Am Mittwochabend gab Siemens Energy vorläufige Zahlen zum 2. Geschäftsjahresquartal 2024/2025 bekannt und hob dabei die Gesamtjahresprognose deutlich an. Die Aktie reagierte am Gründonnerstag mit einem Kurssprung. Aber wie viel Luft nach oben ist da noch?
Es las sich beeindruckend, was die Siemens-Tochter da vorweisen konnte. Gegenüber dem Vorjahreszeitraum lag der Umsatz mit 9,96 Milliarden Euro im 2. Geschäftsjahresquartal (Januar bis März) 20,7 Prozent höher. Bereinigt um Sondereffekte kam die Gewinnmarge auf 9,1 Prozent, weit über der durchschnittlichen Analystenprognose von 6,2 Prozent und noch weitaus deutlicher über der Vorjahres-Marge von 2,1 Prozent. Dementsprechend stark legte der Gewinn zu, der mit 906 Millionen hereinkam, im zweiten Geschäftsjahresquartal 2023/2024 waren es nur 170 Millionen Euro gewesen.
Wichtiger aber war die Entwicklung des Auftragseingangs. Der stieg erheblich, von 9,47 Milliarden Euro im Vorjahresquartal auf 14,43 Milliarden … und unterstrich, dass das starke 2. Quartal keine „Eintagsfliege“ war, sondern das Unternehmen vorerst weiter konstant wachsen dürfte. Dass die Marktteilnehmer diese unerwartet starken Ergebnisse durch einen Kurssprung honorierten, ist nachvollziehbar. Aber die Frage, die man sich jetzt stellen muss, lautet:
Ist die Aktie im Licht dieser Ergebnisse noch kaufenswert oder könnte man nicht doch darüber nachdenken, bei einer vorhandenen Position zumindest einen Teil mit gutem Gewinn zu verkaufen? Immerhin läuft die Hausse bereits seit anderthalb Jahren und hatte ihren Ausgangspunkt im Oktober 2023 bei 6,40 Euro. Hält der Anstieg des Gewinns überhaupt mit dieser Verzehnfachung des Aktienkurses mit … oder ist da bereits so viel vorweggenommen worden, dass die Ergebnisse noch deutlich weiter steigen müssten, um dieses Kursniveau der Aktie zu rechtfertigen?
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Expertenmeinung: Sehen wir uns dazu mal an, wie Siemens Energy nach dem Absolvieren des ersten Geschäftsjahres-Halbjahrs die Prognose angepasst hat. Natürlich ist es sehr positiv, dass der Energie-Ausrüster das Umsatzwachstum jetzt bei 13 bis 15 Prozent sieht (bislang zwischen acht und zehn Prozent). Zugleich nahm man den Ausblick für die Gewinnmarge von drei bis fünf auf vier bis sechs Prozent nach oben.
Das hieße, dass der Gewinn (wenn man annimmt, dass Umsatz und Marge zuvor am oberen Ende der alten Prognosespanne gelandet wären und bei der neuen Projektion auch das obere Ende erreicht wird) um etwa 44 Prozent höher liegt, als die bisherige Prognose erwarten ließ. Das wäre in dem Fall ein Grund, um am Ball zu bleiben oder sogar zuzukaufen, wenn man unterstellen würde, dass nur die alte Prognose im Kurs eingepreist war. Aber das ist fraglich.
Wenn wir das Kurs/Gewinn-Verhältnis auf Basis der neuen Prognose schätzen, kämen wir unter der Annahme, dass der Gewinn pro Aktie im laufenden Jahr von den 1,37 Euro im Jahr 2023/2024 in einen Bereich von 2,40 bis 2,50 Euro zulegen könnte, auf 26. Eine Bewertung, die angemessen wäre, vorausgesetzt, das Wachstum des Gewinns geht in den nächsten zwei Jahren in einer Größenordnung zwischen 10 und 20 Prozent per annum weiter. Die Frage ist, ob man das voraussetzen kann.
Denn dass der in den ersten Monaten 2025 so kräftig angezogene Auftragseingang womöglich durch die neue US-Wirtschaftsagenda befeuert wurde, weil einige ihre Orders eilig vorgezogen haben, um höheren Zöllen und strengeren Regularien zu entgehen, ist nicht auszuschließen. Und ob sich das Wachstum bei Siemens Energy hält, wenn die Weltwirtschaft deutlicher unter Druck gerät, womit man jetzt zumindest rechnen sollte, ist fraglich.
Es kann daher gut sein, dass die Prognoseanhebung die insgeheim von vielen Tradern gehegten Erwartungen nicht allzu weit übertroffen hat, zudem das Wachstum in diesem Tempo nicht weitergeht und Siemens Energy damit bereits eher hoch bewertet wäre.

Da die Aktie auf rein charttechnischer Ebene ein solides Fundament für die aktuelle Rallye hat, da man zuvor das November-Gap geschlossen und die 200-Tage-Linie punktgenau verteidigt hatte, wäre ein kompletter Ausstieg oder gar eine Short-Positionierung im Licht der guten Zahlen nicht angebracht.
Aber hier bei einer bestehenden Position ein paar Gewinne mitzunehmen, dürfte allemal eine erwägenswerte Sache sein, denn vieles der Luft, die man auf der Oberseite hätte, dürften die Bullen bereits verbraucht haben. Dass der Kurs den Ausbruch über das vorherige Rekordhoch zum Handelsende des Donnerstags erst einmal nicht schaffte, deutet genau das an.
Quellen:
adhoc-Meldung zu den Ergebnissen des 2. Geschäftsjahresquartals, 16.04.2025: https://www.siemens-energy.com/de/de/home/pressemitteilungen/ad-hoc-mitteilung–siemens-energy-ag-gibt-vorlaeufige-ergebnisse0.html
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