Zunehmende Wachstumsdynamik, gigantischer Auftragseingang. Oracle ist
trotzdem zum mehrjährigen Aufwärtstrend zurückgekommen, jetzt geht es um alles.
Oracle im Wandel: Vom Cloud-Nachzügler an die Spitze
Nach einer beeindruckenden Phase, in der Oracle mehrfach die Quartalszahlen übertroffen und die Aktie zu einem wahren Höhenflug angesetzt hat, scheint die Siegesserie vorerst eine Pause einzulegen.
Doch bevor wir uns der jüngsten Entwicklung zuwenden, lohnt es sich, einen Blick auf die Gründe für diese Rallye zu werfen, die das Unternehmen aus dem Silicon Valley in den vergangenen Jahren an die Spitze gebracht hat.
Wer Oracle schon länger verfolgt, wird feststellen, dass sich das Unternehmen seit 2022 komplett neu positioniert hat. Man könnte auch sagen, dass man sich neu erfunden hat.
Daher hatte ich immer wieder auf die Aktie hingewiesen.
Der Grund für diese optimistische Einschätzung liegt in einer Entwicklung, die kaum jemand vorhergesehen hatte: Oracle, lange Zeit ein Nachzügler im Cloudgeschäft, hat mit den Neuerungen des MySQL Database-Services HeatWave einen entscheidenden Durchbruch erzielt.
Während das Unternehmen über Jahre hinweg im Schatten von Konkurrenten wie Google, Snowflake oder Amazon Web Services stand und drohte, den Anschluss zu verlieren, war man plötzlich wieder im Spitzenfeld.
Plötzlich läuft es wieder
Nach etlichen Jahren ohne nennenswertes Umsatzwachstum ist es zu einer nachhaltigen Belebung gekommen.
In den zehn Jahren bis 2021 stagnierte der Umsatz des Unternehmens nahezu und kletterte lediglich von 37,1 auf 40,5 Mrd. USD. Inflationsbereinigt ist das bestenfalls ein Nullsummenspiel.
In den Geschäftsjahren 2022 bis 2024 kletterte der Umsatz jedoch auf 53,0 Mrd. USD. Dieser rasante Anstieg zeigt, wie tiefgreifend die Transformation bei Oracle tatsächlich ist. Das Cloudgeschäft, das lange Zeit nur eine Nebenrolle spielte, hat sich zu einem zentralen Wachstumstreiber entwickelt.
Und es wächst nicht nur deutlich schneller als das Altgeschäft, es ist auch profitabler. Damit hat Oracle einen Wandel vollzogen, der das Unternehmen aus einer Phase der Stagnation herauskatapultiert und in eine neue Ära geführt hat.
Das hat wiederum dazu geführt, dass sich der Aktienkurs ebenfalls rasant entwickelt. Vom Tief im Jahr 2022 hat sich der Kurs mehr als verdreifacht. Aktuell befindet sich die Aktie jedoch wieder im Rückwärtsgang.
Das laufende Geschäftsjahr 2025 endet im Mai, gestern hat Oracle die Zahlen zum dritten Quartal vorgelegt.
Gigantischer Auftragseingang aber enttäuschende Umsatzentwicklung
Der Gewinn lag in Q3 mit 1,47 USD je Aktie im Rahmen der Erwartungen. Mit einem Umsatz von 14,1 Mrd. USD hat man die Analystenschätzungen von 14,4 Mrd. USD jedoch verfehlt.
Als Reaktion darauf hat die Aktie nachbörslich um 3,3% auf 143,90 USD nachgegeben. Da die Erwartungen leicht verfehlt wurden, ist die Kursreaktion adäquat, zumindest isoliert betrachtet.
Die zugrundeliegenden Wachstumstrends bei Oracle sind weiterhin voll intakt. Der Umsatz konnte auf Jahressicht um 6% gesteigert werden, wobei negative Währungseffekte 2 Prozentpunkte gekostet haben.
Das Cloudgeschäft verzeichnete ein Umsatzplus um 23% auf 6,2 Mrd. USD. Der Umsatz im Teilbereich Cloud Infrastructure konnte sogar um 49% auf 2,7 Mrd. USD gesteigert werden.
Im Jahresverlauf erwartet man eine Beschleunigung der Wachstumsdynamik, unter anderem auch, da die Cloud-Sparte immer mehr an Gewicht gewinnt.
Der Auftragsbestand (RPO, remaining performance obligations) ist auf Jahressicht um 62% auf 130 Mrd. USD gestiegen.
Im letzten Quartal hat man neue Verträge mit einem Gesamtwert von sagenhaften 48 Mrd. USD abgeschlossen, mehr als dem dreifachen des Umsatzes.
Ausblick und Bewertung
Das größte Problem von Oracle ist, dass man die Nachfrage nicht annähernd bedienen kann. Wenn man es negativ formulieren möchte, könnte man auch sagen, dass Oracle nicht schnell genug skaliert. Als Aktionär würde man sich definitiv wünschen, dass es schneller geht, es hakt allerdings auch an der Verfügbarkeit von Hardware.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass Oracle weiterhin im Fahrplan ist. In den ersten neun Monaten des laufenden Geschäftsjahres hat man das Ergebnis um 10% auf 4,33 USD je Aktie gesteigert.
Für das vierte Quartal stellt man 1,61 – 1,65 USD je Aktie in Aussicht.
Das Jahresergebnis würde demnach um 7% auf 5,96 USD je Aktie steigen, was einer forward P/E von 24,1 entspricht.
Da das nächste Geschäftsjahr bereits im Juni beginnt, ist der Ausblick jedoch fast wichtiger.
Derzeit geht Oracle davon aus, dass der Konzernumsatz um 15% steigen wird. Im Cloudgeschäft erwartet man sogar ein Wachstum von über 50%.
Unterstellt man, dass der Gewinn genauso stark steigt wie der Konzernumsatz, ergibt sich daraus eine Gewinnprognose von 6,85 USD je Aktie. Dadurch würde die P/E im bald anbrechenden Geschäftsjahr auf 21,0 sinken.
Das ist in Anbetracht von zweistelligen Wachstumsraten, dem gigantischen Auftragsbestand und der zunehmenden Dynamik wenig.

Die Aktie hat nachbörslich um 3,3% auf 143,90 USD nachgegeben. Oracle notiert demnach zwischen den beiden mehrjährigen Aufwärtstrends, die aus Sicht der Bullen unbedingt verteidigt werden müssen.
Fällt Oracle unter 140 USD, muss mit weiteren Kursverlusten in Richtung 127,50 – 132,00 USD gerechnet werden. Auf diesem Niveau läge die forward P/E in etwa bei 19 und somit auf dem niedrigsten Stand seit mehreren Jahren.
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