Die Mittelfristziele unter der Lupe

An diese rosigen Aussichten kann man glauben oder nicht. Oder man rechnet nach und stellt fest, dass die Aussichten gar nicht rosig sind.
Bei einer EBITDA-Marge von 35% würde Siltronic 2028 ein EBITDA von 770 Mio. Euro erzielen.

Im Geschäftsjahr 2022 waren es 671,6 Mio. Euro. Siltronic stellt demnach ein halbes Jahrzehnt der Nahezu-Stagnation in Aussicht und das auch noch auf Basis einer was Frankenstein-Kennzahl wie dem EBITDA.

In Wirklichkeit ist vollkommen unklar, wie hoch der Gewinn am Ende sein wird. Denn zwischen dem EBITDA (Ergebnis vor Zinsen, Steuern, Abschreibungen und Abschreibungen auf materielle und immaterielle Vermögenswerte) und dem eigentlichen Unternehmensgewinn liegen Welten.

Das Fazit ist simpel:
Wenn der Gewinn nicht nachhaltig steigt, wird es die Aktie auch nicht.