Dass Druck auf Absatzzahlen und Gewinn in der Automobilindustrie nicht zwingend ein Schicksalsschlag ist, bewies der französische Autobauer Renault mit der gestern vorgelegten, starken Bilanz und einem optimistischen Ausblick. Die Aktie fiel jedoch trotzdem. Warum?
Dass der Automobilmarkt in Europa nach dem immensen Anstieg der Neuwagenpreise und den gegenüber früheren Jahren erheblich höheren Kreditkosten Probleme hat, steht außer Frage. Dass China als immer wichtiger gewordener Absatzmarkt weiterhin nicht imstande ist, das auszugleichen, ebenfalls. Aber einige Hersteller schlagen sich eben besser als andere. Und Renault schlug sich 2024 sogar bedeutend besser:
Der Umsatz stieg, wo er bei anderen fiel, und zwar um respektable 7,4 Prozent. Und wenngleich auch bei Renault Druck auf die operative Marge aufkam, so fiel diese doch nur von 7,9 auf 7,6 Prozent, so dass der operative Gewinn trotzdem um 3,6 Prozent höher lag als im Vorjahr … und Rekordlevel erreichte. Zwar ging der Gewinn auf Nettobasis drastisch zurück, das aber lag daran, dass ein Anteilsverkauf am japanischen Nissan-Konzern einen hohen Buchverlust ausgelöst hatte. Wichtiger ist, was im Tagesgeschäft läuft – und da läuft es eben recht solide.
Für 2025 gibt sich der Konzern indes vorsichtig. Bislang gibt es kein Umsatzziel, nur bei der Marge wagt man eine konkrete Zahl: Die soll, operativ, mindestens 7,0 Prozent erreichen. Was, wenn es auf dieses Minimum hinauslaufen sollte, weniger wäre als die 7,4 Prozent des Vorjahres. Schimmert da doch ein wenig Krise durch?
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Expertenmeinung: Das kann man zwar bejahen, aber die Probleme am Gesamtmarkt sind ja nun einmal auch da. Bedeutsam ist, dass sich Renault da aber trotzdem mehr zutraut als mancher andere Automobilkonzern. Man vertraut auf die Stärke der Kombination aus Kosteneinsparungen, gut angenommenen, neuen Modellen – auch und gerade im Elektrobereich, wo andere immense Probleme haben – und der Fortsetzung der Produktoffensive im angelaufenen Jahr, zum Beispiel durch das viel Beifall einfahrende Revival des Klassikers R4 auf Elektrobasis, nachdem Ende 2024 bereits der R5 wieder an den Start ging.
Hinzu kommt, dass Renault diesen leichten Druck auf die Margen bei einem Umsatz auf Rekordniveau verspürt, während andere Hersteller da bereits deutlich unter ihren vorherigen Bestmarken liegen. Und das schlägt sich auch in der Performance der Aktie nieder:
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Der Chart zeigt, dass die Renault-Aktie völlig anders daherkommt als die Kursverläufe der drei großen deutschen Autobauer BMW, Mercedes-Benz und Volkswagen. Während Letztere im April 2024 ihre Jahreshochs sahen und dann abdrehten, schaffte Renault noch Anfang Juni ein weiteres Hoch. Dann fiel die Aktie im Kontext der Branche zwar. Aber seit Beginn des vierten Quartals 2024 setzte sie sich nach oben ab und erreichte im Vorfeld dieser Bilanz fast das 2024er-Hoch … eine Performance, von der andere Automobil-Aktien nur träumen können. Aber wieso half das am Donnerstag nichts, wieso fiel Renault trotz dieser Bilanz um vier Prozent?
Die Aktie fiel nicht trotz, sondern wegen der Bilanz. Die Margenprognose gefiel den Tradern am Donnerstag nicht, hinzu kommt, dass die – wenngleich beeindruckenden – 2024er-Ergebnisse leicht unter den Prognosen der Analysten lagen. Dass man da jetzt eine Konsolidierung sieht, ist also nicht überraschend, die Aktie war ja auch speziell seit Anfang Dezember gut gelaufen. Aber das führt auch dazu, dass da noch einiges an Spielraum bliebe, bevor die Aktie bärisch würde. Solange die wichtige, die 200-Tage-Linie mit einschließende Supportzone 43,74 zu 45,85 Euro nicht fällt, bleibt ein weiterer Anstieg möglich und die Aktie eine, die sich für das bärische Lager als Beute definitiv nicht aufdrängen würde.
Quellenangaben:
Bilanz 2024, 20.02.2025; https://assets.renaultgroup.com/uploads/2025/02/20250220_Renault-Group_Press-Release_2024-FY-results.pdf
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