Die kommenden Tage werden an der Börse Frankfurt sehr spannend, denn mit Scout24, Covestro und Schaeffler wagen gleich drei Börsenneulinge den Gang aufs Parkett und die Aktien der Unternehmen werden ab Anfang Oktober erstmalig gehandelt werden können. Für Scout24 ist es bereits der zweite Anlauf, da vor einem Jahr, im Herbst 2014, die Pläne für den IPO der Münchener vorläufig auf Eis gelegt worden sind. Das damalige Marktumfeld war laut Meinung des Vorstandesvorsitzenden Greg Ellis nicht attraktiv genug. Doch auch jetzt, ein Jahr später, ist das Marktumfeld nicht sonderlich positiv. Die Märkte sind wegen der geringen Wachstumsaussichten aus China und der Frage, wann die amerikanische Notenbank die Leitzinsen erhöht, verunsichert. In der vergangenen Sitzung der FED wurde zwar keine Zinserhöhung beschlossen, allerdings äußerten die US-Notenbänker Sorgen bezüglich der Lage der Weltwirtschaft. Dennoch will der führende Betreiber von Onlinemarktplätzen, wie Immobilienscout24 oder Autoscout24 Anfang Oktober den Gang aufs Parkett wagen.
Das derzeitige Marktumfeld macht die Preisfindung natürlich nicht einfacher und laut Scout24 soll per Bookbuilding Verfahren der Preis der Aktie ermittelt werden. Die aktuelle Preisvorstellung des Unternehmens liegt in einer Spanne von 26,50 Euro bis 33,00 Euro. Damit ist diese laut Einschätzung Frankfurter Fondsmanager recht hoch angesetzt. Andererseits ist das Geschäftsmodell von Scout24 wenig konjunkturabhängig, wirft stetig Gewinne ab und verspricht ein ordentliches Wachstum, was laut Scout24 den Preisaufschlag rechtfertigt. Bei einer entsprechend hohen Nachfrage könnte der IPO den Münchenern bis zu 1,63 Milliarden Euro an Einnahmen bringen und es scheint, als wäre die Zeichnung der Aktien gut angelaufen. Am unteren Ende der Spanne sollen die Auftragsbücher gut gefüllt sein, äußerte eine mit der Angelegenheit vertraute Person gegenüber der Nachrichtenagentur Reuters. Im Allgemein kann man davon ausgehen, dass eine doppelte Überzeichnung für einen erfolgreichen Börsengang erforderlich ist.
Die folgenden Eigentümer von Scout24, die Finanzinvestoren Hellman & Friedman, Blackstone, sowie die Deutsche Telekom wollen mindestens 21 Millionen Stück ihrer Aktien an den Anleger bringen, behalten sich aber vor, bei entsprechender Nachfrage weitere 15 Millionen Papiere zu veräußern. Der Börsengang umfasst neben der Veräußerung bestehender Aktien (Sekundäraktien) auch eine Kapitalerhöhung, welche die Ausgabe von bis zu 8,5 Millionen „Neuen Aktien“ beinhaltet. Das Unternehmen strebt damit einen Bruttoerlös von 225 Millionen Euro an, welcher zur Rückzahlung von Schulden, sowie zur Stärkung des Eigenkapitals und für weiteres Wachstum verwendet werden soll. Bei vollständiger Platzierung aller „Neuen Aktien“ und „Sekundäraktien“ wird ein Streubesitz von ungefähr 31 Prozent erwartet.
Die Geschäfte des Unternehmens laufen indes gut. Scout24 erzielte 2014 einen Umsatz von 342 Millionen Euro und im Zeitraum von 2012 bis 2014 betrug die Wachstumsrate 12 Prozent. Die Marktposition im Bereich Immobilien- und Automobilanzeigen ist ausgezeichnet und verspricht weiteres Wachstum. Das EBITDA aus gewöhnlicher Geschäftstätigkeit betrug im letzten Jahr 149 Millionen Euro, was im Zeitraum von 2012 bis 2014 einer Wachstumsrate von 42 Prozent entspricht.
Zusätzlich zu den Kerngeschäftsfeldern generiert das Unternehmen Lizenzeinnahmen, da weniger renditestarke Portale wie JobScout24, TravelScout24 und FriendScout24 ausgelagert worden und jetzt nur noch unter der Lizenz von Scout24 geführt werden. Die Marken- und Domainrechte blieben jedoch bei den Münchenern selbst. Diese Verschlankung zeigt eindrucksvoll, dass sich der Plattformanbieter stark auf die Renditeoptimierung des Unternehmens fokussiert. Diese Einstellung sollte auch bei Privatanlegern gut ankommen, denn der Börsenneuling ist nach Zalando und Rocket Internet endlich mal ein Internetunternehmen, welches eindeutig schwarze Zahlen schreibt.
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