Pünktlich am 23. Januar 2015 gelang an der Frankfurter Wertpapierbörse der erste IPO (initial public offering) des neuen Jahres und der Berliner Kabelnetzbetreiber Tele Columbus AG feierte sein Börsendebüt. Mittlerweile ist das Unternehmen seit über sechs Monaten an der Börse gelistet und daher wollen wir uns etwas näher mit diesem beschäftigen.
Was ist Tele Columbus?
Die Tele Columbus Gruppe zählt zu den größten Kabelnetzbetreibern in Deutschland und entstand aus Zusammenführungen einzelner kleiner Regionaler Kabelnetzbetreiber, sodass die Firmengeschichte bis in das Jahr 1972 zurückreicht. Diese Geschichte wurde im Januar um das Kapitel der Börsenlistung erweitert. Mit rund 1,7 Millionen angeschlossenen Haushalten sind die Berliner der Drittgrößte Kabelnetzbetreiber in Deutschland. Nur Kabel Deutschland und Unitymedia Kabel BW verwalten hierzulande mehr Kundenanschlüsse.
Zusätzlich zum TV-Signal werden durch Tele Columbus mittlerweile immer mehr Kunden mit digitalen Programmpaketen, Internet-Zugang und Telefonanschluss über das eigene leistungsstarke Breitbandkabelnetz versorgt.
Der Großteil der Anschlüsse ist im Gebiet Berlin, Brandenburg, Sachsen, Sachsen Anhalt und Thüringen zu finden. Zusätzlich ist der Anbieter in verschiedenen westdeutschen Schwerpunktregionen aktiv und der auf die Wohnungswirtschaft fokussierte Kabelnetzbetreiber setzt auf bedarfsgerechten Ausbau. Durch die Nutzung hybrider Glasfasernetzstruktur kann der modernste Übertragungsstandard (DOCSIS) mit bis zu mehreren hundert Megabit pro Sekunde angeboten werden.
SDAX
Mit einem maximalen Plus seit dem IPO von ungefähr 55%, welches Mitte März erreicht wurde, machte der Kabelspezialist schon von sich reden und weckte die Hoffnungen vieler Investoren. Spätestens mit dem Aufstieg in den SDAX haben auch die institutionellen Anleger die Berliner auf dem Notizblock. Schließlich gehören diese seit der Entscheidung der Deutschen Börsengruppe, das Unternehmen in den SDAX aufzunehmen, zu den TOP 130 Börsenunternehmen in Deutschland. Die Aufnahme der Aktien in den Small-Cap-Index (SDAX) erfolgte zum 3. Juni, kein halbes Jahr nach dem Börsengang. Dies ist beeindruckend, denn für den Aufstieg in den Index sind verschiedene Eckpunkte, wie beispielsweise die Marktkapitalisierung und das durchschnittliche Handelsvolumen entscheidend.
Umsatz und Wachstum
Seit dem Aufstieg in den SDAX wurde es kurz etwas ruhiger um den Wert, doch bereits am 16. Juli erfolgte der nächste Paukenschlag. Durch Tele Columbus-Vorstandschef Ronny Verhelst wurde die Übernahme des Leipziger Konkurrenten PrimaCom Holding GmbH verkündet, welcher bis dato der viertgrößte Kabelnetzbetreiber Deutschlands war. Die Berliner zahlen nach eigenen Angaben 711 Millionen Euro für den kleineren Konkurrenten aus Leipzig und der Vollzug des Geschäftes wird bereits zum 31. Juli erwartet. Bereits im Herbst 2013 hatte Tele Columbus versucht die Leipziger zu übernehmen, damals allerdings noch erfolglos.
PrimaCom konnte im vergangenen Jahr einen Umsatz von 132 Millionen Euro vorweisen und Tele Columbus bringt 213,1 Millionen Euro Umsatz mit in die Ehe. Neben den 1,3 Millionen Kunden von PrimaCom dürfte es Tele Columbus auch auf das technische Know How der Leipziger abgesehen haben, denn diese verfügen über ein eigenes, hochleistungsstarkes hybrides Glasfaser-Coax-Netz. Das seit 1998 bestehende Leipziger Unternehmen PrimaCom rühmt sich zusätzlich damit, als erster Kabelnetzbetreiber Internet und Telefonie über Breitbandkabel angeboten zu haben. Ebenfalls waren die Leipziger die Ersten die HD-Sender in Ihr Netz einspeisten.
Übernahmekandidat
Durch die Fusion der beiden Ostdeutschen Kabelnetzbetreiber wird die Tele Columbus AG zukünftig noch interessanter für die beiden größten deutschen Mitbewerber. Schließlich versorgen die Berliner durch den Zusammenschluss in Zukunft über drei Millionen Haushalte.
Auch Bankanalysten bescheinigen der Tele Columbus AG positive Aussichten. Die Privatbank Hauck & Aufhäuser hat die Einstufung für Tele Columbus anlässlich der angekündigten Übernahme des Wettbewerbers PrimaCom auf “Buy” mit einem Kursziel von 16,30 Euro belassen. Die Privatbank Berenberg hob das Kursziel nach der Übernahmeankündigung von 12,50 Euro auf 14,20 Euro an. Der Zukauf und die Konsolidierung im deutschen Kabelsegment dürften sich auch weiterhin positiv auf Tele Columbus auswirken. Aktuell notiert die Aktie bei ungefähr 13,70 Euro.
Mit Blick auf die für den 14. August angekündigte Quartalsbilanz wird von verschiedenen Analysten ein zweiprozentiges Umsatzwachstum bei einem etwa sechsprozentigen Plus des Betriebsergebnisses (Ebitda) erwartet. Dies macht Tele Columbus zu einem attraktiven Übernahmekandidaten. Gleichzeitig können die Berliner jedoch an einer zu erwartenden Marktbereinigung aktiv teilnehmen. Der SDAX-Wert könnte somit aus den verschiedenen erwähnten Gründen eine interessante Ergänzung für das eigene Portfolio sein und ist über LYNX bereits ab 5,80 Euro handelbar.