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Börsengang von Arm: Der zweite Versuch
Der Weg an die Börse ist für die 1989 gegründete britische Advanced RISC Machines Ltd. (besser bekannt unter der Abkürzung Arm) allerdings nicht neu, denn vor der vollständigen Übernahme durch den japanischen Telekommunikations- und Beteiligungskonzerns Softbank war Arm bereits an der Börse notiert. 2016 hatte Softbank dann Arm für rund 23 Milliarden Pfund bzw. ca. 32 Milliarden US-Dollar gekauft und vollständig von der Börse genommen.
Arm blieb aber weiterhin eigenständig und wurde zu einem der wichtigsten Chipdesigner der Welt. Dabei entwickelt Arm das Design von Prozessoren und verkauft dieses als Lizenz weltweit an so ziemlich alle großen Chiphersteller. Dabei profitiert Arm vor allem vom aktuellen Mega-Trend Künstliche Intelligenz und zählt hier auch Nvidia zu seinen Kunden.
In diesem Zusammenhang spannend ist auch, dass Nvidia bereits im September 2020 versucht hat, Arm für damals aufgerufene 40 Millionen US-Dollar von Softbank zu kaufen. Das scheiterte aber u. a. am Widerspruch der amerikanischen Wettbewerbsbehörde Federal Trade Commission (FTC), da Nvidia nach Ansicht der FTC damit eine zu dominante Marktmacht im Bereich der Chipproduktion eingenommen hätte. Entsprechend stark war deshalb auch der Gegenwind, der Nvidia von Wettbewerbern wie Google oder Microsoft entgegenschlug.
Ausgabepreis am oberen Ende der Preisspanne
Rund neun Prozent bzw. 95,5 Millionen Arm-Aktien hat Softbank jetzt beim IPO an der Börse platziert. Die Preisspanne, zu der interessierte Anleger die Arm-Aktien bis einschließlich letzte Woche Mittwoch zeichnen konnten, lag bei 47 bis 51 US-Dollar.
Angesichts der im Vorfeld bereits sehr hohen Nachfrage beschloss das Management von Arm am Ende, dass die Aktien am oberen Ende der Preisspanne bei 51 US-Dollar ausgegeben werden. Bereits das entsprach einer Marktkapitalisierung von rund 55 Milliarden US-Dollar.
Mit dem IPO und einem Ausgabepreis am oberen Ende der Preisspanne hat der Arm-Mutterkonzern Softbank brutto insgesamt fünf Milliarden US-Dollar eingenommen.
Aktien legen direkt nach IPO kräftig zu
Da der Free Float nur bei neun Prozent liegt und außerdem zahlreiche Kunden von Arm, die ihre Chips unter der Lizenz von Arm bauen, ebenfalls eine Beteiligung am Chipdesigner erwägen, schossen die Aktien nach dem Börsengang kräftig nach oben.
Bereits der erste Kurs wurde mit 56,10 US-Dollar festgestellt, ein Plus von zehn Prozent gegenüber dem Ausgabepreis. Den ersten Handelstag – also den vergangenen Donnerstag – beendeten die Papiere dann mit einem Tagesplus von knapp 25 Prozent bei 63,59 US-Dollar.
Nach dem rasanten Börsenstart setzten dann aber am Freitag erste Gewinnmitnahmen ein und die Aktien gingen mit einem Wochenschlusskurs von 60,75 US-Dollar aus dem Handel. Im Vergleich zum Ausgabepreis aber immer noch ein ordentliches Wochenplus von rund 19 Prozent.
Schwacher Wochenstart und ambitionierte Bewertung
Zum Start in die neue Handelswoche setzen sich allerdings die Gewinnmitnahmen fort. Dabei werden die Aktien zum einen in Sippenhaft genommen, denn auch der Gesamtmarkt gibt leicht nach. Und zum anderen dürften viele Anleger auch auf die durchaus ambitionierte Bewertung blicken.
Basierend auf den bei der SEC eingereichten Unterlagen hat Arm im letzten Geschäftsjahr einen Umsatz von knapp 2,7 Milliarden US-Dollar und ein Nettogewinn von rund 524 Millionen US-Dollar erzielt. Bei einer aktuellen Marktkapitalisierung von rund 60 Milliarden US-Dollar errechnet sich hier ein sportliches Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) von etwas über 110. Und auch das Kurs-Umsatz-Verhältnis (KUV) von rund 22 ist nicht eben niedrig. Damit liegt die Bewertung auch teils sehr deutlich über vergleichbaren Branchenunternehmen wie Nvidia oder TSMC. Um das aktuelle Kursniveau zu rechtfertigen, bedarf es also in den nächsten Jahren eines kräftigen operativen Wachstums. Das sich viele Anleger vor allem von einem weiterhin starken Wachstum im Bereich der Künstlichen Intelligenz und den dafür benötigten Chips erhoffen.
Zum Wochenstart haben sich allerdings KGV und KUV weiter leicht verbessert, denn die Aktien gaben gestern an der US-Technologiebörse 4,5 Prozent auf 58,00 US-Dollar nach. Damit reduziert sich jetzt das Plus gegenüber dem Ausgabepreis vom letzten Donnerstag auf rund 13 Prozent.
Softbank bleibt weiter Mehrheitsaktionär bei Arm
Der japanische Großaktionär Softbank bleibt auch nach dem IPO mit einem Anteil von 91 Prozent weiterhin Ankeraktionär von Arm. Angesichts des notwendigen Schuldenabbaus bei Softbank ist es aber durchaus vorstellbar, dass sich Softbank mittelfristig von weiteren Anteilen trennt. Zumal der Softbank CEO bereits angekündigt hat, mittelfristig wieder in den Akquisitionsmodus wechseln zu wollen und dafür auch das entsprechende Kapital benötigt wird.
Außerdem könnte Softbank auch weitere Pakete an Arm verkaufen, sollten Arm-Kunden wie Nvidia, Amazon oder Google hier entsprechendes Kaufinteresse signalisieren. Im Vergleich zum gezahlten Kaufpreis im Jahr 2016 realisiert Softbank hier aktuell ordentliche Gewinne.