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Hugo Boss hat die Prognose gesenkt und stürzt ab. Ist die Kursreaktion überzogen? Ist das eine Kaufgelegenheit?
Kürzlich habe ich einen Artikel über Hugo Boss gelesen. Der Tenor war „Hugo Boss sei profitabel, würde wachsen und mit einem KGV von etwa 10 unterbewertet. Die Aktie sei daher ein klarer Kauf.“
Was soll da schon schiefgehen?
Die Antwort darauf haben wir heute erhalten. Hugo Boss hat die Prognose zusammengestrichen und die Aktie stürzt ab.
Es ist ein mahnendes Beispiel dafür, dass man keine langfristigen Underperformer kaufen sollte. Statistisch gesehen bringt man sich damit nur in Schwierigkeiten.
Das Problem ist, dass selbst die Aktien von Unternehmen mit offensichtlichen Problemen immer wieder massive Rallyes vollziehen, wenn die Hoffnung aufkeimt, dass die Probleme endlich überwunden wurden.
In den meisten Fällen stellt sich am Ende heraus, dass das nicht der Fall ist und die Hoffnung vergebens war.
Als Trader mag man jetzt argumentieren, dass das keine Rolle spielt, doch das ist ein Trugschluss.
Trading ist Statistik und wer nicht alle Mittel ausschöpft, um die Statistik auf seine Seite zu bringen, der wird weder als Trader noch als Investor nachhaltigen Erfolg erzielen.
Und eine Sache dürfte sicher sein: Ein erfolgreicher Longtrade ist mit Alphabet sehr viel einfacher als mit Hugo Boss. Denn eine der beiden Aktien befindet sich einen weitaus größeren Teil der Zeit im Aufwärtstrend als die andere. So einfach ist das.
All das ist kein Zufall
Für Investoren ist die Sache sogar noch einfacher. Wenn eine Aktie seit 10 Jahren oder mehr seitwärts oder gar abwärts tendiert, müssen Sie sich mit dem Unternehmen nicht mehr beschäftigen.
Es wäre zwar gut möglich, dass sich hinter der schwachen Kursentwicklung eine Perle versteckt, doch in 80% der Fälle ist dem nicht so.
Man sollte also vorsichtig sein, wenn es bei solchen Unternehmen mal wieder die Kurse steigen. Vielleicht endet es wieder auf dieselbe Art und Weise wie bei den vorherigen Malen. Statistisch gesehen ist das sogar sehr wahrscheinlich.
Eine Studie über einen Zeitraum von 20 Jahren hat gezeigt, dass 80% der Underperformer auch Underperformer bleiben und in den seltensten Fällen zu Top-Performern werden (Siehe Gautam Baid – The Joys on Compounding). Daran lässt sich nicht rütteln.
Wer Studien nicht vertraut, der muss sich nur umschauen. Es ist kein Zufall, dass über Jahrzehnte hinweg jede Rallye von K+S, TUI, Thyssen, E.On oder Hugo Boss in einem Kollaps geendet hat.
Die Unternehmen haben schlichtweg grundlegende Probleme, die sie in 80% der Fälle nicht lösen können.
Teilweise gibt es auch keine Lösung. K+S kann nichts daran ändern, dass der Kalipreis enormen Schwankungen unterworfen ist und Salz kein Wachstumsmarkt ist.
Hugo Boss kann wenig daran ändern, dass Mode Trends unterliegt und alle Hersteller von Gebrauchsgütern im „mittelpreisigen“ Segment mit Problemen kämpfen.
Billig oder Luxus
Diese Entwicklung ist bereits seit anderthalb Jahrzehnten als „Consumer Hourglass Theory“ bekannt.
Dieser Theorie zufolge, die eigentlich keine Theorie mehr ist, erodiert das mittelpreisige Segment bei allen möglichen Produktkategorien. Es findet eine Spaltung in billig und teuer statt, dazwischen gibt es nicht mehr viel.
Im Kleidungsbereich erleben wir das seit Jahren eindrucksvoll. Einerseits gibt es Anbieter von fragwürdiger Billigware wie Primark, die einen Siegeszug erleben. Auf der anderen Seite stehen Louis Vuitton oder Hermes, denen man regelrecht die Bude einrennt.
Im Gegensatz dazu strauchelt alles, was nicht billig genug oder Luxus ist.
Der Grund dafür ist so traurig wie simpel: Die zunehmende Schere zwischen Arm und Reich, die Erosion der Mittelschicht, die ungleiche Verteilung von Vermögen.
Die Armen können sich Hugo Boss nicht leisten und für die Reichen ist Hugo Boss nicht exklusiv genug. Mit Hugo Boss sammelt man keine Likes auf Instagram.
Das muss einem nicht gefallen, aber es ist die Realität.
„Makroökonomische Unsicherheit“
Wie der Modekonzern am Montagabend mitgeteilt hat, ist der Umsatz im zweiten Quartal um 1% auf 1,02 Mrd. Euro und das EBIT um 42% auf 70 Mio. Euro gesunken.
„Wir befinden uns in einer Phase erheblicher globaler makroökonomischer Unsicherheit, die sich auch auf unsere Performance im zweiten Quartal ausgewirkt hat”, sagt CEO Grieder.
Daher hat man die Umsatzprognose für das laufende Geschäftsjahr von 4,30 – 4,45 auf 4,20 – 4,35 Mrd. Euro gesenkt.
Beim EBIT musste man von +5 bis +15% auf -15% bis +5% zurückrudern.
Das EBIT läge demnach bei 350 – 430 Mio. Euro statt 430 – 475 Mio. Euro und die EBIT-Marge bei etwa 9%.
Als hochprofitabel kann man Hugo Boss nicht bezeichnen.
Das Ergebnis dürfte bei 3-4 Euro je Aktie liegen. Die Bullen werden sagen „Hugo Boss sei profitabel und mit einem KGV von etwa 10 unterbewertet. Die Aktie sei daher ein klarer Kauf.“
Vielleicht kommt Ihnen das bekannt vor.
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