Nach einem Jahrzehnt rückläufiger Kurse und einer plötzlichen Kursexplosion drängt sich die Frage auf, ob IBM wirklich den Turnaround geschafft hat.
Vom Technologieriesen zum Fragezeichen: Wo steht IBM wirklich?
IBM, kurz für International Business Machines Corporation, ist ein Pionier der Technologiebranche und bekannt für ein breites Spektrum an Hardware, Software und Dienstleistungen.
Das Unternehmen wurde vor mehr als 100 Jahren gegründet und hat sich in dieser Zeit von einem Maschinenbauer zu einem führenden Unternehmen der Informationstechnologie entwickelt. Die Produkt- und Dienstleistungspalette reicht von Cloud-Computing, Hybrid-Lösungen, IBM Watson und Künstliche Intelligenz und Forschung im Bereich Quantencomputing.
Hinzu kommen IBM Z und Mainframe-Lösungen. Dabei handelt es sich um Server zum Speichern und Verarbeiten von Daten mit hoher Geschwindigkeit und besonders hohen Anforderungen an Sicherheit, Zuverlässigkeit und Leistung, die vor allem von Banken, Versicherungen und Regierungsbehörden genutzt werden.
IBM hat diese Mainframe-Technologie mit Cloud-Lösungen integriert und unterstützt so Unternehmen bei der Modernisierung ihrer IT-Infrastruktur.
Abgerundet wird das Angebot durch Cybersecurity-Lösungen, Blockchain-Anwendungen, Consulting und Business-Services, IBM Data & AI sowie Strorage und Infrastruktur-Lösungen.
Ein verlorenes Jahrzehnt
IBM bietet eine schier endlose Palette von Produkten und Dienstleistungen an und ist stark diversifiziert.
Vielleicht ist das aber auch eines der Probleme des Unternehmens. Man macht zu viele verschiedene Dinge und nirgends wirklich führend.
Das hat dazu geführt, dass der Kurs von 2012 bis 2023 konstant rückläufig war. Mit Blick auf die Geschäftszahlen ist das nachvollziehbar, denn der Umsatz war in dieser Zeit von 102,87 auf 61,86 Mrd. USD massiv zurückgegangen.
Der Gewinn verringerte sich von 15,75 auf 9,13 USD je Aktie, obwohl man in dieser Zeit schätzungsweise 25 Mrd. USD in Aktienrückkäufe gesteckt hat.
Für Anleger wäre es wohl deutlich besser gewesen, wenn IBM das Geld einfach als Dividende ausgeschüttet hätte.
Kursexplosion
In den letzten anderthalb Jahren ist es jedoch zu einer kurstechnischen Kehrtwende gekommen. IBM befindet sich seit Monaten in einer Rallye, der Kurs hat nach mehr als einem Jahrzehnt wieder die Hochs aus 2012 erreicht und sogar leicht übertroffen.
Daher drängt sich die Frage auf, warum das geschehen ist. Hat sich die Lage nachhaltig verbessert? Hat das Unternehmen einen neuen Wachstumstreiber gefunden, der das Geschäft endlich wieder beflügelt, wie es beispielsweise bei Oracle der Fall ist?
Auf den ersten Blick mag das so aussehen, denn im Geschäftsjahr 2022 ist es zu einem Gewinnsprung um 15 % auf 9,13 USD je Aktie gekommen.
Auch 2023 lief das Geschäft nicht schlecht, immerhin ist der Gewinn um 5 % gestiegen und 2024 sollen es plus sechs Prozent werden.
Also alles wieder in Butter? Mitnichten.
Der Gewinnsprung von +15 % im Jahr 2022 folgte auf drei Jahre, in denen der Gewinn um mehr als 30 % eingebrochen war.
Man hat 2022 weniger verdient als in jedem einzelnen Jahr zwischen 2009 und 2019.
Selbst inklusive der Gewinnsteigerungen von 2023 und 2024 liegt das Ergebnis je Aktie heute noch unter allen Jahren zwischen 2010 und 2019.
Und dennoch hat die Aktie ein neues Allzeithoch markiert.
Daher deutet vieles auf eine Überbewertung hin. Das gilt im historischen Vergleich und in absoluten Maßstäben.
In den letzten zehn Jahren lag die P/E durchschnittlich bei 12,3 und selbst in den guten Zeiten, bevor es mit dem Geschäft abwärts ging (2012), lag die P/E bei maximal 14,5.
Heute kommt IBM auf eine P/E von 21,7. Das Unternehmen ist demnach anderthalbmal so hoch bewertet, wie zu seinen besten Zeiten – obwohl man obendrein etwa 55,5 Mrd. USD Schulden hat und die Schulden zuletzt massiv gestiegen sind.
Die Aktienrückkäufe hat man ebenfalls aufgegeben.
Die Bewertung ist meiner Meinung nach aber auch in Anbetracht der Wachstumsraten und aller anderen Charakteristiken viel zu hoch.
Man könnte beispielsweise einen Vergleich zum S&P 500 ziehen.
Wurde die Rallye endgültig ausgeknipst?
Die Wachstumsraten von IBM sind sehr viel niedriger als die des S&P 500, die Bewertung ist fast genauso hoch. Und dass, obwohl der S&P 500 ebenfalls überbewertet erscheint.
Bei IBM besteht aus meiner Sicht ein Kursrisiko von mindestens 30 %, dem stehen Gewinnsteigerungen von 4-6 % p.a. entgegen.
Wenn die Dynamik nicht deutlich zunimmt, könnte IBM in 5 Jahren ebenso viel Wert sein wie heute.
Womöglich ist das einigen Anlegern durch die gestern Quartalszahlen schlagartig bewusst geworden.
Der Gewinn lag in Q3 mit 2,30 je Aktie knapp über den Erwartungen von 2,28 USD. Der Umsatz verfehlte mit 15,0 Mrd. die Analystenschätzungen von 15,2 Mrd. USD.
Der Umsatz ist auf Jahressicht um 1 % gestiegen. Von den drei großen Geschäftsbereichen verzeichnete das Software-Geschäft ein Umsatzplus von 10 % auf 6,5 Mrd. USD, Consulting stagnierte bei 5,2 Mrd. USD und Infrastructure verzeichnete sogar einen Umsatzrückgang um 7 % auf 3,0 Mrd. USD.
Der Gewinn nach GAAP lag bei -0,3 Mrd. USD, das Ergebnis Non-Gaap konnte um 5 % auf 2,2 Mrd. USD gesteigert werden.
Der operative Cashflow war von 3,1 auf 2,9 Mrd. USD rückläufig, der freie Cashflow hat sich jedoch von 1,7 auf 2,10 Mrd. USD verbessert.
Die Quartalszahlen waren bestenfalls mittelprächtig und von viel Licht und Schatten geprägt. Je nachdem, welche Kennzahlen man in den Vordergrund stellt, hat IBM auf Jahressicht Fortschritte oder Rückschritte gemacht.
Unter dem Strich jedoch erscheint IBM überbewertet, unabhängig davon, welche Kennzahl heranzieht.
Fällt die Aktie unter 216 USD, könnte das einen Rücksetzer in Richtung 210 oder 196 – 200 USD auslösen.
Darunter wäre der Weg in Richtung bis 176 – 182 USD frei.
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