Eine Bank, Lateinamerika, enttäuschende Quartalszahlen und obendrein wirft Berkshire gerade das Handtuch. Finger weg! Oder?
Mehr als 100 Millionen Kunden
Nu Holdings, besser bekannt als Nubank, hat sich seit seiner Gründung im Jahr 2013 zu einer der führenden digitalen Bankplattformen in Mittel- und Lateinamerika entwickelt.
Das Unternehmen wurde von David Vélez Osorno gegründet. Während seiner Tätigkeit für General Atlantic in Brasilien erlebte er die Herausforderungen des brasilianischen Bankensystems aus erster Hand, als er versuchte, ein Bankkonto zu eröffnen.
Osorno, der zuvor zwei Jahre lang bei Sequoia Capital die Investitionen in Lateinamerika geleitet hatte, erkannte eine Marktlücke.
Die etablierten Banken in der Region hatten jahrzehntelang eine nahezu monopolistische Stellung, die durch hohe Gebühren, komplexe Prozesse und mangelnden Zugang für große Teile der Bevölkerung gekennzeichnet war.
Diese Lücke wollte man schließen. Dabei setzte man auf eine digitale, cloudbasierte Plattform ohne physische Filialen, wodurch man deutlich kostengünstiger operiert als traditionelle Banken.
Nubank startete 2014 mit seinem ersten Produkt, der Nu-Kreditkarte, der ersten gebührenfreien Kreditkarte in Brasilien.
Seitdem hat das Unternehmen sein Portfolio stetig erweitert: vom NuAccount, einem voll digitalen Bankkonto mit kostenlosen Einzahlungen und Überweisungen, über persönliche Kredite bis hin zu Versicherungen, Investitionsprodukten und neuerdings auch Gehaltskonten.
Fintech-Revolution in Lateinamerika
Heute bedient Nubank über 100 Millionen Kunden, davon etwa 90 % in Brasilien, und generiert Einnahmen hauptsächlich durch Zinserträge (80 %) und Gebühren (20 %).
Die Zinserträge stammen aus Kreditkartensalden, refinanzierten Krediten und Kundendarlehen sowie aus Erträgen aus Einlagen und Wertpapieren, während Gebühren vor allem durch Kartenzahlungen generiert werden.
Ein zentraler Wettbewerbsvorteil von Nubank ist seine Kosteneffizienz. Mit etwa 8.000 Mitarbeitern – nur 8 % der Personalstärke vergleichbarer traditioneller Finanzinstitute – hält das Unternehmen die Betriebskosten niedrig.
Die Betriebskosten im Verhältnis zum Vermögen liegen bei Nubank bei etwa 6 %, während Konkurrenten wie Itau mit etwa 15 % operieren. Diese Effizienz ermöglicht es Nubank, sowohl Wachstum als auch überdurchschnittliche Margen und Eigenkapitalrenditen zu erzielen.
Im Gegensatz zu traditionellen Banken wie Banco Santander oder Itau Unibanco, die auf teure Filialnetze setzen, investiert Nubank in Technologie und Datenanalyse, um Kreditrisiken präzise zu bewerten und maßgeschneiderte Produkte anzubieten. Die datengetriebene Herangehensweise und die niedrigen Kosten erleichtern natürlich die Kundengewinnung und fördern die Kundenbindung.
Was Nubank von der Konkurrenz abhebt, ist neben der Technologie und digitalen Ausrichtung auch die Expansionsstrategie. Während globale Fintechs wie Revolut oder Chime auf gesättigte Märkte in Europa oder den USA abzielen, konzentriert sich Nubank auf Lateinamerika – eine Region mit über 650 Millionen Einwohnern, die bisher kaum Zugriff auf Bankdienstleistungen hatten.
Expansion in Lateinamerika: Ein Markt voller Chancen
In Brasilien nutzen inzwischen mehr als 50 Millionen Menschen Nubank als ihre Hauptbank.
Die Expansionen nach Mexiko und Kolumbien sind ebenfalls gut angelaufen und vielversprechend. Den Schätzungen zufolge könnte Nubank bis 2028 rund 30 Millionen Kunden in Mexiko und weitere 10 Millionen in Kolumbien gewinnen.
Damit konzentriert man sich bisher auf die drei bevölkerungsreichsten Länder Lateinamerikas, die nächsten dürften aber nur eine Frage der Zeit sein. Bleibt man dieser Strategie treu, wäre Argentinien als Nächstes an der Reihe.
Die Wachstumschancen von Nubank liegen nicht nur in der geografischen Expansion und der Neukundengewinnung in den bestehenden Märkten, sondern auch in der Vertiefung der Kundenbeziehungen.
Dieser Faktor sollte nicht unterschätzt werden. Steigt der Umsatz je Kunde um 50 %, dürfte sich der Gewinn je Kunde mehr als verdoppeln.
Hinzu kommen die Vorteile, die durch die Größe von Nubank entstehen. Wenn man erstmal 50 Millionen Kunden in einem Land hat, also fast ein Viertel der Bevölkerung, werden beispielsweise Makler überflüssig.
Dadurch kann Nu den eigenen Kunden günstigere Kredite anbieten, was einer der vielen Gründe ist, die wiederum neue Kunden anziehen.
Die Abhängigkeit vom brasilianischen Markt
Daher sind die Marketingkosten von Nu vergleichsweise gering. Wie aus dem Geschäftsbericht von 2023 hervorgeht (jüngere Daten habe ich nicht gefunden), lagen die Kundenakquisitionskosten (CAC, customer acquisition cost) lediglich bei 7 USD.
Die größten Risiken für Nu Holdings entstehen durch die politischen und wirtschaftlichen Rahmenbedingungen sowie die hohe Abhängigkeit vom brasilianischen Markt.
Die dortige Wirtschaft läuft sicherlich nicht optimal (das BIP pro Kopf liegt bis heute weit unter dem Hoch aus dem Jahr 2011) und die Inflation liegt bei 5 %.
Bisher hat man diese Herausforderungen gut gemeistert, sollte es jedoch zu schwerwiegenden Verwerfungen kommen, wird das möglicherweise aber nicht mehr gelingen.
Man kann aber auch die gegenteilige Haltung einnehmen: Im Gründungsjahr 2013 lag das BIP pro Kopf in Brasilien bei 12.458 USD und ist dann bis 2020 auf 7.074 USD gesunken. Kann es in Zukunft wirklich schlimmer kommen?
Seitdem ist es jedenfalls spürbar aufwärts gegangen. Im Jahr 2023 lag das BIP pro Kopf wieder bei über 10.000 USD und den vorläufigen Daten zufolge wurde 2024 ein Wirtschaftswachstum von 3,6 % erzielt.
Plötzlich kollabiert der Kurs
Den Kurssturz vom vergangenen Freitag hat das alles jedoch nicht verhindert. Nu Holdings hat die Erwartungen verfehlt, woraufhin die Aktie kurzerhand um knapp 19 % auf 10,82 USD nachgegeben hat.
Der Gewinn lag mit 0,11 USD je Aktie unter den Erwartungen von 0,12 USD. Mit einem Umsatz von 2,99 Mrd. USD hat man die Analystenschätzungen von 2,76 Mrd. USD jedoch deutlich übertroffen.
Auf Jahressicht entspricht das einem Umsatzplus von 24 % in US-Dollar und einem Anstieg um 50 % in lokaler Währung.
Der Gewinn konnte in US-Dollar um 53 % und in lokaler Währung um 87 % gesteigert werden.
Die Zahl der Kunden konnte im Jahresverlauf von 93,9 auf 114,2 Millionen gesteigert werden und der durchschnittliche Umsatz je Kunde von 9,60 auf 11,10 USD. Der Konzernumsatz kletterte 2024 um 43 % auf 11,52 Mrd. USD und das Nettoergebnis um 91 % auf 1,97 Mrd. USD.
Nu Holdings kommt demnach auf eine P/E von 26,1. Den Konsensschätzungen zufolge soll das Ergebnis im laufenden Geschäftsjahr um 39 % auf 0,56 USD je Aktie steigen, was einer forward P/E von 19,3 entspricht.
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Die Bullen sind auf der Oberseite mehrfach gescheitert. Sie müssen jetzt darauf hoffen, dass die Unterstützungszone bei 9,70 – 10,50 USD nicht durchstoßen wird. Sollte es dazu kommen, muss mit weiteren Kursverlusten in Richtung 8,00 – 8,60 USD gerechnet werden.
Solange die Unterstützungszone jedoch nicht unterschritten wird, könnte der Spuk schon wieder vorbei sein. Gelingt eine Stabilisierung, könnte es jederzeit wieder zu einer Erholung in Richtung 12,40 und 13,60 – 14,00 USD kommen.
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