Wieder erreicht die Münchener Rück-Aktie ein Rekordhoch, wieder glänzte der Rückversicherer bei einer Bilanzvorlage und übertraf die Erwartungen. Und immer noch wirkt die Aktie nicht überbewertet. Ist die Börse manchmal also doch eine Einbahnstraße?
Ursprünglich lautete der Plan des Rückversicherers, im Jahr 2024 5,0 Milliarden Euro zu verdienen. Zwar zeichnete sich längstens ab, dass man da drüber kommen würde, aber die gestern präsentierten 5,7 Milliarden (Vorjahr 4,6 Mrd.) waren dann doch einen Tick mehr als die 5,63 Milliarden, die die Analysten im Schnitt prognostiziert hatten. Darüber hinaus hob man das Volumen der geplanten Aktienrückkäufe von 1,5 auf 2,0 Milliarden Euro an und serviert den Aktionären eine Rekorddividende, die mit 20 Euro deutlich über den 15 Euro des Vorjahres und der Konsens-Prognose der Analysten (16,65 Euro) liegen soll.
Ein paar kleine Haare in der Suppe konnte man, so man denn hätte suchen wollen, aber durchaus finden. So sank das durchschnittliche Preisniveau von per 1. Januar erneuerten Verträgen um 0,6 Prozent, auch das Volumen dieser erneuerten Verträge ging zurück, konkret um 2,4 Prozent. Außerdem liegt der für 2025 avisierte Gewinn mit 6,0 Milliarden nicht unbedingt beeindruckend weit über den 5,7 Milliarden, die im Vorjahr erreicht wurden. Könnte das ein Problem sein?
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Expertenmeinung: Alleine die Tatsache, dass die Münchener Rück-Aktie am Mittwoch 4,82 Prozent zulegte und damit nicht nur auf einen neuen Rekord lief, sondern auch noch den mittelfristigen Aufwärtstrendkanal überbot, lässt vermuten: nein, ist es nicht. Zumindest nicht aus Sicht der Käufer.
Der Rückgang im Vertragsvolumen bei erneuerten Verträgen liegt laut dem Unternehmen daran, dass man Verträge, die bezüglich Preisen und/oder Bedingungen nicht den Vorstellungen des Konzerns entsprachen, bewusst nicht erneuert habe. Und Analysten kommentierten den leichten Preisrückgang gelassen, verwiesen auf die Zunahme von Großschaden-Ereignissen weltweit, die den längeren Hebel bei der Preisgestaltung auch weiterhin aufseiten der Rückversicherer belässt.
Und was den Gewinnanstieg für das laufende Jahr angeht: Ja, von 5,7 auf 6,0 Milliarden sind es nur gut fünf Prozent. Aber erstens pflegt die Münchener Rück im Zweifel bei Prognosen lieber tief zu stapeln. Zweitens wäre das nur ein Problem, wenn die Aktie so teuer bewertet wäre, dass ein deutliches Gewinn-Momentum zwingend wäre, um diese hohe Bewertung zu rechtfertigen. Das aber ist bei der Münchener Rück nicht der Fall.
Die Aktie hätte auf Basis des jetzt avisierten Gewinns für 2025 ein Kurs/Gewinn-Verhältnis von etwa 12, das ist im langjährigen Vergleich ein absolut normaler Wert. Hinzu käme eine auf aktuellem Kursniveau bei 3,6 Prozent liegende Dividendenrendite. Hier ist also der Gewinn der Hausse der Aktie hinterhergekommen, zu teuer und damit nur wegen des neuen Rekordhochs ein Ausstiegs-Kandidat wäre die Münchener Rück also nicht.
Allerdings dürften die Bäume auch nicht in den Himmel wachsen, nicht zu teuer und „billig“ und damit kaufenswert sind eben schon zwei Paar Schuhe. Die am Mittwoch unmittelbar als Reaktion auf Zahlen und Ausblick neu vergebenen Kursziele lagen zwischen 530 und 625 Euro; würde der Kurs in etwa die Mitte dieser Spanne ansteuern, wäre ein „schon sehr gut bewertet“ angemessen, daher:
Halten könnte man die Aktie allemal. Sofern man nicht auf der ganz kurzfristigen und aggressiven Zeitebene agiert. Aber mit einem Rücksetzer, der die gestrige Aufwärts-Kurslücke schließt und den Kurs damit erst einmal wieder in den Trendkanal zurückführen würde, sollte man rechnen. Oberhalb von 510 Euro bliebe der Weg nach oben offen. Und sollte die Aktie aber das Zwischentief vom vergangenen Freitag bei 509,60 Euro auf Schlusskursbasis unterbieten, würde das Risiko deutlich zunehmen, dass aus einem kleinen Ausatmen eine Korrektur in Richtung der unteren Begrenzung des Trendkanals wird.

Quellenangaben: Geschäftsergebnis 2024, 26.02.2025: https://www.munichre.com/de/unternehmen/media-relations/medieninformationen-und-unternehmensnachrichten/medieninformationen/2025/medieninformation-2025-02-26.html