Das, was RWE am Mittwoch an Zahlen zu den ersten neun Monaten vorweisen konnte, war tadellos und besser als erwartet. Die Aktie machte einen Sprung nach oben, der Ausbruch nach unten zu Monatsbeginn wurde damit zur Bärenfalle. Aber noch ist das nicht die Wende.
Der Umsatz fiel zum Vorjahreszeitraum, der Vorsteuergewinn ebenso, das Netto, bereinigt um Sondereffekte, nicht minder. Das klingt zwar nicht gut. Aber jeder hatte es erwartet, RWE hatte das schon lange avisiert. Und damit war es eine positive Überraschung, dass der Rückgang bei Umsatz und Gewinn weniger deutlich ausfiel als vermutet.
Der operative Gewinn, vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (EBITDA) landete für die ersten drei Quartale bei 3,98 Milliarden Euro (Vorjahreszeitraum 5,7 Mrd.), die durchschnittliche Analysten-Prognose hatte bei 3,87 Milliarden gelegen. Netto kamen 1,64 Milliarden zusammen (Vorjahreszeitraum 3,1 Mrd.), die Prognose lag bei 1,56 Milliarden. Damit konnte der Energieversorger den vorbestehenden Gesamtjahresausblick auf der Unterseite eingrenzen, jetzt sieht RWE nicht mehr das untere Ende, sondern den mittleren Bereich der Gewinnprognosen als wahrscheinlich an.
Hinzu kommt, dass man, basierend auf zunehmender politischer Planungs-Unsicherheit, weniger als bislang geplant für Investitionen aufwenden will und so Kapital frei wird, das man für ein Aktien-Rückkaufprogramm im Volumen von 1,5 Milliarden Euro nutzen will.
Damit haben die Bullen wieder gute Argumente. Und Rückenwind seitens der Analysten, die dieses Zahlenwerk überwiegend positiv sahen. Die am gestrigen Bilanztag neu vergebenen oder bestätigten Kursziele bewegten sich zwischen 38,50 Euro (mit der einzigen „Halten“-Einstufung) und 52,50 Euro. Aber ob das reicht, um diese schon das ganze Jahr über unter Dauerdruck der Bären stehende Aktie in eine Aufwärtswende zu tragen?
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Expertenmeinung: Sicher, man könnte sich fragen, was man denn noch haben wollte, um hier einen stabilen Aufwärtstrend zu etablieren. Aber diese Frage konnte man seit Jahresanfang stellen, denn auch ohne diese leicht übertroffenen Prognosen war RWE günstig bewertet, weist eine gute Dividendenrendite auf und ist mit Blick auf die Konjunkturschwäche hierzulande weniger stark betroffen als Aktien vieler anderer Branchen. Die Short-Seller, sprich die Bären, bleiben dennoch dominant.
So gesehen müssen handfeste, charttechnische Fakten her, um den Druck von der Aktie zu nehmen. Und denen ist man zwar gestern näher gekommen, aber sie sind noch nicht da, wie wir im Chart sehen. Ja, der Ausbruch unter die Unterstützungszone 30,08/30,35 Euro wurde damit zur Bärenfalle. Aber dass eine Aktie nicht mehr als aktiv bärisch einzuordnen ist, macht sie nicht automatisch bullisch. Dazu müsste die RWE-Aktie mindestens dort hindurch, wo sie gestern auffallend hängen blieb.
Dass RWE seinen Anstieg am Mittwoch genau auf Höhe der über die Zwischenhochs seit Mai zu konstruierenden Abwärtstrendlinie bei 32,80 Euro stoppte und Abgabedruck aufkam, der die Tageskerze in einen Doji verwandelte und dazu führte, dass die Aktie am Ende unter der zweitweise schon klar überboten wirkenden 200Tage-Linie schloss, macht klar:
Die Bären sind noch da und das Zutrauen der Bullen ist noch nicht allzu groß. Diese beiden Linien müssen überboten sein, erst dann wäre der Bann der Bären gebrochen … die Käufer hätten es jetzt in der Hand!
Quellenangaben: Neun-Monats-Ergebnis 2024, 13.11.2024: https://www.rwe.com/-/media/RWE/documents/05-investor-relations/finanzkalendar-und-veroeffentlichungen/2024-Q3/rwe-zwischenmitteilung-q1-q3-2024.pdf
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