Die Überzeugung, dass die meisten DAX-Unternehmen durch den US-Druck ins Wanken geraten, Rüstungsaktien wie Rheinmetall aber wegen der quer durch Europa steigenden Verteidigungsausgaben außen vor sind, bekam gestern massive Risse. Was war da los?

Am Tagestief lag die Rheinmetall-Aktie am Montag unglaubliche 27,3 Prozent im Minus. Alles, was über Absicherungen für langfristig ausgelegte Investments hinausging, dürfte damit ausgestoppt worden sein. Am Ende des Tages aber lag der Kurs nur noch 2,51 Prozent im Minus. Was bedeutet: Wer eine in diesem extrem riskanten Gesamtmarkt grundsätzlich sinnvolle Stop-Loss-Verkaufsorder eingegeben hatte, wurde aus dem Markt geworfen und steht, vor allem, wenn man das erst am Abend gesehen hat, vor der Frage: Was nun?
Das kommt darauf an, wo man ausgestoppt wurde. Hätte man seinen Stop-Loss sinnvollerweise mit dem Anstieg der Aktie nachgeführt, so dass er gestern Früh knapp unterhalb der Supportzone 1.206/1.219 Euro lag, wäre der Kurs jetzt nicht so weit höher, dass man mit seinem Stopp hadern müsste. Hat man das aber nicht getan und der Stop-Loss lag noch in einer Region, die nur bis Mitte März noch Sinn ergab, z. B. knapp unter der Unterstützungszone 1.071/1.077 Euro, wird die Entscheidung deutlich schwieriger.
Denn nur weil sich die Aktie derart schnell und deutlich erholt hat, heißt das nicht, dass der Weg nach unten zugestellt wäre. Was klar wird, wenn man überlegt, wie es überhaupt zu diesem morgendlichen Crash kommen konnte.
Die aktuellen Kurse, Charts, Dividenden und Kennzahlen zur Rheinmetall Aktie finden Sie hier.
Expertenmeinung: In Bezug auf das Unternehmen selbst gab es keine negativen Nachrichten, auch keine drastisch gesenkten Kursziele von Analysten. Der Abriss muss also andere Gründe gehabt haben. Und die langen vermutlich darin, dass wir hier eine der wenigen DAX-Aktien vor uns haben, die so richtig „Speck“ drauf hat, sprich trotz des so starken Abrisses des Index noch eine stark positive Jahresperformance zeigt. Und wenn einem die Kurse nur so um die Ohren fliegen und man die Kapitalexposition herunterfahren will, greift man als Anleger oft zu solchen Aktien, weil sich das Realisieren von Gewinnen nun einmal besser anfühlt als das von Verlusten.
An diesem Montagmorgen waren Kauforders, die solche Abgaben hätten auffangen können, aber rar. Viele, die da Kauflimits im Markt hatten, dürften diese am Morgen blitzschnell gestrichen haben, angesichts der drastischen Verluste der asiatischen Indizes und der weit im Minus liegenden US-Futures. Und damit setzte hier eine Verkaufslawine ein:
Wenn es bei massiven Verkäufen an Käufern fehlt, werden unlimitierte Verkaufsorders eben auf dem Level abgerechnet, zu dem sich die nächstgelegene Kauforder findet. Ist die gefüllt, geht es mit der nächsten weiter. In einem Markt, in dem weit und breit keiner kaufen will, kann so etwas schon mal zu derartigen Verlusten bei Einzelwerten führen, zumal die Aktie dadurch gleich mehrere Supportzonen riss, unter denen Stop-Loss-Verkaufsorders gelegen haben dürften – 1.206/1.219 Euro und 1.071/1.077 Euro. Der Bruch der oberen Zone erhöhte den Überhang an Verkaufsorders so stark, dass gleich die untere Zone riss, noch mehr Stop-Loss-Verkäufe keine Käufer fanden und die Aktie dadurch dramatisch nach unten rutschte.
Zumindest für einen kurzen Augenblick, denn der Rheinmetall-Kurs sauste sofort nach der Crash-Eröffnung wieder nach oben, zur Mittagszeit war das Minus nur noch gering. Aber was tut man, wenn man nicht zu denen gehörte, die das am Morgen sofort sahen und zugriffen, sondern erst abends nach Hause kam und diese Bescherung vorfand – man selbst ausgestoppt, aber die Aktie hat sich erholt?
Richtig ist, dass Rheinmetall in der Tat durch das Eurozone-Verteidigungsproblem eine Art Sonderstellung hat, zumal man da auch in Bezug auf die Trump-Zölle relativ gut dasteht. Richtig ist aber auch, dass der „Verteidigungs-Hype“ die Aktie sehr weit nach oben getrieben hat. Mit einem Kurs/Gewinn-Verhältnis von 35 ist die Aktie jetzt schon ziemlich satt bewertet. In Rücksetzer zu kaufen, kann man allemal überlegen. Aber dieser Aufholjagd noch hinterherlaufen … das kann gutgehen, ist aber riskant, zumal:
Rein charttechnisch würde jetzt erst ein Verkaufssignal entstehen, wenn die Aktie das gestrige Tagestief bei 933 Euro doch noch unterbieten sollte. Vom gestrigen Schlusskurs aus gesehen also ein sehr weiter Weg als naheliegendste Orientierung für einen Stoppkurs. Und ohne einen solchen zu agieren, wäre in einem Markt wie diesem brandgefährlich, auch wenn sich ein Stopp gestern für manche als Falle erwiesen hat. Denn jetzt ist bei der Aktie ja erneut der „Speck“ einer starken Performance da … Es kann also gut sein, dass sich, wenn der Markt insgesamt instabil bleibt und seine Abwärtstendenz aufrechterhält, das Szenario vom Montag wiederholt.
Welche Aktien in den wichtigen Indizes sind in letzter Zeit am meisten gestiegen oder gefallen? Was sind die Top-Aktien 2025? Welche Aktien haben die beste Performance über die letzten 5 Jahre und welche Aktien sind stark gefallen? Hier finden Sie es heraus: DAX Top Flop – MDAX Top Flop – Euro Stoxx Top Flop – Dow Jones Top Flop – Nasdaq 100 Top Flop
--- ---
--- (---%)Displaying the --- chart
Heutigen Chart anzeigen