Was wie ein Crash begann, könnte sich als hervorragender Einstiegspunkt entpuppen. Bei Redcare Pharmacy stehen alle Zeichen auf Aufbruch.
Wer sich ein wenig mit Charttechnik beschäftigt hat, wird sicherlich festgestellt haben, dass am Beginn größerer Rallyes oder Crashs oft eine schnelle Kehrtwende stattfindet. Es werden noch schnell die letzten Stopps abgefischt, bevor die Party richtig losgeht.
Bei Redcare Pharmacy könnten wir gerade Zeuge eines solchen Vorgangs sein. Die Aktie wurde am Montag vorbörslich bei unter 105 Euro gehandelt und war mehr als 10 % im Minus.
Im regulären Handel startete die Aktie allerdings direkt wieder über 110 Euro, holte die Verluste wieder auf und schloss dann im Plus bei 120,50 Euro. Eine komplette Kehrtwende dieser Art sieht man nicht oft.
Auf der Unterseite dürften etliche Stopps abgefischt worden sein. Darüber hinaus dürften einige Anleger short gegangen sein. Das führt zu einem Ungleichgewicht, das heute bereits seine Wirkung entfaltet.
Die armen Leerverkäufer, auch wenn es nicht viele sind, müssen sich eindecken, und diejenigen, die sich ausstoppen haben lassen, suchen den Neueinstieg. Hinzu kommen die Trader, die diese Formationen, so wie ich früher auch, aktiv handeln. Das führt zu einem Ungleichgewicht – in diesem Fall einem Nachfrageüberhang.
Da Redcare Pharmacy auf den Kurstafeln weit oben steht, werden noch mehr Anleger darauf aufmerksam, und kommt es zu weiteren charttechnischen Kaufsignalen, springen noch mehr auf.
Das könnte die Aktie jetzt in Richtung 140 Euro katapultieren. Darüber käme es zu einem prozyklischen Kaufsignal mit möglichen Kurszielen bei 150 – 153 sowie 160 und 170 Euro.
Wir beabsichtigen nicht, diesen Artikel zu aktualisieren, aber wir könnten Analysen für dieselbe Aktie veröffentlichen.
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Tobias Krieg ist Chefanalyst bei LYNX Broker und Gründer von LongTerm-Value.
Er ist seit mehr als fünfzehn Jahren an der Börse aktiv, davon mehr als eine Dekade als leidenschaftlicher Vollzeit-Investor. Geprägt durch Vorbilder wie Charlie Munger, Peter Lynch und Bill Miller ist Value Investing der Grundsatz und Growth at a reasonable Price der Wahlspruch.
Denn auch gute Unternehmen können schlechte Investments sein. Ein attraktiver Einstiegskurs zum richtigen Zeitpunkt ist absolut entscheidend.
Vorherige Analysen der Redcare Pharmacy Aktie
Wir beabsichtigen nicht, diesen Artikel zu aktualisieren, aber wir könnten Analysen für dieselbe Aktie veröffentlichen.
Während der S&P 500 in Flammen aufgeht und die Börsen weltweit ein Beben erleben, glänzt Redcare Pharmacy mit dem nächsten starken Quartal.
Von einer Apotheke zur Apothekenmacht
Redcare Pharmacy, ehemals bekannt als Shop Apotheke, hat sich in den letzten Jahren als eine der führenden Kräfte im europäischen Online-Apothekenmarkt etabliert.
Das Unternehmen blickt auf eine beeindruckende Geschichte zurück, die vor über zwei Jahrzehnten in einer stationären Apotheke in Köln begann. Was damals als visionäre Idee eines jungen Pharmazeuten zur Digitalisierung eines Familienunternehmens startete, hat sich mittlerweile zu einem börsennotierten Unternehmen mit einem Kundenstamm von mehr als 10 Millionen Menschen in sieben Ländern Europas entwickelt.
Neben dem klassischen Versandhandel mit rezeptfreien und verschreibungspflichtigen Medikamenten bietet das Unternehmen eine breite Palette an Gesundheits- und Schönheitsprodukten sowie Nahrungsergänzungsmitteln an.
Wachstum mit Plan
In den letzten fünf Jahren konnte Redcare den Umsatz von 968 Mio. auf 2,37 Mrd. Euro mehr als verdoppeln. Die aggressive Expansion geht jedoch zulasten der Profitabilität, bisher erzielt man noch keinen Gewinn. Der Verlust ist in den letzten Jahren jedoch tendenziell rückläufig gewesen. An der Spitze lag er bei mehr als 4 Euro je Aktie, im letzten Jahr waren es noch -2,27 Euro je Aktie.
Ein Verlust in Höhe von 46,4 Mio. Euro ist im Verhältnis zu einem Umsatz von mehr als 2 Mrd. Euro nicht viel, die operative Marge liegt nur knapp unter der Null-Linie. Die Strategie von Redcare scheint einfach zu sein: Um zu wachsen, investiert man so viel wie möglich, verbrennt aber auch nicht unnötig Geld.
Ab einer gewissen Größe muss man nur an einigen Stellschrauben drehen und ist profitabel. Wenn man weniger schnell expandieren würde, wäre das wohl jetzt schon möglich.
Warum das Wachstum in diesem Segment so wichtig ist
Im ersten Quartal des laufenden Geschäftsjahres hat sich die gute Entwicklung fortgesetzt.
Den vorläufigen Zahlen zufolge konnte der Umsatz im ersten Quartal um 28 % auf 717 Mio. Euro gesteigert werden. Die Non-Rx-Umsätze (rezeptfrei) haben um 20 % auf 484 Mio. Euro zugelegt. Das RX-Geschäft mit rezeptpflichtigen Medikamenten konnte sogar um 49,5 % auf 233 Mio. Euro gesteigert werden.
In Deutschland haben sich die RX-Umsätze nahezu verdreifacht und konnten auf Jahressicht um 191 % auf 108 Mio. Euro gesteigert werden.
Die aktive Kundenbasis konnte von 11,2 auf 13,1 Millionen vergrößert werden. Der höhere Anteil an rezeptpflichtigen Medikamenten könnte ein Indiz dafür sein, dass das Geschäft zunehmend durch wiederkehrende Einnahmen geprägt ist. Denn verschreibungspflichtige Medikamente finden in vielen Fällen bei chronischen Erkrankungen Anwendung.
Darüber hinaus dürfte das RX-Geschäft wesentlich profitabler sein. Bei nicht verschreibungspflichtigen Medikamenten muss man mit den Preisen anderer Anbieter wie DocMorris konkurrieren. Da alle Wettbewerber derzeit noch auf Wachstum setzen, dürften die Margen niedrig sein.
Das ist die Basis für zukünftige Gewinne
Verschreibungspflichtige Medikamente unterliegen in Deutschland jedoch der Arzneimittelpreisverordnung, die einen einheitlichen Apothekenabgabepreis sowie fixe Zuschläge für Großhandel und Apotheken vorschreibt.
In den anderen Ländern, in denen Redcare aktiv ist, sieht es ähnlich aus. In Frankreich wird der Preis für verschreibungspflichtige Medikamente vom Wirtschaftsausschuss für Gesundheitsprodukte (Comité Économique des Produits de Santé, CEPS) festgelegt und gilt dann für alle Apotheken.
In Italien wird der Preis verschreibungspflichtiger Medikamente von der italienischen Arzneimittelbehörde (AIFA) festgelegt. Diese Preise sind für Apotheken verbindlich, und es gibt fixe Margen für Großhandel (ca. 3 %) und Apotheken (ca. 26,7 %).
In Belgien legt das Nationale Institut für Kranken- und Invalidenversicherung (INAMI/RIZIV) die Erstattungspreise für verschreibungspflichtige Medikamente fest, die gleichzeitig als Höchstpreise für Apotheken gelten.
In der Schweiz schließlich werden die Preise verschreibungspflichtiger Medikamente vom Bundesamt für Gesundheit (BAG) ebenfalls festgelegt.
Ausblick und Bewertung
In Österreich unterliegen verschreibungspflichtige Medikamente einer staatlichen Preisregulierung, allerdings mit einem etwas anderen Ansatz. Die Preisbildung basiert auf dem sogenannten EU-Durchschnittspreis.
Lange Rede, kurzer Sinn. Redcare hat das Potenzial, in der näheren Zukunft ordentliche Gewinne zu erzielen. Für das Geschäftsjahr 2026 wird ein Ergebnis von 1 – 2 Euro je Aktie erwartet und im Folgejahr 3 – 6 Euro je Aktie.
Bisher hat Redcare den Zeitpunkt für den Sprung über die Gewinnschwelle immer wieder nach hinten verschoben. Das kann wieder geschehen, ändert aber wenig an dem zugrundeliegenden Potenzial.
Das KUV liegt aktuell bei 0,98. Seit dem Börsengang musste man durchschnittlich 1,22 auf den Tisch legen.
Redcare ist zum Aufwärtstrend nahe der Unterstützung bei 115 Euro zurückgekommen. Wird dieser Support durchbrochen, muss mit einem erneuten Rücksetzer in Richtung 100 Euro gerechnet werden.
Solange das nicht geschieht, besteht jedoch die Hoffnung, dass es zu einer erneuten Erholung Richtung 140 Euro kommt. Darüber käme es zu einem prozyklischen Kaufsignal mit möglichen Kurszielen bei 150 – 153 sowie 160 und 170 Euro.
Seit dem Zwischenhoch vom 11. November hat die Aktie der Online-Apotheke Redcare Pharmacy drastisch korrigiert. Am Freitag brach dabei die im Mai 2024 etablierte, mittelfristige Aufwärtstrendlinie. Aber zugleich bringt es die Aktie einer markanten Supportzone näher.
Der Chart zeigt diese interessante „einerseits, andererseits“-Konstellation: Mit dem Bruch des Mai-Aufwärtstrends wurde die Aktie am Freitag zum größten Verlierer im MDAX. Aber auch, wenn wir damit ein grundsätzlich bärisches Signal sehen, so hielt zugleich einigermaßen die untere Begrenzungslinie eines diese Korrektur führenden Abwärtstrendkanals. Und die Aktie nähert sich dadurch der Unterstützungszone 115,70/119,20 Euro, deren Ursprung auf den Sommer 2023 zurückgeht und die seither mehrfach als untere Wendemarke fungierte. Zugleich ist die Markttechnik, hier im Chart der RSI-Indikator, überverkauft. Die Frage ist damit:
Gibt es Argumente für das bullische Lager, die Redcare-Aktie trotz dieses frischen Trendlinien-Bruchs auf einem noch ein wenig tiefer liegenden Level, im Bereich dieser markanten Auffangzone, einzusammeln? Oder spricht mehr dafür, dass sie dort einfach durchrutscht?
Expertenmeinung: Wäre die Antwort einfach und eindeutig, wäre der Kurs gar nicht erst so weit durchgereicht worden, immerhin hatte die Aktie keine zwei Monate zuvor bei gut 170 Euro noch Käufer gefunden. Aber dass Redcare Pharmacy seither so deutlich an Boden verlor, hatte ja Gründe. Die gälte es, auf ihre Tragweite abzuklopfen.
Als erstes drückte den Tradern aufs Gemüt, dass das Unternehmen mitteilte, dass der operative Gewinn vorerst weniger stark ausfallen werde als allgemein erwartet, weil man mehr Geld in gezieltes Marketing in Bezug auf das E-Rezept stecken wolle. Kurzfristig natürlich unerfreulich. Aber gelingt es, sich einen größeren Anteil am Kuchen verschreibungspflichtiger Medikamente zu sichern, wäre das eine Strategie, die mittel- und langfristig deutlich mehr einbringt als sie jetzt kostet.
Der zweite Faktor, der für Druck sorgte, waren die Pläne der Drogeriemarktkette dm, in das Online-Apotheken-Geschäft einzusteigen. Man fürchtet, dass dm etablierten Unternehmen wie Redcare und DocMorris spürbar Marktanteile abnehmen könnte. Aber ob das auch wirklich passiert, ist zumindest offen, denn Redcare Pharmacy ist mit seinen Portalen gut etabliert.
Ob das, was die Aktie gedrückt hat, also am Ende wirklich so negativ wirkt, wie man es nach diesem markanten Kursabstieg eingepreist hat, ist fraglich. Und die bislang aktuellsten Zahlen, die Anfang November für das dritte Quartal vorgelegt wurden, weisen ein zügiges und konstantes Kunden- und Umsatzwachstum aus, so dass die grundsätzlich bullische Perspektive bis dato ungebrochen ist.
Aber eine Chance auf eine Aufwärtswende und die Wende selbst sind zwei Paar Schuhe. Die Aktie in die Watchlist zu packen, wäre sicher angebracht, sie im Fall eines Tests der Zone 115,70 zu 119,20 Euro genau zu beobachten, ebenfalls. Aber erst, wenn sie dort klare Signale eines Turnarounds zeigt oder – wenn sie nicht bis dort hinunter durchgereicht wird – wenn sie den Kreuzwiderstand im Bereich 132/134 Euro zurückerobert, wäre der Punkt erreicht, an dem man darüber nachdenken könnte, hier auch tatsächlich zuzugreifen.
Die Umsatzentwicklung des 3. Quartals hatte die Online-Apotheke Redcare Pharmacy bereits vorab gemeldet, gestern folgte der Rest der Zahlen. Mehr Umsatz, aber weniger Gewinn, trotzdem ein Kursanstieg. Warum wurde gekauft und vor allem: Kommt da noch was nach?
Richtig ist zwar, dass die niederländische, im MDAX notierte Online-Apotheke im dritten Quartal zum Vorjahreszeitraum 20,8 Prozent mehr Umsatz erreichte und die Zahl der aktiven Kunden solide weiter stieg. Beim um Sonderfaktoren bereinigten EBITDA (Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen) wurde aber trotzdem ein Rückgang um 25 Prozent, von 12,5 auf 11,4 Millionen Euro, vermeldet. Aber das ist kein Signal dafür, dass hier etwas schief läuft.
Dieser Rückgang basiert auf gezielten Mehrausgaben, um das Wachstum jetzt, da das E-Rezept sich auszuzahlen beginnt, zu beschleunigen und so in diesem so vielversprechenden Bereich eine ideale Marktposition zu erreichen. Das kostet eben erst einmal Geld, bevor es Geld bringt … ein wenig erinnert das an die ewig roten Zahlen bei amazon.com in deren Anfangsphase. Dort hatte es Geduld erfordert, aber es hat, wie man heute an Amazons Ergebnissen sehen kann, Erfolg. Die Anleger, die gestern nach der Bilanz zugriffen, erwarten, dass das auch bei Redcare Pharmacy so sein wird.
Expertenmeinung: Ob sie damit am Ende Recht bekommen, ist jetzt gar nicht mal die entscheidende Frage. Die stellt sich beim derzeitigen Kursniveau: Wie viel Gewinn in kommenden Jahren hat man da schon vorweggenommen? Netto sind die Ergebnisse ja weiterhin rot. Und dass Redcare die Margen-Prognose für 2024 im Zuge der am 3. Oktober schon vorab vorgelegten Umsatzzahlen auf 1,2 bis 2,2 Prozent senkte und die EBITDA-Marge für das 3. Quartal von 3,2 Prozent im Vorjahreszeitraum auf 2,0 Prozent zurückkam, unterstreicht: Auch, wenn das auf zielgerichteten Mehrausgaben basiert, viel bleibt da eben derzeit nicht übrig.
Wenn der Bereich Rx, sprich der Bereich der verschreibungspflichtigen Medikamente, dessen Umsatz durch das E-Rezept in Deutschland hierzulande um 81 Prozent gegenüber dem 3. Quartal 2023 zulegte, ein, zwei Jahre so weiterwächst, wäre die Aktie zwar aktuell eher nicht zu teuer. Aber die Frage ist nicht nur, ob es so kommt. Die Frage ist jetzt vor allem, ob sich genug Käufer finden, über diejenigen hinaus, die direkt auf das Zahlenwerk reagiert haben.
Denn die Redcare-Aktie hat sich damit zwar die Tür offen gehalten, über die die oberen Umkehrpunkte des Jahres zwischen 149,90 und 153,80 Euro einschließende Widerstandszone hinaus auszubrechen. Aber dazu müssten die Käufe jetzt direkt weitergehen … und mehr Volumen bringen als zugleich dort, in diesem Widerstandsbereich, an Gewinnmitnahmen aufkommt.
Da es hier um Hoffnungen auf eine ein gutes Stück entfernte Zukunft geht, ist das eine offene Sache, so dass man auf deutlich weniger wackligem Boden stehen würde, wenn man als grundsätzlich bullisch eingestellter Akteur abwartet, bis diese Widerstandszone auch wirklich bezwungen wurde, bevor man selbst den Einstieg erwägt.
Quellenangaben: Ergebnis des 3. Quartals / der ersten drei Quartale 2024, 05.11.2024: https://www.redcare-pharmacy.com/de/newsroom/press-releases/q3-2024-earnings-release
Die Aktie der Online-Apotheke Redcare Pharmacy (ehem. Shop Apotheke) war eine Zeit lang der am besten laufende Wert im MDAX. Am Ende war das Plus indes fast komplett verschwunden. Dabei hatten die Käufer durchaus Argumente. Dumm nur: Die Verkäufer auch.
Bis zu fünf Prozent hatte die Redcare-Aktie am Freitag zugelegt. Doch schon bald nach Handelsbeginn begannen die Gewinne abzubröckeln, am Schluss waren gerade mal noch 0,07 Prozent übrig. Der Grund: Ein an der Börse dauernd auftauchendes, im Fall Redcare aber besonders ausgeprägtes „einerseits, andererseits“ bezüglich der am Donnerstagabend vorgelegten, vorläufigen Neun-Monats-Zahlen.
Einerseits stieg der Umsatz in den ersten drei Quartalen auf Basis dieser noch ungeprüften Ergebnisse um satte 34 Prozent und damit etwas mehr als erwartet. Basis des stärkeren Anstiegs war laut Redcare Pharmacy ein sehr beeindruckendes Wachstum bei den rezeptpflichtigen Medikamenten, basierend auf dem Erfolg der Umsetzung des E-Rezepts, was zugleich viele Neukunden brachte. Das klingt nach „Mehr“, das ist erfreulich, auch, wenn das Unternehmen seine Gesamtjahres-Umsatzprognose nur leicht auf der Unterseite eingrenzte, von 2,3 bis 2,5 auf 2,35 bis 2,5 Milliarden Euro.
Aber es gab eben auch ein „andererseits“. Der Erfolg des Bereichs E-Rx, d.h. der elektronisch eingelösten Rezepte, bewog Redcare Pharmacy dazu, seine Ausgaben im Bereich Marketing in diese Richtung deutlich zu intensivieren. „Diese Investition wird sich in der Zukunft überproportional auszahlen“, schrieb der Finanzvorstand des Unternehmens dazu in der Pressemeldung. Was gut möglich, aber nicht sicher ist. Sicher war aber, andererseits“, eines:
Expertenmeinung: Die 2024er-Prognose für die operative Gewinnmarge wurde wegen der gestiegenen Marketingausgaben von bislang 2,0 bis 4,0 auf 1,2 bis 2,2 Prozent gesenkt. Und das ist nun nicht gerade wenig. Damit wurde die Sache am Freitag zur „Glaubensfrage“:
Wer glaubte, dass das „Mehr“ an Kosten ein noch größeres „Mehr“ an Gewinn in greifbarer Zukunft bringen wird, kaufte die Aktie auf Basis dieser Aussagen. Wer indes Zweifel hatte, ob man da nicht eine zu große und teure Trommel schlägt, nutzte das, um bei der zuletzt ja gut gelaufenen Aktie Gewinne mitzunehmen. Das Ergebnis war ein abverkauftes Plus, das aber aus charttechnischer Sicht ein anderes „einerseits, andererseits“ nicht aufzulösen vermochte.
Denn der Chart zeigt, dass die Aktie bis auf einen relativ bald wieder eingefangenen Ausbruch nach unten seit fast einem Jahr in einer Seitwärtsspanne festhängt. Diese Range ist zwar breit, liegt zwischen grob gesehen 115 und 150 Euro und ist damit für Range-Trader durchaus spannend – nicht aber für Investoren. Es müsste ein Ausbruch über die Hochs des Jahres gelingen, die zwischen 144,60 und 153,00 Euro die entscheidende Widerstandszone bilden, um den Trend wiederzubeleben. Was möglich ist, wenn sich diese höheren Werbeausgaben relativ bald positiv in der Bilanz niederschlagen … aber bis dahin kann es gut und gerne bei diesem hier so hartnäckigen „einerseits, andererseits“ bleiben.
Anfang Juli hatte die Online-Apotheke Redcare Pharmacy bereits Vorab-Zahlen zum Umsatz des 2. Quartals geliefert, aber eben nur dazu. Gestern kam das komplette Zahlenwerk … und die Akteure reagierten äußerst positiv. Übertrieben oder berechtigt?
Das, was viele bei Redcare Pharmacy, der früheren Shop Apotheke, vorsichtig stimmte war, dass das Unternehmen zwar stetig mehr Umsatz erzielte und die Zahl der aktiven Kunden beeindruckend wuchs, auf Netto-Basis aber trotzdem noch ein Minus stand. Und da geht es jetzt voran.
Die vorab für das zweite Quartal gemeldeten Umsätze wurden marginal auf 560,67 Millionen Euro nach oben korrigiert. Das macht einen Umsatzanstieg von 34 Prozent zum Vorjahr aus, wobei sich da die vor einem Jahr noch nicht abgeschlossene Akquisition des Schweizer Unternehmens MediService steigernd auswirkte. Wichtiger aber waren Gewinn und Marge, denn davon wusste man bislang ja noch nichts:
Der Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (EBITDA) stieg von 13,3 Millionen Euro im Vorjahreszeitraum auf 15,0 Millionen. Die EBITDA-Gewinnmarge lag zwar mit 2,7 Prozent niedriger als die 3,2 Prozent im Vorjahr. Aber jetzt kamen die positiven Zahlen eben auch endlich im Nettoergebnis an: Nach den -14,4 Millionen Euro vor einem Jahr gelang in diesem Frühjahrsquartal ein Netto-Plus von 12,57 Millionen.
Die bisherige Gesamtjahresprognose wurde zwar nur bestätigt und nicht angehoben. Aber mit dem EBITDA-Margenziel zwischen 2,0 und 4,0 Prozent wäre man allemal imstande, auch im Gesamtjahr nahe an oder im Idealfall über die Schwelle zur schwarzen Netto-Null zu gelangen.
Expertenmeinung: Das klingt alles nach einem soliden Weg hin zu der von Redcare mittelfristig angestrebten EBITDA-Marge um acht Prozent und damit hin zu soliden Gewinnen. Aber ist dieser fulminante Anstieg der Aktie am Dienstag um satte 9,33 Prozent nicht trotzdem etwas überzogen? Eine Sensation waren die Zahlen ja auch nicht gerade.
Das zwar nicht, aber es geht denen, die da zugegriffen haben, weniger um die konkreten Zahlen als um die durch sie vermittelte Botschaft, die da lautet: Das dürfte klappen mit der in ein paar Jahren hoch profitabel arbeitenden Online-Apotheke. Und diese Käufer dürften sich weniger das kurzfristige Chartbild angesehen haben.
Denn ja, auf Sicht von ein paar Monaten greift die Aktie quasi nach den Sternen. Ist auf dem Weg, den „Deckel“, der durch die drei markanten Hochs der Monate Januar, Februar und April entstanden ist und zwischen 144,55 und 153,00 Euro liegt, zu sprengen. Aber schaut man sich die Redcare-Aktie im langfristigen Bild an, sieht man:
Bis zum bisherigen Rekordhoch, das ins Jahr 2021 zurückgeht und bei 249 Euro lag, ist der Spielraum noch groß. Sicherlich wird die Aktie dieses Hoch nicht im D-Zug-Tempo ansteuern, womöglich nicht einmal ansatzweise erreichen. Aber sollte dieser Deckel „fliegen“, könnte Redcare Pharmacy grundsätzlich noch weiterlaufen, denn jetzt ist Zuversicht im Markt … und die kann bekanntlich, solange sie nicht enttäuscht wird, Berge versetzen.