Der CEO von Norma tritt aufgrund von strategischen Differenzen mit sofortiger Wirkung zurück. Jetzt ist guter Rat teuer. Wohin geht die Reise?
Geschäftsmodell
Die Norma Group ist ein weltweit präsenter Anbieter von hoch entwickelter Verbindungstechnik. Mit 26 Produktionsstätten und zahlreichen Vertriebsstandorten in Europa, Amerika und Asien beliefert das Unternehmen tausende Kunden in mehr als 100 Ländern.
Das Produktportfolio umfasst über 40.000 Artikel, darunter Schlauchschellen, Rohrverbindungen, Befestigungselemente und Kunststoffverbinder. Diese Produkte finden Anwendung in verschiedenen Branchen wie Automobilindustrie, Maschinenbau, Schiffbau, Wasserwirtschaft, Infrastruktur und Bauwesen.
Norma ist demnach breit aufgestellt und nicht von einer einzelnen Branche abhängig. Wenn es allerdings bei einer Vielzahl wichtiger Kunden und in mehreren Branchen gleichzeitig schlecht läuft, hilft das auch nichts mehr.
Kurze Delle oder grundlegendes Problem?
Norma hat bereits seit mehreren Jahren mit Problemen zu kämpfen, die bis in die Zeit vor 2020 zurückreichen.
Das zu wissen ist essenziell, um die derzeitige Lage zu verstehen.
Kurzzeitig sah es danach aus, dass man die Probleme überwunden hat, diese Hoffnung hat sich jedoch als Trugschluss herausgestellt.
Am einfachsten lässt sich das alles am Unternehmensgewinn ablesen.
Im Geschäftsjahr 2018 war der Gewinn um 23 % auf 2,88 Euro je Aktie gesunken. Darauf folgte ein weiterer Rückgang um 36 % auf 1,83 Euro je Aktie.
Den weiteren Einbruch im Geschäftsjahr 2020 auf 0,18 Euro je Aktie hätte man mit externen Faktoren leicht erklären können. Da es 2021 zu einem Gewinnsprung auf 1,76 Euro je Aktie kam, sah es sogar danach aus, dass man die Probleme überwunden hatte.
Doch das war nicht der Fall. Denn 2022 und 2023 ist der Gewinn jeweils wieder gesunken. Derzeit geht man davon aus, dass das auch 2024 der Fall sein wird. Den Konsensschätzungen zufolge soll das Ergebnis um 5 % auf 0,83 Euro je Aktie sinken.
Grund zur Hoffnung?
Den vorläufigen Zahlen zufolge ist der Umsatz um 5,5 % auf 1,16 Mrd. Euro gesunken, aber immerhin konnte man die EBIT-Marge bei 8,0 % stabil halten. Dementsprechend dürfte das Ergebnis in einem ähnlichen Umfang sinken wie der Umsatz.
Viel Zuversicht strahlt das alles nicht aus. Vor allem auch unter dem Gesichtspunkt, dass der Umsatzrückgang im vierten Quartal mit -6,9 % noch stärker ausgeprägt war als im Jahresdurchschnitt.
Darüber hinaus ist die EBIT-Marge in Q4 auf 7,3 % gesunken. Das EBIT war um 15,1 % auf 19,5 Mio. Euro rückläufig.
Der Pressemitteilung zufolge war das Schlussquartal von einer schwachen Nachfrage geprägt, insbesondere in Europa und China.
Es gibt aber auch positive Aspekte. Die Nettoverschuldung ist im Jahresverlauf von 345,4 auf 329,2 Mio. Euro gesunken. In Anbetracht der niedrigen Margen und im Verhältnis zum Gewinn ist das trotzdem eine erhebliche Summe.
Was man positiv hervorheben muss, ist der starke Anstieg des operativen Cashflows um 20,7 % auf 105,4 Mio. Euro.
Das ist womöglich der einzige handfeste Grund, warum man als Anleger auf eine Verbesserung der Lage hoffen kann.
Erwartungen zu hoch?
Es darf jedoch angezweifelt werden, ob die Erwartungen für das Geschäftsjahr 2025 nicht trotzdem zu hoch sind.
Derzeit sehen die Konsensschätzungen eine komplette Kehrtwende und einen Gewinnsprung um mehr als 40 % auf 1,14 Euro je Aktie vor.
Natürlich würde man jedem Unternehmen einen Erfolg gönnen. Aber je höher die Erwartungen sind, umso wahrscheinlicher ist eine Enttäuschung. Man muss nicht Mathematik studiert haben, um das zu verstehen.
Darüber hinaus liegt das KGV selbst beim Erreichen dieser Ziele noch bei 14. Das ist in Anbetracht der offensichtlichen Schwierigkeiten des Unternehmens und auch im historischen Vergleich nicht besonders wenig.
Für Anleger ist das eine problematische Gemengelage und der Umstand, dass der CEO das Handtuch wirft, trägt auch nicht zur Vertrauensbildung bei. Das gilt umso mehr, da er den Posten erst vor etwas mehr als anderthalb Jahren übernommen hat.
Hintergrund sind strategische Differenzen über die künftige Ausrichtung des Unternehmens. Bis ein neuer CEO gefunden wurde, übernimmt der bisherige Aufsichtsratsvorsitzende Mark Wilhelms übergangsweise die Führung des Unternehmens.
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Aus technischer Sicht ist die Lage angespannt. Fällt die Aktie unter 15 Euro, kommt es zu einem prozyklischen Verkaufsignal mit möglichen Kurszielen bei 13,50 und 11,75 – 12,00 Euro.
Gelingt hingegen ein Anstieg über 16 Euro, würde das eine Erholung in Richtung 17,50 Euro ermöglichen. Darüber käme es zu einem Kaufsignal mit einem Kursziel bei 20 Euro.
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