Die Kurse diktieren die Schlagzeilen, und die Medien liefern die passende Geschichte dazu. Ich zeige Ihnen, was bei Kontron wirklich los ist.
Börsennews: Die Zeit können Sie sich sparen
Es ist immer wieder amüsant, wie die Börsenmedien mit aktuellen Geschehnissen umgehen. Es ist schon fast ein bisschen wie ein absurdes Theaterstück.
Eigentlich sollte man meinen, dass Nachrichten die Kurse beeinflussen, doch in der Realität scheint es oft umgekehrt zu laufen. Die Kurse diktieren die Schlagzeilen, und die Medien liefern die passende Geschichte dazu.
Nehmen wir ein typisches Beispiel: Ein Aktienindex fällt um ein paar Prozent, und sofort stürzen sich die Finanzportale darauf wie hungrige Geier. Plötzlich wird jedes noch so kleine Ereignis herangezogen, um den Rückgang zu erklären. „Geopolitische Spannungen“ sind ein Evergreen, ebenso wie „Unsicherheiten wegen der Zinspolitik“.
Wenn dann am nächsten Tag der Markt wieder steigt, werden dieselben Ereignisse kurzerhand umgedeutet – jetzt ist es „Hoffnung auf diplomatische Entspannung“ oder „Zuversicht der Anleger“. Die Nachrichten passen sich den Kursen an wie ein Chamäleon seiner Umgebung.
Dramatisiert und übertrieben
Dabei ist es ja nicht so, dass die Nachrichten völlig irrelevant wären. Natürlich gibt es echte Ereignisse, die Märkte bewegen. Die kommen nur nicht oft genug vor, daher sind die Börsenmedien geradezu gezwungen, zwischenzeitlich über jeden Unfug zu berichten.
Und da es um Klicks geht, wird dramatisiert und übertrieben. Das Endresultat ist, dass Anleger gar nicht mehr unterscheiden können, welche Neuigkeiten wirklich relevant sind, denn medial wird ja alles so dargestellt, als wäre es unglaublich wichtig.
Das Ganze ist zwar unterhaltend, inhaltlich jedoch vollkommen wertlos. Ich würde sogar so weit gehen, dass die Börsenberichterstattung für Anleger ein großes Minusgeschäft ist.
Sie verschwenden damit nur ihre Zeit und erhalten keinerlei Informationen, auf denen man Handelsentscheidungen treffen sollte. Darüber hinaus regt die ständige Kommentierung von jeder Kleinigkeit zum Handeln an. Und wer die Statistiken dazu kennt, weiß, dass mehr Handelsaktivität nicht zu mehr Erfolg führt, ganz im Gegenteil.
Hin und her macht Taschen leer. Jeder kennt diese Börsenweisheit und sie ist goldrichtig.
Dividende, Quartal, Ausblick – alles schlecht
Im Fall von Kontron sprach man in den ersten Schlagzeilen davon, dass die Dividende weniger stark erhöht wurde als erwartet. In einem anderen Artikel wurde das vermeintlich schwache Schlussquartal als Grund angeführt und andernorts machte man den enttäuschenden Ausblick verantwortlich.
Vielleicht ist alles davon richtig, vielleicht auch nichts. Es wäre jedenfalls sinnvoller gewesen, einen Blick in den Geschäftsbericht oder die Quartalsmitteilung zu werfen, statt die Zeit für solche Artikel aufzuwenden.
Die wirklich wichtigen Themen werden in ihnen ohnehin nie angesprochen.
Schauen wir uns also an, was es mit diesem schwachen Schlussquartal, der enttäuschenden Dividende und dem unbefriedigenden Ausblick auf sich hat.
Die Dividende wurde auf 0,60 Euro je Aktie erhöht. Damit wurden die Erwartungen von 0,67 Euro nicht erreicht. Das kann man meinetwegen kritisieren, eine Dividenden-Erhöhung um 20 % ist aber keine Kleinigkeit und die Dividendenrendite in Höhe von 2,64 % ist ordentlich.
Die Fakten hinter den Schlagzeilen
Aus welchem Grund man das Schlussquartal als schwach bezeichnet, erschließt sich mir überhaupt nicht. Aber machen wir uns keine Illusion: Von denjenigen, die über Kontron schreiben, dürfte kaum jemand länger als 5 Minuten in den Geschäftsbericht geschaut haben – wenn überhaupt.
Geschweige denn, dass jemand die letzten 6 Quartalsberichte rausgekramt und mal die Zahlen verglichen hätte …
Teilweise hat man nicht mal in den Chart geschaut, denn in einem Artikel wurde sogar behauptet, dass die Aktie vor dem jüngsten Kurssturz auf einem Rekordhoch von 26,16 Euro notiert hat, aber sei’s drum.

Kontron hat im ersten Quartal 2024 einen Umsatz von 356,1 Mio. Euro erzielt, im zweiten 423,8 Mio. Euro, im dritten 427,8 Mio. Euro und im vierten Quartal 477,1 Mio. Euro.
In Summe konnte der Konzernumsatz um 37 % auf 1,68 Mrd. Euro gesteigert werden, im Schlussquartal lag das Plus bei 31 %.
Beim Gewinn ergibt sich ein ähnliches Bild. Das Ergebnis je Aktie lag in den letzten vier Quartalen bei 26, 35, 40 und 46 Cent je Aktie und Quartal – und zwar in dieser Reihenfolge.
In Summe konnte das Ergebnis um 19 % auf 1,47 Euro je Aktie gesteigert werden, im Schlussquartal lag das Plus bei 24 %.
Die Konsensschätzungen für das Jahresergebnis in Höhe von 1,44 Euro je Aktie wurden übertroffen.
Ausblick und Bewertung
Der Auftragsbestand ist auf Jahressicht um 23 % auf 2,08 Mrd. Euro gestiegen. Der Wert der Projekt-Pipeline ist sogar von 4,10 auf 6,64 Mrd. Euro sprunghaft angestiegen. Beide Werte haben im Schlussquartal ein neues Rekordhoch erreicht.
Die Zeichen stehen also weiterhin auf Wachstum. Für 2025 stellt Kontron einen Umsatz von 1,90 bis 2,00 Mrd. Euro in Aussicht, was einem Anstieg um 13 – 19 % entspricht.
Das EBITDA soll auf mindestens 220 Mio. Euro steigen, also ein Plus von mindestens 15 %.
Der Fokus soll auf der Erhöhung der Profitabilität, der Generierung von positiven Cashflows und der Optimierung des Working Capital liegen.
Daher soll das Ergebnis den Konsensschätzungen zufolge in diesem Jahr um mehr als 30 % auf 1,92 Euro je Aktie steigen.
Kontron kommt demnach auf ein KGVe von 11,8.
Nun können Sie selbst entscheiden, ob Dividende, Schlussquartal oder der Ausblick wirklich enttäuschend waren.
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