Lockheed Martin droht eine ungewisse Zukunft. Wird der F-35 zum Auslaufmodell und was hat Elon Musk damit zu tun?
Trump hat das erreicht, was kein anderer geschafft hat
Die meisten europäischen Rüstungsaktien sind durch die Decke gegangen, in den USA sieht das jedoch komplett anders aus. Ist das eine Gelegenheit?
In den vergangenen Jahren haben die USA ihre europäischen Partner, falls sie das noch sind, immer wieder dazu aufgefordert, ihre Verteidigungsausgaben zu erhöhen. US-Präsident Donald Trump war endlich erfolgreich.
Sein Ziel hat er dennoch nicht erreicht, denn das eigentliche Ziel war natürlich, dass die Europäer mehr Rüstungsgüter in den USA kaufen. Genau das Gegenteil scheint jetzt zu geschehen.
Denn anstatt die zusätzlichen Mittel in amerikanische Rüstungsgüter zu investieren, überdenken einige europäische Staaten nun ihre Abhängigkeit von US-Waffensystemen – insbesondere vom Kampfjet F-35.
Kanada hatte ursprünglich 88 F-35-Jets für rund 19 Milliarden kanadische Dollar bestellt. Nun kündigte der kanadische Verteidigungsminister Bill Blair an, diese Bestellung zu überprüfen.
Europa wendet sich ab
In Dänemark wachsen die Zweifel an der Entscheidung, die F-35 zu kaufen. Rasmus Jarlov, Vorsitzender des dänischen Verteidigungsausschusses, äußerte Bedenken darüber, dass die USA die Flugzeuge aus der Ferne deaktivieren könnten.
In Deutschland hat man inzwischen ähnliche Bedenken.
Portugal hat weiteren Käufen der Kampfjets bereits eine Absage erteilt. Ursprünglich wollte das Land 5,5 Mrd. Euro in die F-35 investieren.
Auch Italien reagiert auf die steigende Skepsis gegenüber der F-35. Die italienische Regierung hat angekündigt, keine zusätzlichen Jets mehr zu bestellen und bestehende Verträge zu überprüfen.
Wie so vieles, was derzeit geschieht, war es ein Schuss ins eigene Knie. Lockheed Martin entgehen damit nicht nur Milliarden an Verkaufserlösen, sondern die noch wesentlich profitablere Versorgung mit Ersatzteilen, die auf Jahrzehnte hinweg Geld in die Kassen gespült hätte.
Die F-35 hat nicht nur einen stolzen Kaufpreis von etwa 90 Millionen Dollar pro Stück, sondern verursacht auch noch 30.000 Dollar Kosten pro Flugstunde und benötigt pro Jahr etwa 4 Millionen Dollar an Ersatzteilen, die routinemäßig getauscht werden müssen.
Bei Lockheed Martin hängen rund ein Viertel des Gewinns an der F-35. Es könnte also zu einem ernstzunehmenden Problem werden, wenn immer mehr Käufer abspringen.
Eigentlich hatte man geplant, die Produktionskapazitäten von 140 auf 160 Stück pro Jahr zu erhöhen. Das wird man jetzt sicherlich überdenken müssen.
Drohnen statt Kampfjets?
Damit hören die Probleme aber nicht auf. Die Verteidigungsindustrie erlebt derzeit eine weitere tektonische Verschiebung. In den letzten Jahren haben technologische Fortschritte die Entwicklung preiswerter, in großen Stückzahlen produzierbarer, unbemannter und autonomer Waffensysteme wie Drohnen ermöglicht.
Diese stehen im starken Kontrast zu den bisherigen Schwerpunkten des US-Arsenals, das auf hochentwickelte, aber extrem teure und in geringer Stückzahl verfügbare bemannte Systeme wie die F-35 ausgelegt ist.
Inzwischen stellt sich die Frage, ob bemannte und sehr teure Kampfflugzeuge heutzutage noch wirklich viel Sinn ergeben, wenn man stattdessen eine schier endlose Zahl an Drohnen einsetzen kann.
Neue Akteure wie Anduril, ein Spezialist für autonome Drohnensysteme, stellen die Dominanz der etablierten Konzerne infrage.
Während sie über immense Ressourcen und Erfahrung in der Hardware-Entwicklung verfügen, hinken sie in der Softwarekompetenz hinterher. Die aktuellen Entwicklungen erinnern an andere Branchen, in denen Newcomer die alten Hasen plötzlich überflügelt haben.
Das geschieht meistens dann, wenn sich die Rahmenbedingungen drastisch ändern – so wie in den letzten Jahren. Zunächst durch den Ukraine-Krieg und jetzt durch Trump.
Die Rüstungsbranche war über Jahrzehnte hinweg ein unveränderlicher Monolith, der von wenigen Akteuren beherrscht wurde. Das wird sich mit hoher Wahrscheinlichkeit ändern.
Die Karten werden neu gemischt und Lockheed könnte von diesen Veränderungen besonders stark betroffen sein.
Elon Musk gegen die F-35
Wir haben also bereits festgestellt, dass die Abkehr der bisherigen Partner und das Aufkommen von Drohnen zum Problem für Lockheed werden könnten. Doch es gibt weitere Risikofaktoren, nämlich Trump und Musk – nur auf einer anderen Ebene als bisher thematisiert.
Elon Musk hat die F-35 immer wieder kritisiert und das Programm als veraltet und ineffizient bezeichnet, die hohen Kosten bemängelt und die Relevanz bemannter Kampfflugzeuge infrage gestellt.
Bis vor wenigen Monaten war dies von geringer Bedeutung, aber mit seinem Einfluss auf Trump und die US-Regierungsgeschäfte hat sich das grundlegend verändert. Es wäre durchaus denkbar, dass auch die USA selbst weniger F-35 kaufen werden, als bisher geplant war.
Mit 600 der weltweit 1.000 Maschinen ist das US-Militär bereits heute gut ausgestattet.
Außerdem schläft die Konkurrenz nicht. Programme wie das Collaborative Combat Aircraft (CCA) zeigen, wohin die Reise gehen könnte. Die US-Airforce entwickelt im Rahmen des CCA eine ganze Reihe von unbemannten Kampfflugzeugen mit unterschiedlichen Fähigkeiten, von Luftüberlegenheit bis Bodenangriff, deren Kosten bei einem Bruchteil der F-35 liegen.
Die Air Force gegen die F-35 und den Nachfolger der F-22?
Ursprünglich war geplant, dass diese Drohnen von einer F-35 aus der Ferne gesteuert werden. Doch nachdem Lockheed Martin im letzten Jahr aus dem CCA-Programm geflogen ist und die Aufträge an Anduril und General Atomics vergeben wurden, ist diese Hoffnung dahin.
Inzwischen stellt sich wohl eher die Frage, ob diese hochentwickelten Drohnen die F-35 ersetzen könnten, statt sie zu ergänzen.
Auch das Next Generation Air Dominance Programm (NGAD), das als Nachfolger der F-22 gedacht war, könnte für Lockheed zum Problem werden. Ende des vergangenen Jahres hat die Air Force die Entwicklung vorerst pausiert und es ist wahrscheinlich, dass sie komplett eingestellt wird.
Im November äußerte sich der stellvertretende Generalstabschef der Air Force, James Slife, wie folgt: „I don’t know exactly how we are going to achieve air superiority in a contested environment. It may involve a manned sixth-gen fighter platform, but we’re kind of going back and looking, you know, from the beginning.“
Das bisherige Programm ist also faktisch eingestellt, man beginnt wieder am Reisbrett, und ob man überhaupt noch bemannte Kampfjets benötigt, stellt man ebenso infrage.

Bei Lockheed gehen deshalb nicht gleich die Lichter aus. Aber die Zukunft des Unternehmens ist sehr viel ungewisser und unsicherer, als es in den letzten Jahrzehnten jemals der Fall gewesen wäre.
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